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Hallo!

Ich bin diese Woche krank geschrieben und meistens ist es dann so, dass verdrängte Gedanken sich ihren Weg an die Oberfläche bahnen. Im Alltag, wenn ich aufrecht gehalten werde durch Pflichten und funktionieren-müssen, bemerke ich im Vorbeigehen nur die ganzen Zeichen, die mein Körper sendet. Mal Schmerz, mal Angst, mal beides oder anderes. Dank Schmerzmittel lässt sich auch da noch viel verdrängen. Nachdem ich nun für meine Verhältnisse entspannt auf dem Sofa meinen Gedanken nachhängen kann, hadere ich wieder damit, dass ich nach meinem Klinikaufenthalt 2013 nichts geändert habe. Nicht mal die kleinsten Notwendigkeiten habe ich deligiert. Als ich damals nach Hause kam, hatte ich viel mehr selbst-Bewusstsein, Pläne, fühlte mich lebendig und hatte irgendwie auch die Erlaubnis, nicht mehr alles so machen zu müssen wie zuvor. Es stand für mich förmlich am Horizont, dass ich nochmal alles überdenken kann, mir andere Wege suchen und einfach ausprobieren.
Inzwischen ist alles wie gehabt, die Energie für Pläne ist im Alltag weg, es gibt keine Träume und nur immer die körperlichen Hinweise, dass doch nichts gut ist. Ich bin nicht gut in Gelassenheit, will am Besten gar nicht überlegen müssen. Was hat mir dann also die Klinik gebracht? Theoretisch war ich mal freigesprochen von allem. Aber das gilt halt nicht für das echte Leben.
Klar kann ich beschließen, nicht mehr fürs Müllrausbringen zuständig zu sein. Dann übernehme ich es trotzdem wieder und schon gehört die Aufgabe wieder mir. Das ist jetzt nur ein Beispiel, aber schon da fängt es an. Wenn man aus Respekt sich selbst gegenüber diszipliniert bei anderen Mitlebenden in die Komfortzone eingreifen muss. Und das dann natürlich nicht durchhält und sich wieder selbst verrät.
Ich hatte mir auch vorgenommen, in die Arbeit - Ruf war als psychisch Kranke eh schon ruiniert - Aufgaben, die mich an den Rand der Stabilität bringen, obwohl sie gar nicht an meiner Person hängen müssen - nicht mehr zu übernehmen. Könnte mal kurz auflachen an dieser Stelle! Es wurde mehr und schlimmer als zuvor. Vor der Klinik wusste ich wenigstens nicht, dass ich nein sagen kann. Jetzt weiß ich es, schaffe das Nein aber nicht und mein Innerer Kritiker feiert eine Party im Dialog mit sich selbst.
Meine Psychologin hat irgendwann so fehement auf eine Veränderung gepocht, dass ich nicht mehr zu ihr bin. Man kann schon mal eine Zimmerpflanze auf den Schreibtisch in der Arbeit stellen um sich heimischer zu fühlen, aber den Schritt, Aufgaben los zu werden, die man mal ganz ordentlich erledigt hat (während kein Kollege den Kampf ums Durchhalten wahrnimmt) zu gehen, ist wieder eine andere Baustelle. Ich fühle auch eine Bringschuld. Als ob ich doch schon meine Auszeit gehabt hätte. Jetzt muss wieder gut sein.
Ich hätte gerne nochmal die Chance, etwas anders zu machen. Vielleicht wäre ich dann ich. Keine Ahnung, wie das ist. Darf ja nicht raus.
Kennt diese Starre jemand? Oder habt Ihr es geschafft was zu ändern und alles wurde besser?

Liebe Grüße

07.12.2017 16:42 • 09.12.2017 #1


5 Antworten ↓


Zitat von Kiliane40:
Oder habt Ihr es geschafft was zu ändern und alles wurde besser?


Klar, anders geht es doch nicht. Und ändern beginnt damit, dass du erkennst, dass das bisherige Leben nunmal dazu geführt hat, in einen psychischen Ausnahmezustand geraten zu sein. In einer Therapie wird genau daran gearbeitet. Und hier arbeitest du, im Gegensatz zu sonst, rein für dich selbst. Wie das Wort schon sagt, es bedeutet Arbeit. Schwere Arbeit.

Nun, finde heraus, wer du bist und was du DIR wert bist.

A


Seid Ihr Euch wichtig? Wie gut setzt Ihr es um?

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Ehrlich?

ICH bin mir garnicht wichtig.

Wer mir wichtig ist, sind meine 2 Kater, meine Restfamilie väterlicherseits.

Für die würde ich bis zum Äussersten gehen.

Sonst ist da nix.

Du musst dir genug Zeit geben für Veränderung. Wenn du dich und dein Leben verändern willst, musst du dir genau überlegen wo du eigentlich hin willst. Und dann musst du dir auch überlegen, welche negativen Glaubenssätze dir im Weg stehen und diese durch positive ersetzen. Und zwar Tag für Tag für Tag. Wenn man einmal hört wie man es machen würde und dann einfach wieder normal seinen Trott geht, passiert gar nix. Aber du darfst dich auch zu nichts zwingen, das setzt dich in der Regel nur unter Stress und macht alles noch schlimmer. Also dranbleiben aber in deinem Tempo.

Wenn du jetzt z.B. lernen möchtest mehr Pflichten an andere abzugeben kannst du das entweder tun mit stressenden Gedanken wie Ich muss weil meine Psychologin mir das gesagt hat. oder du tust es mit mitfühlenden Gedanken wie Ich muss mich nicht ständig übernehmen, ich habe das bisher so gemacht und es hat sich nicht gut angefühlt, Ich habe Verständnis dafür und andere werden das auch verstehen. Dreimal kannst du raten mit welchem Mindest du weiter kommst. Aber diese Gedanken musst du halt langsam kultivieren, das geht nicht von heute auf morgen. Frage dich, welche negativen Glaubenssätze sind damit verbunden, wenn du Arbeit abgibst? Und dann ersetze diese durch positive Ansichten. Tu das mit all deinen negativen Glaubenssätzen, jeden Tag immer wieder und du wirst sehen, wie sich Veränderung einstellt.

Zitat von Kathi 1970:
ICH bin mir garnicht wichtig.

Wer mir wichtig ist, sind meine 2 Kater, meine Restfamilie väterlicherseits.

Für die würde ich bis zum Äussersten gehen.

Sonst ist da nix.



..die Kater ersetze ich durch Tiere und Rest Familie durch Tochter.
Der Rest passt

Jeder hat seine eigene Mechanismen, um sich selbst aus dem Weg zu gehen.
Das ist leicht und eine Art Massensport.
Nur, man zahlt dafür einen Preis.

Und andersherum ist es genauso: Geht man sich nicht aus dem Weg, zahlt man auch einen Preis.
Nur den Tod gibt es zum Nulltarif. Den bezahlt man nur mit seinem Leben.

Sich nicht aus dem Weg gehen und dafür keinen Preis zahlen, das geht nicht.
Will man beides, landet man irgendwann auf seinem Sterbebett - was auch viel, sehr viel früher kommen kann, als man glaubt - und muss die bitterste aller Pillen auf dem besagten Bett schlucken:
Die Erkenntnis, dass man sein Leben nicht gelebt, sondern nur überlebt hat und jetzt, da man das gerade erkannt hat, kommt gerade die nette Hospizmitarbeiterin, um einen zu fragen, was man sich zum Mittagessen wünscht.

Wer überall Sicherheit sucht, handelt gegen das Leben - und zahlt den Preis dafür.
Das ist an sich logisch: Man kann nicht einerseits gegen das Leben handeln und gleichzeitig was vom Leben erwarten - woher soll das kommen?
Entweder geht man mit dem Leben, wird Teil davon oder..
Wer das Leben verrät..

Das klingt hart.
Aber es ist nun einmal so, dass man Verantwortung für sich selbst übernehmen muss. Wer soll es sonst tun?

Ohne Risiko geht nichts.
Das bedeutet nicht, dass man waghalsig irgendwas tun sollte, unüberlegt etc..
Nein, aber man kann schauen, was man auf sich nehmen, was man riskieren kann, vorausschauend handeln.
Welche Risiken gibt es? Was kann passieren? Was wäre das Schlimmste und und und..
Jeder hat ja seine spezifischen Abhängigkeiten, Dinge und Menschen, die er vermeintlich - oder tatsächlich - unbedingt braucht etc..

Das Leben ist ein Wagnis.
Wer es nicht wagt, verliert es bzw. kann nie damit anfangen und irgendwann ist es aus.
Man hat eine Chance - man nutzt sie oder auch nicht.
Niemand wird kommen und einen dazu zwingen, denn dazu braucht es Mut, der von innen kommen muss.
Andere können uns nur unterstützen, helfen, aber die wirklichen Schritte, mit dem Risiko, hinzufallen, müssen wir selber tun.

Und ein Risiko wird es immer sein, zu leben.
Aber wenigstens kann man sich dann im Hospiz ins Gesicht schauen und sagen Ich habe es versucht!.
Oder man scheut das Risiko und zahlt den Preis.





Mira Weyer
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