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Hallo,
ich bin 23 Jahre alt und momentan - oder eigentlich schon seit 4 Jahren (seit meinem Abitur) - in der Situation, dass ich nicht weiß was meine Berufung/Passion ist, und ich auch noch keine abgeschlossene Ausbildung oder Studium habe.
Habe mich bisher als Scheinstudent und mit einem Werkstudentenjob (Autovermietung) über Wasser gehalten, was mir auch viel Spaß gemacht hat, aber von meiner Akademiker-Familie (Großteil davon Ärzte) kommt eben der Druck vorrangig zu studieren, bzw einfach mal eine Ausbildung anzufangen um eben was in der Tasche zu haben.
Aber ich weiß eben nicht was mir liegt bzw. liegt mir eigentlich nichts so richtig. Keine besonderen Talente oder Hobbies, nichts.

Habe am Montag nun eine Speditionskaufmann Ausbildung bei einer großen Firma angefangen und denke schon jetzt wieder ans Aufgeben, weil ich mir nicht vorstellen kann täglich 8 Stunden im Büro zu sitzen + wöchentlich in die Berufsschule zu gehen.
Bin auch von Natur aus sehr introvertiert und generell ängstlich, und habe sehr große Angst vor Änderungen in meinem Leben/meiner gewohnten Routine. Bereits nach den 2 Tagen und den jeweils 8 Stunden auf der Arbeit, fühle ich mich extremst ausgelaugt und kann in der wenigen Freizeit nach der Arbeit gar nicht so viel (soziale) Energie nachtanken wie ich eigentlich bräuchte.

Vor der Berufsschule nächste Woche habe ich auch noch mit am meisten Angst, da ich schon in meiner regulären Schulzeit ein sehr schlechter Schüler war, mich nie wirklich konzentrieren konnte und sehr schnell frustriert war wenn ich etwas nicht verstanden habe. Das Abitur habe ich auch nur mit Ach und Krach bestanden (3,7 Schnitt), und eventuell auch nur weil es ein Corona-Abi war, und viele Lehrer sehr kulant waren. Ich habe auch

Dazu kommt dass ich stark ausgeprägtes ADHS habe (gefühlt alle Symptome die man haben kann) und vor einigen Monaten auch noch Bipolar Typ 2 festgestellt wurde (nach wechselnden Phasen der Euphorie und Depression)

Nehme aktuell Quetiapin 300 mg, und stelle mich dazu noch auf Medikinet ein (nur 5 mg zur Zeit da ich wohl früher von ADHS Meds immer in die Manie abgedriftet bin).

Ich weiß einfach nicht mehr weiter und schäme mich mittlerweile SEHR vor meiner Familie und Freunden, die alle ein erfolgreicheres Leben führen und viel weiter sind als ich. Fühle mich wie das schwarze Schaf.

Ich fühle mich auch irgendwie nicht mehr danach, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen. Ich hätte so gerne einfach einen Job (am Besten Teilzeit) bei dem ich selbstständig arbeiten kann und so gut wie keine Menschen um mich herum habe. Oder noch besser, ein Home-Office Job. Ich kann mir gut vorstellen in einem großen Lager zu arbeiten oder auch wieder zur Autovermietung zurückzugehen, aber meine Familie wäre davon sicher schwer enttäuscht. Und irgendwie habe ich ja auch nicht Abitur gemacht, nur um dann einen unqualifizierten Job auszuüben, oder?

Sorry dass es so lange geworden ist, ich würde mich über etwas Rat sehr freuen!

03.09.2024 15:55 • 05.09.2024 x 2 #1


16 Antworten ↓


@overcome
Mach worauf Du Lust hast. Es bringt überhaupt nichts irgendwas zu machen nur weil das jemand von Dir erwartet. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, nur sind die Vorzeichen denkbar schlecht.

Meine persönliche Meinung: und wenn Du erst in zwei Jahren irgendwas lernst oder studierst, völlig egal. Du musst eh wahrscheinlich bis 70 arbeiten, ist also noch genug Zeit.

A


Mit 23 planlos im Leben und nichts erreicht

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Es heißt immer, man soll das tun was einem gut tut. Das ist leider leichter gesagt als getan. In deinem Alter wusste ich auch noch nicht was ich will und selbst wenn man es weiß, kann es sehr viel Überwindung kosten diesen Weg zu gehen. Wenn du keine Hobbies hast, könntest irgendwelche neuen ausprobieren, bis du irgendetwas findest, was dir gefällt. Zu wissen was man nicht will ist auch schon ein Fortschritt.

Bist du in psychotherapeutischer Behandlung? Das wäre ein guter Ort deine Probleme anzusprechen.

Es gab früher in der Clique jemanden, den nannten wir Azubi. Er hatte einige Lehren begonnen und keine abgeschlossen. Dann war er ein Jahr in Thailand und danach fand er, wieder zurück in Deutschland, mit 30 einen Job in einem Museum als „Hausmeister“ und ist seitdem total glücklich mit dem Job.
Also das zeigt zumindest, dass etwas geht, wenn man etwas will, was einem Spaß macht. Bissel Glück war sicher auch dabei. Aber das wusste er vorher ja auch nicht. Er hat sich halt ausprobiert, bis es passte. Ich denke aber, ab einem bestimmten Alter wirds dann natürlich nicht leichter, irgendwo eingestellt zu werden, ohne eine wie auch immer geartete Qualifikation.

Ich will dich nicht beeinflussen, aber schmeiß dein Leben nicht weg und mach was anderes

Ok, das ist nur meine Meinung ich war ein introvertierter um nicht zu sagen traumatisierter Mensch
und zu allem Unglück wurde ich dann in einer Spedition als Azubi ausgewählt und ich dachte ok
ich mag Sprachen, Geographie ist auch nicht schlecht - nun ja 3 Jahre Hölle mit einem cholerischen
Chef in der Dispo - nein danke - ich habs durchgehalten - und denke hab heute noch einen Schaden davon -
beruflich jedenfalls sicher - aber muss ja nicht immer so enden - vielleicht gefällt es dir ja
Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen - Spass am Telefonieren - stressresistenz - Überstunden machen
wenn das was für dich ist

Wie kamst du denn auf „Speditionskaufmann“?

ich kam von der Bundeswehr war vorher lange zur Schule gegangen war war schon relativ alt
und war froh überhaupt was zu kriegen weil Depri/Trauma damals noch völlig unerkannt mir
mein Leben vorher schon ganz schön schwer gemacht hatten und war auf dem Trip
unbedingt was kaufmännisches.

Wenn ich da heute drüber schaue auf die Jahre - kann ich nur sprachlos, hilflos mit dem
Kopf schütteln - naja und diese Entscheidung war sicher nicht die glücklichste

Wenn ich heute entscheiden müsste für damals würde ich eher was im sozialen Bereich
anderen Leuten helfen, unterstützen wählen - da sensible Menschen in gewissen
Arbeitsbereichen die richtigen sind oder berufe wo die soziale Komponente nicht die
Hauptrolle spielt oder einfach erst mal testen als Fabrikarbeiter 400 Jobber Teilzeit
einfach mal irgendwo reinschnuppern - meist denkt man das wäre verlorene Zeit
man will ja was richtiges - aber im Nachhinein sehe ich das anders

Ach so - war ich gemeint?

Zitat von Reconquista:
Wie kamst du denn auf „Speditionskaufmann“?

Es ist ein weltweit agierendes Logistikunternehmen, und ich mochte generell den Gedanken dass ich nach der Ausbildung auch mal an einem anderen Standort arbeiten darf. Ich liebe es zu reisen und andere Länder/Kulturen kennenzulernen.
Ich dachte mir auch dass Büro schon nicht so schlimm sein wird.

Zitat von Donnie_Darko:
Es heißt immer, man soll das tun was einem gut tut. Das ist leider leichter gesagt als getan. In deinem Alter wusste ich auch noch nicht was ich ...

Danke dir für die Antwort!
Nein, leider derzeit nicht in Therapie. Nur alle 3-4 Monate beim Psychiater wegen der Medikamente, da sind wir immernoch noch am Testen. Ich habe vor einigen Monaten mal intensiv nach Therapie gesucht, aber habe nur ich bin bis auf Weiteres komplett voll zu hören bekommen. Oder Ersttermin irgendwann nächstes Jahr.

Habe auch vor ca. 1 Jahr versucht einen Platz in mehreren ADHS-spezialisierten Kliniken zu erhalten, aber die meisten nehmen anscheinend nicht auf, wenn nur die Diagnose ADHS besteht.
Mittlerweile mit meiner 2. Diagnose Bipolar könnte ich es nochmal versuchen, aber ist wohl jetzt mit dem Beginn der Ausbildung zu spät. Und ich hadere sehr mit dem Gedanken abzubrechen, will dies aber noch nicht tun...

Zitat von overcome:
Es ist ein weltweit agierendes Logistikunternehmen, und ich mochte generell den Gedanken dass ich nach der Ausbildung auch mal an einem anderen Standort arbeiten darf. Ich liebe es zu reisen und andere Länder/Kulturen kennenzulernen. Ich dachte mir auch dass Büro schon nicht so schlimm sein wird.

Super, voll nachvollziehbar - warum in diesem Beruf nicht glücklich sein? Büro hin oder her. Vielleicht wirst du gar nicht immer im Büro arbeiten müssen.

Zitat von overcome:
Danke dir für die Antwort! Nein, leider derzeit nicht in Therapie. Nur alle 3-4 Monate beim Psychiater wegen der Medikamente, da sind wir immernoch noch am Testen. Ich habe vor einigen Monaten mal intensiv nach Therapie gesucht, aber habe nur ich bin bis auf Weiteres komplett voll zu hören bekommen. Oder ...

In den meisten sozialen Berufen kommst du gar nicht so viel herum, viel Büro, man brennt aus und es gibt dort viel Konkurrenz und Intrigen. Ich rate dir davon ab. Viele Menschen denken, weil sie psychische Leiden haben, seien Sie besonders gut geeignet für soziale Berufe. Leider gibt es in diesem Berufsfeld ein Hauen und Stechen. Besonders gut bezahlt wird das auch nicht.

@overcome

Egal ob du die Ausbildung abbrichst oder nicht, dir stehen weiterhin viele Möglichkeiten offen. Vielleicht gibt es Möglichkeiten Ausbildung und Klinikaufenthalt miteinander zu vereinen.

Ich weiß nicht ob das für dich relevant ist, aber es gibt auch berufliche Reha Maßnahmen, in denen Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen Ausbildungen absolvieren und dort für ihre Erkrankung extra Betreuung bekommen.

Du könntest dich trotzdem bei Therapeuten auf die Warteliste setzen lassen. Selbst wenn es viele Monate dauert, vielleicht hilft es dir dann nächstes Jahr. Du könntest es auch mit Selbsthilfegruppen probieren.

Zitat von overcome:
Hallo, ich bin 23 Jahre alt und momentan - oder eigentlich schon seit 4 Jahren (seit meinem Abitur) - in der Situation, dass ich nicht weiß was ...


Ich glaub Du bist der Zwillingsbruder, den ich nie hatte ^•^

Kommt mir alles sehr bekannt vor, nur das ich vor Abschluss des Gymnasiums als Scheidungskind abgerutscht bin, vom Gymi geflogen bin und das letzte Jahr in der Realschule auf einer A.backe abgesessen hab.

Von mir wurde erwartet iwas beim Militär zu machen oder zumindest was mit Hierarchien zu tun hat, um Chef zu sein und andere zu knechten. So wurde es mir vorgelebt und so hab ich es hassen gelernt.

Ich hab ebenfalls ADHS und wechsel immerwieder zwischen Manie und Depression. Ich hab am Anfang auch aus der Not mich entscheiden zu müssen Büro gelernt (Kaufmann im In- und Außenhandel) aber das war gar nix für mich.

Ich hab die Ausbildung zwar abgeschlossen, wie später den Krankenpfleger und danach den IT-Fuzzi, aber irgendwie konnte ich mich nur mit der IT arrangieren, weil ich dort nicht immerwieder mit Menschen zu tun habe und viel für mich alleine machen kann.

Es ist mMn kontraproduktiv mich in iwelche Berufscliquen reinzuhängen, weil ich mich nicht scheue meine Meinung und Antipathie ggüber Menschen zu zeigen, die ich nicht leiden kann oder die mich, aber andererseits kann ich mich dort auch nicht abgrenzen, ohne ausgegrenzt zu werden, was dann auch zu Streit führt, wenn die eigenen Fähigkeiten immerwieder demonstriert werden müssen, als wären wir bei den Hyänen.

Ich wollte einfach nur meine Ruhe.

Am Ende hab ich jedenfalls Glück gehabt, jemanden gefunden zu haben (Ausbilder) der Recht ähnlich gestrickt war und mir die Chance gegeben hat bei ihm zu lernen.

Ich konnte mein Ding machen, er hat es geschätzt, dass ich Arbeit freiwillig mit nach Hause genommen habe, die normalerweise nur er als Chef machen konnte (er hat das Berufsfeld studiert und nicht nur Bücher gelesen wie ich) und für die Kollegen war dann schnell klar, dass er mich in welcher Art auch immer in der Unternehmensstruktur halten wird, was dann auch so passiert ist.

Ich arbeite quasi als Externer für ihn. Fahr auch mal nach Polen, Tschechien, Beneluxstaaten, um Projekte umzusetzen.

Läuft alles über seine Abrechnung, aber ich muss nicht im Betrieb rumgammeln usw usf. Halbselbständigkeit sozusagen.

Das ist der Weg, der sich für mich am Ende am besten angefühlt hat.

Ich mag es mit Menschen zu kooperieren, aber nicht mit jedem und das merkt man dann auch.

Vielleicht ist was ähnliches für Dich ja auch möglich.

@illum Danke dir für die Antwort, interessanter Werdegang. Ja an IT hatte ich auch gedacht, aber irgendwie kann ichs mir (noch) nicht so richtig vorstellen. Also programmieren jetzt vorallem.

Was mir noch Sorgen bereitet ist, dass meine Ausbilderin einen 1er Schnitt von mir in den Prüfungen erwartet. Eben weil ich der Einzige mit einem Abitur dort bin und man dementsprechend mehr von mir erwartet...
Nur leider habe ich durch mein ADHS schon immer Probleme beim Lernen und in der Schule gehabt. Insbesondere Konzentrationsprobleme und meine niedrige Frustrationstoleranz wenn ich mal etwas nicht verstehe.

Zitat von overcome:
Was mir noch Sorgen bereitet ist, dass meine Ausbilderin einen 1er Schnitt von mir in den Prüfungen erwartet. Eben weil ich der Einzige mit einem Abitur dort bin und man dementsprechend mehr von mir erwartet...

Der kann viel von dir erwarten, wenn der Tag lang ist. Im Endeffekt kann er das nicht vorgeben, denn wenn die Prüfung auch noch mit einer 3 als bestanden gilt, dann kann dir nichts passieren. Lass dir niemals Druck machen, das ist kontraproduktiv.

Zitat von overcome:
Ja an IT hatte ich auch gedacht, aber irgendwie kann ichs mir (noch) nicht so richtig vorstellen. Also programmieren jetzt vorallem


Musst ja nich programmieren.

Hab viele ITler kennengelernt, die können nicht oder nur wenig bzw. theoretisch programmieren.

Dafür können sie Kabel sauber verlegen, gut organisieren oder haben ein Händchen für die Hardware usw. Gibt viele Bereiche.

Zitat von overcome:
Was mir noch Sorgen bereitet ist, dass meine Ausbilderin einen 1er Schnitt von mir in den Prüfungen erwartet. Eben weil ich der Einzige mit einem Abitur dort bin und man dementsprechend mehr von mir erwartet...


Mja, kenn ich iwi. Druck aufbauen. Du bist ja so schlau, dann erwarte ich auch von Dir abzuliefern. Hab ich auch keinen Nerv für. Mit Druck geht gar nix. Da flipp ich aus.

Was würdest Du denn, wenns jetzt nur nach Dir ginge, gerne beruflich machen? Du hast geschrieben, Du möchtest die Welt sehen.

Was interessiert Dich denn daran? Die Kulturen? Tiere? Pflanzen? Vielleicht lässt sich dort was finden, was sich vielleicht auch mit den Hoffnungen der Eltern deckt, nen Akademiker dranzuhängen, selbst wenn's ein promovierter Globetrotter ist.

Also mir gefällt es irgendwie Texte zu schreiben, vorallem am PC. Ich kann mich, wenn ich will, sehr lange auf das Schreiben von jeglichen Texten konzentrieren und mache das auch gerne. Synonyme für oft benutzte Wörter finden, sowas in die Richtung macht mir Spaß.
Finde die Vorstellung eigentlich ganz nett, im schriftlichen Kundensupport irgendwo zu arbeiten, oder bei einer Versicherung Anfragen von Kunden zu bearbeiten. Sowas in der Art. Und das alles idealerweise im Home Office.

A


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Mira Weyer