Zuerst die Eckdaten, in denen das Problem begraben liegt: 42 und Single.
Meine letzte Beziehung liegt 5 Jahre zurück, vor einem Jahr gab es eine wundervolle Affäre, die leider nicht zu einer Beziehung geführt hat. Aber das ist abgeschlossen.
Man merkt, ich bin total unzufrieden mit meinem Alleinsein und habe dazu noch alle Fehler gemacht, die man im Zuge von Einsamkeit machen kann.
Ich frage mich wahlweise, ob ich mich entweder total unter- oder überschätze, aber irgendwo scheint mein Selbstbild stark von dem abzuweichen, was bei anderen Menschen ankommt.
Ich habe einen unspektakulären aber angemessenen bezahlten Bürojob und die meisten ähnlichen Dingen, die einem zum Erwachsenen machen. Aber fühlen tu ich mich nicht so.
Ich bin im sozialen Umgang, naja, sagen wir ambivalent. Ich beherrsche Small-Talk, auch wenn ich mich nicht wohl dabei fühle. Ich bin umgänglich aber anfangs zurückhaltend. Mit der Zeit, also wenn ich die Personen einer Gruppe gut kenne, bin ich darin gut angesehen und aktiv.
Ich bin sehr freundlich - wenn auch eher aus einer Konfliktscheue heraus-, hab einen guten Humor (es wird gelacht, wenn ich witzele, das lege ich mir mal als Indiz für recht brauchbaren Humor aus), Ich habe den Eindruck, dass Menschen mich im Allgemeinen ganz gern mögen, mich vielleicht für etwas verschlossen oder mysteriös halten.
Nur gibt es Niemanden, der seine Zeit am Allerliebsten mit mir verbringt.
Symptomatisch dafür ist eine ganz wundervolle Kollegin, mit der ich täglich eine Stunde lang lache (in all unseren gemeinsamen Pausen), für die ich mich aufrichtig interessiere und der ich ein großartiger und hingebungsvoller Partner sein könnte, kann nach Dienstschluss nicht schnell genug zu ihrem Freund heimkommen, der sie genau gegensätzlich zu behandeln scheint als ich. Hm.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass irgendetwas an mir so abstoßend, so abturnend oder so unsexy ist, dass man mich unmöglich als Partner in Betracht ziehen kann. Und ich finde einfach nicht raus, was das ist.
Und ich komme beim Nachdenken darüber unweigerlich zu meinem Aussehen.
Als die Attraktivität verteilt wurde, stand ich wohl nicht weit vorne. Das war schon als Kind so und der Schmerz über die damaligen Hänseleien ist noch immer mächtig. Wohlstandsbäuchlein, ein von Natur aus unfreundlicher Blick und allgemein wenig Symmetrie im Gesicht. Ich versuche, das Beste aus dem Vorgefundenen zu machen, kleide mich modisch, pflege mich, bekomme auch öfter zu hören dass ich noch recht jung aussehe. Aber wohl für niemanden attraktiv.
Wenn ich in den Spiegel blicke, sehe ich einen nicht sonderlich schönen, aber passabel aussehenden Mann, zumindest ältere Mütterchen sehen einen ganz adretten Jung. Andere, insbesondere Frauen die ich attraktiv finde, scheinen ein Monster zu sehen.
Natürlich trägt an meinem Single-Dasein auch mein Lebenswandel schuld. Ich hab mich immer mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgenommen und am liebsten bin ich heutzutage auf Arbeit oder zuhause auf der Couch. Das klingt unsexy, ich weiß. Und dadurch kenne ich auch wenige potenzielle Partnerinnen. Aber ich hab keine Single-Freunde mehr, die vergebenen treff ich alle paar Wochen mal. Und alleinige Unternehmungen sind eine Sache, zu der ich mich überwinden muss. Und die Motivation dafür fehlt mir angesichts der geringen Erfolgschance.
Eine attraktive Frau anzusprechen wäre mir sowieso unmöglich, dazu sitzt der Schmerz aus vielen Ablehnungen viel zu tief.
Meine Partnersuche findet überwiegend im Internet statt. Und auch da komme ich überhaupt nicht an.
Ich hab nach und nach Profile auf verschiedenen Seiten angelegt. Ich hab mir Mühe bei der Erstellung gegeben, hab mir Gedanken gemacht und alles so ausgefüllt, dass ich es selbst unterhaltsam fände.
Ich habe zwei Fotos drin, auf denen ich nicht ganz dämlich aussehe. Aber es passiert nichts. Alle Frauen, die ich attraktiv finde, interessieren sich nicht für mich. Und ich suche nicht nach irgendwelchen Modelmaßen und Titelseiten-Faces, sondern Frauen, an denen ich irgendetwas wahnsinnig schön finde.
DIe einzigen Anfragen bekomme ich Frauen, die mich nicht sehen oder an denen ich nichts finden kann. Was mich besonders wundert, ich mag Mode sehr und achte wirklich drauf wie ich mich kleide, aber ausgerechnet Frauen, die ihren Stil total vernachlässigen, kontaktieren mich. Ich möchte nicht überheblich klingen, aber ich wüsste nicht, wie ich mich auf einen Partner einlassen könnte, den ich nicht attraktiv finde. Bin ich diesbezüglich eurer Meinung nach zu oberflächlich?
Auf einer anderen Plattform, wo man die Bilder erst auf Anfrage freigibt, habe ich deutlich mehr Interessentinnen. Und genug Fälle, wo sich Frauen verabschieden sobald sie meine Fotos gesehen haben. Zu ein paar Dates ist es trotzdem gekommen. In vier Jahren kam dabei zwei mal was raus. Einmal besagte Affäre mit einer Frau in einer anderen Stadt und eine zweite kurze Affäre.
Da meiner Erfahrung nach Frauen eigentlich nicht so oberflächlich sind, dass sie sich von einem Bäuchlein und ungünstigem Wuchs vom Verlieben abhalten lassen, nehme ich an, dass etwas anderes noch massiv mitspielt. Aber was?
Was strahle ich aus?
Ausstrahlung ist für mich sowieso was schwer zu fassendes. Es kann es bei anderen nicht beschreiben oder erkennen und noch viel weniger bei mir selbst? Aber das gibt es wohl, nur ich hab wenig Feingespür dafür.
Ich hab einen ziemlich selbstironischen Humor und mach oft Anspielungen auf mein Alleinsein oder so. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich ein bisschen bitter wirke. Bin ich auch. Ich war nie eine Frohnatur, obwohl ich gern und viel lache, aber ich kann mir vorstellen, dass man mir Trübseligkeit oder Melancholie oder was Grüblerisches ansieht.
Aber auch wenn von mir eine Schwere ausgeht, weil mir selbst die Leichtigkeit fehlt, ist das so massiv dass ich zu einem Leben allein verdammt bin?
Irgendwelche Ideen, irgendwelche Eindrücke?
Danke fürs Lesen und Teilnehmen!.
15.12.2019 22:49 • • 17.12.2019 #1