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Hallo liebe Leser ,

ich bin 29 Jahre alt (männlich) und habe schon seit fast 10 Jahren das Gefühl, dass ich nichts auf die Reihe bekomme und dass andere immer alles besser wissen und können. Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor) studiert und im Anschluss für 4 Jahre gearbeitet. Im Studium haben mich die Selbstzweifel zerfressen, ich hatte wirklich Probleme mich zum Lernen zu motivieren da ich eh immer gedacht habe, dass die Lernerei für die Katz sei da ich sowieso nicht verstehen würde. Trotzdem habe ichs irgendwie hinbekommen.
Die Lage hat sich in der Arbeitswelt noch mehr für mich verschlimmert - ich habe in einem Unternehmen als Projektmanager angefangen und verschiedene Projekte geleitet. Ich hatte in keinem Projekt das Gefühl, dass ich tatsächlich wüsste was ich zu tun habe, ich bin jeden Tag wie ein Depp durch die Firma gelaufen und habe das Gefühl gehabt, dass ich keinen Plan habe was ich überhaupt zu tun habe.
Jedes Projekt war für sich was neues, ich musste mich immer neu in irgendwelche Materie einarbeiten.
Ich wusste nie was mich am nächsten Tag auf der Arbeit erwartet und was ich überhaupt zu tun habe. Manchmal gab's Tage an denen ich rein garnichts gearbeitet hab.
Als wäre das nicht schon genug musste ich jede Woche montags vor der Geschäftsführung einen Zwischenbericht präsentieren.... rückblickend habe ich keine Ahnung wie ich das überhaupt geschafft habe. Jeder Montag wurde für mich zur Qual, ich konnte das Wochenende nutzen um mich von der Arbeitswoche zu erholen, da ich wusste, dass der Montag für mich der absolute Horror wird.
Trotzdem habe ich alle Projekte irgendwie erfolgreich beendet. Aber das Gefühl zu haben dass man selber den Aufgaben nicht gewachsen ist war für mich gruselig. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich mich irgendwie weiterqualifiziert habe bzw. ein Spezialist in irgendeinem Gebiet geworden bin.
Da noch weitere solcher Projekte auf mich zugekommen wären habe ich mich entschieden zu kündigen - nachdem man versucht hat mich mit allen Mitteln in der Firma zu behalten habe ich trotzdem noch ein sehr gutes Arbeitszeugnis bekommen.
Dementsprechend habe ich wieder angefangen zu studieren (Master). Der Anfang des Studiums war eine Katastrophe. Der ganze Stress und Frust hat sich im Studium entladen und ich habe unter Panikattacken gelitten..... Ich hatte das Gefühl, dass ich dem Masterstudium nicht gewachsen bin. Vor allem das Präsentieren hat mich fertig gemacht. Ich konnte Tage vor den Präsentationen keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Nachdem ich desöfteren Nachts mit einem extremen Herzrasen/Panikattacken aufgewacht bin und irgendwann überhaupt nicht mehr schlafen konnte, habe ich mich dann dazu entschieden das Studium abzubrechen.

Nachdem ich nun einige Monate arbeitslos war und auch eine Verhaltenstherapie wegen der Präsentationsangst durchgeführt habe, habe ich mich wieder einigermaßen erholt gefühlt und habe einen Neuanfang versucht. Ich habe mich bei diversen Unternehmen beworben und wurde auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und bin auch bei einigen Unternehmen in die Endauswahl gekommen - wobei ich mich immer überfordert gefühlt habe in den Gesprächen. In manchen Fachgesprächen kam ich mir total verloren vor und hatte die Angst, dass wenn ich bei den jeweiligen Unternehmen genommen werden würde, dass ich schonwieder einen Job kriege, bei dem ich wieder total verloren den ganzen Tag rumeiere....

Da sich das ganze Bewerben bei den Unternehmen hingezogen hat habe ich mich noch parallel an einer anderen Hochschule für den Master genommen und wurde dort auch wieder genommen. Da ich leider keine Jobzusage erhalten habe habe ich mich dazu entschieden den Master erneut zu versuchen.
Und ich muss auch sagen, dass ich mich anfangs dem Master gewachsen gefühlt habe - dieses Gefühl ist jetzt wiederrum komplett verloren gegangen.
Ich sitze in Vorlesungen und habe das Gefüh, dass ich nichts verstehe - selbst wenn ich mich konzentriere.
Hausarbeiten sind für mich fast garnicht zu erledigen, da ich jeden Satz, den ich niederschreibe im nächsten Moment schlecht finde. Ich bekomm einfach nichts Gutes produziert.
Ich schreibe nun nächste Woche eine Klausur und weiß garnicht was ich überhaupt lernen soll da ich nicht differenzieren kann was wichtig ist und was nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich einfach zu dumm bin den Inhalt zu verstehen. Gelerntes in meinen eigenen Worten wiederzugeben ist für mich fast nicht möglich - sehr wahrscheinlich weil ichs einfach nicht richtig verstanden habe.
Ich kann mein Leben so momentan nicht geniesen. Ich merke, dass ich mich seit fast 5 Jahren langsam anfangen zurückzuziehen. Ich unternehme nichts mehr, ich mach nurnoch selten Sport, sitze bis spät nachts am Computer, da ich das Kopfkino abends im Bett nicht ertragen kann. Ich gehe meistens so spät ins Bett, sodass ich total übermüdet bin und direkt einschlafe.
Die Vorstellung den Master in 1 1/2 Jahre durchzuziehen (wenn's gut läuft!) macht mich fertig.
Selbst wenn ich das ausblende wird mir schon beim Gedanken daran im Anschluss an das Studium wieder arbeiten gehen schlecht.
Mit dem Master besetzt man selten eine Sachbearbeiterstelle, wo man jeden Tag mehr oder weniger das Gleiche machen muss. Ich werde wohl wieder an irgendwelche Jobs geraten, in denen man wieder für irgendwelche Projekte zuständig ist und man Führungsverantwortung übernehmen muss.
Ich selber traue mir das jedoch überhaupt nicht zu, vor allem weil ich weiß wie es sich anfühlt in einer solchen Position zu arbeiten.
Im Bachelor konnte ich das irgendwie noch einigermaßen verdrängen - einfach weil ich nicht wusste wie die Arbeitswelt genau aussieht.

Ich könnte heulen , ich fühle mich den ganzen Aufgaben in der Berufswelt und im Studium nicht gewachsen. Ich will nicht mehr im Mittelpunkt stehe, ich will nicht mehr präsentieren, ich will mir nicht jeden Tag den Kopf darüber zerbrechen wie ich welche mir unbekannte Aufgabe gelöst bekomme.
Ich will einfach meine Ruhe haben, ich will nicht das Gefühl haben Aufgaben nicht gewachsen zu sein - denn egal wie viele Aufgaben ich erfolgreich bewältige, das Gefühl wird nie besser.
Ich habe immer versucht meine Aufgaben gewissenhaft durchzuführen, selbst wenn das für mich hieß länger in der Firma zu bleiben.
Ich zerbreche mir schon seit über einem Jahr (seitdem habe ich gekündigt) was ich alternativ machen könnte, aber mir fälllt nichts ein....
Eine neue Ausbildung in meinem Alter jetzt anzufangen finde ich auch schwierig... dann gehen wieder 2-3 Jahre ins Land in denen ich in der Luft hänge.
Das größte Problem hierbei ist jedoch, dass ich garnicht weiß in welchem Bereich ich überhaupt eine Ausbildung machen möchte.

Ich weiß auch jetzt nicht wie ich weitermachen soll. Am liebsten würde ich den Master nochmal abbrechen, was ich dann im nachhinein wohl bereuen werde weil ich doch ein ehrgeiziger Mensch bin. Ich finde keine Motiviation dazu mich einfach mal bei Unternehmen zu bewerben, da die Stellen, die für mich als Wirtschaftsingenieur geeignet wären mir nicht zusagen.

Außenstehende verstehen mich garnicht. Viele halten mich für kompetent und sympathisch (nicht meine Worte).

Keine Ahnung wie ich es genauer auf den Punkt bringen soll.... ich habe meine momentanen Gefühle einfach versucht so runterzuschreiben wie Sie mir gerade in den Kopf gekommen sind....


Danke fürs Lesen!

05.12.2015 04:30 • 05.12.2015 #1





Mira Weyer
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