Angst vor Krankheiten (Hypochondrie)

Etwa 5 Prozent der Deutschen leiden an Hypochondrie – der Angst, krank zu sein. Diese Angst vor Krankheiten bestimmt das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen und macht ihnen einen unbeschwerten Alltag unmöglich. Doch wie genau äußert sich diese Störung, woher kommt sie und was lässt sich dagegen tun?
Angst vor Krankheiten - Hypochondrie

Symptome der Hypochondrie

Hypochonder bilden sich ein, schlimme Symptome zu haben, die für bestimmte Krankheitsbilder sprechen. Allerdings bilden sie sich die einzelnen Symptome nicht völlig ein – das Herzrasen oder die Schweißausbrüche, die Schlafstörungen und die Magenbeschwerden gibt es tatsächlich, allerdings werden sie von den Betroffenen verstärkt wahrgenommen und es wird kleinen, unbedeutenden Symptomen eine große Bedeutung beigemessen.

Die Hypochonder ordnen ihre jeweiligen Symptome selbstständig einem bestimmten Krankheitsbild zu – oft glauben sie unerschütterlich, an Krebs erkrankt zu sein oder an Multipler Sklerose zu leiden. Sie besuchen sehr häufig einen Arzt, vertrauen aber dessen Urteil nicht. Wenn sie vom Arzt bescheinigt bekommen, vollkommen gesund zu sein, so ist dies für sie nur eine ganz kurze Zeit lang ein Grund zum Aufatmen. Beim nächsten noch so kleinen Symptom, glauben sie sofort wieder, an der Krankheit zu leiden, die der Arzt bei ihnen zwar nicht feststellt, von der sie aber genau wissen, dass es sie gibt. Kennzeichnend für die Hypochondrie ist vor allem die ständige Angst und Panik der Betroffenen.

Die Beschwerden an sich werden von den Betroffenen zwar oft als dramatisch bewertet, sind verglichen mit der alles erstickende Angst jedoch eher Nebensymptome. Nicht selten mündet die Angst in einer Panikattacke.

Vertrauen finden

Wenn man Ihnen sagen würde, Sie hätten eine schlimme unheilbare Krankheit und Sie hätten noch ca. 10 Jahre zu leben, was wäre Ihnen lieber?

a, Sie grübeln die ganzen Jahre darüber nach, an was Sie noch alles erkranken könnten und genießen Ihre letzten Jahre nicht

oder

b, Sie werfen Ihre Sorgen über Board. Sie sagen sich, wenn es schon so ist, dass ich nichts mehr tun kann, dann genieße ich jetzt mein Leben. Egal was da kommt?

Sie haben sich sicherlich für die Antwort b entschieden? Und nun lassen Sie sich gesagt sein, das Leben ist unheilbar. Wir alle müssen irgendwann sterben. Dies ist natürlich keine schöne Vorstellung und jedem von uns macht dieses Wissen etwas Angst oder Unbehagen. Wenn wir doch aber nichts daran ändern können, wäre es deswegen nicht sinnvoller, wir würden die Tage, die wir haben, genießen? Wir allen kennen den Spruch:

Nimm das Leben nicht so ernst, Du kommst sowieso nicht lebend da raus!

In diesem Spruch steckt die größte Wahrheit, die es für Sie zu erlernen gilt. Lassen Sie los! Gehen Sie in sich.

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie sind alt, Sie liegen auf Ihrem Sterbebett und hatten trotz Ihrer ständigen Befürchtungen und Sorgen ein relativ gesundes Leben. Was würden Sie sich wohl in den letzten Minuten selbst sagen? Genau, Sie würden sich sagen, „oh nein, warum hab ich mich nur mein ganzes Leben lang verrückt gemacht. Hätte ich doch noch einmal die Chance, ich würde aufhören, mich selbst krank zu denken„.

Die gute Nachricht

Sie wissen, wo Sie gerade sind? Sie sind nicht auf Ihrem Sterbebett. Sie sind vor Ihrem PC und sind in der Lage diese Zeilen zu lesen. Sie sind gerade an einem Punkt, an dem Sie noch alles ändern können. Sie müssen sich nicht irgendwann sagen: „Hätte ich doch nur mein Leben gelebt. Hätte ich doch nicht so genau hingesehen und hätte ich mich an den kleinen Dingen erfreut„. Sie können es jetzt ändern. Die Einsicht und der Wille zur Veränderung wird Sie an neue Ufer führen.

Selbst wenn Sie alles kontrollieren und zu niemanden Vertrauen haben, wird trotzdem ein Restrisiko bleiben. Sie sind nicht vollkommen und auch Sie können irren. Sie sollten an den Punkt kommen, an dem Sie sich sagen. „Jetzt wird mir das alles zu ….„. Ich lebe jetzt mein Leben und wenn ich eine Krankheit bekommen soll, dann bekomme ich diese so oder so, egal ob ich mir ständig Gedanken mache oder nicht. Es liegt nicht in meiner Hand!

Nochmal, lassen Sie los, Sie kommen hier nicht lebend raus. Gehen Sie vor die Tür, atmen Sie tief ein und wieder aus. Rufen Sie: Ich lebe!

Dr. Google – nach Krankheiten suchen

Verspürt man ein Symptom oder einen Schmerz, so ist es natürlich nahe liegend im Internet nach dem Symptomen zu suchen. Schnell findet man in Internetforen oder Ratgeber-Webseiten eine Liste der möglichen Krankheiten und die Panik, an einer Krankheit zu leiden, steigt auf. Schnell wird aus der Vermutung die Gewissheit, ich bin schwer krank und brauche Hilfe. Was man bei der Suche nicht bedenkt ist, dass man durch die Eingabe der Anzeichen bereits eine Vorselektion getroffen hat. Menschen, die zwar die gleichen Symptome haben, aber nicht krank sind oder wieder gesund geworden sind, schreiben in der Regel nicht mehr darüber im Internet, da sie die Krankheit nicht mehr beschäftigt. Somit finden Sie online oft nur die Erfahrungsberichte, welche den Extremfall wiederspiegeln. Dieser Fall muss aber nicht auf Sie zutreffen. Zu den meisten Symptomen gibt es eine ganze Reihe von möglichen harmlosen und schlimmen Krankheiten. Je nach Interpretation kann man sich so ganz schnell sterbenskrank recherchieren.

Online nach Symptomen zu googeln ist nicht verkehrt um sich einen Überblick über die Möglichkeiten zu verschaffen. Diese Möglichkeiten aber gleich so zu interpretieren, als gebe es keine Zweifel, sind meist unbegründet. Wenn sich die Angst dann auch noch durch ein großes Blutbild, ein MRT, durch die Sonographie usw. als unbegründet erwiesen hat, dann waren Sie wochenlang bis zur Vorsorge-Untersuchung völlig unnötig in Angst.

Hinter der Hypochondrie können ganz verschieden Ursachen stecken.

  • Leichte körperliche Erregbarkeit
  • Schnelle psychische Erregbarkeit
  • Zu viele Informationen über Krankheiten mitbekommen
  • Überängstliche Eltern
  • Traumatische Erfahrungen mit Krankheit in der Vergangenheit
  • Negative Umstände wie starke Stresssituationen

Hypochonder neigen stärker als andere Menschen dazu, auf Stress oder andere Belastungen mit körperlichen Symptomen wie etwa Herzrasen, Herzstolpern oder Schwitzen zu reagieren. Zwar sind diese Symptome an und für sich harmlos, werden von den Betroffenen aber sehr stark wahrgenommen. Gepaart mit der Tendenz, solche harmlosen Symptomen sehr ernst zu nehmen, kann eine Hypochondrie entstehen.

Viele Hypochonder kommen in irgendeiner Weise mit Krankheiten in Berührung, bevor sich die Störung bei ihnen entwickelt. Ein solcher Kontakt können beispielsweise Berichte in Radio und Fernsehen oder Artikel aus Zeitung oder Internet sein, aber auch der Kontakt mit Krankheit selbst, weil beispielsweise ein Freund, Bekannter oder Familienmitglied erkrankt ist, kommt hierfür in Frage.

Bei vielen hypochondrischen Menschen beginnt die Störung in einer Stresssituation, aber manchmal auch erst, nachdem eine starke Belastung vorüber ist. Wenn die Betroffenen schlimmen Stress erlebt haben oder sich ihr Leben sehr verändert hat, kann eine Hypochondrie daraus entstehen, dass der Körper vermehrt Signale sendet, die von starker Belastung herrühren. Hierzu gehören beispielsweise Probleme mit der Verdauung, Kopfschmerzen oder Müdigkeitserscheinungen. Diese an und für sich harmlosen Symptome sind eigentlich ganz typisch und normal, werden vom Hypochonder allerdings für ernsthafte Symptome einer schweren Krankheit gedeutet. Diese Krankheit ähnelt oft der Krankheit, von der sie zuvor durch den erkrankten Menschen in ihrem Umfeld oder die Zeitungsberichte so viel mitbekommen haben.

Die Angst krank zu sein ist jetzt bereits in ihren Anfangszügen und hat Gelegenheit, sich zu manifestieren und zur Phobie zu werden. Das liegt daran, dass die Betroffenen dabei sind, einen Teufelskreis zu betreten. Sie glauben fest daran, krank zu sein oder zu werden und kommen so natürlich zusätzlich in Stress. Sie widmen ihren Beschwerden noch mehr Aufmerksamkeit und finden noch mehr über ihre Probleme heraus, indem sie sich in Fachliteratur kundig machen. Dadurch finden die Betroffenen noch mehr Symptome, die auch auf sie zutreffen und werden immer überzeugter, krank zu sein. So kann noch mehr Stress entstehen, für den der Körper Signale sendet, die vom Hypochonder wiederum als bedrohliche Anzeichen für Krankheit gedeutet werden.

Die Hypochonder beginnen nun, ihr Leben nach ihrer Angst auszurichten. Sie vermeiden jegliche Belastungen, seien sie körperlich oder seelisch. Schließlich müssen sie sich schonen, um nicht noch kranker zu werden. Dadurch ist der Körper allerdings keinerlei Belastung mehr gewohnt und reagiert natürlich bereits auf Treppensteigen mit schnellerem Herzschlag und Atmen. Dies wiederum interpretieren Hypochonder als zusätzliche Symptome ihrer Krankheit, von der sie überzeugt sind.

Hypochondrie Test

Die Angst krank zu sein schränkt den Betroffenen ein. Er ist in der Regel nicht der Meinung, ein Hypochonder zu sein.

Mit dem Wort „Hypochonder“ sollte man sehr vorsichtig umgehen. Die Diagnose ist mitunter recht kompliziert und erfordert etwas Fachwissen. Es gibt Menschen, welche häufiger krank sind oder Krankheitssymptome verspüren. Dass dies natürlich beunruhigend ist und den Betroffenen dazu veranlasst sich große Sorgen zu machen, ist verständlich. Von der krankhaften Angst vor Krankheiten spricht man erst, wenn die Sorge zur Phobie wird und die Betroffenen Tag ein und Tag aus Symptome interpretieren und den Körper in Alarmbereitschaft versetzen.

Wir möchten Ihnen an dieser Stelle keinen 10 Punkte Online-Test präsentieren, der Sie nach dem Ergebnis möglicherweise noch mehr beunruhigt als Sie es jetzt schon sind. Selbst wenn der Test gänzlich negativ ausfällt, kann dies auch an der Fragestellung liegen. Aus diesem Grund stellen wir hier keine Diagnosen. Wenn Sie bereits diesen Artikel im Internet gefunden haben und sich mit der Frage beschäftigen, ob Sie ein Hypochonder sind, dann sollten Sie dies auch fachärztlich abklären lassen. Aber keine Sorge, diese Angststörung ist heilbar.

Therapie & Behandlung

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Hypochondrie selbst lässt sich recht gut bekämpfen und behandeln, allerdings ist es schwierig, einen Hypochonder davon zu überzeugen, dass er kein organisches, sondern ein psychisches Problem hat. Da viele Hypochonder sich so sicher sind, eine Krankheit zu haben und keine Phobie, ist es für sie oft ein weiter Weg von Arzt zu Arzt, bis sie -manchmal nach Jahren – beginnen, möglicherweise eine psychotherapeutische Behandlung in Betracht zu ziehen. Dann allerdings können in einer kognitiven Verhaltenstherapie gute Erfolge bei der Behandlung erzielt werden.

Konfrontationstherapie

Die Sorgen der Hypochonder werden in einer Therapie langsam aufgearbeitet, was allerdings auch seine Zeit dauert und etwas Überwindung kostet. Es ist keine Sache von ein paar wenigen Wochen, gegen eine Hypochondrie vorzugehen und die Patienten von ihren Sorgen, Schlafstörungen und Ängsten zu befreien. Sinnvoll ist es, nach den Ursachen der Hypochondrie zu forschen, allerdings sollte dem Patienten vor allem mittels Konfrontation gezeigt werden, dass seine Angst, an Krebs oder ähnlichen Krankheiten zu leiden, unbegründet ist. Wichtig ist auch, dass der Patient langsam wieder seinen Körper durch Sport stärkt, damit dieser zu einer guten Kondition zurückfindet und der Patient selbst lernt, seine Symptome als normal und harmlos zu beurteilen.

Entspannungsmethoden zur Beruhigung

Begleitend zu einer Verhaltenstherapie sollten gewisse Methoden zur Entspannung erlernen. So können Sie sich im Ernstfall selbst beruhigen und zurück zu Ihrer Mitte finden. Dies stärkt Ihr Selbstvertrauen und gibt Ihnen Ihren inneren Frieden zurück. Hilfreiche Entspannungstechniken bei Hypochondrie sind: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Meditation, Yoga oder Autogenes Training. Alternativ können Sie auch etwas ruhige Musik auflegen, Ihre Augen schließen und Ihre Gedanken einfach kommen und gehen lassen. Stellen Sie sich einen schönen Ort vor, an dem Sie einmal waren oder noch hin möchten.

Selbsthilfe

Es gibt einige gute Möglichkeiten, wie sich Hypochonder selbst helfen können. Tipps wären hier beispielsweise, sich einmal näher mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. Warum ist die Angst vor Krebs so präsent? Bereitet dieser vielleicht deswegen so viel Kopfzerbrechen und Schlafstörungen, weil ein Familienmitglied daran erkrankt ist? Ebenfalls sollten sich Hypochonder überlegen, ob sie nicht unbewusst Vorteile aus ihrer Angst ziehen, krank zu sein.

Ist es nicht schön, wenn sich auf einmal alle Menschen Sorgen machen? Hypochonder können ganz unbewusst anfangen, solche Vorteile zu nutzen, und sollten sich daher einmal überlegen, was genau sie sich eigentlich gerade am allermeisten wünschen. Ganz wichtig ist auch, dass Menschen mit Hypochondrie lernen, dass negative Gedanken und zu viel Beschäftigung mit dem Kranksein ihrer Gesundheit nicht gut tun. Viel besser wäre es, das Leben zu genießen und sich regelmäßig Dinge vorzunehmen, auf die sich gefreut werden kann – glückliche Gedanken beeinflussen auch die Symptome enorm, da der Körper sich dann entspannen kann und weniger Stress hat.

Wer ständig Angst hast, krank zu sein, sollte sich definitiv Hilfe suchen. Für die Betroffenen selbst kommt dies oft gar nicht in Frage – wer Bekannte oder Verwandte hat, die wohl unter Hypochondrie leiden, werden mit sanfter Überzeugungskraft oft nicht viel machen können. Ein gemeinsames Gespräch mit eine Therapeuten oder Selbsthilfeseiten können hier bereits wichtige erste Schritte sein.

Somatisierungsstörung

Sie haben viele körperliche Symptome ohne messbaren Befund? Dann könnte bei Ihnen eine Somatisierungsstörung vorliegen. Hier finden Sie eine Selbsthilfegruppe und weitere tiefergehende Informationen.

Forum

Melden Sie sich im Hypochondrie Forum an und profitieren Sie von den Erfahrungsberichten der vielen Mitglieder. Menschen mit ähnlichen Sorgen und Ängste sind eher in der Lage beruhigend auf Sie einzuwirken und Ihre geglaubten Symptome zu entkräften. Durch das Lesen der Berichte anderer Mitglieder lernen Sie Ihre Angststörung besser verstehen. Es ist immer leichter Anderen eine Hilfe zu sein als sich selbst. Durch die Hilfe, welche Sie den anderen Mitgliedern zu Teil werden lassen, behandelt Sie sich somit auch selbst.



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Autor: Psychic-Redaktion - aktualisiert am
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