Inhaltsverzeichnis des Artikels:
- 1 Worin liegt die Ursache der Agoraphobie?
- 2 Woran merke ich, dass ich unter Platzangst leide?
- 3 Wo finde ich eine Selbsthilfegruppe?
- 4 Mein Partner verlässt nicht mehr das Haus
- 5 Kommt eine Agoraphobie häufig vor?
- 6 Verstärke ich die Angst meines Partners?
- 7 Trotz Therapie Rückfall
- 8 Angehörigen von meiner Agoraphobie erzählen?
Worin liegt die Ursache der Agoraphobie?
Eine allgemein gehaltene Antwort auf die Ursache der Agoraphobie gibt es nicht. Erstens, weil Experten bis heute intensiv nach der Ursache von Angststörungen forschen und die Ergebnisse bislang nur vage Fakten bieten. Zweitens, weil jeder Mensch ein Individuum mit eigenen Lebenserfahrungen ist.
Deshalb gibt es auch mehrere Möglichkeiten, die die Ursache einer Agoraphobie erklären. Klar ist, dass die Erziehung ein wesentlicher Faktor ist. Es ist ein völlig normales Verhaltensmuster von Kindern, dass sie ihre Eltern beziehungsweise Bezugspersonen zu einem gewissen Grad kopieren. Haben diese beispielsweise Angst vor Spinnen, kann sich das auf das Kind übertragen und es entwickelt ebenfalls eine Spinnenphobie. Die Theorie lässt sich so gut wie auf jede Angststörung anwenden.
Die Tiefenpsychologie glaubt, dass ein Mensch mit Angststörungen einen Konflikt in sich trägt, der nicht lösbar ist. Menschen mit Platzangst beispielsweise tragen diesen Konflikt in sich, denn sie haben panische Angst vor der Supermarktschlange. Für sie ist der Konflikt nicht lösbar, sondern wird umgangen, indem sie die Warteschlange an der Kasse meiden. Gelöst wird die innere Kontroverse dadurch aber nicht.
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Woran merke ich, dass ich unter Platzangst leide?
Viele Menschen, die unter Platzangst leiden, wissen es zunächst nicht. Oft bemerken Betroffene nicht direkt, dass sie unter Platzangst leiden. Plötzliche Schweißausbrüche, Herzrasen und Übelkeit, nur weil sie sich an einem öffentlichen Ort befinden, sind für Betroffene zunächst oft kein Anzeichen für diese Angststörung. Doch wenn solche Situationen immer öfter auftreten und es unmöglich wird, öffentliche Plätze zu besuchen, allein zu Reisen oder alltägliche Dinge wie beispielsweise das Einkaufen zu bewältigen, sind es Anzeichen für Agoraphobie. Häufig haben die Panikattacken zur Folge, dass sich Betroffene völlig von ihrer Außenwelt abkapseln und die Wohnung zum einzigen sicheren Ort wird. Bevor das geschieht, ist es ratsam, Hilfe aufzusuchen, um nicht in die völlige Isolation zu geraten.
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Wo finde ich eine Selbsthilfegruppe?
Im Agoraphobie Forum von Psychic.de gibt es einen eigenen Bereich für Selbsthilfegruppen. Suchen Sie dort gezielt nach Gruppen in Ihrer Nähe oder schalten Sie eine Announce. Sofern es in Ihrer Nähe keine Selbsthilfegruppe gibt, können Sie auch eine eigene Gruppe gründen.
Mein Partner verlässt nicht mehr das Haus
Oftmals sind es die Angehörigen, die zuerst merken, dass die Angst immer engere Kreise zieht. Wichtig ist es, dass man die Anzeichen ernst nimmt und sich behutsam herantastet. Meidet der Partner immer häufiger die Außenwelt, hilft es oftmals, sich eine fachmännische Beratung einzuholen, bevor es zu einem Gespräch mit dem Angehörigen kommt. Das kann helfen, die Anzeichen richtig zu deuten und die weiteren Schritte in die richtigen Bahnen zu lenken. Gerade als nahestehender Angehöriger ist es relevant, dass Betroffene spüren, dass sie auf dem Weg aus der Agoraphobie unterstützt werden und nicht allein sind. Sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass sie während ihrer Therapie das Falsche machen. Gleichzeitig müssen Angehörige konsequent sein und dürfen nicht alle Aufgaben übernehmen. Schließlich müssen Betroffene auch lernen, dass öffentliche Plätze nicht gefährlich sind und sie keine Angst davor haben müssen.
Kommt eine Agoraphobie häufig vor?
Angststörungen, wozu die Agoraphobie gehört, ist nach Depressionen die häufigste psychische Erkrankung, an der Frauen häufiger leiden als Männer. Etwa 4 Prozent der deutschen Bevölkerung hat in seinem Leben bereits einmal an einer Angststörung gelitten. Oft treten agorphobische Störungen mit etwa 20 Jahren auf, wobei die Ursache bereits in der Kindheit liegen kann. Doch die Scheu vor einem Arztbesuch ist auch noch heute eine große Hemmschwelle. Denn anders als körperliche Beschwerden, sind psychische Erkrankungen besonders im näheren Umfeld ein Tabuthema. Aber oft nur aus Unwissenheit. Den Stempel „verrückt sein“ bekommen die wenigsten Betroffenen heute noch. Denn gerade bei Angststörungen handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, die behandelt werden muss.
Verstärke ich die Angst meines Partners?
Wir vermeiden oft Streitsituationen, und zwar besonders in der Partnerschaft. Gerade deshalb versuchen wir die Wünsche des Partners zu erfüllen, um Diskussionen oder Streit aus dem Weg zu gehen. Leidet der Partner an Agoraphobie, kommt es oft vor, dass man die Aufgaben des Anderen erledigt, um die Harmonie in einer Beziehung nicht zu stören. Das ist grundsätzlich kein falsches Verhalten, sondern eigentlich sehr natürlich für uns Menschen und oft mischt sich Unwissenheit mit hinein. Doch wenn der Partner nicht mehr zur Bank gehen möchte, den Brief nicht auf der Post abgeben will und sich strikt weigert, einkaufen zu gehen, und man selbst die Aufgaben übernimmt, stärkt man (teilweise) unterbewusst das zwanghafte Verhalten des Partners und verstärkt so dessen Angst zusätzlich. Das geschieht meistens nicht mit Absicht. Dennoch wird es dann Zeit zum Handeln. Ein ruhiges Gespräch mit dem Partner gibt die Möglichkeit zur Analyse, um festzustellen, ob man ihn oder sie doch in seinem disfunktionalen Verhalten verstärkt.
Trotz Therapie Rückfall
Die Panikattacken werden trotz Therapie nicht von heute auf morgen verschwinden. Rückfälle, die jedoch mit der Zeit seltener werden und Angst auf öffentlichen Plätzen bleiben weiterhin eine Überwindung. Doch stellt man sich dieser, tritt anstelle der Angst ein gewisses Gefühl des Stolzes über die geschaffte Aufgabe, das gleichzeitig das Selbstbewusstsein fördert. In der kognitiven Therapie wird beispielsweise den Patienten ein aktiver Aufgabenplan gestellt. Diesen kann man auch selbst erstellen. Zunächst aber sollte man sich nur kleinen Herausforderungen stellen und diese nach und nach erhöhen. Hat man es beispielsweise geschafft, sich an der Supermarktkasse anzustellen, überwiegt nicht selten das Gefühl des Erfolgserlebnis. Daran sollten sich Betroffene festhalten. Denn mit der Zeit verdrängen positive Erlebnisse die Panik. Doch man muss sich in Geduld üben, weil so etwas nur mit vielen kleinen Schritten zu erreichen sind
Angehörigen von meiner Agoraphobie erzählen?
Menschen sind grundsätzlich nicht gern allein und genau die Angst überwiegt bei Menschen, die an einer Agoraphobie leiden. Sie denken, dass andere sie nicht verstehen oder sie allein gelassen werden. Natürlich ist es nicht leicht, wenn andere Menschen sich abwenden. Doch ein Leben aus Ausreden, weil man nicht mit ins Cafe kommt oder nicht ins Kino möchte, ist nicht der richtige Weg, um aus dem Kreislauf herauszukommen. Damit schadet man sich nur selbst. Es wird immer jemanden geben, der einen auch in solchen Situationen unterstützt. Also ist es richtig und wichtig, Angehörigen und Freunden von einer Agoraphobie zu erzählen.