Darky37
Zitat von Insorge:Ich bin auf einer Warteliste, die Wartezeit dauert aber bis zu einem Jahr bei der Therapeutin. Wir haben vereinbart, dass wir zur Überbrückung alle 2 Monate einen Termin machen. Mein Mann ist keine Hilfe für mich hinsichtlich meiner Ängste (da hat er einfach keinen Bezug zu, für ihn ist es anstrengend und nicht nachvollziehbar). Allerdings ist er als Vater für unseren Sohn eine riesen Hilfe und eben auch durch seinen Anteil im Haushalt, den er neben seiner Vollzeitarbeit leistet. Leider leidet unsere Beziehung auch durch meine Keimphobie. Das ist natürlich auch ein Grund, weshalb ich dringend etwas dagegen machen möchte.Letztendlich habe ich also gerade keine Hilfe um mit meinen Ängsten und Zwängen klarzukommen. Ich versuche momentan einfach ein bisschen was aus dem Forum für mich zu ziehen.Bezüglich der Ratte bei dir fiel mir auf, dass du schon das Bedürfnis hast dich zu waschen, wenn du weißt, dass du nicht reingetreten bist. Ich habe es oft so, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich etwas vielleicht doch berührt habe (wenn ich nah an etwas vorbeigegangen bin) und muss mich dann auch gründlichst waschen. Wenn ich aber weiß, dass keine Berührung stattgefunden hat, ist - glücklicherweise - alles ok. Leider ist es aber oft so, dass ich nicht ausschließen kann, etwas berührt zu haben. Da ist irgendwie meine Körperwahrnehmung wohl durcheinander oder ich traue ihr nicht oder was auch immer, jedenfalls reicht es oft nah an etwas vorbei zu gehen um Zweifel zu haben, ob eine Berührung stattgefunden hat. Bei dir scheint es noch einigermaßen aushaltbar zu sein mit den Zwängen -außer dass deine Hände sehr in Mitleidenschaft gezogen sind - wie hilfst du dir denn durch den Tag? Hast du Hilfen im Umfeld, während du nach einem Therapieplatz suchst? Hast du Strategien um mit den Ängsten und Zwängen umzugehen, sie halbwegs klein zu halten?
Guten Morgen.
Ich stelle mir das als eine große Belastung für eure Beziehung vor, aber wenn dein Mann dir trotzdem hilft im Alltag etc. und etwas Verständnis zeigt finde ich das schon sehr wichtig.
In extremen Phasen habe ich das auch mit dem mir einbilden, dass ich fremden Müll oder ekeliges Zeug angefasst habe, obwohl ich nur dran vorbeigelaufen bin. Es gab Zeiten, da konnte ich nicht durch die Stadt gehen ohne das zu denken, mich verrückt zu machen und zum nächstbesten Waschraum laufen um meine Hände wie wild zu waschen, bis ich das Gefühl hatte, sie seien sauber. Das schlimme ist dabei auch der Kontrollzwang gewesen, meist musste ich zweimal Seife pumpen und dann in einem bestimmten Rhythmus meine Hände zig mal waschen, bis es okay für mich war. Das war schon ziemlich krass und ich dachte schon, es wird nur schlimmer. Das war aber auch wo ich kurz arbeitslos war, da mein befristeter Vertrag geendet hatte und mir mein damaliger Arbeitgeber nicht wie versprochen eine neue Stelle angeboten hat, dabei hatte ich mich dort wirklich bemüht.
Was mir oft bei diesen schlimmen Phasen geholfen hat ist dass ich gesagt und gedacht habe du würdest niemals etwas selbst tun, dass dir schaden würde (gesundheitlich und geistig) sprich, ich würde niemals auf die Idee kommen fremden Müll oder ekelige Sachen in der Stadt anzufassen, da ich mich selber total davor ekele und das gar keinen Sinn machen würde. In meiner Therapie war das auch eine Grenze, die ich nicht überschreiten wollte aber dass würde auch akzeptiert. Ich sollte eigentlich zu therapiezwecken fremden Müll auf der strasse anfassen und dann dem drang widerstehen, Hände zu waschen. Schon allein bei dem Gedanken an diesen Vorschlag der Psychologin wird mir heute noch schlecht. Ich habe gesagt, dass dsas nie für mich infrage kommen würde und dass das alles nur schlimmer machen würde da ich mir total die Sorgen danach machen würde, also dürfte ich diesen Punkt weglassen - zum Glück!
Mir hilft vorallem meine beste Freundin und ganz besonders mein Partner. Sie geben mir Halt und Hören mir zu, geben Tipps und verstehen mich. Dafür bin ich sehr dankbar. Ohne sie wäre es bestimmt tausend mal schlimmer geworden.
Als ich meiner Familie mich anvertraute, was nebenbei gesagt sehr viel Überwindung kostete, reagierten die nicht so hilfreich. Ob ich denn Spinne etc fragten meine Eltern mich. Das war nicht schön. Bis heute kann ich über manche Sachen nicht mit ihnen reden, mit meiner Schwester schon eher, da sie auch ähnliche Zwänge früher hatte (was ich bis zu meiner Offenbarung von ihr nicht wusste). Sie zeigte mehr Verständnis.
Da ich oft seelischen Stress durch meine Mutter hatte die letzten Jahre denke ich, dass das auch ein großer Faktor bei der Entwicklung meiner Zwänge war.
Also meine Freundin und meine Liebe geben mir VIEL Kraft. Und die Arbeit lenkt mich normalerweise von meinen zwangsgedanken ab, da ich sehr viel arbeite (auch am Wochenende). Nur die personalsituation nervt mich total. Ich habe schon gefragt, ob wir nicht eine zusätzliche Kraft bekommen könnten aber ich würde von meinem Vorgesetzten abgewimmelt. Wenn irgendwann mal die Grippe rumgeht und alle flach liegen und nicht zur Arbeit kommen können widd mein Betrieb wohl doof aus der Wäsche gucken, da wir keinerlei Ressourcen diesbezüglich haben. Und wir produzieren Zeitungen nebenbei gemerkt, also ein tagesaktuelles Medium das aufjeden Fall den nächsten Werktag erscheinen müsste. Aber gestern war unter dem Ssifenspender Dreck, der rot war augenscheinlich. Ich habe beim Händewaschen extreme Angst gehabt, es ausversehen zu berühren und mich anzustecken. Dass hat mich irgendwie wieder zurückgeworfen. Ich hasse es allgemein wenn Damen Klos, waschräume etc nicht sauber sind. Wenn ich mich überwinden muss, dahin zu gehen, fühle ich mich nicht wohl und dass ist oft so, wenn ich Stress auf der Arbeit habe.
Ich muss mich bald mal hinsetzen und nach einem Psychologen suchen, aber manchmal fehlt einem die Zeit und die Motivation dafür.
13.02.2020 09:51 • #81