Ich möchte auch gerne etwas zum Thema Prüfungsangst schreiben... Dazu hole ich ein bisschen weiter aus.
Als ich in der 9. Klasse war hatte ich irgendwie Probleme in der Schule. Wie das oft so ist - andere Sachen sind wichtiger und irgendwie bin ich da ein bisschen so reingerutscht. Ich war versetzungsgefährdet und es war eine ganz, ganz schlimme Zeit für mich. Anderen macht das vielleicht nicht so viel aus, aber mich hat es unheimlich belastet. Und ganz langsam bin ich da in eine Art Teufelskreis reingerutscht... ich hatte immer nur so mittelmäßige-schlechte Noten, selten Erfolgserlebnisse. Ich weiß nicht wie, aber es hat sich dann auch eine Angst aufgebaut. Ich hatte richtig Angst in die Schule zu gehen. Und zwar nicht nur so Angst von wegen Uh, wir schreiben morgen Mathe, hab ich Schiss!, sondern so richtig Angst. Mit Bauchschmerzen, nicht einschlafen können, kopfzerbrechen, übelkeit und immer wieder Angst. Damals war ich aber noch nicht soweit, das so zu erkennen. Ich habe auch nicht viel mit meinem Umfeld und auch leider nicht viel mit meinen Eltern darüber gesprochen, weil ich sie böderweise nicht belasten wollte und ich mir gedacht habe: Das kriegst du schon wieder hin irgendwie. So war es dann auch. Ich habe das Schuljahr geschafft, bin in die 10. Klasse gekommen, in die 11. und in die 12.. Ich war nie eine Superschülerin, aber ich habe mich immer irgendwie durchgewurschtelt.
Und in der 12. kam dann alles wieder. Die Noten waren wieder schlecht und es kam die Frage auf, ob ich überhaupt das Abi, bzw die Qualifikation dafür schaffe. Und es wurde noch schlimmer als 3 Jahre zuvor. Ich hatte mittlerweile richtig Prüfungsangst. Blackouts bei Arbeiten, eine tierische Angst vor jeder Arbeit, Hausaufgabenüberprüfung und irgendwann kam dann auch die Angst vor der Angst. Und ein Teufelskreis. Ich weiß in der Arbeit ja sowieso nichts mehr, weil ich alles wieder vergesse. Warum also lernen? Total bescheuert, aber so war es einfach.
Auch in dieser Zeit habe ich mein Umfeld nicht wirklich wissen lassen, wie es in mir aussieht. Ich habe jedoch, wie 3 Jahre vorher auch schon, alles aufgeschrieben.
Ein Auszug: …und ich habe Angst. Wieder Angst, dass ich das alles nicht schaffe. Und ich bekomme erneute Panik, wenn ich an den Schulanfang denke. Richtige Panik, die mich ergreift und sich in Sekunden in meinem ganzen Körper ausbreitet. Dann will ich am liebsten Schreien, mir die Decke über den Kopf ziehen, weg rennen, nicht dran denken…Am schlimmsten ist es abends beim Einschlafen. Dann sehe ich all das, was noch nicht erledigt ist ,woran ich noch denken muss, was auf mich zukommt.
Manchmal denke ich, ich schaffe das alles, irgendwie bekomme ich alles wieder so hin, wie es war. Dann fühl ich mich stark für das, was jetzt kommt. Und manchmal denke ich, die Welt bricht über mir ein. In mir drin ist dann alles leer, nur diese beschrieben Panik und Angst ergreifen mich. Ich kann das gar nicht Worte fassen, weil nichts das ausdrückt, was ich fühle. Es ist wie ein Gefangensein, ein Nichtvorankommen, ein Stehenbleiben, eine ganz große Hilfslosigkeit. (...)Das muss aufhören und zwar ganz schnell. Weil selbst wenn es nur noch ein halbes Jahr so geht, ich es nicht mehr aushalte.
Ich bin so müde, so erschöpft, so fertig.
Jetzt bin ich 20 Jahre alt und gerade ein Jahr in Chile. Und hier habe ich zum ersten mal eine sowohl emotionale - , als auch zeitliche Distanz dazu bekommen und habe das erst hier alles realisiert. Die Prüfungsangst ist immer noch da. Bei jeder noch so kleinen Sache, die für andere noch nicht mal unter Prüfung fallen. Ein Einstufungstest in der Sprachschule zum Beispiel.
Und es ist immer noch so, dass ich fast gar nicht darüber reden kann. Zumindest nicht, ohne dass ich anfangen muss zu weinen. Ich hatte vor einigen Wochen ein Schlüsselerlebnis, wo ich zum ersten mal darüber gesprochen habe und in dem Moment die ganzen Gefühle, die ich damals gefühlt habe, plötzlich wieder da waren. Und das hat mich umgehauen.
Und nun meine eigentliche Frage. Hier ist mir klar geworden, dass das so nicht weiter gehen kann. Ich habe noch so viele Prüfungen in meinem Leben vor mir...
Ich möchte was ändern, es muss sich was ändern. Aber ich glaube, dass ich das nicht alleine schaffe. Kann ich mir dabei Hilfe suchen? Und vor allem, werde ich da überhaupt Hilfe finden? Oder bin ich dafür gar nicht kaputt genug?
Ich glaube, dass gar nicht die Prüfungsangst alleine das Problem ist. Einfach, was ich da durchgemacht habe... das sitzt noch so tief. Die Angst sitzt noch so tief. Ich krieg schon wieder ein ganz komisches Gefühl in meinem Körper, wenn ich nur darüber schreibe.
Ich hoffe, es kann mir jemand von euch irgendwie helfen... es ist das erste Mal das ich das so größer anspreche und ganz offen um Hilfe frage.
Was meint ihr?
13.06.2011 03:53 •
#12