Ach, ich bin/war auch so eine notorische Googlerin. Das hat mir mehr als einmal die schlimmsten Panikattacken und darauffolgenden depressiven Phasen meines Lebens beschert. Eben aus diesem Grund arbeite ich im Moment ganz stark daran, das in jedem Bereich meines Lebens, seien es Krankheiten oder auch einfache Lebens- und Liebesfragen, ein für alle Mal abzustellen; speziell das Lesen in diversen (Frage-)Foren (dieses hier mal ausgenommen, hier suche ich ja nichts gezielt).
Das eigentlich schlimmste für mich war: Seiten über Medizin mit belegten Fakten(!) und Statistiken haben mich nicht interessiert. Da konnte tausendmal stehen, dass Schwangerschaft/Infektion/blabla/whatever unter gegebenen Umständen extrem unwahrscheinlich sind. Es waren die Leute in den verschiedenen Foren und ihr allseits beliebtes (und auch hier bereits angedeutetes) Jaaaa, die Wahrscheinlichkeit ist laut Statistik GERING, aber es reicht ja, wenn DU die 0,02% bist. Es KANN passieren, immer, zu jeder Zeit. Du bist IMMER in Gefahr. Immer. Vergiss das nicht. (... mal übertrieben geschrieben. ), die mich regelmäßig an den Rand des Wahnsinns getrieben haben.
Bin seit einer Weile tatsächlich sehr erfolgreich in meinem Vorhaben. Hab' mal meine Psychologin darauf angesprochen und bin mit ihr zu folgendem Schluss gekommen:
Die Leute im Internet haben irgendwie alle die Weisheit mit Löffeln gefressen. Es mag einige wenige geben, die Leuten wie uns wirklich helfen wollen, aber 99,9% von dem, was man so liest, ist reine Panikmache, deren Beweggrund sich mir auch nach mehrmaligem Nachdenken einfach nicht erschließt.
Als ich mal dachte, trotz Pille schwanger geworden zu sein, habe ich Schwanger trotz Pille? gegoogelt und bin fast verrückt geworden vor Angst. Denn nach meiner umfassenden Recherche in diversen Foren zu urteilen passiert das gefühlt ca. 80% der weiblichen Bevölkerung. Die Pille hat aber einen PEARL-Index von etwa 0,1% (plusminus, je nach Statistik). Die Wahrscheinlichkeit, trotz korrekter Anwendung der Pille schwanger zu werden, geht also gegen null. Was ist denn da nun los?
Ganz einfach: Wer will schon vor der Welt zugeben, dass man das Ding schlichtweg vergessen hat, am besten mehrfach? Kann natürlich der klügsten und gewissenhaftesten Frau passieren, würde aber wohl kaum jemand sagen. Würde ich in der Öffentlichkeit vielleicht auch nicht tun, denn dann kommt meistens die ultimative, gesammelte Moralkeule hinterher: Selbst schuld! Wer zu dumm zum Verhüten ist, soll halt auf's v*geln verzichten. ... hätte ich auch keine Lust drauf. Leiderleider gibt es aber gefühlt viel mehr von diesen allwissenden Klugscheißern als von den anderen Typen.
Das jetzt nur mal als austauschbares, vergleichsweise harmloses Beispiel, weil ich niemanden mit dem, was ich schon so alles gegoogelt habe, triggern möchte. Soll auch keine Verallgemeinerung von Menschen und Verhalten sein, das ist schlicht und einfach meine bisherige Erfahrung.
Im Internet wird einfach so unendlich viel aufgebauscht. 2372847 Menschen äußern sich zu einem Thema, alle 2372847 Menschen glauben, dass nur sie Recht haben. Gerade uns unsichere Menschen, die sich ungern auf das eigene Gefühl verlassen, macht sowas natürlich kirre.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf fällt es mir mittlerweile leichter, auf das Googlen zu verzichten. Außerdem bin ich mittlerweile in der Lage, mich vorab zu fragen: Bringt dir das jetzt was? Glaubst du wirklich, einer Antwort näher zu kommen oder ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass du dich nur wieder unnötig irre machst?
Es braucht ein bißchen Übung, das ist leider so. Bei mir hat's einfach irgendwann klick gemacht.
24.02.2017 15:22 •
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