Guten Morgen liebes Mariechen,
ich habe nun gaaanz viel gelesen was du so schreibst. Ich möchte dir jetzt in Ruhe antworten. Also teief durchatmen.
Ich dachte grad, oh man, mich gibt es gleich zweimal denn das mit dem Arbeiten, sich selbst die Schuld geben, dieses andere machen das auch-denken, und vor allem dein übertriebener Ordnungswahn....
das sind alles Dinge, di ehabe ich schon durch. Bin damals noch etwas jünger gewesen als du heute. Bei mir war es, wenn ich mal kurz auf meine berufliche Laufbahn zurückschwenken darf - jahrelang so gewesen, daß ich vor meinen Kolleginnen immer fehlerfrei, perfekte, einzigartig sein wollte. Ich war damals sehr hübsch und beliebt bei den Patienten, da ich eine sehr einfühlsame Person bin. Wie man sich vorstellen kann, war das für meine kolleginnen stets ein Problem und ich habe schon früh mobbing erfahren ohne es zu wissen. Für mich war die gegenwehr, das Gestänkere der Kolleginnen immer ein Zeichen, das ich nicht gut genug war und habe darum noch mehr gepowert. Bis zur Selbstaufgabe. Bei meinem letzten Job war ich sogar abends nochmal in die Praxis gefahren, um zu gucken, ob meine Kolleginn mir wieder liebe Zettelchen geschrieben hat, was ich alles falsch gemacht haben soll. Es hat Jahre gedauert, bis ich gemerkt habe daß ich manipuliert und gemobbt wurde. Um das Erlebte zu puffern, da raus zu kommen, habe ich zuhause angefangen, eine Art Perfektionismus aufzubauen, den ich nicht halten konnte.
Es durfte nichts herumliegen, nicht einmal Spielzeug. Ich räumte also den ganzen Tag den Kindern hinterher, die das lustig fanden.
Ich putzte mehrmals täglich Waschbecken, Toiletten, die Küche, de nBoden. die Etiketten der Gläser, Joghurts etc. wurden immer nach vorn gedreht und nach Größen sortiert. (DAS mache ich allerdings immer noch...)
Ich wurde von meiner Hausärztin nur mitfühlend belächelt, ach du armes Mädchen, hast du so gelitten unter deiner Mama...doch wirklich helfen konnte/Wollte sie mir nicht. Ich klapperte alle Ärzte ab, die mir auch nicht helfen wollten, da ich ja vom fach war...mir mußte man ja nichts erzählen....kannst du dir vorstellen wie ätzend das war? Keiner hat mich ernst genommen! Nach demMotto: therapier dich doch selber! Hab ich dann auch gemacht.Irgentwas gefressen was so im Schrank meines Chefs zu finden war. Unkontrolliert Medis eingeworfen, denn ich wußte geau, mit mir stimmt was nicht. Doch Hilfeschreie wurden nicht gehört. Bis der Zusammenbruch kam. Dann hieß es ach, ist sie wohl doch überfordert? das Wort Überforderung war für mich ein Schandwort, welches mich dazu brachte, noch mehr loszulegen.
Medis wollte ich nie mehr nehmen, hatte ich doch selbst schuld an der Situation.
Nur ein sehr einfühlsamer Psychiater,dem ich mich anvertraut htte, hat mir Mut gemacht. Er gab mir Cipralex. Ich fing ganz vorsichtig an. Meinte auch damit nicht mehr leben zu können. Jeden Tag haben wir telefoniert. Jeden tag machte er mir Mut durchzuhalten, bis die Wirkung kommt und die NW verschwinden. nach dem Tag 8 merkte ich plötzlich neben den NW noch etws anderes. Da war so eine Bockade, Da, wo sonst Angst kam, war plötzlich eine Blockade. Die Angst kam nicht. Ich dachte Huch, was ist denn das? Dann wurde es noch mehr.E s fühlte sich gut an. Und parallel verschwanden auch die NW. nach 14 Tagen konnte ich klar denken, das allererste Mal nach über 8 Jahren....
Heute nehme ich sie immer noch, nur es ist mittlerweile ein anderer Wirkstoff. Alle paar jahre muß ich wechseln. Ich will dir damit sagen mach bitte weiter mit den MEdis. Und mache es wie ich: fange dann an, kleine Dinge zu ändern, denn die sind es die deine Angst groß werden lassen. Putzzwang, Aufräumzwang. Brauchst du alles nicht. Halte es aus, nicht alles zu machen. Nicht sofort. Erst nur das Nötigste, vielleicht ein bischen mehr. Aber nicht alles sofort. Das macht dich nicht zum besseren Menschen, wenn du perfekt bist. Sei froh, wenn du es nicht bist. Wer will schon perfekte Menschen um sich haben? So wie du schreibst, schreibt ein Mensch, der intellegent ist. Du bist ganz sicher keine Dumme Frau, du kannst dich gut ausdrücken und weisst eigentlich genau was du willst. Du brauchst nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, schon hast du deinen Weg wieder und kannst weitergehen.
Also, Medis weiternehmen...und immer kleine Dinge etwas ändern. Damit nimmst du deiner Angst den Wind aus den Segeln. Immer kleine Mäuseschrittchen gehen,a ber die vorwärts...alles klaro?
LG dein Käferchen
03.05.2018 09:35 •
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