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Hallo. Ich bin neu hier und hoffe das ihr mir helfen könnt. Ich leide an einer Angst und Zwangsstörung und befinde mich seit 1.5 Jahren in der Verhaltenstherapie, die mir schon sehr geholfen hat. Meine Ängste wurden besser aber meine Zwänge nehmen wieder zu. Ich habe halt in vielen Dingen einen Kontrollzwang und muss ihn ständig nachgehen. Beispiel. Ich habe früher mich alle 2 Tage rasiert, weil ich sonst Angst hatte, das mir was passiert. Ich musste mich blutig rasieren damit, kein Stoppel mehr über ist. Mittlerweile schaffe ich es einmal die Woche. Aktuell habe ich das Problem dazu bekommen, das ich ständig an mein Bart kratze und dabei immer eine Reihenfolge zählen muss und streiche mir wiederholt ins Gesicht, was natürlich in der Öffentlichkeit ziemlich komisch aussieht. Zudem habe ich den Zwang, meine Finger Nägel zu kürzen, aber so krass, das sie bluten und ich muss immer wieder gucken, ob sie nachgewachsen sind und ja das kam erst in den letzten Tagen dazu. Habt ihr tipps? Ich habe wirklich viel gelernt in der VT aber mich plagen die Zwänge immer noch

22.06.2024 19:54 • 23.06.2024 x 1 #1


1 Antwort ↓

Hallo und willkommen,

Ängste und Zwänge bilden meist ein funktionelles Gespann. Ängste sind m. E. aus therapeutischer Sicht auf den ersten Blick einfacher zu verstehen und lassen sich in der VT oft recht gut behandeln bzw. bearbeiten. Die Patienten der VT sind damit - zumindest anfangs - sehr zufrieden, eben weil sich alles so einleuchtend simpel anhört (z. B. Bewertungs-/Reaktionsschema etc.) und man dabei so gut wie nie in die (beängstigende?) Tiefe gehen muss.

Zwänge sind weitaus trickreicher. Man kann sie durchaus als vom Betroffenen selbst entwickeltes Mittel gegen die Angst bezeichnen. Wenn sie in der Therapie nicht stark mit beachtet werden, bleiben sie bestenfalls nur unvermindert vorhanden. Die Gefahr einer Verstärkung bzw. einer Spezialisierung ist jedoch hoch.

Wenn nun im Zuge einer VT die Ängste (gefühlt) weniger werden und die Zwänge hingegen zunehmen beweist dies, dass die Ängste nicht vollständig verstanden wurden und stattdessen die Zwangslogik wieder greift.

Ich würde daher die Zwänge unter dem Gesichtspunkt ihrer Resilienzfunktion versuchen zu verstehen. Wenn sich das als zutreffend herausstellt, bedarf es m. E. einer tiefenpsychologischen Herangehensweise an die Angst.

Nach meiner Erfahrung kratzt die VT nicht besonders tief am Wesen und der Entstehung der Ängste. Sie definiert auch meist nur die Angstobjekte und bleibt hier ebenfalls ziemlich oberflächlich.




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