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Was für Ausstehende zunächst gern belächelt wird, ist eine ernstzunehmende, psychische Erkrankung, die starke Beeinträchtigungen für Betroffene bedeuten. Aber es gibt Hoffnung. Denn die Erfolgschancen bei einer Therapie stehen gut.
Behandlung
Menschen mit der Schönheitswahn-Erkrankung sind der festen Überzeugung, dass sie hässlich sind und suchen deshalb Schönheitschirurgen, Orthopäden oder Zahnärzte auf.
Auch wenn sie dort gut aufgehoben sind und ihr vermeintlicher Makel durch die Plastische Chirurgie behoben ist, fühlen sich Betroffene weiterhin hässlich und finden an ihrem Körper schnell einen weiteren Schönheitsfehler.
Dass ihr Empfinden allerdings mit einer Zwangsstörung zusammenhängen könnte, ist ihnen nicht bewusst. Ihre disfunktionale Wahrnehmung glaubt fest daran, dass sie auf andere Menschen mit ihrem Äußeren abstoßend wirken. Deshalb kommt es erst sehr spät zu einer Behandlung, oftmals erst, wenn Leidende sich völlig von der Gesellschaft und ihren Mitmenschen isoliert haben. Aber es gibt Therapiemöglichkeiten, die Dysmorphophobie erfolgreich behandeln.
Hilft mir eine Hypnose?
Bevor mit der Hypnose bei den Ursachen ansetzen, sollten Sie immer erst mit einer Verhaltenstherapie beginnen. Wichtig ist, dass Sie sich mit Ihrem Therapeuten verstehen. Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, wenn Sie mit Ihrem Therapeuten nicht zurecht kommen. Eine gemeinsame Wellenlänge ist unerlässlich für eine erfolgreiche Therapie. Sie haben immer die Möglichkeit einen Behandlung jederzeit zu beenden. Jeder erfahrene Therapeut weiß, dass das Klima stimmen muss.
Was sieht der Betroffene?
Während der Betroffene verzweifelt versucht seinen Makel zu beheben, ist für Außenstehende oft nichts zu erkennen. Es wirkt so, als würde der Betroffene etwas sehen, dass nicht vorhanden ist. Außenstehende schütteln oft mit dem Kopf, da Sie auch bei genauem Hinsehen beim besten Willen nichts erkennen können. Interessant ist, dass Dysmorphophobiker bei anderen Betroffenen auch keinen Makel erkennen, nur eben bei sich selbst. Zur Verdeutlichung sollten Sie sich dieses Video zum Thema Körperschemastörung und Hypnose einmal ansehen.
Betroffener berichtet:
Kognitive Therapie
Die kognitive Therapie wurde in den 1950ern und 60ern entwickelt und war eine gewisse Gegenbewegung zur behavioristischen Psychologie, die auf einer naturwissenschaftlichen Grundlage basierte. Der Psychiater Aaron T. Beck versuchte mit der Entwicklung der kognitiven Therapie nicht die objektive, sondern die subjektive Wahrnehmung von Patienten in den Vordergrund einer Therapie zu stellen. Für Beck war klar, dass nicht die objektive Wirklichkeit entscheidend ist, sondern das subjektive Wahrnehmen. Deshalb galt es für Beck, einen Wahrnehmungsprozess zu aktivieren, um beispielsweise Menschen mit Depressionen aus ihrem bisherigen, negativen Schema herauszuholen.
Kognitiv stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „erkennen“. Eigentlich beschreibt es exakt die Vorgehensweise einer kognitiven Therapie. Sie versucht in einzelnen, kleinen Schritten Lösungsansätze zusammen mit den Patienten zu finden, um disfunktionale Schematiken zu erkennen, sie zu bewerten und zu ändern. Genau deshalb ist die kognitive Therapie für Menschen mit der Angst vor Hässlichkeit besonders geeignet. Einer der wichtigsten Faktoren ist es nämlich, dass Patienten zuerst einmal erkennen müssen, dass sie nicht abscheulich sind, sondern dass ihre eigene Wahrnehmung verzerrt ist.
Das ist allerdings ein großer Schritt, da zugleich Minderwertigkeitsgefühle der Patienten genau das verhindern möchten. In den ersten Schritten einer kognitiven Therapie wird offengelegt, wie der Patient sein Leben überhaupt deutet. Die „Denkfehler“ werden gemeinsam mit Patient und Therapeut herausgenommen, einzeln betrachtet und versucht umzuändern. Dabei besitzt die kognitive Therapie einen weiteren Unterschied zu anderen Methoden. Denn sie beginnt nicht in der Verarbeitung der Vergangenheit, sondern betrachtet das entstandene Problem im Hier und Jetzt. Die Ursache ist für den aktiven Wahrnehmungsprozess nur nebensächlich.
Ein weiterer positiver Effekt einer kognitiven Therapie ist, dass weitere psychischen Störungen, die man als Begleiterscheinung einer Körperschemastörung ansehen kann, erfolgreich mit behandelt werden. Zu ihnen gehört auch das sogenannte Schwarz-Weiß-Denken. Menschen, die nur schwarz-weiß sehen, leben nach dem Prinzip „alles oder nichts“. Entweder ist man schön oder hässlich, Verlierer oder Sieger. Das extreme Denken lässt nur eine Entscheidung zu. Würde man eine andere treffen, wäre sie von vorne hinein falsch. Es gibt für Menschen mit Schwarz-Weiß-Denken keine Grautöne. Dies ist ebenfalls ein „Denkfehler“, der aus einer disfunktionalen Wahrnehmung entsteht und mit einer kognitiven Therapie erkannt und umgewandelt werden kann. Ähnlich sieht es mit Depressionen aus, unter denen viele Betroffene von Dysmorphophobie leiden. Hoffnungslosigkeit, Angst und Sinnlosigkeit entstehen oft aus der verzerrten Wahrnehmung, die zum Schluss nicht selten zur völligen Isolation führt.
Ein weiterer Teil der Therapie ist eine aktive Unterstützung des Patienten. Das bedeutet, Betroffenen werden Aufgaben gestellt, die sie zuhause beziehungsweise in ihrem Umfeld selbstständig erledigen müssen. Unter anderem gehört dazu ein wöchentlicher Aktivplan mit gestellten Aufgaben. Patienten müssen eintragen, ob sie die Aufgabe erledigen konnten und was sie dabei empfunden haben. Auch sogenannte gestufte Aufgaben sind Bestandteil der kognitiven Therapie. In den ersten Phasen sind die Herausforderungen sehr einfach, werden aber immer komplexer. Dieser Teil der Behandlung dient dazu, dass Patienten in ihrem Leben das in der Therapie Gelernte umsetzen können und so Schritt für Schritt aus ihrer Zwangsstörung befreit werden. Gleichzeitig wird das Selbstbewusstsein gestärkt und die Minderwertigkeitsgefühle aus dem Denken verdrängt.
Die Dauer bzw. die Anzahl der Sitzungen einer kognitiven Therapie hängen vom Schweregrad der Erkrankung ab.
Medikamente
Begleitend zu einer Therapie gibt es auch Medikamente, die bei einer Dysmorphophobie eingesetzt werden. Als wirksam haben sich sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) herausgestellt. Das Antidepressivum kann nicht nur bei Depressionen, sondern auch bei Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt werden. Allerdings setzt die Wirkung der Präparate mit Verzögerung ein. Das ist auch der Grund, weshalb SSRI nur langfristig und nicht bei akut auftretenden Symptomen geeignet ist. Die Dosis des Präparates ist in der Regel höher angesetzt als bei Patienten mit Depressionen. Vor allem in der ersten Zeit können Müdigkeit und Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt auftreten, bis sich der Körper an die Medikamente gewöhnt hat. Sollten sich die Nebenwirkungen allerdings verstärken oder nicht nachlassen, ist es empfehlenswert, erst einmal einige Medikamente unter ärztlicher Aufsicht zu testen, bis das richtige Präparat gefunden ist.
Die Auswahl und Sinnhaftigkeit, ob ein Medikament zum Einsatz kommen soll, muss von einem Arzt / Therapeuten entschieden werden. Da eine Behandlung mit Medikamenten nicht bei den Ursachen anknüpft, sollte die Gabe wenn überhaupt nur als Begleitmaßnahme angesehen werden.
Selbsthilfe – was dagegen tun?
- Am wichtigsten ist es, dass Sie selbst wissen, dass Ihr vermeintlicher Makel nur eingebildet ist. Wenn Sie das erkennen, wissen und fühlen, ist der erste Schritt getan.
- Suchen Sie sich eine Selbsthilfegruppe.
- Verbannen Sie für eine Weile alle Spiegel.
- Helfen Sie anderen Betroffenen. Dadurch geben Sie sich selbst die nötigen Antworten.
Zuletzt: Nutzen Sie das Forum für Dysmorphophobie um Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen.