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Liebe User,

ich brauche dringend Eure Hilfe.
Ich fühle mich mit meinem Problem etwas alleine, da nicht viele Menschen über den Tod sprechen. Ich bin 24 und lebe in meiner eigenen Wohnung mit meinem Freund.

Ich war schon immer sehr besorgt bezüglich meiner Eltern bzw. Familie. Ich wollte die Kontrolle die keiner haben kann.
Mit der Zeit haben sich meine Ängste verwachsen bis auf meine Panikattacken.
Ich habe vor fast genau einem Jahr meine Oma väterlicherseits verloren. Leider konnte ich mich nicht von ihr verabschieden, da wir auf Grund von Corona das Krankenhaus nicht betreten durften. Ihre Beerdigung war für mich meine allererste. Ich bin somit das erste mal so richtig in Verbindung mit dem Tod gekommen.
Jetzt war vor kurzem ihr Geburtstag und meine Gedanken wirbeln und malen mir furchtbare Dinge aus.

Leider habe ich mich mit dem Gehen meiner Oma nicht wirklich auseinandergesetzt, ich habe mich eher abgelenkt. Gefühlt fange ich erst jetzt an zu trauern. Ist das möglich?

Erst gestern hatte ich eine schlimme Panikattacke mit Zittern, Übelkeit, Weinen. das ganze Programm. Seitdem komme ich nicht mehr auf ein normales Mindset. Ich befürchte einen weiteren Verlust in meiner Familie vor allem in der besonderen Situation einer Pandemie. Es ist keiner krank aber die Angst macht es so unbeschreiblich schwer die Gedanken zu ignorieren.

Ich habe eine Therapeutin, die mich immer gut begleitet. Ich brauchte sie die letzten Jahre glücklicherweise nicht, jetzt habe ich aber wieder nach einem Termin gefragt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand auf diesem Beitrag schreibt. Eventuell fühlt sich auch eine Person genauso, wie ich.

Ganz liebe Grüße
Alex

19.11.2021 20:48 • 20.11.2021 #1


3 Antworten ↓


Guten morgen,

Viele teile deiner zeilen haett ich geschrieben haben koennen. Mir ging es damals genauso. Meine oma verstarb und ich war das erste mal in meinem leben so richtig damit konfrontiert. Ich war ueberfordert und wuetend, enttaeuscht und traurig. Konnts einfach nicht verstehen.

Waehrend die einen ihre sachen aufloesen, kuemmern sich andere um die beerdigung und alles musste schnell gehen. Und ploetzlich war da dieser eine tag. Es war der intenstivste, emozionalste und unrreale tag meines lebens. Es wurde gelacht, geweint, getrauert. Ich habs nicht verstanden was da alles an einem tag passiert war.

Das ist ganz schoen viel auf einmal und nur selbstverstaendlich wenn du in den selbstschutz gegangen bist. Dich abgelengt hast.

Ich verstehe deine ueberforderung heutzutage. Ja, es ist moeglich, dass dich das erst viel spaeter sehr beschaeftigt und regelrecht umhaut. Solche geburtstage erinnern besondern gern daran.

Es ist gut, dass du dir einen termin geholt hast bei deiner thera. Sie wird dir sicher helfen in deiner verarbeitung und den umgang mit deinen emotionen und aengsten.

Ich selbst erlebe auch sehr oft, dass ich mir gedanken darueber mache um den Rest meiner familie. Ich spule im kopf ungewollt das was ist wenn ab. Kaum zu ertragen und ich wuesste nicht ib uch das nochmal schaffe. Manchmal kann ich es zulassen und einfach mal loszuweinen. Meine ventile somit oeffnen und manchmal hilft mir nur ablenkung.
Ich habe das eigentlich nur so stark, wenn iwas in mir aus dem gleichgewicht ist. Diese verletzlichkeit versuche ich anzunehmen und weiss denn fuer mich, dass ich einen gang runterschalten muss. Das zu viel los ist aktuell in meinem leben und ich im ungleichgewicht bin.

Alles liebe

A


Verlustangst Familie und Panikattacken

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Hallo @Alexandros
Ich habe 2003 meine Großmutter verloren, die ich über alles geliebt habe. Ich habe sie zu Hause betreut und gepflegt, weil sie dement war. Irgendwann kam der Punkt, da konnte sie nicht mehr allein gelassen werden (ich arbeitete noch in Teilzeit und besuchte einen Lehrgang neben der Pflege) und sie konnte dann im Pflegeheim weiter betreut werden. Mein letzter Besuch bei ihr im Pflegeheim war, als sie mich nicht mehr erkannte. Von da an besuchte ich sie immer weniger und weniger (weil ich dachte, ich wollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie war - so ein Quatsch - ich hätte sie weiterhin besuchen sollen - ich weiß heute erst, dass es damals de Angst war, sie weiterhin zu sehen, wie sie immer mehr abbaute und dann schließlich die Konfrontation mit dem Todestag, der kommen würde.
An ihrem Todestag war ich auch nicht dort. Ich hatte damals die Wahl im Gegensatz zu dir, aber ich habe sie nicht angenommen, was mich heute immer noch oft sehr traurig stimmt.

Drei Monate später bekam ich meine erste Panikattacke, die aber von selbst wieder gingen. Allerdings schickte mich meine damalige Psychiaterin in eine Nervenklinik, weil ich ziemlich schlimme Ängste hatte und anscheinend den Tod von meiner Großmutter nicht wirklich verkraften konnte.
Heute denke ich immer noch an sie, aber mit einem weinenden und einem lächelnden Auge.

Ich denke, es ist möglich, dass man erst einige Zeit später beginnt, die Trauer verarbeiten zu können.
Leider ist oft das Problem, dass viele Menschen nicht über den Tod sprechen, wie sie denken, dass es etwas ganz Schlimmes sei. Aber der Tod gehört zum Leben und wer weiß schon, was danach ist.
Deshalb sollte man schon vorher immer versuchen, jeden Augenblick mit geliebten Menschen zu genießen, zu schätzen, dass man diese Menschen um sich haben darf und vielleicht sogar erleichtert sein, wenn jemand geht, der stark leiden musste aufgrund einer schlimmen Krankheit. Besonders wichtig ist mir, niemals im Streit auseinander zu gehen, denn es könnte das letzte Mal sein, dass ich diesen Menschen sehen werde.

Hallo Alexandros,

ich denke schon, dass es möglich ist, dass du jetzt erst beginnst zu trauern. Vielleicht wäre ja eine Trauergruppe was für dich.

Gut, dass du demnächst (?) einen Termin bei deiner Therapeutin hast, bei der du dich so gut aufgehoben fühlst. Das ist viel wert und wird dir sicherlich helfen.

Als meine geliebte Oma vor 10 Jahren starb, war ich leider auch nicht bei ihr. Aber sozusagen der ganze Rest der Familie und das war mir ein Trost. Ich hatte zu der Zeit eine Fernbeziehung und war 3 Stunden Autofahrt entfernt. Mein damaliger Freund samt Tochter brauchten meine Unterstützung weil beide sich den Fuß gebrochen hatten. Meine Entscheidung hielt ich damals für richtig, heute sehe ich das anders, hadere aber nicht damit.

Manchmal ist es auch so, dass ein Mensch alleine sterben möchte. Bei meinem Opa war (fast) immer rund um die Uhr eine Person mit im Krankenhaus. Aber er starb in dem Moment, als er alleine war. Ich gehe davon aus, dass er es genau so wollte.

Falls du dir also (auch) Sorgen darum machst, dass deine Oma niemanden um sich hatte als sie starb, kannst du diese vielleicht mit diesem Gedanken etwas abmildern.

Zitat von -IchBins-:
Deshalb sollte man schon vorher immer versuchen, jeden Augenblick mit geliebten Menschen zu genießen, zu schätzen, dass man diese Menschen um sich haben darf und vielleicht sogar erleichtert sein, wenn jemand geht, der stark leiden musste aufgrund einer schlimmen Krankheit.

Das sehe ich auch so. Die gemeinsame Zeit nutzen, solange es möglich ist. Was "Gutes" draus machen.





Mira Weyer
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