Angst vor der Angst (Erwartungsangst)

Für die Betroffenen einer Angststörung sind Panikattacken so ziemlich das Schlimmste, was sie sich vorstellen können. Viel lähmender im Alltag als die Panikattacke selbst, die meistens nur ein paar Minuten dauert, ist allerdings die sogenannte Angst vor der Angst. Diese beschäftigt die Betroffenen permanent und lässt sie nicht mehr los.
Angst vor der Angst Therapie Selbsthilfe

Sie regiert den Alltag, die Gedanken, die Gefühle und das Handeln von Menschen mit starker Angststörung.

Symptome und Definition

Die Angst vor der Angst heißt auch Erwartungsangst. Man bezeichnet damit die Angst vor der nächsten Panikattacke. Diese Symptome der Panikausbrüche sind charakteristisch für eine Angststörung und werden von den Betroffenen als sehr bedrohlich erlebt.

Das kommt daher, dass alleine auch die körperlichen Symptome sehr furchterregend wirken können. Bei Herzrasen oder Atemnot lassen sich Gedanken an Herzinfarkt oder Ersticken nicht einfach so beiseite schieben. Da Todesangst ein so furchtbares Gefühl ist und viele Patienten bei einer Panikattacke Todesängste haben, tun sie alles, um dieses schreckliche Gefühl nie wieder erleben zu müssen. Sie vermeiden also alles, was irgendwie zu einem Ausbruch führen könnte und gehen im Extremfall kaum noch vor die Tür. Die Angststörung hat ihr Leben fest im Griff.

Betroffene und deren Alltag

Die Erwartungsangst hat für die Betroffenen zahlreiche und sehr negative Folgen auf ihren Alltag. Durch das ständige Vermeiden eines möglicherweise auftretenden Panikausbruchs schränkt sich die Lebensqualität massiv ein. Schwierigkeiten gibt es beispielsweise:

  • Beim Einkaufen
  • Bei alltäglichen Dingen wie Behördengängen oder Friseurbesuchen
  • Bei Meetings, Betriebsausflügen, Geschäftsreisen, sonstigen beruflichen Events
  • Bei privaten Ausflügen oder Reisen
  • Bei Treffen mit Freunden oder auch nur einem einzigen Freund/einer Freundin
  • Bei Vorträgen
  • Bei Versammlungen
  • Bei Familienfeiern
  • Am Telefon

Menschen mit einer Panikstörung, die unter der Erwartungsangst leiden, sehen überall die Möglichkeit, wieder eine Angstattacke zu erleiden und versuchen, dies zu vermeiden. Das kann Einschränkungen im Alltag, berufliche Nachteile bis hin zum Jobverlust und Vereinsamung zur Folge haben. Doch die Erwartungsangst hat nicht nur Nachteile, was die Lebensqualität angeht, sondern beeinträchtigt auch einen sonst gut möglichen Erfolg im Kampf gegen die Panikattacken ganz enorm. Das Problem ist, dass der Körper ständig nach Anzeichen für einen Ausbruch untersucht wird. Bei der minimalsten Veränderung steigert sich die Angst vor der Panikattacke weiter – Körper und Seele befinden sich im Dauerstress und unter erheblicher Anspannung. Dies führt erst recht zu Angstgefühlen, weil der Körper in Alarmbereitschaft ist, und das permanent. Die Angst vor der Angst löst also erst genau das aus, was die Betroffenen mit allen Mitteln eigentlich vermeiden wollen: Panik!

Die Angst besiegen und überwinden

Die Betroffenen müssen sich ihrer Angst stellen, so schwer dies auch erscheinen mag. Das bedeutet, dass sie nicht mehr fliehen und vermeiden dürfen, sondern sich selbst mit der Angst konfrontieren müssen. Am besten besiegen und überwinden sie die Angst in einer Therapie – doch wer möchte schon eine Konfrontationstherapie machen, wenn es doch schon von vornherein klar ist, dass dort genau das passieren wird, was am meisten Angst macht? Es empfiehlt sich daher, sich erst einmal im Psychic Selbsthilfeforum mit anderen Betroffenen auszutauschen, sich einen Ratgeber zu kaufen und sich in das Thema einzulesen.

Der Betroffene kann auch einmal tiefer in sich gehen und versuchen, herauszufinden, woher diese Angst eigentlich kommt. Wichtig ist, dass der Betroffene den Mut bekommt, sich gegen die Angst zur Wehr zu setzen und sie nicht länger hinzunehmen. Er muss begreifen, dass die Angst selbst kein Feind des Menschen ist und es körperlich nichts zu befürchten gibt.

Selbstbewusstsein stärken

Wer die Angst als einen überbesorgten Freund wahrnimmt, der einen gerne schützen möchte, dem fällt es leichter, der Angst zu sagen: „Nein, Du bist jetzt unbegründet. Es gibt keinen Grund, dass Du mich schützen solltest, mir droht keine Gefahr. Bitte beruhige Dich und lass mich zufrieden“. Sobald der Betroffene erkennt, dass er selbst es in der Hand hat, Angst zu haben oder nicht, wird er deutlich an Selbstbewusstsein gewinnen und die Kraft finden, beispielsweise mit einem Therapeuten gegen die Angst vorzugehen. Dieser kann dann Wege aufzeigen, wie das Verhalten im Alltag wieder dahingehen kann, nicht permanent die Vermeidung einer Panikattacke in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Leben selbst. Um diese Erwartungsangst zu verlieren, ist es zwingend nötig, das Selbstbewusstsein zu stärken.

Wer aus dem Teufelskreis der Angst vor der Angst herauskommen möchte, muss sich unbedingt der Kraft seiner eigenen Gedanken bewusst werden, durch die die Angst überhaupt erst zum „übermächtigen Feind“ werden kann. Scham und der Glaube, sowieso nichts ausrichten zu können, sowie die Überzeugung, schon irgendwie mit der Angst leben zu können, sind die falsche Einstellung. Jeder Betroffene muss sich bewusst für den Kampf gegen die Angst vor der Angst entscheiden und sich Hilfe suchen. Die Aussicht auf Erfolg ist ausgesprochen gut, wenn der Betroffene bereit ist, für ein angstfreies Leben einzustehen.



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Autor: Psychic-Redaktion - aktualisiert am
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