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Ich schaue schon seit Ewigkeiten kein Fernsehen mehr, da ich auf jedem Sender nur noch Tod, Verderben und Oberflächlichkeiten sehe. Leider komme ich beim lesen der Tageszeitungen im Netz auch nicht wirklich daran vorbei.
Wenn man sich die Geschichte mal anschaut, dann findet man da zahlreiche Gräueltaten, die Menschen anderen Menschen antaten. Heute ist es allerdings schwer sich davon abzugrenzen, da man an jeder Ecke mit dem Schlimmen, was auf dieser Welt so passiert, konfrontiert wird. Z.b. Ebola, Syrien/Irak (IS), Indien, Ukraine, Nordkorea oder auch vor der eigenen Haustür (neulich wurde in FFM ja wieder eine junge Frau ins Koma geprügelt, weil sie helfen wollte). Sowas wühlt mich immer sehr stark auf und erweckt in mir den Eindruck, als sei die Welt in ihren Grundfesten kalt und die Menschheit von Natur aus bösartig. Als Sozialphobiker ist das nicht sonderlich hilfreich und verstärkt in mir auch nur die Angst.
Ich verarbeite sowas eigentlich durch Zynismus, aber merke ständig, dass man dadurch nur noch weiter abstumpft und genauso kalt wird, wie die Welt um einen herum.

Therapeuten haben mir geraten, lieber das Gute in der Welt zu suchen (Auf Tageszeitungen gemünzt, dann wohl Berichte über süße Tierwelpen ). Ich konnte auch beobachten, dass die Menschen glücklicher sind, die sich eben nicht für das Weltgeschehen interessieren und im besten Fall nur den Sportteil lesen.

Wie handhabt ihr das? Schaut ihr auch lieber weg? Schockieren euch solche Meldungen noch? Und wenn ja: wie geht ihr damit um?

19.11.2014 16:06 • 23.01.2015 #1


14 Antworten ↓


Im TV guck ich selbst höchstens noch Dokus oder harmloses (Simpsons, Southpark), wobei bei mir die Glotze meistens nur zum einschlafen läuft. Läuft halt neben Mord und Totschlag nur Müll. Was die weltweiten Krisen betrifft, reagier ich da auch teils recht emotional, einerseits nimmt es mich ziemlich mit, dass so heftige Dinge passieren, andererseits reg ich mich aber auch tierisch über die anderen Leute auf. Vor allem, wenn man sich in den sozialen Netzwerken oder Onlinezeitungen die Kommentarbereiche anguckt. Die Jauchegrube des Internets, wirklich. Da könnt ich jedes Mal echt ausrasten. Ich find die Richtung, in die das oft geht, einfach EXTREM erschreckend, alarmierend und hab das Bedürfnis, diejenigen mal kräftig zu schütteln.
Ich glaub auch, wenn man das aber dann doch alles zu nah an sich ran lässt, zieht es einen einfach extrem runter, ne gewisse Distanz MUSS man aufrecht erhalten, auch wenns dann kalt wirkt. Vor allem, wenn man eh sehr empfänglich dafür ist (SP usw). Ab und zu rede/diskutier ich da zb mit meinem Vater oder Freunden drüber, da kann ich mir manchmal dann ein bisschen Luft machen.

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Nachrichten: Die etwas anderen Horrorfilme (Weltschmerz)

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Hallo Kuntergrau Ich schaue seit 2 Jahren generell keine Nachrichten und ähnliches,aus dem
gleichen Grund wie du.Es passieren jeden Tag 1000e von gutenDingen,wo Menschen anderen Menschen helfen,
sei es einfach durch Freundlichkeit,durch Hilfsbereitschaft,durch die Bereitschaft,anderen,die Sorgen haben,auch mal zuzuhören,ohne schlaue
Ratschläge zu geben.Ich arbeite in der Alten-und Demenzbetreuung,und es baut mich jedes Mal wieder auf,wenn ich meinen Kunden ein Lächeln,lachen,
oder ähnliches entlocke.Wenn ich weggehen muß,und die Leute guter Laune zurücklasse,ist auch mein Tag schön.Wer anderen hilft,hilft auch sich selbst.
Davon steht nichts in der Presse,von den vielen guten,menschlichen Handlungen,die jeden Tag zigtausendfach auf der ganzen Welt stattfinden.Ob du die
Zeitung/Nachrichten von vor 30 Jahren guckst,oder die von gestern,immer der gleiche Müll,nur mit wechselnden Namen und Orten.Krieg hier,Entführungen
da,Autounfall mit vielen Toten,politische Streitigkeiten-wer will und muß das wissen?Ich weiß,daß wir Menschen dabei sind,unseren eigenen Lebensraum,
die gute Mutter Erde,zu zerstören,aus Geld-und Machtgier,und das reicht,ich kann die Lügner,Heuchler und Totalversager aus Politik+Wirtschaft nicht mehr
ertragen,und deshalb:Keine Nachrichten,keine Zeitungen(da lese ich nur die Titanic),lieber selber an seinem Platz so gut und menschenfreundlich handeln,
wie es einem möglich ist. Jetzt kennst du meine Meinung dazu,und seit ich das so praktiziere,geht es mir psychisch viel,viel besser! Ciao,peter

Ich habe mir gestern z.B. Servus TV angesehen, da lief der Film Deep, das ist ein Tatsachenbericht von einem Menschen der, nachdem der Schiffskutter gekentert ist, 6 Stunden im eiskalten Wasser geschwommen ist und überlebt hat. Seine Arbeitskollegen haben die Eiseskälte nicht überlebt.

Die Wissenschaftler standen vor einem Rätsel wie das sein konnte. Da vielen dann solche Ausdrücke, wie, dass er so eine Art Robbenhaut hätte, die in der Lage ist, dass eiskalte Wasser abzuwehren. Ich schaue mir gerne Filme an, die wirklich mal passiert sind - es war auch interessant zu sehen, wie er sich die ganze Zeit im Wasser Selbst motiviert hat. Er sprach mit den Möwen, die Ihm auch letztendlich den Weg Richtung Festland gezeigt haben. Dieser Lebenswille und die Überzeugung niemals aufzugeben, egal was geschieht, hat mir sehr viel zu denken gegeben.

Ansonsten schaue ich schon lange keine Negativschlagzeilen mehr an, weil ich es nicht ändern kann. Die Politiker machen dass, was Sie gerne tun. Ständige Verhandlungen und es kommt nichts dabei raus, außer dass es uns Steuerzahlern unmengen von Geld kostet.

Ich schaue mir lieber lustige Filme auf DVD an und lese mal wieder ein schönes Buch, das hilft mir mehr als mich von den Massenmedien manipulieren zu lassen.

Das ist meine Meinung - jeder soll das tun, was er Selbst will. Bevor ich Sendungen anschaue, wo Mord und Totschlag geschieht, mache ich lieber was schönes - produktives. Wie z.B. Weihnachtsplätzchen backen und nebenbei Englisch lernen ectr..

Zitat von Ikarus 2014:
Wer anderen hilft,hilft auch sich selbst.

Da schließe ich mich gleich mal an.


Die Intelligenz des Menschen ist sein Verderben. Dadurch dass der Mensch logisch denken kann und trotzdem Angst hat, irrt er sich zu häufig und sieht Gefahren wo keine sind. Daraus entsteht Habgier, Hass, Neid, Berechnung usw. Der Mensch nutzt sein geistiges Potential viel zu sehr dazu sich gegen irrationale Gefahren abzusichern, anstatt gutes zu tun und zu helfen. Wenn ich mir die ganze Kriege, fanatischen Anhänger irgendwelcher Religionen oder auch nur politische Entwicklung in unserem Land anschaue, könnte ich kotzen. Es gibt zu viel schlechtes, grausames und böses in dieser Welt.

Ich versuche, ähnlich wie Peter, die Welt um mich herum einfach positiver zu gestalten und anderen zu helfen... Das hat auch einen positiven Einfluss auf mich und hilft mir einen gewissen Abstand zur Dummheit irgendwelcher Aggressoren zu gewinnen. Für mich ist es unheimlich toll, Menschen in einer akuten Notsituation zu helfen. Dabei ist es vollkommen egal ob es sich um Leben und Tod handelt oder nur um einen Jugendlichen der sich total besoffen den letzten Döner nochmal durch den Kopf gehen lässt.

Das was Peter macht, könnte ich nicht. DAS würde mich belasten. Und ich weiss, dass viele das belasten würde was ICH mache. Jeder kann und sollte seinen individuellen Weg finden gutes in dieser Welt zu tun. Obdachlosen-Hilfe, Tierschutz, Hospizdienst, Kinderbetreuung, Musik, ein Verein oder so vieles andere. Man muss nicht die ganze Welt verändern. Es reicht wenn man den Teil in dem man lebt ein wenig positiver gestaltet. Das hilft ungemein und je mehr Menschen man dazu motivieren kann umso besser wird die Allgemeinsituation. Das ist mein Weg.

Lg, Jonbon

Das meiste lässt mich kalt (eher abstraktere Dinge a la Armut in Land XYZ), manches nimmt mich aber mit (eher greifbare Dinge a la ABC sitzt seit 20 Jahren unschuldig im Gefängnis) - selbst als eher misanthropisch eingestellter. Man darf sich um all die Grausamkeiten nicht einen allzu großen Kopf machen. Gar keinen Kopf machen ist auch schlecht, so soll der gemeine Pöbel handeln.

This world is rotten to the core


Ich weiß nicht was ich dazu schreiben soll...hmm..einerseits kann ich es verstehen wenn es einem zu sehr nahe geht dass Mensch nicht mehr Zeitungen liest oder Fernsehen schaut...andererseits denke ich mir auch dass das was die Medien zeigen sowieso nur Halbwahrheiten sind und nur so gezeigt werden wie sie von den Herrschenden diktiert bekommen (ich bin keine Verschwörungstheoretikerin). Der andere Aspekt wäre noch dass ich es auch falsch finde Sachen komplett zu ignorieren und sich nicht für´s Weltgeschehen zu interessieren. Natürlich hat da jeder eine andere Menge an Kraft und Konzentration dass darf Mensch auch nicht vergessen. Aber zu sagen Mensch kann sowieso nicht´s änderen deshalb ist mir es latte, finde ich halt persönlich auch nicht richtig. Ich denke Mensch kann in kleinen Schritten auf jeden Fall was tun, sei es wie gesagt zu helfen Tierrechtliche Arbeit, soziale Berufe Engagements, ander Arten vom Teil dazu beitragen...

- achten was Mensch kauft und vor allem isst also z.b. muss ich unbedingt Coca Cola kaufen die a) imperialistisch sind b) tierversuche machen und c) die letzten Wasserquellen wo Menschen eh verrecken nehmen kaufen?

b) Ich bin natürlich für den Veganismus sowieso - aber ich sage ich kann niemanden meine Meinung aufzwingen. Aber Mensch soll sich Gedanken über das Essen machen wo es herkommt usw;


so das war´s erstmal von mir

Auch mir geht das so, dass ich da zwiespältig bin. Bestimmte Dinge schaue ich mir nicht an (speziell, wenn es um Tierquälerei geht), weil ich die Bilder teilweise jahrelang (wirklich) nicht aus dem Kopf bekomme.

Wenn man etwas nicht erträgt, muss man sich davon distanzieren. Sehe ich auch so.

Nur: Man darf gleichzeitig nicht die Augen vor dem verschließen, was da draußen abgeht, weil man sonst das Feld denjenigen überlässt, die dafür verantwortlich sind.

Ich kann Deinen Weltschmerz verstehen. Und ich könnte manchmal auch verzweifeln daran. Weil es so unglaublich komplex ist, dass keiner diese Aufgabe lösen kann. Eines bedingt das andere, und leider ist es auch so, dass eine Medaille zwei Seiten hat und man viel Gutes abschaffen müsste, wenn man das Schlechte in den Griff bekommen wollte. Leider ist es so, dass man oftmals nicht zwischen gut und böse wählen kann sondern nur zwischen schlecht und schlechter, das kleinere Übel sozusagen, kurz, es ist unbefriedigend und ein großes Dilemma.

Im Blick auf das große Ganze handhabe ich es so, dass ich mich informiere und dadurch Position beziehe. Dass ich nicht wie ein Lemming hinterherlaufe, dass ich mir nicht alles weismachen lasse, wie das manche gerne hätten. Ich lasse mich, so gut es geht, nicht instrumentalisieren und nicht manipulieren. Dadurch, dass ich mich aktiv und bewusst an diesem oder jedem NICHT beteilige, leiste ich, finde ich, auch einen Beitrag zum Guten. Ich mache das Böse nicht mit. Das heißt aber nicht, dass ich nicht wählen gehe

Schockieren tut mich sowas glaube ich nicht. Immerhin ist es irgendwie normal. Ständig ist irgendwo irgendwas. Wenn man lange genug sucht findet man immer was.

Anteilnahme empfinde ich denke ich schon. Wenn irgendein Mensch stirbt gibt es meist immer irgendwen, der um diesen trauert. Und auch die Wünsche, Träume, Vorstellungen, Ziele, die dieser tote Mensch hatte, sind auf einmal zerstört. Eine Lebenslinie ist weg - sie hätte viel oder wenig bewirken können. Das kann nun keiner mehr wissen.

Aber es ist, wie gesagt, nun mal normal. Tod und Geburt sind normal. Als relative Tabuthemen wäre es vielleicht besser, sich offener mit diesen auseinandersetzen. Weniger reißerisch und spektakelgeil. Wer religiös ist, ist klar im Vorteil - ich als Agnostiker bin über alles im Zweifel. Der Gedanke, dass nach dem Tod nur das ewige Nichts kommt, macht mir Angst. Vielleicht gibt es irgendein Wesen, das es verdient, Gott genannt zu werden, aber woher soll ich das schon wissen als der in meiner Wahrnehmung und in meinem Wissen begrenzte Mensch, der ich bin. Letzten Endes lässt sich das nicht aufhalten. Es ereilt alle irgendwann. Womöglich sollte man deshalb nicht zu viel im Leben planen. Jeden Tag so gut wie möglich nutzen. Aber ohne große Wünsche und Ziele. Wer viel will kann auch leicht enttäuscht werden. Ich bewundere Menschen, die sich von allen Bedürfnissen außer den grundlegenden lossagen und alles, was dem Ottonormalverbraucher als wichtig erscheint, hinter sich lassen können.

Ich würde es versuchen pragmatisch zu sehen. Was bringt es den Ebolaopfern, wenn Du im Weltschmerz versinkst? Wacht der ins Koma geprügelte Mensch auf, wenn Du Dich geißelst? Werden Kriege durch Deine Trauer beendet? Nein. Niemandem ist damit irgendwie geholfen. Weder Dir noch den Betroffenen. Wenn Du so großen Weltschmerz empfindest würde ich Dir vorschlagen irgendwie irgendwo zu helfen wenn Du die Kraft hast. Oder erkenne, dass Du nun mal zu fern von alles und jedem bist, als dass Du auf Anhieb etwas ausrichten könntest. Mehr Optionen hast Du nicht wirklich. Ich für meinen Teil habe mich damit halbwegs abgefunden, dass ich nicht die Kraft und Fähigkeit habe, etwas zu ändern. Ich tue mich mit meinem eigenen Leben schwer genug. Meine Arbeit bereitet mir genug Sorgen. Arbeitest Du? Wer irgendwas zu tun hat hat weniger Zeit für Weltschmerz. Such Dir eine Beschäftigung. Oder ein Hobby, das Dich gut genug ablenkt. Das ist im Prinzip auch das was jeder andere tut. Da bleibt halt wenig Zeit und Raum für derartige Gedanken.

Es geht mir nichtmal darum, dass irgendwo Menschen sterben. Das ist nunmal das Leben. Die Geschehnisse in Paris letzte Woche waren durchaus schockierend (allerdings zu erwarten), aber währenddessen geschah z.b. das hier: http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 12012.html

Es liegt für mich nicht im Bereich des Vorstellbaren das 2000 Menschen einfach so ausgelöscht wurden. Das passiert ja tagtäglich. Dann gibt es noch Serienmörder/Vergewaltiger, die Ihre Opfer auf bestialische Weise umbringen. All das verstärkt meine Angst vor Menschen bzw. überhaupt vor die Tür zu gehen.
Zitat:
Nur: Man darf gleichzeitig nicht die Augen vor dem verschließen, was da draußen abgeht, weil man sonst das Feld denjenigen überlässt, die dafür verantwortlich sind.

Ja, das ist es! Man kann auch schwer weggucken.
Zitat:
Wer religiös ist, ist klar im Vorteil - ich als Agnostiker bin über alles im Zweifel. Der Gedanke, dass nach dem Tod nur das ewige Nichts kommt, macht mir Angst. Vielleicht gibt es irgendein Wesen, das es verdient, Gott genannt zu werden, aber woher soll ich das schon wissen als der in meiner Wahrnehmung und in meinem Wissen begrenzte Mensch, der ich bin.

Ich bin auch Agnostiker und bin der Meinung, dass - falls es einen Gott gibt, Er entweder sadistisch ist oder wir ihm einfach egal sind. Komischerweise fürchte ich mehr die Ewigkeit, als das Nichts.
Zitat:
Ich tue mich mit meinem eigenen Leben schwer genug. Meine Arbeit bereitet mir genug Sorgen. Arbeitest Du? Wer irgendwas zu tun hat hat weniger Zeit für Weltschmerz. Such Dir eine Beschäftigung. Oder ein Hobby, das Dich gut genug ablenkt. Das ist im Prinzip auch das was jeder andere tut. Da bleibt halt wenig Zeit und Raum für derartige Gedanken.

Bis vor 3 Monaten hatte ich noch Arbeit, aber da war es schlimmer. Ich kam nach 8-10 Stunden Arbeit nach Hause, hab die Nachrichten geschaut und mich ins Bett gelegt. Diese Tretmühle hat mich noch mehr deprimiert, weil in mir der Eindruck entstand, dass das Leben nur aus Arbeit und Tod besteht. Seitdem ich nun wesentlich freier bin, fällt es mir auch leichter die schönen Dinge des Lebens zu schätzen.

Ich finde es bewundernswert, wenn man eine gesunde Distanz zu all dem Übel auf der Welt wahren kann. Ich kann das leider (noch) nicht und es macht mir sehr zu schaffen. Bei mir gibt es immer irgend ein Thema, zu dem ich so viele Informationen wie möglich sammle und das mich dann natürlich sehr belastet. Oft stelle ich mir dann auch vor, wie es wäre, wenn diese Grausamkeiten (z.B. der IS-Terror) bei uns stattfinden würden und ob diese Überlegung nicht zur Realtät werden könnte. Ja, so versaue ich mir so manchen Tag, weil es mir echt Angst macht und ich manchmal nicht nachvollziehen kann, warum es anderen anscheinend nicht genauso geht - was mir dann noch mehr Angst macht usw....

Zitat von Kuntergrau:
Es liegt für mich nicht im Bereich des Vorstellbaren das 2000 Menschen einfach so ausgelöscht wurden. Das passiert ja tagtäglich. Dann gibt es noch Serienmörder/Vergewaltiger, die Ihre Opfer auf bestialische Weise umbringen. All das verstärkt meine Angst vor Menschen bzw. überhaupt vor die Tür zu gehen.
Ich konnte mir nur schwer die 12 Toten von Charlie Hebdo vorstellen, bei 2000 geht es mir dann auch nicht groß anders. Ich versuche mir tatsächlich vorzustellen wie da 12 Personen aufgereiht auf dem Boden liegen. Dann hat jede Person vielleicht Eltern, Ehepartner, Kinder, Freunde. Unerledigte Dinge. Dinge, die sie tun wollten. Sie waren vielleicht am frühen morgen aufgestanden und dachten sich sie würden dieses und jenes tun. Dann nach Hause kommen und ihre Ruhe finden, alleine oder mit Angehörigen. Am nächsten Tag wegen dieses und jenes lachen oder trauern, Menschen kennenlernen, auf diese positiven oder negativen Einfluss haben. Sie würden auf ihre kleine Welt irgendwie einwirken. Und irgendwie auch auf die größere. Die selben Gedankenspiele bei 2000 Menschen ist nicht greifbar für einen Menschen und kann nur zu Überforderung und Weltschmerz führen. Aber da kommt dann alsbald der Pragmatiker in mir zum Vorschein, der mir sagt, dass die Leute dadurch halt auch nicht wieder lebendig oder der Schmerz der Angehörigen gelindert wird.

Angst vor die Tür zu gehen kann habe ich nicht unbedingt. Ich denk schon dass ich etwas sorgenvoll bin, aber was für eine Wahl habe ich schon. Ich bin anderen Menschen auch relativ misstrauisch gegenüber. In mir schwirrt immer noch die Erinnerung mal in den Nachrichten gehört zu haben, wie irgendwer irgendwen abends/nachts im Bus versucht hat mit einem Messer den Kopf abzutrennen. Oder so. Ist länger her, weiß nicht mehr so genau, aber unvorstellbar ist es nicht. Und auch wenn das wohl in den USA oder so war, wäre es naiv zu glauben, dass hier keiner dazu fähig wäre. Von daher versuche ich aufmerksam zu bleiben und ein Auge auf Leute um mich herum zu haben. Ich habe auch Pfefferspray in meiner Tasche. Es braucht schon irgendwelche Jugendlichen in kleinen Grüppchen dass ich darauf achte das Spray in meiner Nähe zu wissen, denn ich will nicht eines Tages in den Nachrichten als irgendein U-Bahn-Totschlag-Opfer enden.

Zitat von Kuntergrau:
Bis vor 3 Monaten hatte ich noch Arbeit, aber da war es schlimmer. Ich kam nach 8-10 Stunden Arbeit nach Hause, hab die Nachrichten geschaut und mich ins Bett gelegt. Diese Tretmühle hat mich noch mehr deprimiert, weil in mir der Eindruck entstand, dass das Leben nur aus Arbeit und Tod besteht. Seitdem ich nun wesentlich freier bin, fällt es mir auch leichter die schönen Dinge des Lebens zu schätzen.
[/quote][/quote]Ich glaub nicht dass ich das könnte. Ich wünscht wir manchmal ich wäre freier. Ich bin nicht unbedingt sehr leidenschaftlich was die Arbeit angeht, Kollegen nehmen das vielleicht anders war aber das ist nur mein Pflichtbewusstsein der da aus mir hervorscheint. Ich nehme die Arbeit innerlich oft nach Hause und kann eigentlich nur am Wochenende ein wenig entspannen, oder wenn ich mich schlafe lege. Aber würde ich nicht arbeite käme in mir die Sorge hoch, dass ich ein Sozialparasit wäre oder dass ich meine Zukunft mehr verbauen oder meine allgemeine Situation mehr verschlimmern würde als ich sie manchmal empfinde. Ich versuche auch das positive irgendwie zu sehen. Nach der Arbeit macht mir mein Hobby potentiell mehr Freude. Der Schlaf fühlt sich besser an. Das Essen und Trinken schmecken besser. Das wäre nicht der Fall wenn ich den ganzen Tag zuhause rumgammeln würde. Das merke ich sehr gut wenn ich Urlaub habe, den ich immer zuhause verbringe - irgendwann fühlt man sich träge, alles wird irgendwie zäh und eingängig. Man weiß das, was man hat, erst zu schätzen, wenn man es irgendwie in Kontrast zu etwas Andersartigem setzen kann. Womöglich ist das einer der wenigen Gedanken, die mich daran hindern, an dem Frust, den ich wegen der Arbeit und der Gesellschaft empfinde, kaputt zu gehen.

Zitat von Andag:
Ich finde es bewundernswert, wenn man eine gesunde Distanz zu all dem Übel auf der Welt wahren kann. Ich kann das leider (noch) nicht und es macht mir sehr zu schaffen. Bei mir gibt es immer irgend ein Thema, zu dem ich so viele Informationen wie möglich sammle und das mich dann natürlich sehr belastet. Oft stelle ich mir dann auch vor, wie es wäre, wenn diese Grausamkeiten (z.B. der IS-Terror) bei uns stattfinden würden und ob diese Überlegung nicht zur Realtät werden könnte. Ja, so versaue ich mir so manchen Tag, weil es mir echt Angst macht und ich manchmal nicht nachvollziehen kann, warum es anderen anscheinend nicht genauso geht - was mir dann noch mehr Angst macht usw....


Die Distanz kommt mit der Zeit evtl. noch. Was Ich nicht empfehlen kann, sind Gorevideos usw. Mich persönlich hat das Betrachten nie abgehärtet, mich nimmt sowas jedesmal (ist aber schon länger her, das Ich solche Dinge sah) mit und mir geht's danach komisch/schlecht, aber auf andere kann es durchaus die Wirkung haben, das sie eine gewisse Distanz zum Bösen entwickeln und die Welt realistischer sehen - kein Abstumpfen! Muss jeder selbst wissen.

nach gorevideos fühle ich mich entweder miserabel oder ich weiß etwas mehr von dem, was ich habe, zu schätzen. wie gesundheit und sicherheit. wobei da manch einer seit paris jetzt vermutlich paranoider geworden ist. und im alltag vergisst man den wert der dinge schnell wieder.

Gore, Snuff und Horrorfilme bedrücken mich komischerweise nicht so sehr. Ein Fall wie dieser hier schon wieder eher: http://www.bild.de/regional/berlin/leic ... .bild.html

Mir kommt dann wieder das durch den Sinn
Zitat:
Dann hat jede Person vielleicht Eltern, Ehepartner, Kinder, Freunde. Unerledigte Dinge. Dinge, die sie tun wollten. Sie waren vielleicht am frühen morgen aufgestanden und dachten sich sie würden dieses und jenes tun. Dann nach Hause kommen und ihre Ruhe finden, alleine oder mit Angehörigen. Am nächsten Tag wegen dieses und jenes lachen oder trauern, Menschen kennenlernen, auf diese positiven oder negativen Einfluss haben. Sie würden auf ihre kleine Welt irgendwie einwirken. Und irgendwie auch auf die größere.


Manchmal sind Gedanken schlimmer, als das was die Augen sehen.

Distanz aufbauen und Verarbeiten konnte ich früher immer ganz gut, in dem ich mit Freunden reflektiert habe. Allein ist das immer sehr schwer.

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Mira Weyer
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