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Ich bin neu hier in dem Forum und würde mir gerne meine Sorgen von der Seele schreiben.
Zu mir, ich bin Anfang 30, verheiratet, habe ein Kind und eine medizinische Fachausbildung mit Staatsexamen.
Angst begleitet mich schon fast mein ganzen Leben, als Kind bin ich an Krebs erkrankt. Hier habe ich einen ständigen Begleiter, obwohl ich mich Jahrelang eigentlich gut arrangiert habe.
Angefangen hat es rückblickend mit dem Tod meiner Schwiegermutter vor eineinhalb Jahren. Sie durfte zu Hause versterben, medizinisch habe ich mich mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes da durchgeschlagen. Wir wohnen im selben Haus, alle waren damit Einverstanden, auch ich. Sterbebegleitung habe ich schon im Vorfeld erfahren dürfen. Ich habe mich dem gewachsen Gefühlt. Im nachhinein bin ich mir auf der einen Art nicht ganz sicher, ob es das richtige war. Auf der anderen Seite kann ich stolz auf mich sein. Die Zeit danach war schrecklich, ich war bis auf meinen Mann lange die einzige, die die Situation realisiert hatte.

Mein Schwiegervater ist seit dem seltsam, aber das ist nicht meine Aufgabe. Ich habe meinen Mann, meinen Sohn und mein Leben um das es geht. Das Problem ist nur, das er mir tierisch auf die Nerven geht mit seinem Verhalten und seinem Tun (bzw. NICHT-Tun). Andererseits ist er für sein Leben selbst verantwortlich und ich habe meiner Meinung nach nicht die Verantwortung dafür zu tragen, dass ein knapp 60 jähriger klar kommt mit seinem Leben.

Zwei Monate danach fingen meine Nackenschmerzen an, die sich dann ausgebreitet haben. Betroffen war die rechte Körperhälfte. Also ins Krankenhaus, verdacht auf Hirntumor oder MS. MRT und alle andere Untersuchungen waren unauffällig. Kurz und knapp: ich war/ bin so verspannt, dass meine Muskeln meine Wirbel raushauen und meine Nerven das gar nicht lustig finden. Meine Krebsangst verschlimmerte sich in der Zeit, dass ich wieder zu einem Onkologen ging. Hier auch alles Unauffällig. Dennoch leuchtet bei jeglicher körperlichen Veränderung immer die Warnleute auf: Was ist, wenn doch irgendwo etwas sitzt und.... Ahhhh.... Oder ich eine andere Krankheit habe?

Seit mein Kind geboren ist, habe ich so eine Angst um ihn. Ich glaube es vergeht keine Nacht, wo ich nicht Angst habe, er könnte aufhören zu Atmen. Aus dem klassischen Alter des plötzlichen Kindstod ist er schon lange herausgewachsen. Aber jede Nacht das gleiche. Gebe ich ihm im Kindergarten ab, kommt jedes mal die Angst hoch, ihm könnte etwas passieren. Wenn er dann mal fällt oder eine neue Wunde hat, habe ich die ganze Zeit Angst bis Panik. Ich weiß ganz genau, was ich tun muss und wie ich Situationen einschätzen muss. Aber in dem moment ist alles vergessen was ich gelernt habe, ich werde unsicher und habe Angst.

Ähnlich mit den andern, die mir am Herzen liegen. Sobald sie aus dem Haus sind, kreist immer wieder die Frage im Kopf: Was ist wenn etwas passiert. Ich habe eine sehr, sehr rege Phantasie, die nicht gerade dazu Beiträgt mich zu beruhigen oder Abzulenken.

Im Endeffekt weiß ich, dass meine Schulter-, Nacken- und Rückenschmerzen davon rühren, das ich zu viel auf meinen Schultern trage und ich irgendwie verlernt habe, mich zu entspannen. Ich weiß auch, dass ich aus diesem Kreis der Angstverspannung ausbrechen muss. Ich gehe regelmäßig zu einem Osteopathen, lasse mich Massieren und versuche mich bewusst zu entspannen. Bis jetzt eher mit Mäßigem Erfolg.

Ich hoffe, dass ich diese Angst irgendwie in den Griff bekommen werde. Das Leben ist eigentlich viel zu schön und ich möchte auch gar nicht so viel verpassen.

25.08.2017 14:08 • 27.08.2017 #1


1 Antwort ↓

Das Tragische an der Sache ist , dass jederzeit irgend etwas passieren könnte . Es ist ja sehr anstrengend , sich mit den vielen in der unkontrollierbaren Zukunft liegenden Was - ist - wenn - Grübeleien die Gegenwart zur Hölle zu machen . Das Morgen entzieht sich weitestgehend deinem Einflussbereich . Bitter , aber wahr .





Mira Weyer
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