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Hallo in die Runde,

ich wende mich einem sehr belastenden Thema an dieses Forum, da ich mich dazu sehr gern austauschen würde. Freunden und Familie kann ich mich da aktuell nicht wirklich anvertrauen, weil ich mich irgendwie total schäme bzw. Angst habe, mein Umfeld könne mich für total verrückt halten Ehrlich gesagt, habe ich auch das Gefühl, bald durchzudrehen.

Zu mir: Ich bin 35 Jahre und letztes Jahr zum ersten Mal Mutter einer süßen Tochter geworden. Das Wochenbett war nicht ganz einfach. Die Kleine hat leider sehr viel geschrien zu Beginn und ich hatte irgendwie die erste Zeit ganz große Probleme, eine gute Schlafumgebung für sie zu finden. Ins Beistellbettchen wollte sie z.B. nicht. Das geht erst seit ihrem 4. Lebensmonat.
Irgendwann war es so, dass ich mir ständig über alles Sorgen und Gedanken gemacht habe und nur am Grübeln war. Wenn ich sie mal zu mir ins Bett gelegt habe und nach ein paar Stunden aufgewacht bin, habe ich Panik bekommen und darüber nachgedacht, ob sie vielleicht kurz unter meine Decke gekommen sein konnte und keine Luft bekam oder so. Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, ob sie durch irgendwas einen Schaden bekommen haben könnte. Dass die Kleine quietschfidel auf ihrer Decke spielte, beruhigte mich nicht.

Irgendwann steigerte sich dieses Grübeln und es kamen plötzlich schlimme Bilder dazu. Auslöser war ein Flyer, den mir der Kinderarzt nach der U3 mitgegeben hatte. Das war so ein kleiner Stapel mit allen möglichen Infos und unter anderem zum Thema Schütteln. Seitdem verfolgt mich dieses Thema. Es ist einfach furchtbar.
Zunächst war es so, dass ich plötzlich darüber nachgedacht habe, ob ich in Momenten der Erschöpfung meine Kleine geschüttelt haben könnte und mich aufgrund eines Blackouts aber nicht daran erinnern konnte. Also hier wurde der Grübelzwang wieder ganz schlimm. Dann irgendwann steigerte es sich, dass ich, wenn ich meine Kleine auf meinen Arm nehmen wollte, Angst davor hatte, sie zu schütteln. Ich habe irgendwann gemerkt, wie ich immer mehr vermeiden wollte, sie alleine auf den Arm zu nehmen, nur noch in Anwesenheit meines Mannes. Dieses Problem habe ich bis zum heutigen Tag.
Schlimm ist auch, dass sich Realität und Gedanken vermischen. Also diese Bilder fühlen sich so real an, dass ich denke, ich hätte sie geschüttelt. Dann gehe ich die Momente immer und immer und immer wieder durch, um mich zu vergewissern, dass ich sie doch nur ganz normal hochgehoben habe.
Jedes Mal, wenn ich sie auf den Arm nehmen möchte, sage ich mir Denk nicht daran und dann kommen diese schlimmen Bilder. Es ist also diese Denk nicht an einen rosafarbenen Elefanten-Problematik, die da mitschwingt.
Vorhin war wieder so ein Moment. Ich wollte meine Tochter aus dem Kinderwagen holen und dann kamen wieder diese Schüttel-Bilder hoch. Ich habe währenddessen ihr Köpfen beobachtet, dass es nicht hin- und erschwingt zur Beruhigung und sie ganz schnell an mich gezogen. Mittlerweile denke ich schon fast, ich muss gegen den Impuls sie zu schütteln und nicht gegen die Bilder ankämpfen. Es ist einfach so unglaublich belastend. Jetzt grübel ich seitdem, ob doch was passiert sein könnte.
Sie spielt und robbt durch die Gegend, hat vorhin gut getrunken, es st alles okay mit ihr - nur beruhigt es mich nicht.

Vorgestern war die U5 und der Arzt ist super zufrieden, aber auch hier hat mich das nur kurz beruhigt. Einige Zeit nach dem Arztbesuch kam wieder so eine Situation, als ich sie hochheben wollte und zack, ist da wieder die Angst, ich könnte sie tatsächlich geschüttelt haben.

Nun möchte ich mich diesen schrecklichen Zwangsgedanken auf keinen Fall kampflos ergeben und diese einfach hinnehmen. Therapeuten zu finden, ist hier in der Region, in der ich lebe fast unmöglich.
Ich habe geschaut, welche Möglichkeiten es für mich gibt, die ich ohne Wartezeit wahrnehmen kann. Bisher hatte ich zwei Termine mit einer Dame, die auf Körperpsychologie spezialisiert ist. Den Ansatz finde ich sehr spannend. Es geht hier viel darum, den Körper zu spüren, bewusst in sich hineinzustürzen, wenn Panik aufkommt. Die Kosten dieser Termine werden von meiner Zusatzversicherung übernommen.
Außerdem habe ich einen Termin mit meiner Yoga-Lehrerin, die auch Gesprächstherapien anbietet, wahrgenommen. Dieser Termin tat mir unglaublich gut, doch muss ich die Kosten selbst tragen, was gerade und er Elternzeit sehr schwierig ist.

Ich habe mir außerdem einen Termin bei meinem Hausarzt geben lassen, weil ich mich frage, ob ich vielleicht auch medikamentös gegen die Zwangsgedanken vorgehen sollte. Mir machen diese Gedanken wirklich unglaublich Angst. Sie nehmen mir die Leichtigkeit, die ich so gern hätte. Ich möchte meine Elternzeit doch auch genießen. Stattdessen ist mein Kopf durch dieses ständige Denken, Angst haben, die aufkommende Panik einfach nur noch müde - es ist gar nicht mal der Schlafentzug, der mich so schlaucht, sondern diese belastenden Gedanken und das Grübeln, ob ich meinen Kind was angetan habe oder es künftig tun könnte.

Hättet ihr vielleicht noch Tipps für mich, was ich noch tun könnte?

16.07.2023 13:58 • 05.08.2023 #1


12 Antworten ↓


Ich begrüße dich ganz herzlich hier bei uns in Forum. Ich hoffe, der Austausch wird dir helfen.

Wenn du möchtest, kannst du auch über die Suche (steht ganz oben in der blauen Leiste) mal schauen, es gibt dazu schon Themen. Wenn du Zwangsgedanken und Kind eingibst, findest du Beiträge dazu. Vielleicht hilft dir das fürs Erste auch schon etwas weiter.

LG Luna

A


Zwangsgedanken nach Geburt

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Hallo Rosmarin34,

ich kann sehr gut nachvollziehen was du durchmachst. Ich selbst bin fast 35 und gerade erneut Mama geworden. Ich leide seit knapp 20 Jahren unter Zwangsgedanken und mittlerweile leider auch an einer Panikstörung und habe viele Ängste. Aber nun zu dir: ich kann dir das Buch Zwänge und Zwangsgedanken loswerden empfehlen. Ich lese es gerade und es geht darum deinem Gehirn noch absurdere Gedanken zu liefern um deine bereits gespeicherten Zwangsgedanken zu überschreiben bzw. zu entkräften. Ein Fallbeispiel aus dem Buch wäre eine junge Mutter, die beim Kochen immer den Gedanken hatte mit einem Messer ihr Baby zu verletzen. Der Autor des Buches Klaus Bernhard hat ihr dann ein neues Bild erschaffen, nämlich dass sie sich vorstellen solle, dass ein riesiger Magnet in der Küchendecke versteckt ist, der jedes Messer, das sie in die Hand nimmt, nach oben in die Decke zieht. Das hat er immer wieder wiederholt und zwar solange bis die Frau sich das so eingeprägt hatte, dass sie jedes Mal daran denken musste. Irgendwann hat sie sogar gelacht und bald darauf verschwand ihr Zwang. Der Autor rät Zwangsgedanken nicht zu ignorieren, denn wir, die an solchen Zwängen leiden wissen ja, dass sie dadurch nur verstärkt werden. Denn gerade wenn du nicht daran denken willst denkst du daran.

Vielleicht kannst du dir zu deinen absurden Gedanken (denn sie sind absurd - du würdest deinem Kind sicher niemals Schaden zufügen!) etwas ausdenken, dass dir hilft. Vielleicht beruhigt dich auch die Tatsache dass die Menschen, die an solchen Zwangsgedanken leiden, diese so gut wie nie in die Tat umsetzen (steht im Buch). Man muss nur die neuen Gedanken verinnerlichen und das versuche ich jetzt auch zu tun.

Hmm..ich überlege schon die ganze Zeit welche absurden Gedanken du benützen könntest Vielleicht, dass dein Baby links, rechst und unten mit durchsichtigen Seilen befestigt ist, dass es dir unmöglich macht es zu schütteln weil es ja die Seile festhalten. Jedes Mal wenn du es hochnimmst, schützen es die Seile (die natürlich überall hin mitkommen können) und deinem Baby kann gar nichts passieren. Sogar ich stell mir das gerade bildlich vor und deinem Baby geht es prima. Oder dass es an dir festklebt wenn du es hochnimmst. Ich weiß, es klingt vielleicht blöde, aber ich bin mir zu 100% sicher, dass sowas besser wirkt als alle Tabletten dieser Welt, denn die beruhigen vielleicht (weiß ich aus Erfahrung) aber bekämpfen nicht das Übel. Vielleicht magst du es ja versuchen und wenn ich dir noch einen Rat geben darf: Lies das Buch!
Ich wünsche dir alles Gute!
LG, suki

Zitat von Rosmarin34:
Hallo in die Runde, ich wende mich einem sehr belastenden Thema an dieses Forum, da ich mich dazu sehr gern austauschen würde. Freunden und Familie ...


Auch von mir herzlich willkommen. Ich hatte auch Zwangsgedanken nach der Geburt. Auch mein Kind betreffend. Bei mir ging das allerdings schnell vorbei, weil ich das schon öfter gelesen hatte, dass das im Zuge der Hormonumstellung bzw evtl aufgrund von Wochenbettdepression kommen kann und man diese Gedanken nie in die Tat umsetzt. Es war unangenehm, aber mehr nicht, deswegen hat es sich nicht manifestiert.

Zwangsgedanken treten wie schon geschrieben nicht selten nach Geburten auf. Hormonumstellung, ggf. Wochenbettdepression - die unbehandelt Jahre dauern kann übrigens - aber auch der Stress, die Lebensumstellung. Sie werden nicht in die Tat umgesetzt.

Du solltest mit deiner Gynäkologin darüber sprechen, vielleicht hast du noch eine Hebamme? Dir kann helfen, sie als das anzusehen, was sie sind: nichts weiter als Wörter im Kopf. Auch könntest du es mit Johanniskraut versuchen. Das wirkt nachgewiesenermaßen wie ein SSRI, was auch bei Zwangsgedanken eingesetzt wird.

Desweiteren kann ich dir die Akzeptanz und Commitment Therapie empfehlen, ich mag das Buch Das Leben annehmen. Nicht vom Titel abschreiben lassen, einfach mal Rezensionen lesen.

Das geht wiedervweg, keine Angst

Zitat von invisiblemuesli:
Hmm..ich überlege schon die ganze Zeit


Ich selbst hatte diese Gedanken auch. Damals hätte mir dein Beitrag sehr viel Kummer erspart.

Habe schon lange keinen so hilfreichen Beitrag mehr gelesen, wie deinen, jetzt. Vielen Dank.


Ganz lieben Dank Suki für deine tolle Antwort. Es tut unglaublich gut zu lesen, dass man verstanden wird. Ich denke, dass Zwangsgedanken auch schon länger bei mir bestehen. Eigentlich schon seit Pubertätszeiten. So 20 Jahre wie in deinem Fall kommt bei mir auch hin. Jetzt nach der Geburt aber plötzlich in einer viel krasseren Form. Aggressive Zwangsgedanken habe ich bisher noch nie gehabt und dann ausgerechnet gegen das eigene Baby, was man doch eigentlich nur beschützen möchte und unglaublich liebt.

Das Buch habe ich mir direkt bestellt
Die Zwangsgedanken durch andere Gedanken zu überschreiben, ist eine sehr gute Idee. Ich denke, dass man das dann wirklich sehr oft für sich wiederholen muss, damit sich dieser Gedanke festigt. Was mir aufgefallen ist - genauso wie du schreibst - ist dass der Versuch, die Gedanken aufzuhalten, das Ganze irgendwie verschlimmert. Ich bin definitiv noch nicht soweit, um zu verstehen, dass die Gedanken nur Gedanken sind und eben nichts Bedrohliches bzw. nicht bedeuten, dass ich das auch wirklich in die Tat umsetzen möchte. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Übung mit dem Überschreiben dabei helfen kann. Ich würde echt alles dafür geben, diese Zwangsgedanken einfach zu löschen.
Die Idee mit den Seilen oder dass mein Baby an mir festklebt, finde ich klasse

Darf ich fragen, wie es dir aktuell mit den Zwangsgedanken geht?

Zitat von Icefalki:
Ich selbst hatte diese Gedanken auch. Damals hätte mir dein Beitrag sehr viel Kummer erspart. Habe schon lange keinen so hilfreichen Beitrag mehr gelesen, wie deinen, jetzt. Vielen Dank.

Das tut mir sehr leid, dass du auch damit kämpfen musstest Hast du eine Therapie gemacht oder wie bist du das Problem angegangen? Waren es bei dir auch aggressive Zwangsgedanken?

Zitat von Icefalki:
Ich selbst hatte diese Gedanken auch. Damals hätte mir dein Beitrag sehr viel Kummer erspart. Habe schon lange keinen so hilfreichen Beitrag mehr gelesen, wie deinen, jetzt. Vielen Dank.


Oh, das freut mich aber sehr, dass du das so siehst. Ich weiß wie quälend solche Gedanken sein können. Schön dass du sie aber, so wie ich es lese, überwunden hast!

Zitat von Rosmarin34:
Ganz lieben Dank Suki für deine tolle Antwort. Es tut unglaublich gut zu lesen, dass man verstanden wird.


Bitte sehr gerne. Und ja, es tut sehr gut wenn man weiß, dass man mit diesen Problemen nicht alleine ist. Ich denke, man trägt oft genug einen inneren Kampf aus und versucht mit allem alleine klarzukommen. Hut ab, dass du den Mut hattest, in dieses Forum zu schreiben und offen für Lösungen zu sein. Toll, dass du nicht aufgibst! Da kann deine Familie auch stolz auf dich sein. Ich habe mir damals bei meinem 1. Sohn auch Hilfe gesucht, weil ich Probleme mit der Mutter - Kind- Bindung hatte. Jetzt habe ich ein so inniges Verhältnis zu meinem Kind und bin froh, dass ich damals den Mut hatte den Mund aufzumachen und zu verstehen, dass man nicht immer alles alleine schaffen muss.

Zitat von Rosmarin34:
Das Buch habe ich mir direkt bestellt


Sehr gut, das freut mich! Ich lese jeden Tag ein paar Seiten und bin wirklich baff wie dieser Mensch anderen Menschen helfen konnte. Ich hoffe, es hilft dir!

Zitat von Rosmarin34:
Die Idee mit den Seilen oder dass mein Baby an mir festklebt, finde ich klasse


Hihi, danke Es mögen absurde Gedanken sein, aber unser Gehirn mag absurde Dinge und desto absurder sie sind, desto eher manifestieren sie sich.

Zitat von Rosmarin34:
Darf ich fragen, wie es dir aktuell mit den Zwangsgedanken geht?


Natürlich darfst du! Ich hatte leider vor ein paar Jahren eine Pap 3 Infektion und seitdem ging es bergab. Ich meine, das ist eigentlich nichts Schlimmes und ging wieder weg, aber seitdem habe ich furchtbare Angst, dass ich meine beiden Kinder mit Viren oder Bakterien anstecken könnte. Damit meine ich nicht den Dreck draußen, ich lasse meine Kinder im Gras, Sand, Erde usw.. spielen und habe kein Problem damit. Mir geht es um Körperflüssigkeiten vor denen ich Angst habe. Und nicht, dass ich mich anstecke, sondern dass ich meine Kinder anstecke. Ich leide seit 20 Jahren an einem Waschzwang, vermutlich ausgelöst durch den Tod meiner Omi (weiß ich aber nicht sicher) und habe nie Türklinken berührt und meine Hände gewaschen bis sie blutig waren.

Seit dieser Infektion ist aber alles aus dem Ruder geraten. Ich desinfiziere alles und zwar die ganze Zeit, wasche viel zu viel Wäsche, trenne die Wäsche auch ganz seltsam (unsere Handtücher und Unterwäsche wird extra gewaschen und nicht zusammen mit der Kinderwäsche), mit Sex ist es ganz schwer geworden...einfach furchtbar. Dazu habe ich auch noch eine Emetophobie und damit verknüpft (und weil es ja noch nicht reicht) eine Panikstörung. Ich hatte ca. jeden Tag 3 Attacken, die aber seit dem 2. Kind sehr selten geworden sind. Gott sei Dank!

Meine Zwangsgedanken sind vielfältig, ich hatte schon alles dabei, glaube ich. Ich musste auch immer unter das Bett von meinem Sohn schauen und zwar mehrmals, denn es könnte ja irgendwas drunter sein und ihn töten... oder wenn ich mir die Hände jetzt nicht wasche, stirbt mein Sohn usw.... diese Gedanken habe ich aber selbst geschlagen indem ich einfach dachte wenn ich das mache was mein Gehirn mir sagt, stirbt er erst recht und seitdem sind diese Gedanken vom Tisch...

Tja, also viel Ballast und eine Riesenbaustelle, die ich aber zurzeit noch gut ertrage. Vielleicht auch deshalb weil ich sie schon so lange mit mir rumschleppe, dass ich mich daran gewöhnt habe.

Zitat von Rosmarin34:
Hast du eine Therapie gemacht oder wie bist du das Problem angegangen? Waren es bei dir auch aggressive Zwangsgedanken?


Das alles ist jetzt schon Jahrzehnte her. Aber diese Zwangsgedanken kamen bei mir aus einer Angsterkrankung, die ich damals nicht verstanden habe. Vor über 30 Jahren war das eher unbekannt.

Bei mir war eben dann die typische Angst vor dem Verrücktwerden und die logische Schlussfolgerung, dass Messer sich selbständig machen könnten, oder Babies in der Badewanne........

Eklige Zeit. Aber natürlich ist das nie eingetreten, wie jedes Szenario, das mich gequält hat.

Irgendwann war ich so am Ende, dass ich ne Therapie durchgeführt und Medis genommen habe. Damals war der einzige Vorteil: Man bekam problemlos Termine bei Psychiater und meiner ist spezialisiert auf Ängste.

Jetzt habe ich mich mit meinen ganzen Macken arrangiert und komme soweit gut klar. Man kann auch mit psychischen Störungen ganz gut leben, wenn man lernt, damit umzugehen. Deswegen ist Therapie immer sehr gut.

@Pauline333
Vielen Dank für deine Antwort. Ja, dass mit der Hormonumstellung hatte ich auch gelesen.
Da ich noch stille, habe ich immer mal daran gedacht, ob eventuell auch die Stillhormone meine Ängste verschlimmern könnten. Ich habe auch noch ein Prolaktinom an der Hypophyse, das beobachtet wird.
Ich meine, dieses ganze Hormonsystem ist so komplex, wer weiß, was bei so einer krassen Umstellung des Hormonsystems wie es durch Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit der Fall ist, alles im Gehirn passiert.
Wie toll, dass sich die Zwangsgedanken bei dir nicht manifestiert haben. Ich sollte mir auch stärker bewusst machen, dass solche Zwangsgedanken und Ängste nach der Geburt keine Seltenheit sind und das Ganze nicht überbewerten.

Eine Hebamme habe ich leider nicht mehr.

Hallo @Rosmarin34,

ich hatte nach der Geburt meiner 2. Tochter vor 11 Jahren, genau die gleiche „Hölle“ durchgemacht wie du es jetzt tust.
Habe deinen Beitrag durch Zufall hier gelesen und wollte dir unbedingt Hoffnung schenken.

Es war die bis jetzt schlimmste Zeit in meinem Leben und ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich momentan fühlst. Insgesamt hat es sich bei mir nach 1 Jahr langsam ausgeschlichen - so dass es super erträglich war mit ein paar restlichen Gedanken. Konnte aber dann, wenn sie aufkamen sehr gut damit umgehen.

Tatsächlich hat es bei mir mit viel Stress (habe stillend meine Bachelorarbeit geschrieben) einem nervigen Umfeld (wohnten bei den Schwiegereltern und ich habe nie Grenzen gesetzt) und den Hormonen zu tun gehabt.
Die Wut ggü. meinen Schwiegereltern (sehr anstrengend und einnehmend) habe ich immer „runtergeschluckt“ - letztendlich hat sie sich dann in diesen quälenden Gedanken „Platz gemacht“

Ich habe keine Therapie gemacht, noch habe ich Medikamente genommen. Im Nachhinein würde ich allerdings eine Gesprächstherapie machen, damit „dein Thema“ bearbeitet wird.
Auch wenn es wahrscheinlich nicht bei jedem die Lösung ist - mir ging es tatsächlich erst besser als ich aufgehört habe zu stillen. Dadurch ist mein Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht gekommen und es wurde relativ schnell gut.

Ich habe deswegen meine 3. Tochter auch nicht gestillt, eben um dem ganzen vorzubeugen. Es hat auch geklappt, hatte keine Zwangsgedanken oder sonstiges nach meiner letzten Geburt.

Vielleicht hilft dir meine Erfahrung, eher da raus zu kommen. Es ist natürlich nur meine eigene Erfahrung, es war für mich aber definitiv die richtige Entscheidung abzustillen… hätte ich eventuell schon früher treffen sollen ( habe 1 Jahr) gestillt.

Du kommst da aufjedenfall wieder raus! Ganz wichtig für mich war auch zu wissen, dass man bei Zwangsgedanken, die Gedanken nie in die Tat umsetzt. Es ist einfach einer außer Kontrolle geratene Angst. Es hat im übrigen auch ganz viel mit dem Selbstwert zu tun. Dadurch entstehen oft Ängste und viele psychische Krankheiten resultieren daraus.
Denke immer daran, was du schon alles geschafft hast und wie wertvoll du bist

@Callaeme ganz lieben Dank für deine Antwort. Deine Worte tun unglaublich gut zu lesen. Es ist wirklich ein ganz furchtbares Thema und sich hier verstanden zu fühlen, ist wie Balsam für die Seele.

Es tut mir leid, dass ich erst jetzt geschafft habe zu antworten. In den letzten Wochen war sehr viel los. Hatte einige sehr schlimme Tage. Zwischenzeitlich war ich einige Tage bei meinen Eltern (zusammen mit meinem Mann und meiner Tochter). Ein wenig rauszukommen tat gut, aber dennoch waren die Zwangsgedanken täglicher Begleiter.

Das, was du beschreibst mit dem Stress, vermute ich bei mir auch als Auslöser. Mit Bachelorarbeit, Stress mit den Schwiegereltern und den Hormonen ist bei dir ja einiges zusammengekommen
Tatsächlich ist das Thema „Unterdrückte Wut“ auch etwas, das mich sehr beschäftigt. Zwei mir nahestehende Personen haben mich während meiner Schwangerschaft sehr verletzt, was in mir auch zu viel angestauter Wut geführt hat.

Darf ich fragen, wie bzw wann sich bei dir die Zwangsgedanken geäußert haben? Hattest du sie auch, wenn du deine Kinder auf dem Arm hattest bzw hochnehmen wolltest oder plötzlich im Alltag?
Ich versuche mir auch immer zu sagen, dass Zwangsgedanken nicht in die Tat umgesetzt werden, aber es ist mittlerweile so belastend, dass ich mir selbst nicht mehr traue und dann denke, es könnte doch was passiert sein. Total schrecklich

Das klingt jetzt bestimmt wahnsinnig bescheuert, aber ich habe tatsächlich meine Kinderärztin kontaktiert. Ich durfte letzte und diese Woche vorbeikommen und sie hat sich meine Kleine angesehen und bestätigt, dass sie topfit sei. Wir haben über meine Zwangsgedanken gesprochen und darüber, dass ich Angst habe, dass was passiert, wenn ich sie in meinen Armen habe. Sie hatte irgendwie sehr viel Verständnis und es tat total gut, dass sie so viel Empathie aufbringen konnte. Sie vermutet eine postnatale Depression, aber depressiv fühle ich mich nicht. Es sind eher Ängste und starke Zweifel.
Ich habe auf den Tip einer Freundin hin angefangen zu meditieren. Das versuche ich nun jeden Abend. Das tut mir aktuell auch auf jeden Fall gut. Nächste Woche habe ich einen Termin zur Gesprächstherapie und hoffe, dass mir das helfen wird.
Ich denke, dass ich in den kommenden Monaten auch versuchen werde abzustillen. Noch traue ich mich das nicht so recht, da vor allem abends das Einschlafstillen gut funktioniert und sie nachts, wenn sie wach wird, sich auch sehr schnell beruhigen lässt, wenn ich sie kurz anlege.

Ich arbeite seit zwei Wochen an meinem Verhalten. Ich versuche diese schlimmen Gedanken/Bilder durch positivere zu ersetzen, versuche, nicht ständig ins Grübeln zu verfallen, meditiere und merke, dass die guten Tage mehr werden. Es gibt aber eben immer so Rückfälle, wo kurz, wenn ich meine Tochter auf den Arm nehme oder irgendwie berühre, diese schlimmen Bilder kommen. Aber gut, dieses Auf und Ab gehört wohl zum Genesungsprozess dazu…

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