Es gibt sehr viele andere Menschen, die in einer noch viel schlimmeren Situation wie ich stecken und den Mut in diesem Leben immer noch nicht verloren haben. Nun ja, ich gehöre leider nicht zu denen. Denn irgendwann habe ich einfach keine Kraft oder keinen Mut mehr. Sehr lange habe ich über die Bedeutung meines Problems reflektiert. Heute bin ich an einem sehr schwierigen Punkt angetroffen. Meine Problematik ist möglichst kurz verfasst (trotzdem lange!) die folgende: Eines Tages im 2014 fiel mir auf, dass ich bis zu dem Zeitpunkt das Leben bzw. meine kaufm. Lehre mehr oder weniger auf eine lockere Art und Weise genommen hatte. Dabei hatte ich mich wesentlich auf die Schulprüfungen vorbereitet, nicht mehr und nicht weniger. Ansonsten wollte ich, laut meinen Erinnerungen, jeweils ein glücklicher und schlagfertiger Typ sein. Plötzlich strebte ich eine schulische Steigerung an, was mir dann auch gelang. Dann wollte ich mich ebenso bei der Arbeit im Betrieb sowie in der Schule noch etwas verbessern, als ein halbes Jahr vor den Abschlussprüfungen fehlte. Irgendwie wurde mir aber klar, dass ich sonst noch relativ viele Fehler verursachte. Im Ausgang oder einfach im Privatleben verstand ich vieles nicht, bei der Arbeit brauchte ich mehr Zeit etwas zu verstehen und in der Schule machte ich einige Fehler. Zunächst versuchte ich das aber durch jeweilige Verbesserung dieser drei Bereichen zu ignorieren.
Nächstens standen die Abschlussprüfungen bevor. Da lernte ich extrem viel, investierte viel Zeit, wurde aber im Nachhinein meiner Meinung nach in zwei Fächern unfair bewertet. Das musste daraufhin extrem bitter geschluckt werden. Nur schon das verdarb mir meine Ferien, meine Freizeit und vor allem auch meine Stimmung.
Immer mehr trat dann dieses Problem des Falsch-Verstehens in den Zentrum. Bei Beginn der berufl. Maturität anschliessend an meiner kaufm. Lehre war ich allerdings so sehr auf Arbeit und Schule fokussiert, dass dieses Problem wie weniger ersichtlich war. Es brauchte aber nicht viel Zeit, und schon begann ich wieder über das zu reflektieren, was ich nicht verstanden hatte. Bei der Arbeit sowie in der Schule. An beiden Orten verstand ich Sätze oder Zusammenhänge nicht, die mich dazu führten, noch mehr arbeiten zu müssen. Immer mehr Pausen wurden gestrichen und immer mehr Zeit für das Nacharbeiten benötigt. Dann kam eine Phase, in welcher ich wirklich fast nichts mehr verstand oder hörte. Das war der ausschlaggebende Punkt für das Einsetzen der Grübelzwänge - also, von automatisierten und ständigen gedanklichen Problemlösungen. So grübelte ich stundenweise über jegliche nicht verstandene Sätze und Worte nach. Daraufhin musste ich mich leider entscheiden, meine Arbeitsstelle zu kündigen. Nur in der Schule zu sein verbesserte die Lage allerdings nicht - diese wurde sogar schlimmer. Es wurde nur noch Zeit für das Grübeln verwendet. Zum Schlafen kam ich ausser am Sonntag und an einzelnen Tagen gerademals etwa 2-3h pro Nacht. Der Tag endete mit Grübeln und begann genauso. Es wurde so schlimm, dass ich immer weniger verstand und immer mehr grübeln musste. Am Ende des Schuljahres war der Höhepunkt erreicht. Die Grübelzwänge konnten weder gestoppt noch kontrolliert werden. So entschloss ich mich, für ein und einhalb Monaten in eine Klinik zu gehen, die mir aber überhaupt nicht half. Nach dem Klinikaufenthalt war keine Besserung festzustellen, womit ich den Lehrgang unterbrechen musste. Das nächste Semester werde ich erst wieder in einem Jahr fortsetzen. Momentan ist der Druck weg, also kontrolliere ich meine Gedanken nicht mehr gross. Ich bin sozusagen in einem Standby-Modus. Wenn ich sie kontrollieren möchte, wird es sehr schwierig. Doch nun wurde mir heute leider klar, dass ich IMMER Fehler mache oder etwas nicht verstehe. Andere verstehen es aber (oft)! So viele Fälle bestätigen, dass ich enorm viele Sachen in einer Diskussion nicht verstehe (Erklärungen, Zusammenhänge/ Sätze und oftmals einzelne Worte). Es gibt so gut wie keinen Tag, an welchem ich alles verstehe (in der Schule übrigens gleich - es gab nie einen perfekten Schultag!). Wirklich nicht! Ständig gibt es etwas, das ich nicht (gut) verstanden habe! Was ist mit mir nur los? Bin ich unter meinem Kreis der Einzige, der immer solche Probleme hat?! Hatte ich immer schon solche Probleme, die mir erst später bewusst wurden? Die Ausrede, das man nicht immer alles verstehen kann ist mir sowas von unbedeutsam und unnützlich. Na klar, man kann dieses Beispiel auch 7 oder 8 Mal verwenden, doch irgendwann verliert es seine Gültigkeit! Liebe Leute, könntet Ihr mir sagen, wie Ihr diese grundsätzlich menschliche Problematik bei Euch selbst empfindet? Kennt Ihr dieses Gefühl des Nichtverstehens ebenfalls? Habt Ihr manchmal auch das Gefühl, jene/-r zu sein, der nicht verstehen würde, unabhängig ob es eine schwerige oder einfache Erklärung war? (vielleicht sogar der Einzige)? Kennt Ihr dieses Gefühl, durch das Nichtverstehen beeinträchtigt zu sein? Oder fühlt Ihr Euch ebenfalls einsam? Wie soll ich darauf reagieren oder damit umgehen? Das Ganze hinterlässt natürlich auch sehr sehr schlechte und erdrückende Gefühle, eine ungute Stimmung sowie Minderwertigkeitskomplexe. Diese drei Faktoren führen schliesslich dazu, dass ich heute erneut Selbstmordgedanken habe!
Danke im Voraus für Eure nützliche Unterstützung!
04.10.2015 16:57 • • 05.10.2015 #1