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Hallo,
ich bin mutig und öffne mich, vielleicht um es einfach mal runterzuschreiben, vielleicht aber auch um Einschätzungen / Impulse und Tipps zu bekommen:
Ich habe täglich mehrfach (bzw. sich auch routiniert wiederholend) gleiche Abläufe: Hände immer 4x waschen z.B. nach Klo, 3 Ohrenstäbchen benutzen (es geht nicht 2 oder 1 oder 4), beim Eincremen einen bestimmten Ablauf einhalten, Anziehen nach gleichem Ablauf. im Haushalt: Wäsche darf nur an bestimmtem Ort hängen (Sportzeug rechter Flügel, Schlafsachen linker Flügel). beim Autofahren bestimmte Abläufe. alles ergibt KEINEN SINN, aber ich kann es nicht lassen weil sonst was schlimmes passiert. Ich schaffe es nicht mich dagegen zu stellen. Und beim Aufschreiben gerade wird mir klar, WIE VIEL das eigentlich wieder geworden ist. Wieder deswegen, weil ich schonmal schaffte, es zu reduzieren, ich war in Therapie aufgrund einer Angststörung und habe das da auch angesprochen. Ich sollte und konnte nach und nach das ein oder andere weglassen. Irgendwann ging es mir wieder gut, ich habe nicht mehr so drauf geachtet. Und dann kam der ein oder andere Vorfall im Bekanntenkreis oder bei mir selber, der mich wieder so verunsicherte, ich glaube dann schlich sich das ein. Ich habe schon zwei längere ambulante Therapien gemacht, einen Tagesklinik-Aufenthalt über mehrere Wochen gehabt. Immer wieder auch gute Phasen gehabt, aber so richtig fertig bin ich nicht mit dem Thema und gerade ist es wirklich wieder heftig.
Ich habe auch wieder so viele psychosomatischen Symptome ;-( das macht mich alles fertig.
Ich möchte einfach mal unbeschwert meinen Alltag meistern können, ohne ständig Angst zu haben und dieses Kettenhemd der Zwänge zu tragen. Aber wie?!
Vielleicht sind es auch keine Zwänge, vielleicht habe ich wirklich böse Vorahnungen? Auch mit solchen Gedanken treibe ich mich rum.
Meine größte Angst ist die vor körperlichen Krankheiten (oder Schlimmerem) bei mir und meiner Familie. Und oft denk ich mensch, reiß dich zusammen, genieß dass ihr körp. alle gesund seid. Stell mal vor irgendwann hat einer mal was, bereust du das. Aber mit rationalem Denken ist das unmöglich, im Gegenteil, das macht es nur noch schlimmer. Weil ein normales Leben ja auch ein sehnlicher Wunsch ist.

Oh man der Text ist lang geworden. Wer bis hierhin gelesen hat, vielen Dank .

LG

29.10.2024 13:10 • 31.10.2024 x 1 #1


10 Antworten ↓


Zitat von Yvi83:
Ich habe täglich mehrfach (bzw. sich auch routiniert wiederholend) gleiche Abläufe: Hände immer 4x waschen z.B. nach Klo, 3 Ohrenstäbchen benutzen (es geht nicht 2 oder 1 oder 4), beim Eincremen einen bestimmten Ablauf einhalten, Anziehen nach gleichem Ablauf. im Haushalt: Wäsche darf nur an bestimmtem Ort hängen (Sportzeug rechter Flügel, Schlafsachen linker Flügel). beim Autofahren bestimmte Abläufe. alles ergibt KEINEN SINN, aber ich kann es nicht lassen weil sonst was schlimmes passiert.

Das sind defintiv Zwangshandlungen, vielleicht gepaart mit magischem Denken, aber keine Zwangsgedanken. Zwangsgedanken wären z.B. beim Anblick eines Messers Angst davor zu haben, jemanden zu erstechen oder beim Einfahren eines zu Zuges Angst zu haben, sich umzubringen u.ä.
Also bei Zwangsgedanken steht das Denken im Vordergrund, bei Zwangshandlungen sind es Tätigkeiten.

A


Sind das wirklich Zwänge bzw Zwangsgedanken?

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Zitat von Yvi83:
alles ergibt KEINEN SINN, aber ich kann es nicht lassen weil sonst was schlimmes passiert.


Was passiert denn sonst schlimmes?

Zitat von Yvi83:
Vielleicht sind es auch keine Zwänge, vielleicht habe ich wirklich böse Vorahnungen?


Das wird als magisches Denken bezeichnet und die festen Handlungen geben Kontrolle darüber.

Zitat von Yvi83:
Weil ein normales Leben ja auch ein sehnlicher Wunsch ist.


Die Frage ist, was du als normales Leben bezeichnen würdest.

Ein Leben ohne Kontrolle?
Oder ein Leben ohne Angst, keine Kontrolle zu haben?

@Yvi83
Long Story Short:
Können Zwänge, kann aber auch nen versteckter asperger Autismus sein (habe ich selber, daher spreche ich das hier an).
Autismus äußert sich in einem sehr vielfältigem Spektrum, jeder Autist ist anders.
Aber vielleicht solltest du das mal als Möglichkeit bei deinem Facharzt anbringen, insbesondere wenn du das schon seit vielen Jahren hast.
Und nein, solche ticks müssen nicht syhon in der Kindheit gewesen sein, da kann sich Autismus anders äußern und im erwachsenen Alter verändern.

Hallo Yvi,
gleiche Abläufe haben fast alle Menschen täglich. Im Grunde ist das nicht nur normal. Es ist lebensnotwendig.
Leider kann man fast alles zu übertreiben.
Du scheinst es zu übertreiben.

Leider glaubst Du, wenn Du das nicht mehr tust, wird etwas Schlimmes passieren.
Diese Sichtweise kann aber eigentlich nur falsch sein.
Nichts hängt davon ab, wie Du Deine Wäsche aufhängst und ob Du Deine Hände einmal oder viermal hintereinander reinigst.

Anders, als Du es bisher vermutest,
kannst Du hier mit sachlichem, bewusstem Denken Dein Problem deutlich abschwächen.
Wie Du schreibst, scheinst Du Dir selbst wohl etwas wenig zuzutrauen, dass Du richtige Entscheidungen für Dich persönlich treffen kannst.
Bei dem, was Du jetzt immer gleich machst. Wer hat Dir das vorgegeben?
Wer hat das früher mal für Dich entschieden?

Viele Grüße Bernhard

@Schlaflose Danke für deine Antwort. Das magische Denken ist mir neu. Das werde ich mir näher bringen.

@illum danke dir auch erstmal.
Ja, doof ich weiß, aber z.B. dass ich krank werde, bestraft werde mit schlechten Dingen vom Schicksal, weil ich mich nicht an die Regeln halte. Es fällt mir sooo schwer das zu schreiben weil ich mir so blöd vorkomme, aber so ist es nunmal in meinem Kopf.
Ein normales Leben ohne so ein absurdes Denken und handeln.

@WayOut Danke für deine Antwort und den Anreiz. Ich denke mal darüber nach.

@Hotin
Ja das stimmt, es ist vollkommen übertrieben und ohne Zusammenhang. Rational gedacht weiß ich das, in der Situation kann ich aber nicht anders. Der Druck ist dann so stark ;-(.
Niemand hat das so entschieden für mich, ich selber habe das entschieden.
in meiner Kindheit musste aber immer alles so sein, wie mein Vater wollte.
die Strafe war körperliche und / oder psychische Gewalt. Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht ob es einen Zusammenhang geben könnte.

LG

Hallo Yvi,

ich versuche einmal zu beschreiben, wo für Dich eine Schwierigkeit liegen kann.
Vielleicht siehst Du das aber auch ganz anders.

Alle Menschen haben ähnliche Ziele, was ihre Gefühle betrifft.
Wir wollen alle möglichst viel Sicherheit und gleichzeitig aber auch möglichst viel Freiheit.

Du beschreibst das ja auch.
Zitat von Yvi83:
Anziehen nach gleichem Ablauf. im Haushalt: Wäsche darf nur an bestimmtem Ort hängen (Sportzeug rechter Flügel, Schlafsachen linker Flügel). beim Autofahren bestimmte Abläufe. alles ergibt KEINEN SINN,


Oh doch,das ergibt natürlich einen Sinn. Wenn Du möglichst alles immer so machst, wie Du es immer
machst, fühlst Du Dich sicher. Das ist Dir vertraut.

Und es gibt etwas Zweites.
Zitat von Yvi83:
Ich möchte einfach mal unbeschwert meinen Alltag meistern können, ohne ständig Angst zu haben und dieses Kettenhemd der Zwänge zu tragen.


Wie jeder Mensch möchtest Du frei und unabhängig sein.

Wenn wir uns sicher fühlen, spüren wir weniger Angst!
Und wenn wir uns frei fühlen, spüren wir ebenfalls weniger Angst.


Zitat von Yvi83:
Niemand hat das so entschieden für mich, ich selber habe das entschieden.


Du hast Dich irgendwann, vermutlich sehr früh in Deinem Leben für das Gefühl Sicherheit entschieden.
Das war richtig!

Vielleicht hast Du hier auch Deine persönlichen Gründe für Deine Entscheidung genannt.

Zitat von Yvi83:
in meiner Kindheit musste aber immer alles so sein, wie mein Vater wollte.

Zitat von Yvi83:
die Strafe war körperliche und / oder psychische Gewalt. Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht ob es einen Zusammenhang geben könnte.


Dein Erfolg, ein möglichst sicheres Leben führen zu wollen ist grundsätzlich richtig. Nur, wie Du selbst
merkst, blockierst Du Dir mit Deiner völligen Sicherheits-Überzeugung ein wichtiges anderes
menschliches Gefühl.
Du fühlst Dich nicht frei. Und nun fragst Du. Wie kann ich das ändern?

Zitat von Yvi83:
Ich schaffe es nicht mich dagegen zu stellen.


Ich verstehe Dich völlig, dass Du Dich nicht gegen dieses besonders wichtige Gefühl der Sicherheit
stellen möchtest. Das brauchst Du auch nicht.
Du würdest vermutlich scheitern, wenn Du Dich gegen etwas entscheidest, was ja richtig ist und
immer richtig war.

Wir Menschen wollen und können nicht immer nur ein Hauptgefühl in uns zufriedenstellen.
In Deinem Fall kannst Du , wenn Du das möchtest bewusst entscheiden, was Dir in einer
bestimmten Situation wichtiger erscheint.

Du entscheidest Dich dann also nicht gegen etwas, sondern für etwas.
Entscheide ich mich beim Wäsche aufhängen ehern für das Gefühl Sicherheit?
Oder entscheide ich mich gerade eher für mein Gefühl Denk-Freiheit?


Wie auch immer Du Dich entscheidest. Nach Deiner Entscheidung hast Du ein
Erfolgserlebnis. Kannst Du das verstehen? Du brauchst Dich nicht schlecht fühlen.
Was Du machst ist in jedem Fall richtig!
Folgst Du Deinem Zwang, fühlst Du Dich mehr sicher, aber weniger frei!
Folgst Du Deinem Gefühl -frei Denken- bist Du gedanklich frei aber gerade weniger sicher.
Genaugenommen ergibt Gedankenfreiheit allerdings auch ein Gefühl der Sicherheit. Ich darf
denken, was ich will.

Du must nur ständig entscheiden, welches Deiner Gefühle Dir gerade wichtiger erscheint.
Beides geht nicht. An einer Straßenkreuzung kann ich nicht gleichzeitig rechts und links gehen.

Wenn ich tausend Euro auf meinem Sparbuch habe fühlt sich das sicher an.
Gebe ich das Geld für eine Urlaubsreise aus, verzichte ich an der Stelle auf die Sicherheit.
Dafür bekomme ich aber ein gutes Gefühl, nämlich in Urlaub zu fliegen und die Sonne genießen und
ein neues Land kennen zu lernen.
Wir haben immer die Freiheit der Entscheidung. Diese Freiheit der Entscheidung nennt man
Bewusstes Denken.
Zufriedenheit stellt sich immer dann ein, wenn wir Menschen das Gefühl erhalten,
zurückschauend habe ich mich vermutlich häufiger richtig?, als falsch? entschieden.
Jeden Tag kann ich das Spiel mit dem Entscheiden nach dem Aufstehen neu beginnen.

@Hotin für deine Mühe so eine umfangreiche Antwort zu schreiben, möchte ich mich nochmal ausdrücklich bedanken.
Vieles nehme ich mit als Denk Anstoß.
Es kommt einfach auf die Betrachtung an, das stimmt schon.
Ich sollte auch weg von der Vorstellung, dass alles sofort besser wird. Das setzt mich auch unter Druck.

A


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