Lange habe ich nach einem Forum gesucht, welches meine Krankheit als Themenschwerpunkt hat. Leider ist depri.ch aus dem Netz verschwunden und ich bin sehr froh, jetzt diesen Platz gefunden zu haben.
Ich suche nach einer Person, welche in etwa meine Geschichte durchlebt hat oder Teile davon kennt und mir mit meinem aktuellen Problem weiterhelfen kann.
Ich habe sehr viele Details zu mir, zu Medikation, Therapien usw. in meinem Profil erfasst.
In aller Kürze zusammengefasst ist mein aktuelles Problem:
30 Jahre Zwangsgedanken
+ 5 1/2 Jahre schwere rezidivierende Depressionen
= Haben im letzten halben Jahr zu einer Benzo-Gewöhnung/Sucht geführt, von welcher ich gerade stationär eine Entwöhnung/Entzug mache. In Zukunft soll ich ohne Benzos auskommen und ich habe nicht die geringste Idee, wie ich das anstellen soll bei meiner Kombination von schweren Zwangsgedanken und schweren Depressionen.
Etwas ausführlicher.
Ich leide seit meiner Kindheit zunächst an Zwangshandlungen, welche sich zum Erwachsenenalter hin immer mehr in Richtung Zwangsgedanken umwandelten.
Ich bin wahnsinnig lange ohne Diagnose gewesen. Ich wurde mit meinem Problem allein gelassen/es wurde von den Eltern nicht erkannt, obwohl sehr ähnliches Problem beim Vater ebenfalls besteht.
Erst 2006 (17 Jahre später) erhielt ich die für mich erlösende Diagnose Generalisierte Angst- und Zwangsstörung. Endlich wusste ich, ich bin nicht allein und ich bin nicht verrückt.
Ich erhielt Escitallopram, was mir sehr half und begann Psychotherapie gemäss meinem Profil.
Nach ca. 1 Jahr konnte ich die Medis absetzen und konnte dank Achtsamkeits-, Meditations- und Konfrontationsübungen auch den Zwangsgedanken immer besser begegnen. Auch wenn es ohne Medis ein riesen Kraftakt war und ich durch so manche Hölle gegangen bin.
Also war ich von 2007-2013 Medi-Frei.
2012 kam meine Tochter auf die Welt. Mein grösstes Geschenk auf Erden. Ich habe Kinder immer geliebt und wollte unbedingt 2.
Ich hatte aber keinen blassen Schimmer, was das Vater-Werden für einen Zwangskranken bedeuten kann.
Wie vermutlich für die meisten Zwangserkrankten spielen die Themen Verantwortung Schuld die zentralste Rolle in meinem Leben.
Von nun an hatte ich Verantwortung für ein unschuldiges Wesen, wie es unschuldiger nicht sein kann. PLUS: Dieses unschuldige Wesen kann noch nicht in gesprochener Sprache mit mir kommunizieren.
Meine Zwangsgedanken wurden wieder immer stärker: Habe ich das Kind vielleicht verletzt und es nicht gemerkt? Und viele andere Zwangsgedanken rund um ein Baby, wie sie auch in der Literatur stehen. UND: Meine Tochter konnte mir natürlich nicht bei der Realitätsprüfung helfen, in dem wir eine Situation besprechen.
Eines Tages passierte dann der absolute Worst-Case für mich und mein Leben. Während ich auf meine Tochter aufpasste, passierte ein Unfall, über den es mir schwerfällt zu reden.
Gemäss Ärzten ist meiner Kleinen nichts passiert.
Aber ich konnte das einfach nicht glauben. Ich durchgrübelte und durchgrübelte. Ich fragte mich: Ist wirklich nichts passiert? Wurde etwas übersehen? Habe ich vielleicht absichtlich für die Umstände gesorgt, die zu dem Unfall führten? Habe ich etwas Böses über meine Tochter gedacht, bevor es passierte? Obwohl dies eigentlich völlig gegen mein eigentliches Wesen spricht.
Die Schuldgefühle waren unendlich gross. Und so kam ich 4 Monate nach dem Ereignis erstmals in meinem Leben in eine schwere Depression mit stationärem Aufenthalt und auch erstmals mit Benzos.
Mittlerweile habe ich über Jahre alles abertausende Male durchdacht und mit Ärzten etc. besprochen.
Seit ich seit 1 Jahr Lithium nehme geht es mir wesentlich besser.
Dennoch alle paar Wochen oder wenn es mal gut geht auch nach einigen Monaten, gibt es irgendeinen Trigger, welcher die Zwangsgedanken rund um das Ereignis mit meiner Tochter wieder auslöst.
Das lässt mich wieder depressiv werden und so bin ich meistens zwischen 3 Tagen und bis zu 3 Wochen wieder in höchster Anspannung inkl. selbstgefährdender Gedanken.
Nun nochmal zu meinem aktuellen Problem zurück.
Es möchte nun jeder Arzt/Therapeut/Pfleger von mir, dass ich mich dauerhaft von den Benzos verabschiede.
Als Alternative soll ich zum Einen mit Skills schaffen (davon habe ich 3 Stück). Zum Anderen soll ich auf Neuroleptika als Notfallmedikament zurückgreifen.
Jetzt habe ich mittlerweile ca. 5 oder 6 Neuroleptika durch in diversesten Dosierungen. In der Regel spüre ich überhaupt gar nichts, wo Mitpatienten schon bei einem Viertel meiner Dosis schlafend auf dem Boden liegen.
Zum Anderen macht es mich mit ganz viel Glück ein ganz wenig müde. Das schafft eigentlich nur Dipiperon/Pipamperon. Aber ich habe es bislang noch nicht geschafft, dass es mich zum Einschlafen müde macht und schon gar nicht löst es meine Anspannung.
Meine Skills sind:
- Sehr scharfe Chilli-Bonbons essen
- Coldpack in den Nacken legen
- An flüssigem Menthol riechen, was die Nase extrem reizt
Ich sage nun permanent zu den Ärzten, dass die Neuroleptika nicht funktionieren und ich nicht 3 Wochen lang 14 Stunden am Tag Chillibonbons essen kann.
Die Ärzte drehen sich dann mit mir im Kreis und sagen, dass ich Benzos eben nicht mehr nehmen kann/soll.
Ich habe das Gefühl, sie haben selber keine Lösung mehr in der Hand und sind ratlos oder aber sie haben nicht die geringste Ahnung davon, was es bedeutet 3 Wochen von Zwangsgedanken gefoltert zu werden.
Was meint ihr? (Falls irgendjemand bis hierhin gelesen hat)
31.07.2019 20:15 • • 27.08.2019 #1