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Hallo,

Ich stecke gerade wirklich in der Zwickmühle und habe schon verschiedenste Leute um Rat gefragt, aber niemand konnte mir so recht helfen. Entweder wussten diese Personen wirklich nicht weiter und meinten dann, dass ich das selbst wissen muss, was ich auch verstehen kann oder alles wurde zu locker gesehen und meine Ängste dementsprechend nicht ernst genommen.

Momentan bin ich so gesehen arbeitslos, ich wäre eigentlich jetzt in der 13. Klasse. Aber aufgrund von Corona habe ich extreme Panik und Zwänge entwickelt und traue mich deshalb gar nicht mehr raus. Wenn, dann gehe ich nur zum Arzt oder zur Therapie, aber das wars dann auch schon und das ist jedes Mal wieder ein echt hartes Unterfangen, da es wirklich schlimm ist, wie oft ich dann meine Hände waschen und desinfizieren muss, sobald ich wieder daheim bin.

Da ich zur Schule gehen wollte und das vom Weg her von hier aus (ein extrem kleines Kaff) sehr kompliziert gewesen wäre, habe ich kurzerhand noch eine andere Schule gesucht und in der zugehörigen Stadt eine Wohnung gemietet. Dann hatte ich jedoch diese ganzen Zusammenbrüche wegen diesem Virus und bin zurück nach Hause gekommen. Seitdem überlege ich, was ich tun soll, denn eigentlich wäre von den Zwängen her eine eigene Wohnung die bessere Lösung, da ich so erstens meine Familie nicht mehr damit belaste und ich zweitens die komplette Kontrolle über alles habe und alles eben so sauber ist, wie ich das möchte. Das ist leider nicht möglich, wenn man mit anderen Menschen zusammenlebt und jeder da ein bisschen anders ist. Es macht mir sehr zu schaffen, denn auch vor der Pandemie hatte ich schon Zwänge und habe mich vor unsauberen Dingen extrem geekelt. Jetzt ist das alles einfach nur nochmal um einiges schlimmer geworden, denn meine Zwänge haben vorher jahrelang mein alltägliches Leben nicht so stark beeinflusst, dass ich komplett fertig und verzweifelt war. Ich konnte auch ganz normal zur Schule gehen, von daher hat es mich nicht arg eingeschränkt. Und jetzt kamen diese Zwänge eben mit voller Wucht an und ich lerne gerade immer noch, damit irgendwie fertig zu werden. Es klappt mal ganz gut, aber die meiste Zeit gar nicht. Ich könnte mich halt in einer Zone, die nur für mich ist, besser entfalten, denke ich, denn hier sind mir echt die Hände gebunden, ich kann nichts wirklich anfassen, es ist immer ein Drama, ich kann nichts tun, was ich gerne tun würde außer Videos und Filme etc. zu schauen, denn alles andere beinhaltet zu viel Berührung von Dingen, die mir gerade einfach zu viel sind und dann müsste ich wieder andauernd meine Hände waschen, was mich einfach richtig fertig macht, denn ich komme teilweise erst nach zwei-drei oder auch mal vier Waschgängen und 5-20 Minuten wieder vom Waschbecken weg, denn meistens habe ich das Gefühl, dass das alles nicht sauber genug ist. Momentan versuche ich, das zu reduzieren, da meine Hände dadurch schon geblutet hatten, aber das bedeutet gleichzeitig, dass mir eigentlich umso weniger Dinge möglich sind, damit das Händewaschen umgangen werden kann.

Klar könnte man jetzt auch sagen, dass ich mir dann eben mein Zimmer irgendwie herrichten und mich da aufhalten soll, aber ich muss ja auch essen und trinken, was ich momentan sehr schwierig finde, ich muss duschen, meine Zähne putzen und auch mal zur Toilette und das ist mir manchmal wirklich zu viel, was andere Leute da dann so anstellen, was ich in einer eigenen Wohnung halt einfach alles selbst bestimmen könnte. Hätte ich ein eigenes Bad mit Dusche an meinem Zimmer, wäre das alles eh kein Ding mehr, aber so ist es nun mal nicht.

Ich habe auch seit Jahren Probleme mit meiner Mutter und das ist ein Thema, das ganz schlimm für mich ist und momentan hat das Ganze nochmal so seinen Gipfel erreicht, ich heule wirklich jeden Tag mindestens einmal und die Situation mit meiner Mutter ist unerträglich. Aber da sie meine Mutter ist, konnte ich nie einfach gehen, weil ich immer gehofft habe, das wird schon eines Tages. Teilweise macht sie mich so fertig, dass ich wirklich Suizidgedanken hege.

Aber auf der anderen Seite hilft meine Familie mir mit den Zwängen auch sehr und ich weiß nicht, wie ich das hinbekomme, wenn ich alleine bin. Momentan kann ich den meisten Leuten super aus dem Weg gehen, aber in der eigenen Wohnung hätte ich sehr viele direkte Nachbarn in einem kleinen, engen Gang mit Minifenster, gefühlt 100 Briefkästen nebeneinander gequetscht und auch nur Waschmaschinen und Trockner, die für jeden da sind. Den Raum dazu habe ich noch nie gesehen, aber bei den Briefkästen sah es schon schlimm aus, da lag lauter Zeug drunter auf dem Boden. Ich weiß nicht, wie sowas ist, wenn man sich dann Waschmaschinen teilt, da nicht richtig gelüftet wird oder werden kann und es einer haben sollte, der dann dementsprechend bestimmt keinen MNS trägt, wenn er nur mal eben seine Post holt oder Wäsche machen will und das dann eben da in der Luft ist und ich das dann einatme bzw. mit meiner frischen Wäsche da rumlaufe und sich das dann darauf absetzt. ? Dann hat das ganze Waschen ja keinen Sinn gehabt. Das ist irgendwie dieses riesige Hindernis, das mich davon so richtig abhält. Es würde ja einiges dafür sprechen, aber abgesehen von der familiären Situation und den Zwängen bin ich hier relativ sicher vor dem Virus. Ich weiß nicht, ob das in so einer Umgebung mit lauter fremden Personen um mich herum, die sich eben bestimmte Dinge mit mir teilen müssen oder denen ich andauernd über den Weg laufen könnte, besser wäre.
Ohne Corona würde mir das alles sehr viel leichter fallen, aber dadurch kann ich keine wirklich rationale Entscheidung treffen.

Ich wollte, dass das mit der Wohnung klappt, deshalb habe ich auch nach Therapeuten dort gesucht und war bei einer Psychologin dort, die aber leider irgendwie ein bisschen in die Richtung Corona-Leugner ging und fast das komplette Gespräch ging darum, wie sie sich irgendwie in Rage geredet hat, weil sie findet, dass das alles Panikmache ist und hier wären ja nur so und so viele Leute gestorben. Naja, das passt nicht so gut, wenn du genau deshalb extreme Panik und Zwänge hast.
Das war aber eine Dame, die anscheinend hauptsächlich mit Leuten arbeitet, die an Zwängen leiden, weshalb ich das umso weniger verstehen kann.

Das hat meine Hoffnung deshalb wieder nur gedämpft. Hier habe ich ja eine Psychiaterin, aber die sehe ich momentan nur einmal alle zwei Wochen und sonst telefonieren wir einmal pro Woche, aber ich habe immer das Gefühl, dass die Zeit dort nur dafür ausreicht, alles wieder geradezubiegen und aufzuarbeiten, was meine Mutter mir die Woche über angetan hat. Da komme ich also auch nicht wirklich weiter. Meine Mutter hat aber etwas mit den Gründen für meine Zwänge zu tun.

Beides hat einfach Vor- und Nachteile und auf einer Pro und Contra Liste ist beides ungefähr gleichauf. Deshalb hilft mir das auch nicht weiter.

Ich weiß nicht, wie lange ich das alles hier noch aushalten kann, aber ich habe auch Angst, voll in die Corona-Falle zu tappen und es mir einzufangen, nur weil ich umziehe und ich hier zwar psychisch gesehen leiden würde, aber wenigstens davor verschont bliebe. Es ist echt schwierig und ich habe das wirklich schon sehr oft angesprochen, bin aber mit der Entscheidung nicht weitergekommen. Ich denke auch, hätte ich eine eigene Waschmaschine in der Wohnung, wäre das Thema längst gegessen, aber dem ist leider nicht so und man kann da auch keine anschließen.

Ich weiß auch, dass ich vor allem das Thema mit den Zwängen nicht alleine bewältigen können werde, deshalb stehe ich auf der Warteliste für einen Klinikaufenthalt, aber das dauert eben und ich weiß noch nicht, wie lange. Bis dahin müsste ich eben entweder hier durchhalten oder schon mal versuchen, alleine zu wohnen. Es würde eigentlich wenig Sinn machen, nach dem Klinikaufenthalt wieder hierher zu kommen, da dann mit meiner Mutter alles wieder von vorne losgeht und das ist dann auch nicht Sinn der Sache. Das war schon oft so, dass sie genauso weitergemacht hat wie davor und ich den kompletten Fortschritt dadurch verloren habe und wieder von vorne oder noch weiter unten beginnen konnte.

Ich möchte bitte darauf hinweisen, dass ich nur Antworten von Leuten bekommen möchte, die das mit der Pandemie ernst nehmen, denn es bringt mir überhaupt nichts, wenn jemand mir so etwas schreibt wie: Das wird alles nur aufgebauscht, da musst du keine Angst haben, leb einfach dein Leben und lass dich nicht von so einem Virus ausbremsen oder dass das alles nur erfunden sei oder sonstiges. Das bringt mir nichts und das hilft mir auch nicht. Wenn es helfen würde, hätte ich keine Probleme mehr, denn sowas hört und liest man leider viel zu oft. Ich benötige ernst gemeinte und auch gut gemeinte Ratschläge von Personen, die mit der Situation vernünftig umgehen und die mir vielleicht einfach auch sagen können, was sie in meiner Lage tun würden.


Liebe Grüße

31.10.2020 17:29 • 11.11.2020 #1


8 Antworten ↓


Du musst keine Angst haben. Habe heute noch ein Bericht ueber Covid gelesen. Die Sterblichkeitsrate liegt bei..... 0,4 Prozent. Das Durchschnittsalter betraegt 79 Jahre. DU BIST 20 Jahre? Die Sterblichkeitsrate bei der normalen Grippe liegt bei 0,25 Prozent. JEDES Jahr stecken sich im. DURCHSCHNITT 8 Millionen Deutsche mit der Grippe an. 8 Millionen !

A


Bei extremen Waschzwang lieber alleine wohnen oder nicht?

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Hallo Du, ich würde alles Schritt für Schritt angehen und zwar das gravierendste zuerst: deine Panik- und Zwangsstörung. Kannst du den Start des Klinikaufenthalts nicht beschleunigen? Nochmal dort anrufen und auf Dringlichkeit verweisen?
Wenn du jetzt ausziehst, ist das ja mehr wie eine Flucht, weil du glaubst, dass du dann einfacher die Kontrolle behältst, aber du siehst schon jetzt, dass dort neue Herausforderungen lauern. Du musst erst wieder psychisch auf die Beine kommen, bevor du solch gravierende Schritte wie ausziehen gehst. In einer stationären Therapie wird dir hoffentlich geholfen und du kannst wichtige Entscheidungen auf einer soliden Basis treffen


Alles Gute!

Zitat von Flocondeneige:
und ich zweitens die komplette Kontrolle über alles habe und alles eben so sauber ist, wie ich das möchte


Zu der Situation gibt es keine perfekte Lösung für dich aber ich bin der Meinung, dass du an einer gesunden Basis für dein weiteres Leben arbeiten solltest und da steht vorerst eine eigene Wohnung sicher hinten an.
Desweiteren hast du bereits einen guten Ansprechpartner mit deiner Psychiaterin. Wie wertet sie denn die Sachlage?
Vielleicht nutzt du die Zeit dafür dich um DEIN Vorankommen zu kümmern und nicht darum was dir deine Mutter antut mit 25 Jahren. Hier solltest du das Thema Abgrenzung und Kontrolle eventuell auch mal in Angriff nehmen.

Zitat von Flocondeneige:
aber ich habe auch Angst, voll in die Corona-Falle zu tappen und es mir einzufangen, nur weil ich umziehe und ich hier zwar psychisch gesehen leiden würde, aber wenigstens davor verschont bliebe

Ich muss ein Medikament spritzen wodurch mein Immunsystem fast auf Null runtergefahren wird und ich habe nicht mal halb so viel Angst wie du.
Corona kannst du theoretisch überall aufschnappen. An irgendeiner Türklinke, an einem Einkaufswagen, im Bus, jemand hustet direkt neben dir... so etwas kann man nicht beeinflussen. Wenn es so ist dann ist es eben so. Mein Nachbar hatte erst Corona und war 2 Wochen in Quarantäne. Dem geht es wieder bestens.

Wenn man sein Leben nur nach Ängsten und Zwängen ausrichtet hinderst du dich selbst daran zu leben denn du wirst immer irgendwas finden. Versuch umzudenken und für dich einen Weg zu finden um aus diesem Hamsterrad auszusteigen.

Nachdem du deine Mutter als Hauptgrund vieler deiner Probleme angibst würde ich ausziehen und versuchen die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Es wird sicherlich einiges schwer sein oder auch mal was schief gehen, aber wie du schon geschrieben hast, man kann über vieles eben selbst bestimmen. Eigene Wege ausprobieren. Abnabeln von den Eltern ist immer sinnvoll, auch wenn man mit ihnen keine Probleme hat. Also abnabeln im Sinne von das eigene Leben in die Hand nehmen, Verantwortung zu übernehmen.

Danke an alle für die Antworten!

Leider bin ich mit der Entscheidung immer noch nicht weitergekommen...

Zitat von Flocondeneige:
Leider bin ich mit der Entscheidung immer noch nicht weitergekommen...


Was kannst du denn überhaupt wirklich entscheiden? Ein Auszug dürfte ohne Einkommen wohl eher nicht in Frage kommen. Und selbst wenn, scheint dir die relative Sicherheit des Elternhauses wichtiger zu sein, denn sonst wärst du wohl nicht wieder nach Hause zurück gezogen.

Also bleibt doch unterm Strich nur, zu bleiben, wo du bist und darauf zu warten, dass ein Klinikplatz frei wird.

Zitat von Flocondeneige:
Danke an alle für die Antworten! Leider bin ich mit der Entscheidung immer noch nicht weitergekommen...


Du weisst aber, dass du mit deinem Waschzwang deinen Händen so schadest, dass sie ihre natürliche Schutzbarriere wirklich verlieren.

Und zu deiner Entscheidung: Noch bist du im Denken, dass andere dir schaden wollen, weil sie deinen Hygiene nicht einhalten können, oder deine Mutter nervt dich. Insofern sperrst du dich immer weiter ein. Dein Zwang, deine Angst ist ein Problem, das nur du verändern kannst.

Kannst du noch verstandesmäßig erkennen, dass du total überreagierst? Also weisst, dass dein Zwang nix mit der Realität zu tun hat?

Zitat von Flocondeneige:
Leider bin ich mit der Entscheidung immer noch nicht weitergekommen...

Fremde Außenstehende können dir diese Entscheidung nicht abnehmen. Ich sehe das wie Calima. Wie willst du dir als Schülerin eine Wohnung finanzieren mit allem was dazu gehört? Das ist ja nicht nur die monatliche Miete die anfällt. Ich hatte dich gefragt was deine Psychotherapeutin dazu meint, das hast du leider nicht beantwortet. Sie dürfte deine Gesamtsituation gut einschätzen können.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: gehen oder bleiben und DU musst abwägen was für dich die bessere Variante ist. Von außen betrachtet bin ich nach wie vor nicht der Ansicht, dass eine eigene Wohnung für dich spruchreif wäre. Es ist der finanzielle Aspekt und ich glaube, dass auch deine Zwänge weiter verstärkt werden wenn du die in einer eigenen Wohnung ungehindert ausleben kannst.




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