Erythrophobie Behandlung & Therapie

Wer unter der Angst vor dem Erröten leidet, braucht Hilfe, denn diese Angst, eine Phobie, begleitet Situationen, in denen ein Kontakt zu anderen Menschen aufgenommen werden soll und verhindert diesen teilweise oder ganz.
Angst vor Rotwerden - Therapie und Behandlung

Errötungsangst – Hilfe & Informationen

Und auch wenn Rotwerden an sich nicht schlimm ist und deshalb die phobische Angst unangemessen scheinen mag, so ist es für denjenigen, der unter Erythrophobie leidet, das Schlimmste. Er steht hochrot angelaufen vor anderen und ist bloßgestellt und der Situation völlig ausgeliefert, er schämt sich in Grund und Boden. Und gerade diese Angst vor dieser Situation bewirkt, dass es immer wieder dazu kommt, wenn der Betroffene keine Hilfe findet.

Wie äußert sich eine Erythrophobie und was können Sie als Betroffener dagegen tun?

Sie stehen nicht allein da und es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, die den Leidensdruck lindern und das Übel beseitigen können. Sie selbst können ebenfalls einiges dazu beitragen. Allein schon zu wissen, was da eigentlich vorgeht, kann helfen.

Ursachen, Auslöser und körperliche Reaktionen

Es scheint, als sei das Rotwerden die Ursache für die Angst derjenigen, die unter Erythrophobie leiden. Sie schämen sich für ihre Reaktion, die immer dann auftritt, wenn sie in Kontakt mit anderen treten sollen, sich plötzlich im Mittelpunkt finden, angesprochen werden, öffentlich reden sollen, gelobt oder kritisiert werden, wenn sie sich vor Herausforderungen sehen und anderes mehr. Aber Rotwerden ist weder gefährlich noch lebensbedrohend. Manchmal ist es eine normale körperliche Reaktion, zum Beispiel nach einer Anstrengung, aber auch bei Freude oder Sympathie, beim Flirten, bei hoher Konzentration oder Aufregung und Zorn. Es ist also auch eine recht häufige Reaktion, die körperlich oder gefühlsmäßig begründet ist. Warum also diese große, quälende Angst?

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Entwicklung und Verlauf der Erythrophobie

Erythrophobie entwickelt sich während der Kindheit, wenn dem Kind häufig vermittelt wird, dass es, so wie es ist, nicht in Ordnung ist. Kommt eine mit Scham besetzte Situationen dazu, die dem Kind auch außerhalb der Familie erneut den Eindruck schafft, dass es peinlich, nicht gut oder nicht klug genug, unfähig oder nicht wertvoll sei und dass es deshalb nichts wollen, wünschen oder begehren dürfe, dann kann sich eine Erythrophobie entwickeln.

Ein Kind ist relativ wehrlos gegen seelische Verletzungen und kann mit der Zeit tatsächlich glauben, dass es gravierende Mängel hat. So sind die eigentlichen Ängste, die zu einer Erythrophobie führen können, einerseits erneut schmerzhafte Gefühle erleben zu müssen und andererseits anhand des Rotwerdens noch mehr als mit Mängeln behaftet bloßgestellt und abgelehnt zu werden. Dies kann so geschehen, weil der Erwachsene, der an Erythrophobie leidet, in der Kindheit und Jugend gelernt hat, sich seiner selbst, seiner Gedanken, Gefühle oder vermeintlicher Mängel zu schämen.

Die intensive Selbstbeobachtung, die Betroffene entwickeln, um das peinliche Erröten zu vermeiden, verstärken das Rotwerden. Das dauernde Warten und Grübeln über das gefürchtete Ereignis sind kontraproduktiv und mit der Zeit wird dann das verräterische Angstsymptom selbst zum Problem. Hinzu können noch andere Reaktionen, wie Schwitzen, Zittern, Sprachlosigkeit, Herzrasen und Übelkeit kommen. Da wundert es nicht, dass eine an sich harmlose körperliche Reaktion zu einer schwerwiegenden Krankheit führen kann. Manchmal ist der Leidensdruck so groß, dass Kontaktsituationen gänzlich gemieden werden. Es droht Vereinsamung und Verzweiflung bis hin zur Depression.

Therapie- und Behandlungsansätze bei Errötungsangst

Angst ist zunächst einmal keine Krankheit, sondern eine natürliche und nützliche Reaktion, die auf eine Gefahr hinweist. Sie löst die vermehrte Ausschüttung von Adrenalin und anderen körpereigenen Stoffen aus und bereitet den Körper auf Kampf oder Flucht vor. Die Temperatur erhöht sich, die Blutgefäße werden erweitert, um die Muskeln besser zu durchbluten, die Gesichtsfarbe ändert sich und das Herz klopft fühlbar schneller. Das ist durchaus sinnvoll. Was aber, wenn es gar keine nachvollziehbare Gefahr gibt? Manchmal wissen Betroffene gar nicht mehr, was sie eigentlich so sehr fürchten, sondern nur noch, dass das sichtbare Symptom ihrer Angst sie als ängstlich und unsicher offenbart und sie in peinliche Situationen bringt. Von daher haben sie im Verlauf der Zeit Angst vor dem Rotwerden entwickelt und sie an die Stelle der Angst vor neuerlichen seelischen Verletzungen wie Erniedrigung und Demütigung, die durchaus sinnvoll ist, weil seelische Schmerzen genauso schmerzhaft sind wie körperliche, gesetzt. Nicht das Rotwerden gilt es zu bekämpfen, sondern die Ursachen für diese Reaktion.

Bei der Erythrophobie handelt es sich um eine Erwartungsangst, die im ICD-10 unter Punkt F40.2 als eigenständige Erkrankung geführt wird.

Die gute Nachricht: Erythrophobie ist mit gutem Erfolg behandelbar. In der Therapie geht es darum, das Selbstwertgefühl und die Handlungsfähigkeit der Betroffenen wieder aufzubauen und ihnen Strategien an die Hand zu geben, ihre Angst zu mildern oder zu überwinden, sodass ihr Leben wieder lebenswert werden kann.

Therapiemöglichkeiten

Das Rotwerden zu unterdrücken ist nicht möglich. Wirkliche Hilfe bietet nur eine Therapie. Empfehlenswert ist die kognitive Verhaltenstherapie, die speziell bei Angsterkrankungen sehr wirksam ist. Der Ansatz ist mehrgleisig und zielt darauf ab, erstens Ursachen, nämlich nicht förderliche Denk- und Fühlmuster zu erkennen und zu ändern und zweitens Schritt für Schritt zu lernen, die Angst auslösenden Situationen künftig besser zu meistern. Beides geht Hand in Hand und beeinflusst sich gegenseitig zum Guten.

Zu diesem Zweck werden verschiedene Möglichkeiten angeboten.

Medikamente und Tabletten

Angstlösende, beruhigende und die Gefühle dämpfenden Medikamente scheinen eine Lösung zu bieten. Sie können eine Notfallhilfe bei sehr schweren Krankheitsausprägungen sein. Aber sie heilen nicht. Setzt man die Medikamente wieder ab, dann treten die Symptome erneut auf. Dauernde Medikamenteneinnahme kann daher zu Abhängigkeit und zusätzlichen Problemen führen. Deshalb sind Medikamente keine wirkliche Lösung.

Häufig eingesetzt und angewandt wird:

  • Johanniskraut
  • Baldrian
  • Akupunktur
  • Citalopram
  • Propranolol (Betablocker)
  • Paroxetin (Paroxat)
  • Bachblüten

Operation

Auch die häufig als Hilfe propagierte Operation, bei welcher der Nerv, der die Blutzufuhr zum Gesicht steuert, abgeklemmt oder durchtrennt wird, ist keine wirkliche Lösung. Erstens ist diese Operation ein schwerwiegender Eingriff in das sympathische Nervensystem und kann zu beträchtlichen Neben- und Nachwirkungen führen, zweitens hilft sich der Körper aus der künstlich entstandenen Lage, indem andere Nerven die Funktion des ursprünglichen übernehmen. Dies führt dazu, dass die Reaktion Rotwerden nach einiger Zeit wieder auftritt. Damit ist nichts gewonnen. Bei Interesse suchen Sie nach diesem Fachbegriff -> Endoskopische-Transthorakale-Sympathektomie. Beitrag zum Thema Erfahrungen mit ETS im Hilfe Forum.

Selbsthilfe Tipps

Hilfreich können Entspannungsverfahren, wie die progressive Muskelentspannung, sein.
Eine Selbsthilfegruppe, in der Sie sich unter Gleichgesinnten ein Stück weit geborgen fühlen, kann eine gute Hilfe bei den notwendigen Veränderungen sein, weil sie stärkt und Austausch ermöglicht.
Sie selbst können sich möglicherweise mit einem Schritt-für-Schritt-Plan, der Sie an die gefürchteten Situationen heranführt und kleine Erfolge ermöglicht, helfen. Sie können auch lernen, offensiv mit dem Erröten umzugehen, indem Sie es selbst ankündigen oder kommentieren.

Und wenn Sie unversehens in eine Situation geraten, in der die Angst aufkommt, dann kann es helfen zu zählen, bis die Angst nachlässt. Diese Methode ist oft wirksam, weil das Gehirn nicht gleichzeitig auf Gefühle und logisch-analytische Aufgaben reagieren kann. Die Angstgefühle flauen ab.

Tipp: Im Erythrophobie Forum von Psychic.de treffen sich Betroffene um sich gegenseitig Mut zu machen und Behandlungsmöglichkeiten auszutauschen. Ein Besuch lohnt sich!

Schlusswort

Weder sind Sie allein mit Ihrem Problem, noch ist die Erythrophobie unüberwindlich. Es gibt wirksame Hilfen. Deshalb scheuen Sie sich nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen, damit Ihr Leben wieder lebenswert wird. Die kognitive Verhaltenstherapie gehört zu den Leistungen, die von den meisten Krankenkassen übernommen werden. Und einen Therapeuten, bei dem Sie sich wohl und geborgen fühlen, gibt es sicher auch in Ihrer Gegend. Adressen finden sich in den gelben Seiten oder über das Internet. Nutzen Sie das Forum für den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten.



Autor: Psychic-Redaktion - aktualisiert am
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