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Hi.
Mir (16 Jahre) geht es ähnlich wie vielen von euch, ich bin seit dem letzten halben Jahr leider nur noch im Haus gewesen, weil ich jedes Mal starke Panik bekam sobald ich allein das Haus verließ.

Angefangen hat es bei mir als ich mit einer Freundin auf einem Dorffest war und wir ein bisschen rumgetanzt haben. Plötzlich wurde ich orientierungslos, mir wurde schwindlig und ich habe auf einmal panische Angst bekommen.
Zum Glück legte sich das recht schnell wieder, wir fuhren dann jedoch nach Hause.
Leider bekam ich seit diesem Zeitpunkt häufiger Angstzustände wenn ich das Haus verließ, erst nur ein mal in der Woche, dann nach und nach jeden Tag.

Mein Psychologe zeigte mir dann viele Entspannungsübungen die jedoch bei meiner Angst keinerlei Wirkung zeigten.

Da ich noch zur Schule gehe, musste ich mir also irgendwas einfallen lassen, ich habe schließlich nicht vor mir mein Abi von so einer dummen, unbegründeten Angst zerstören zu lassen!

Also habe ich mir meinen Freund gekrallt (wir sind jetzt schon mehr als 2 Jahre zusammen) und wir haben einen langen spaziergang gemacht. Ich habe dabei mir zwar immer die Fingernägel in die Hände gerammt (Aua) und auch leicht gezittert, doch als ich gemerkt habe, dass ich jeder Zeit anhalten kann und sagen kann : Ich mach jetzt erst mal Pause, ging es etwas. Leider schlägt Angst bei mir immer auf den Bauch, Darm und vor allem auf die Blase, also unterbrachen wir unseren Spaziergang und machten vor einer seltsamen, lauten, alten Kneipe Stopp.
Da sich mein Freund strikt weigerte mit hinein zu kommen, ging ich also allein an den ganzen, älteren Herren und rauchenden Damen vorbei (Auf dem Weg zum WC) und wurde seltsamerweise ruhiger. Die Angst war fast verflogen.
Erst da habe ich gemerkt wieso ich überhaupt Angst habe.

Und ich bin der Meinung, das ist der Weg zum Erfolg. Ihr solltet euch durch ausprobieren feststellen, aus welchen Gründen ihr angst habt.

Wollt ihr nicht hilflos sein?
Habt ihr Angst zu sterben?
Habt ihr Angst euch zu blamieren?

Ich habe Angst davor die Kontrolle über mich zu verlieren.
Am schlimmsten Panik kriege ich, wenn ich über ein weites Feld gehe und mir vorstelle wie es wäre z.B in den Himmel gesaugt zu werden (Wie oft wurde ich für diese nicht nachvollziehbare Angst ausgelacht...) und zu sterben, mal davon abgesehen dass es praktisch und theoretisch unmöglich ist.

Dann habe ich überlegt, inwieweit mir was passieren könnte, selbst wenn ich die kontrolle über mich verliere.

Es sind überall auf der Welt menschen, die nach Hause gehen, arbeiten gehen, auf dem Weg zum einkauf sind, im Auto vorbei fahren....

Mal angenommen ihr verliert das bewusstsein.

Na und?

Mal ehrlich, wenn ihr jemanden auf dem Boden liegen sehen würdet, würdet ihr wohl kaum an ihm vorbei gehen!
Ihr würdet hingehen und einen Krankenwagen rufen.
Das würden vermutlich auch alle Leute machen die an euch vorbei gehen.
Von daher seit ihr hier in dieser Umgebung (Deutschland) eigentlich derartig sicher, es _kann_ einfach nicht viel passieren. Und nur weil ihr mal ohnmächtig werdet, sterbt ihr ja noch lange nicht.

Als mir dass klar wurde, wurden die Panikattacken schwächer.
Ich habe nun keine Probleme mehr mit meinem Freund einen tag lang wandern zu gehen, ich kann wieder mit der s-bahn fahren und ich werde in 2 Wochen mit ihm an die Ostsee fahren um fest zu stellen, wie sehr ich diese angst nun im Griff habe (weites meer).

Noch einen Tipp an euch, ihr solltet es am Anfang meiner Meinung nach nicht alleine probieren. Man braucht einfach eine gewisse sicherheit. Mein Psychologe hat auch gesagt, man soll sich Stufen erstellen.

ein Beispiel:

Stufe 1 mit Freundin einkaufen gehen.
Stufe 2 mit Freundin einkaufen gehen, Freundin läuft 50 m weiter hinten auf dem Weg, in der Kaufhalle teilt ihr euch die Aufgaben - kein direkter Blickkontakt.
Stufe 3 weg zur Kaufhalle alleine gehen, Freundin wartet jedoch dort auf euch.
Stufe 4 weg allein, einkauf allein, danach holt euch freundin ab.

Dann müsst ihr euch folgende Frage stellen:

Ich habe es jetzt immer allein geschafft, ohne das etwas passiert.
Also wieso zum Geier sollte beim nächsten Mal irgendetwas passieren?

Dadurch lernt das Gehirn, es passiert nichts und euch wird nicht mehr schwindlig.

Man kann die Stufen auf allerlei Sachen beziehen vor denen man Angst hat.

Man sollte die Stufen jedoch nicht zu groß machen, so wie ich es ein mal tat:

Ein Mal mit freund und Hund gassi
Das nächste mal ganz allein, niemand da, auch Freund nicht zuhause
Danach hatte ich wieder furchtbare Angst und der ganze lerneffekt war im Eimer.

Also übertreibt es nicht gleich.

Ihr könnt von einem Säugling schließlich auch nicht verlangen, dass er nach dem ihr ein mal Papa gesagt habt, das Wort versteht und nachsprechen kann.
So ist das mit eurem Gehirn auch.

Ich hoffe ich konnte euch allen etwas helfen und würde mich über Kommentare und über eure weiteren Erfahrungsberichte freuen!

Liebe Grüße

29.07.2009 15:38 • 10.08.2009 #1


2 Antworten ↓


Du machst das super, weiter so!

Mach dir keine Sorgen -ich hab mein Abi geschafft trotz Panikstörung, und ich hatte die ganz akkut, plötzlich, 4 Monate bevor es los ging
Und habs trotzdem mit 2,2 geschafft.
Mir hat das Abi sogar geholfen: Stress die ganze Zeit, andauernd Attacken dadurch -aber so konnte ich das auch wirklich trainieren und merken, dass es garn icht so schlimm ist, dass mir dabei nix passiert.
Nachdem ich diese teilweise 6 Stunden lang andauernden Panikattacken ausgestanden hab während dem Abitur, hab ich shcnell gemerkt: Da stirbt man nicht dran.
Seitdem hatte ich damit auch nie mehr Probleme.

Mach ruhig weiter so!
Lass dich davon nicht einschränken.
Ich bin auch trotz der Attacken in jede noch so schlimme Situation gegangen -ich hab auch nicht eingesehen, dass mich das davon abhalten soll, mein Leben zu leben




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