Zitat von Tink59:Ich muss es doch verstehen können.
Ich denke, das Problem liegt auf einer anderen Ebene: Du musst es akzeptieren können. Dinge in unserem Körper geschehen aus einer Million Gründen.
Manche sind erklärbar - in dem Sinn, dass es einen offensichtlichen Auslöser dafür gibt, wie z.B. eine allergische Reaktion auf einen Insektenstich, viele aber nicht. Deshalb nicht, weil sie einem komplexen Zusammenspiel vieler Komponenten entspringen, von denen einzelne für sich nicht auffällig sind, ihre Kombination aber zu einer Wirkung führen.
Diese Wirkung nehmen wir wahr und bewerten sie. Die Art und Weise der Bewertung hängt wiederum mit unseren Erfahrungen und unserer Persönlichkeit zusammen. Neigen wir zu Ängsten, wird diese Bewertung anders ausfallen als bei einem Menschen ohne diese.
Ein solcher hätte dein Erlebnis nicht weiter ernst genommen, sich vielleicht kurz geschüttelt und wäre weiter gegangen, ohne dem eine Bedeutung zuzuschreiben.
Bei dir hingegen laufen vertraute Denkmuster an - und die greifen gut geölt ineinander.
Der Drang, alles verstehen und erklären zu wollen, entspringt dem selben Bedürfnis, aus dem heraus Ängste und Zwänge entstehen: Man sucht Sicherheit und Kontrolle. Wenn du Therapien abbrichst, weil dir die Kontrolle fehlt, ist das kein Zeichen für eine schlechte Therapie sondern dafür, dass du nicht bereit bist, Kontrolle auf- und abzugeben.
Alles zu verstehen bedeutet, alles im Griff zu haben, so die Idee. So funktioniert aber Angstbekämpfung nicht. Jeder Angsthase wünscht sich, die Ursache zu kennen, weil er glaubt, die Angst dadurch auflösen zu können.
Wenn der Schwindel vom Rücken kommt, ist das weniger beängstigend, als wenn man ihn nicht erklären kann und Raum für 100000 Phantasien hat. Das Problem ist aber nicht der Schwindel sondern das, was wir hinter ihm befürchten.
Unwirklichkeitsgefühle, Gangunsicherheiten, verzerrte Wahrnehmungen...sind allesamt Erscheinungen, die mit dem Verlust von Kontrolle bzw. der Angst davor zu tun haben.
Der Weg da raus führt nicht darüber, mit allen Mitteln Kontrolle erzwingen zu wollen, im Gegenteil: Je mehr man kontrollieren will, desto stärker wird die Symptomatik, weil das Leben eben nicht zu kontrollieren ist.
Loslassen, vertrauen, nicht jeden Pups beachten und akzeptieren, dass Dinge kommen, wie sie kommen, ist der Weg, den man einschlagen muss, wenn man zwanghafte Kontrolle hinter sich lassen will.