Hi @Nemony
Zitat von Nemony: Seit einiger Zeit stürze ich mich aber auch in Arbeit, was eigentlich der Ablenkung dienen soll. Das führt allerdings zu teils enormen Stress, was vielleicht nicht für diese Taktik spricht.
Gut erkannt!
Zugegeben, diese Methode ist an und für sich ja auch ein recht probates und 'nahe-liegendes' Mittel ,wenn es darum geht, sich 'vorübergehend' iiirgendwie über Wasser zu halten und findet wahrscheinlich auch deshalb so häufig Anwendung. Denn es funktioniert ja tatsächlich!.. und sogar auch über lange oder gar sehr lange Zeiträume hinweg.
Der Haken dabei ist allerdings, dass es i.a.R. so rein gar nichts am eigentlichen Problem ändert und zudem permanent Kraft zieht, was auf Dauer nicht nur mürbe macht - und das nicht zu knapp! -, sondern auch langsam zunehmend und in der Summe ziiiemlich viel Energie verbrät, die im Grunde auch sinnvoller und 'effizienter' an anderer, 'nachhaltigerer' Stelle hätte investiert werden können. Letzten Ende landen wir dann (für gewöhnlich) an einem Punkt, an dem wir das nicht mehr 'so eben nebenher' stemmen können und knicken im unglücklichsten Fall komplett ein.
Häufig wird uns leider erst dann so wirklich bewusst, dass wir auf diese Weise nicht mehr weiter machen können ..der 'Leidensdruck' hat endlich 'kritische Masse' erreicht. In der Zwischenzeit hatte die eigentlich auslösende Ursache - je nachdem, wie lange wir dieses Spielchen bereits treiben - auch ausreichend Zeit, sich in uns so richtig bequem einzurichten und ist von einer eventuell noch ganz gut zu händelnden Angelegenheit zu einem buchstäblich 'tief-sitzenden' Problem geworden, das zudem auch ganz klammheimlich bereits damit begonnen hat, weitere Kreise zu ziehen:
Zitat von Nemony: Ich bin heute zum reden hier, weil ich nach so langer Zeit meine beste Freundin nicht ständig damit belasten will.
.. signalisiert mir eigentlich, dass du es selbst allem Anschein nach bereits über einen längeren Zeitraum für eine dermaßen 'vereinnahmende' Sache hältst, dass - zumindest dem Gefühl nach - sogar (oder insbesondere) die nächsten Vertauten davon 'übersättigt' sein (oder werden) könnten. Eine imo nicht ganz unbedenkliche Entwicklung, die u.U. dazu führen kann, dass wir mit der Zeit dazu übergehen, solche Sachen gewohnheitsmäßg eher 'mit uns selbst auszumachen', weil wir anderen 'damit nicht (mehr) auf den Wecker fallen' möchten. Dadurch lassen wir ggf. 'Stützpfeiler' von uns aus Außen vor, die im Prinzip von unschätzbarer Hilfe sein könnten. Und außerdem nagt's gehörig an unserem Selbstwertgefühl.
(Naja .. zumindest zum 'darüber-Quatschen' - und um vielleicht auch mal 'Dampf ablassen' zu können - bist du jetzt ja hier. .. finde ich gut, wichtig und richtig, denn auch für genau solche Sachen sind diese Foren-Dingse doch einst geschaffen worden. )
Warum ich dir das predige? Weil das:
Zitat von Nemony: Momentan liegen leider auch noch andere Dinge im Argen. Alles gleichzeitig zu bewältigen würde mich überfordern.
.. auch so ein Klassiker (unter den 'selbst-Täuschungen') ist, der nicht gerade selten und teils erschreckend schnell zur Folge haben kann, dass wir eine vielleicht eher 'dringliche' Sache auf unbestimmte Zeit vor uns her schieben, weil andere Dinge momentan einfach viiiel 'wichtiger' sind .. oder zumindest erscheinen.
Vielleicht ja mitunter auch schon einfach in der vagen Hoffnung, dass die Zeit das schon 'irgendwie' heilen könnte - auch, wenn wir nicht wirklich daran glauben - oder das Problem zumindest etwas 'abgemildert' mit größerem Abstand betrachtet werden kann. Und überhaupt!.. es geeeht ja momentan eigentlich auch noch .. ganz gut .. irgendwie ..
Joa, pfiffige Idee!.. funzt so leider bestenfalls in den allerseltensten Fällen. In aller Regel 'mildert' sich da nämlich gaanix wirklich, wir nehmen es vielleicht selbst 'nur' als weniger 'fremd' wahr, weil wir uns zu einem gewissen Grad an die permanente Gegenwart gewöhnt haben.
Trigger
Ganz ehrlich: du möchtest dich nicht wirklich mit einer richtig tief verhafteten Angst davor, dich womöglich einmal wegen irgendeiner absolut notwendigen und unausweichlichen Geschichte in krankenhäusliche Behandlung begeben zu müssen, auseinanderzusetzen gezwungen sein müssen. Denn es ist eben - wie uns auch klar sein sollte - jederzeit! möglich, dass etwas geschieht, das Vorgenanntes schlichtweg zur absoluten Notwendigkeit macht. Und unter diesem Umständen wäre man dann ja echt! gekniffen.
Tjoa .. und somit versuchen wir deshalb womöglich, unser Leben - wenngleich vielleicht auch nicht unbedingt gaaanz bewusst - entsprechend 'einzurichten' (man könnte es vielleicht auch 'einzuschränken' nennen), im uns möglichen Rahmen vermeintliche 'Sicherheiten' zu schaffen, damit das Risiko des Eintretens des 'schlimmsten Falls' so gering, wie nur eben möglich gehalten wird. Das passiert eigentlich auch ganz automatisch, wir sind eben von Natur aus so 'vorprogrammiert', bevorzugt den Weg des geringeren Wiederstands zu wählen und bemerken womöglich noch gar nicht mal selbst, dass wir eigentlich schon bis zum Hals im Vermeidungssumpf stecken. Leider nur allzu häufig wird uns das eigentlich erst klar, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist ..
Langer Rede kurzer Sinn .. dessenthalber und fürderwegen mein Tipp:
wäge deine Prioritäten hinsichtlich der Bearbeitung der 'Dinge im Argen' bitte mit Bedacht ab!Ich gehe zwar davon aus, dass du dies ohnehin tust, aber ich weiß eben auch aus eigener Erfahrung, dass wir mitunter schon recht schnell mal dazu neigen können, die zunehmende Macht solcher (sich-ein-)'schleichender' Dinge stark zu unterschätzen. Deshalb auch die 'Predigt'.
Zitat von Nemony: Der Fehler scheint mir eher im System zu liegen. Profit vor Patientenwohl.
Ja, das scheint im Grunde wohl schon auch so zu sein, allerdings ist diese Tendenz auch nicht erst seit gestern, einem Jahr oder Jahrzehnt relativ deutlich erkennbar.
Dein zweiter Spross erblickte also etwa im Sommer '20 das Licht der Welt? War ja sogar für's 'System' eine über die Maßen belastende Zeit. Nicht, dass ich das hier als 'gültige' Rechtfertigung ansähe .. sicher nicht!.. ich finde allein die Bereitschaft oder die schlichte 'Hinnahme' solcher, wie von dir beschriebener Zustände und Handlungsweisen seitens der 'Ausführenden' (des Personals) - ganz persönlich - auch unter Berücksichtigung solch 'mildernder', äußerer Umstände ziiiemlich bedenklich. Aber so etwas kann leider - so sehr wir's vielleicht zu vermeiden versuchen - vorkommen, auch wenn es uns - und wahrscheinlich eeeigentlich auch 'dem System' - nicht gerade gefällt.
Schade, dass es dich so dermaßen derb getroffen hat!. das hätte echt! nicht sein müssen!
Wünsche dir wirklich, dass du das für dich möglichst 'geschmeidig' wieder in den Griff bekommen und gerade biegen kannst!
Alles Gute! =)
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(Ooops!.. tut mir leid, dass es hier jetzt so ausschweifend geworden ist .. 'tschuldigung!)