Die ersten drei Therapeuten, die ich hatte (zw. 1993-96) haben mir gar nichts gebracht. Der erste war Psychiater und Neurologe, die Therapiesitzungen dauerten nur 20 Minuten alle 4-6 Wochen und waren trotz Termin mit 4-5 Stunden Wartezeit verbunden. Ich war durch die Warterei immer so zermürbt und wütend, dass ich während der Sitzungen total aggressiv war und nur geheult habe. Nach 4 Mal habe ich abgebrochen.
Dann war ich bei einer praktischen Ärztin, die eine Zusatzausbildung als Therapeutin gemacht hatte. Die erwartete, dass ich von mir aus redete, ohne dass sie Fragen stellte und da ich allgemein nicht sehr gesprächig bin, bestand die Therapie aus viel Schweigen und nach ca. 10 Sitzungen meinte sie, das hat keinen Zweck. Außerdem war sie eine absolute Medikamentengegenerin und verbot mir, meine Schlaftabletten zu nehmen. Daran habe ich mich nicht gehalten, weil ich sonst meine Arbeit nicht geschafft hätte und das war dann auch immer ein Streitpunkt.
Sie empfahl mir eine Gruppentherapie bei dem Psychiater, der ihr Mentor gewesen war. Dort war es noch schlimmer. Oft saßen wir alle da und schwiegen 20-30 Minuten am Stück, weil er auch der Meinung war, dass nicht er die Gesprächsführung übernehmen, sondern alles von den Patienten ausgehen müsste. Außerdem ist Gruppentherapie für mich absolut ungeeignet, weil ich da so gut wie gar nichts gesagt habe. Und es ging letztendlich immer um die Beziehungsprobleme der anderen und das interessiert mich überhaupt nicht. Ich war ja wegen meinen extremen Schlafstörungen dort. Und auch dieser Therapeut, obwohl Psychiater, war gegen Medikamente. Also habe ich diese Therapie auch nach einem halben Jahr abgebrochen.
Zum Glück habe ich dann von meinem Hausarzt schlafanstoßende Antidepressiva verschrieben bekommen, die mir jahrelang sehr gut halfen. Aber irgendwann ging es dann auch damit nicht mehr und ich war 8 Wochen in einer psychosomatischen Reha. Die Einzelgespräche mit der Bezugstherapeutin haben mir gutgetan, aber der Rest war auch alles Gruppentherapie und es ging immer um Probleme der anderen, die gar nichts mit mir zu tun hatten.
Ein Jahr später hatte ich dann einen totalen Zusammenbruch und war fast ein Jahr krank geschrieben. In der Zeit hatte ich wieder Einzeltherapie bei einem Therapeuten, der ursprünglich Internist war und dann die Ausbildung zum Therapeuten machte. Er war schon über 70 und wie ein lieber Opa zu mir. Dort habe ich mich zum ersten Mal verstanden gefühlt, er hat mir konkrete Fragen gestellt, auf die ich konkret antworten konnte, er hat mich immer wieder auf meine Erfolge in der Vergangenheit (Schule, Studium) hingewiesen und meine Fähigkeiten gelobt und bewundert. Er hat mir versichert, dass nicht in erster ich das Problem bin, sondern die gesellschaftliche Entwicklung, die dazu geführt hat, dass mich meine Arbeit als Lehrerin so zermürbt hat. Er hat mir immer wieder versichert, dass er die Schule, so wie sie heutzutage läuft, nicht gutheißen kann und dass er damit auch Probleme hätte, zurechtzukommen. So habe ich mein Sebstvertrauen wieder gewonnen. Und das Allerwichtigste war, dass er mir den Mut und die Kraft gegeben hat, den Beruf aufzugeben, der mich krank machte. Er hat auch akzeptiert, dass ich noch nie eine Beziehung hatte und auch keine will, ohne ständig darauf herumzureiten, wie die anderen Therapeuten. Außerdem hatte er nichts gegen Medikamente, er schickte mich sogar ausdrücklich zum Psychiater, um eine neues Medikament zu bekommen. Ich habe diese Therapie fast zwei Jahre lang gemacht (50 Sitzungen).
01.03.2015 10:00 •
x 1 #2