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Hallo Leute! Möchte hier mal eine Umfrage starten, welche Erfahrungen ihr mit Therapien und Therapeuten gemacht habt. Möchte vor allem Leute ansprechen, die schon lange psychische Probleme haben. Ich leide eigentlich schon mein ganzes Leben ( bin 40 ) an Ängsten und habe einiges an Therapien und Therapeuten kennen gelernt! Lebe auf dem Land, wo es sowieso schwierig ist etwas an Hilfe zu finden und bin immer wieder ziemlich erschrocken über die Unwissenheit und Unprofessionalität!
Möchte gerne mal wissen, wie es euch damit geht oder ergangen ist. Und damit meine ich nicht, ob Therapeuten nett sind oder das Essen in der Klinik gut war...... Sondern ob euch geholfen wurde!

01.03.2015 09:15 • 02.03.2015 #1


5 Antworten ↓


Die ersten drei Therapeuten, die ich hatte (zw. 1993-96) haben mir gar nichts gebracht. Der erste war Psychiater und Neurologe, die Therapiesitzungen dauerten nur 20 Minuten alle 4-6 Wochen und waren trotz Termin mit 4-5 Stunden Wartezeit verbunden. Ich war durch die Warterei immer so zermürbt und wütend, dass ich während der Sitzungen total aggressiv war und nur geheult habe. Nach 4 Mal habe ich abgebrochen.

Dann war ich bei einer praktischen Ärztin, die eine Zusatzausbildung als Therapeutin gemacht hatte. Die erwartete, dass ich von mir aus redete, ohne dass sie Fragen stellte und da ich allgemein nicht sehr gesprächig bin, bestand die Therapie aus viel Schweigen und nach ca. 10 Sitzungen meinte sie, das hat keinen Zweck. Außerdem war sie eine absolute Medikamentengegenerin und verbot mir, meine Schlaftabletten zu nehmen. Daran habe ich mich nicht gehalten, weil ich sonst meine Arbeit nicht geschafft hätte und das war dann auch immer ein Streitpunkt.

Sie empfahl mir eine Gruppentherapie bei dem Psychiater, der ihr Mentor gewesen war. Dort war es noch schlimmer. Oft saßen wir alle da und schwiegen 20-30 Minuten am Stück, weil er auch der Meinung war, dass nicht er die Gesprächsführung übernehmen, sondern alles von den Patienten ausgehen müsste. Außerdem ist Gruppentherapie für mich absolut ungeeignet, weil ich da so gut wie gar nichts gesagt habe. Und es ging letztendlich immer um die Beziehungsprobleme der anderen und das interessiert mich überhaupt nicht. Ich war ja wegen meinen extremen Schlafstörungen dort. Und auch dieser Therapeut, obwohl Psychiater, war gegen Medikamente. Also habe ich diese Therapie auch nach einem halben Jahr abgebrochen.

Zum Glück habe ich dann von meinem Hausarzt schlafanstoßende Antidepressiva verschrieben bekommen, die mir jahrelang sehr gut halfen. Aber irgendwann ging es dann auch damit nicht mehr und ich war 8 Wochen in einer psychosomatischen Reha. Die Einzelgespräche mit der Bezugstherapeutin haben mir gutgetan, aber der Rest war auch alles Gruppentherapie und es ging immer um Probleme der anderen, die gar nichts mit mir zu tun hatten.

Ein Jahr später hatte ich dann einen totalen Zusammenbruch und war fast ein Jahr krank geschrieben. In der Zeit hatte ich wieder Einzeltherapie bei einem Therapeuten, der ursprünglich Internist war und dann die Ausbildung zum Therapeuten machte. Er war schon über 70 und wie ein lieber Opa zu mir. Dort habe ich mich zum ersten Mal verstanden gefühlt, er hat mir konkrete Fragen gestellt, auf die ich konkret antworten konnte, er hat mich immer wieder auf meine Erfolge in der Vergangenheit (Schule, Studium) hingewiesen und meine Fähigkeiten gelobt und bewundert. Er hat mir versichert, dass nicht in erster ich das Problem bin, sondern die gesellschaftliche Entwicklung, die dazu geführt hat, dass mich meine Arbeit als Lehrerin so zermürbt hat. Er hat mir immer wieder versichert, dass er die Schule, so wie sie heutzutage läuft, nicht gutheißen kann und dass er damit auch Probleme hätte, zurechtzukommen. So habe ich mein Sebstvertrauen wieder gewonnen. Und das Allerwichtigste war, dass er mir den Mut und die Kraft gegeben hat, den Beruf aufzugeben, der mich krank machte. Er hat auch akzeptiert, dass ich noch nie eine Beziehung hatte und auch keine will, ohne ständig darauf herumzureiten, wie die anderen Therapeuten. Außerdem hatte er nichts gegen Medikamente, er schickte mich sogar ausdrücklich zum Psychiater, um eine neues Medikament zu bekommen. Ich habe diese Therapie fast zwei Jahre lang gemacht (50 Sitzungen).

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Qualität von Therapien und Therapeuten!?

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Ich habe auch keine guten Erfahrungen mit Therapien gemacht. Meine erste Therapie war eine systemisch orientierte Gesprächstherapie, die ich rund zweieinhalb Jahre lang ohne jeden Erfolg gemacht habe. Es wurde nur geredet - so, wie ich auch mit jedem anderen hätte reden können, ich fragte mich immer, wann sich denn mal die psychologische Ausbildung des Therapeuten bemerkbar macht. Mein Zustand hat sich in der Zeit nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert. Ich wurde z.B. so schwer depressiv, dass ich arbeitsunfähig wurde, schlief noch schlechter als vorher und meine wenigen sozialen Kontakte verlor ich in der Zeit auch.
Ich bin dann zu einer Therapeutin gewechselt, die „klientenbezogene Einzeltherapie“ (sehr nichtssagendes Etikett, nicht?) macht. Bei der war es aber noch sinnloser, weil es auch eine reine Gesprächstherapie war. Dieses ziellose Geplänkel über meinen Alltag und meine Beschwerden brachte mich nicht weiter. Wir blieben immer beim Feststellen der momentanen Befindlichkeit stehen – ohne Interpretation, ohne „Plan“, wie ich da rauskommen soll. Sie redete auch selbst sehr viel über sich, etwa ein Viertel der Stunde ging immer für ihre Erzählungen (etwa darüber, was sie am Wochenende gemacht hat) drauf.
Ich habe das Gefühl, dass ich etwas anderes brauche, etwas, das mehr in die Tiefe geht, vielleicht was Psychoanalytisches zum Aufarbeiten meiner schlimmen Kindheit. „Losgeworden“ bin ich die neue Therapeutin, weil sie schwer krank wurde. Es hieß, ich bekomme Bescheid gesagt, sobald die Stunden wieder starten können, aber es hat sich nie mehr jemand gemeldet. Vielleicht hat sie auf mich vergessen, keine Ahnung. Zurzeit habe ich gar keine Therapie und ich muss sagen, mir fehlt sie nicht. Meine bisherigen Therapien waren so fruchtlos; ich komme alleine offenbar genauso gut zurecht. Ich habe momentan gar keine Lust, mich nach einer neuen Therapie umzusehen - wer weiß, ob ich nicht ein drittes Mal so danebengreifen würde. Vielleicht liegt es aber auch an mir und ich bin therapieresistent, kann auch sein.

Ich habe bisher 2 Therapien gemacht, beides Verhaltenstherapien und beide waren richtig gut.

Die erste hab ich nach meiner Krebserkrankung gemacht, da waren meine Ängste noch nicht so ausgeprägt. Da ging es auch viel um Selbstbewußtsein aufbauen..... Das war 94/95

Bei der 2. ging es um die Ängste. Der Typ war auch richtig gut. Und ich hatte auch über 2 Jahre Ruhe.

Ganz furchtbar finde ich Neurologen, die auf ihren Schildern auch den Psychater/Psychologenstatus haben. Ich war bei 5 in meinem Leben. Wegen Schlafstörungen, nach meiner Meningitis und wegen meinem komischen Kopfgefühl, was ich lange Zeit hatte (Ursache war der verschobene Atlas)

Einer wollte gar nicht wissen, worum es geht, sondern schrieb gleich eine Litanei an Untersuchungen auf, einer hat mich nicht einmal im Gespräch angeschaut. Eine schmiss mich quasi raus, weil ich keine Psychopharmaka nehmen wollte.

Sehr zufrieden war ich mit den Angeboten in der Hardtwaldklinik in Bad Zwesten. Wobei ich mit Musik- und Gestalttherapie gar nix anfangen kann, fand es aber mal interessant zu erfahren. Generell mit Gruppentherapien hab ich es nicht.

Vielen Dank schon mal für Eure Rückmeldungen! Das deckt sich so ziemlich mit meinen Erfahrungen! Am meisten erschreckt mich aber immer die Unwissenheit zB über den ganzen Bereich der Hirnforschung, da wurden in den letzten Jahren echte Erkenntnisse im Bereich Depression/Ängste usw. gewonnen. Davon habe ich von meinen Therapeuten aber nie was gehört. Auch das einem Mal Bücher oder andere Sachen empfohlen wurden.......nie! Habe mich über eine Maßnahme des Bfw Bremen informiert und auch einen Antrag gestellt. Von dieser Maßnahme wußten weder mein Neurologe noch meine Therapeutin irgendwas obwohl es in der Region ist.....das ist doch traurig. Ich hatte davon auch nur von einer Betroffenen gehört!
Bin weiter auf Antworten gespannt......!

Kommt halt drauf an, welche Erwartungen man hat.
Was Hirnforschung angeht. Das ist das eine. Evidenzbasierte Therapiemaßnahmen die vielleicht daraus abgeleitet werden können sind was anderes. das dauert seine Zeit. ich finds auch gut, wenn eine Therapeutin (ebenso wie eine Klientin) nicht auf jeden Zug aufspringt, sondern reflektiert, was bringt es diesem Klienten? Als Klient wiederum kann man doch durchaus auch eigene Ideen oder Anregungen einbringen.

Ich bin jedenfalls echt zufrieden, was meine Therapie angeht. Hat gut geholfen gegen Depression, soziale Ängste und gegen Symptome die durch eine PTSB verursacht waren. Insgesamt waren/sind es aber auch mit Pausen mehrere Jahre. Denke so ist die Realität. Es wirkt schon, aber oft braucht es echt viel Zeit. Es braucht Zeit, damit es sich innerlich setzen kann und manches kaut man zig Mal durch, bevor eine innere Veränderung kommt.
Und Realität ist vllt. auch, dass man mit manchem Leben muss, Symptome nicht zu 100% weg gehen und vllt. das Leben eben auch so einiges mit sich bringt.

Ich denke mir halt, ich habe immer noch so das ein oder andere Symptom, bei mir hauptsächlich Krankheitsängste (teils unrealistisch, teils bedingt durch eine real existierende Erkrankung). Aber wnen ich mir angucke, was Leute in meinem Umfeld, Kollegen usw. so für Macken und Symptome haben, dann denke ich mir, bin ich eigentlich ziemlich normal.





Mira Weyer
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