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Ich habe tatsächlich meine Tagebücher gefunden. Ich habe mehr oder weniger regelmäßig geschrieben im Alter von 14 bis 25.
Ich habe sie allerdings auch gesucht, weil ich die letzten Tage auf der Suche nach meiner Störung war. Nicht, das ich mir davon eine wundersame Heilung verspreche, aber irgendwie zumindest einen Ansatzpunkt, Verständnis für mich selbst.
Und jetzt bin ich grad ehrlich frustiert, weil ich das Gefühl bekomme, das ich mein Leben irgendwie verplempert habe, weil ich meine Probleme nie gelöst bzw. irgendwann auch nicht mehr gesehen habe!...

Was habe ich gefunden? Ich versuche es kurz zu fassen:

Als kleines Kind hatte ich Angst vor Feuer, das die Wohnung brennt, das ich verlassen werde von meinen Eltern (gab da paar kleine, aber für mich anscheinend prägende Erlebnisse)
Mit 9 zog mein Vater aus. (Als meine Eltern mir das mitteilten habe ich mich nicht ansatzweise dazu geäußert!)
Mit 12 kam die Scheidung
Mit 15 habe ich angefangen, viel zu trinken, war ständig auf der Suche nach Halt, Nähe, fühlte mich auch in der Gruppe einsam, fing an mich zu ritzen (war für mich immer so eine Art Befreiung)
Mit 17 der psychische Supergau: Ängste (vor Herzinfarkt, Leukämie, Dunkelheit, Vergiftung, Essen, Tod...) und Depression. Habe dann eine Therapie gemacht, wo ich mich überhaupt nicht mehr dran erinner...
Als es mir wieder besser ging habe ich wieder viel getrunken...(bekomme vieles zeitlich auch nicht mehr sortiert, weil ich wirklich häufig einen Filmriss hatte)
Ich habe jetzt gemerkt, das ich mit Veränderungen nicht umgehen kann. Zumindest nicht richtig. Nach dem Abi (-Ende der Schulzeit) habe ich wg. Alk. das erste Mal den Führerschein verloren. Nach meiner Ausbildung (wieder ein Abschluß) habe ich ihn das 2. Mal verloren....Ich glaube, ich habe viel mit Alk. kompensiert....
Mit 26 habe ich meinen Ex-Mann kennen gelernt, als ich 27 war, kam mein Sohn zur Welt.
Als ich 32 war, stellte ich fest, das mein Mann mich betrog und die andere auch noch geschwängert hat. Gleichzeitig wurde meine Mutter schwer krank. Auch da habe ich wieder nichts gesagt! Mein Mann versicherte mir immer, da wär nichts mehr und er will bei mir bleiben bla bla bla....das ging dann fast 3(!) Jahre so und ich habe keinem was davon gesagt. Ich war nur noch eine leere Hülle. Meine Mutter verstarb in der Zeit auch noch. In der Zeit habe ich allerdings das Trinken so gut wie aufgegeben (war 1 Jahr lang bei einem Verkehrspsychologen, dann MPU, Führerschein neu gemacht und bestanden...habe ihn immer noch... )
Dann habe ich es doch geschafft, mich von meinem Mann zu trennen (was mit übelen Drohungen seinerseits vonstatten ging), was für mich eine große Befreiung war....und wieder hatte ich meinen Halt verloren...

Ich habe da kurz wieder eine Therapie angestrebt, habe das aber als völlig unnötig verworfen. Hätte ich besser mal tun sollen...
Ich habe mich ganz langsam wieder erholt und meinen jetzigen Partner kennengelernt.

Mit 40 fingen die Ängste wieder an. Erst nur vor Bakterien, die Krankheiten auslösen könnten am Essen, Händen oder sonst wo. Das wurde dann immer schlimmer. Bei Arzt habe ich z.B. nur flach geatmet, weil ich mich nicht anstecken wollte. Dann kamen Kloßgefühl, Atemnot, extreme innere Unruhe und ewige Gedankenspiralen, die so anstrengend waren, das ich nur noch müde war, aber auch nicht richtig schlafen konnte.
Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters wurde es noch schlimmer, was durch seine neue Frau(Sie ist Alk.) noch mehr forciert wird, bis heute. Ich habe z.B. täglich 2 Stunden die Wohnung gesaugt...jede kleine Ritze...
Ein Jahr nach seinem Tod, 2015, kam dann mein Zusammenbruch, da ging nichts mehr. Ich konnte nichts mehr essen, nichts mehr machen, mir war nur schlecht. Tagein, Tagaus. Die Ängste und die Grübeleien, das Schwarzsehen wurde unerträglich. Am meisten hat mich geschockt, das ich tatsächlich gedacht habe: Fahr einfach gegen einen Brückenpfeiler, dann ist alles gut! Ich fand den Gedanken kurzzeitig echt gut. Ich war einfach nur entsetzt über mich selber!

Inzwischen bin ich in Therapie und nehme nur Johanniskraut, alles andere schaff ich durch die Angst einfach nicht. Selbst das war schon nicht so einfach! Meine innere Unruhe ist viel weniger geworden und die Knoten im Kopf schmerzen auch nicht mehr so. Ängste habe ich natürlich immer noch, versuche damit zurecht zu kommen und mich zu vielen Dingen einfach zu zwingen (Telefonate oder Treffen mit Freunden. Sollte ja eigentlich Spaß machen, fällt mir aber sehr schwer)

Gut, jetzt ist das doch was lang geworden sorry! Aber ich sortier mich immer noch. Was ich eben sehe, das ich mein ganzes Leben grübel, mich klein denke und mitunter sehr schwarz sehe (obwohl ich immer wieder sagen muss, das ich eigentlich eher Optimist bin, auch wenn das nicht passt. Vielleicht rede ich mir das auch ein?!), mit Änderungen in meinem Leben nicht adäquat umgehen kann, also nicht loslassen oder mit Verlust umgehen und ein ständiges Bestreben nach Harmonie und Glück habe und ständig auf der Suche nach Sicherheit bin, die ich mir anscheinend selber nicht geben kann...

Jetzt bin ich also über 40 und habe das Gefühl immer noch nicht wirklich angekommen zu sein, oder mit mir im Reinen...
Ich finde das gerade wirklich schlimm und bin echt zurück geworfen...

Danke an alle, die sich das wirre Geschreibe durchgelesen haben!

10.08.2015 19:40 • 25.08.2015 x 1 #1


18 Antworten ↓


Alles Gute für Dich und Leben jeden Tag dein Leben.

Lg

A


Mein Leben bisher nur verschwendet?

x 3


Hey fraggle,

ich habe mir das Geschreibe durchgelesen. Wie viele hier haben alle ihre Geschichten die uns prägen und mit denen wir leben müssen.

Trinkst Du noch Alk.; wie geht Deine neue Beziehung bzw. Du damit um und hast Du die Todesfälle verkraftet?

Auch ich tue mich schwer mit Veränderungen; ist halt so. Wichtig ist sich so zu akzeptieren wie wir sind. Wir sind nicht verkehrt, halt ein wenig anders.

Das mit dem Tagebuch schreiben habe ich auch lange gemacht und war sehr hilfreich.

Es liest sich vielleicht blöd, aber irgendwie hat alles seinen Sinn und somit solltest Du nicht über verlorene Jahre schreiben.

Hallo fraggle,

bitte rede Dich nicht selber klein. Du hast viel erlebt, viel verkraften müssen und natürlich hast Du Blessuren davon getragen.

Ich empfinde Dich aber als recht reflektiert und ich finde, Du bist auf einem guten Weg zu Dir selbst.

Was bedeutet denn schon angekommen sein? Ich bin jetzt 47 Jahre und wollte auch immer ankommen, wusste aber nie, wo das denn überhaupt sein soll. Heute, nachdem ich scheinbar den schlimmsten Teil meiner Angststörung überwunden habe, lebe ich nur noch im Hier und Jetzt. Genau JETZT, in genau diesem Moment, bin ich angekommen.

Und so geht das immer weiter, jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde. Immer komme ich Schritt für Schritt auf einer neuen Stufe an und entwickele mich weiter. Das ist für mich persönlich der Sinn des Lebens.

Dir alles Liebe.

LG, Martina

Hi fraggle,

Natürlich hast du ein Leben mit allen Höhen und Tiefen gelebt. Natürlich hast du Gründe, warum die eine Angststörung entwickelt hast.

Jetzt beginne nicht damit, dein Leben als verschwendet zu betrachten. Beginne die Aufarbeitung deiner Probleme. Du bist doch schon sehr weit.

Und wir werden immer auf uns aufpassen müssen, da sich die Muster nun mal in uns befinden.

Und bleib im optimistischen Bereich und im hier und jetzt. Nicht jeder Tag ist gleich. Du hast schon so viel erreicht. Also,bleib dran..dann wird das auch.

Hallo Vergissmeinnicht,

Vielen Dank fürs lesen!

Zitat:
Trinkst Du noch Alk.; wie geht Deine neue Beziehung bzw. Du damit um und hast Du die Todesfälle verkraftet?


Ich trinke so gut wie gar keinen Alk. mehr. Vielleicht mal an Sylvester ein Glas Sekt, aber nur wenn mir danach ist. Ich mag dieses Gefühl nicht mehr, die Kontrolle zu verlieren. Schon wenn mir so leicht schummerig wird, finde ich das schrecklich!
Mein Partner trinkt gar nicht, was ich als sehr angenehm empfinde. Mit Alk. Personen habe ich inzwischen arge Probleme...
Ich weiss nicht, ob ich die Todesfälle verkraftet habe. Meines Vaters bestimmt noch nicht. Ich bin aber auch so unsicher, woran ich merke, ob ich damit im Reinen bin.

Zitat:
Wichtig ist sich so zu akzeptieren wie wir sind. Wir sind nicht verkehrt, halt ein wenig anders.


Da hast Du Recht. Ich versuche auch, mich so zu akzeptieren. Manchmal klappt es, manchmal nicht und dann bremse ich mich leider immer selber aus. Danke für die Erinnerung!

Tagebuchschreiben habe ich jetzt auch wieder angefangen. Nicht jeden Tag, aber doch sehr häufig. Einfach um den Kopf ein bisschen leerer zu machen. Versuche auch immer positive Dinge aufzuschreiben, wenn denn dann vorhanden.

Zitat:
Es liest sich vielleicht blöd, aber irgendwie hat alles seinen Sinn und somit solltest Du nicht über verlorene Jahre schreiben.


Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir allerdings noch nicht wirklich. Ich denke halt, hätte ich früher realisiert, das sich da irgendwas durch mein ganzes Leben zieht, hätte ich viel früher handeln können. Okay, ich weiss, das ist halt rum. Wahrscheinlich bin ich jetzt einfach soweit....habe nur Schwierigkeiten, mir das positiv vor Augen zu halten..

Hallo hamburg.meine.perle,

Vielen Dank für Deine Antwort und Dein Mutmachen!
Zitat:
Ich empfinde Dich aber als recht reflektiert und ich finde, Du bist auf einem guten Weg zu Dir selbst.

Tut gut das mal von aussen zu lesen. Allerdings bin ich mitunter seehr wirr im Kopf und da gerät schnell wieder das ein oder andere durcheinander. Aber du hast Recht, ich habe in den letzten Monaten glaub ich schon mehr erkannt, als in den letzten Jahrzehnten!
Nur weiss ich noch nicht so genau, was ich mit dem Wissen anfangen soll...
Zitat:
Was bedeutet denn schon angekommen sein? Ich bin jetzt 47 Jahre und wollte auch immer ankommen, wusste aber nie, wo das denn überhaupt sein soll. Heute, nachdem ich scheinbar den schlimmsten Teil meiner Angststörung überwunden habe, lebe ich nur noch im Hier und Jetzt. Genau JETZT, in genau diesem Moment, bin ich angekommen.

Toll, das Du das geschafft hast!
War bestimmt ein schwerer Weg, oder?
Das ist halt die Frage: Was ist ankommen? Für mich wäre das, das ich mit mir glücklich und zufrieden bin. Das ich meine beste Freundin bin.

Ich wünsche Dir weiterhin alles alles Gute, Martina!

Hallo,
bin auch 47 und bin ich angekommen? Ich würde nicht sagen, daß ich angekommen bin, denn die Reise ist noch nicht zu ende. Ich kann aber heute sagen, nachdem ich mit allem aus meinem Leben davor gebrochen habe, daß ich jetzt endlich auf meinem Weg bin. Ich komme noch lange nicht an, aber der Weg ist das Ziel. Klar habe ich meine Ängste im Gepäck, die werde ich auch nicht los-nicht mehr. Sie sind aber gut verschnürt. Manchmal huscht eines davon noch raus-dann muß ich den Knoten eben fester ziehen.

Hallo Icefalki,

vielen Dank für Deine Worte...!

Manchmal verlange ich glaub ich einfach zu viel von mir. Ich weiss auch nicht, warum ich mich selber so unter Druck zu setzen scheine, als hätte ich keine Zeit. Ich will immer alles gleichzeitig machen: die Gründe wissen warum ich so bin, verschiedene Strategien testen (am besten auch noch gleichzeitig) und mein Alltags-Leben leben. Das überfordert mich und meinen Kopf.
Aber ich würde gerne wieder mit Freude und Begeisterung etwas machen. Kann mich nicht erinnern, wann das das letzte Mal war. Nicht, das ich nirgendswo hin gehe, das ist nicht das Problem. Ich kann es aber nicht geniessen, stehe total unter Strom und Stress und bin froh, wenn es wieder rum ist.

Ich werde mir aber Deine Worte zu Herzen nehmen...

Hallo @fraggle.s,

Du beschreibst hier ein Leben, das nicht auf der Sonnenseite stattgefunden hat. Und wenn ich lese, wie Du es dennoch gemeistert hast, kann ich nur den Hut ziehen.

Du hast als Scheidungskind mit Alk. und Depressionen Dein Abitur gemacht und eine Ausbildung abgeschlossen. Du hast ein Kind zur Welt gebracht (und offensichtlich großgezogen?). Du hast es geschafft, Dich von Teufel Alk. loszusagen (das schaffen nicht viele, zumal in mit einer solchen belasteten Biographie). Du hast Dich von dem Mann getrennt, der Dich betrogen hat (auch das schaffen nicht viele). Du hast trotz massiven Ängsten und Todesfällen in Deiner Familie immer weiter gemacht und bist jetzt an einem Punkt, an dem Du Dich eigentlich eher Optimist nennen würdest. Ich sehe hier keinen Anhaltspunkt dafür, dass Du Dein Leben in irgend einer Weise verschwendet hast!
Oder würdest Du jemandem, der einen Schiffbruch überlebt hat und sich mit bloßer Willenskraft in Nacht und Sturm an ein fremdes Ufer gerettet hat, vorwerfen, er habe seine Kraft verschwendet?
Das, was Du Dir über die Jahre erkämpft hast, ist nicht nur ein Optimismus, sondern ein Selbstvertrauen, das Dir niemand streitig machen kann. Du hättest nämlich all das nicht überstanden, wenn Du in den entscheidenden Momenten nicht an Dich selber geglaubt hättest.

Wer mag schon gerne (negative) Veränderungen in seinem Leben? Niemand kann damit wirklich gut umgehen, jeder wird sie ablehnen, wenn er die Wahl hat. Deine Suche nach Sicherheit und Harmonie ist vollkommen verständlich.

Dass Du Dinge, die Dir eigentlich Freude machen sollten, nicht genießen kannst, ist vor diesem Hintergrund leider auch eher normal, glaube ich. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du hohe Erwartungen an Dich selbst. Vielleicht erwartest Du auch von Dir, dass Du genießen kannst - und dann kannst Du es nicht, weil die Erwartungshaltung den Genuss nicht zulässt?

Deine Selbstdisziplin und Dein Wille haben Dir geholfen, Dich durch all die Unbilden zu kämpfen. Aber nun, da von außen offenbar weniger Druck da ist, fühlst Du Dich etwas überfordert, weil Du eine solche freie Situation vielleicht gar nicht gewohnt bist.
Hast Du schon einmal über ein Ehrenamt nachgedacht? Vielleicht gelingt es Dir, Deine Kraft (Strom und Stress) etwas zu kanalisieren, wenn Du etwas davon abgeben kannst? Wenn Du Deine Erfahrung teilen kannst?

Liebe fraggle.s, ich kenne das auch von mir. Man ist getrieben und steht ständig unter Strom.

Bei mir war es letztendlich, grob gesprochen, durch Leistung Anerkennung bekommen zu wollen.

Ich musste das loslassen lernen.

Hallo Reenechen,

Zitat:
Ich kann aber heute sagen, nachdem ich mit allem aus meinem Leben davor gebrochen habe, daß ich jetzt endlich auf meinem Weg bin.


Das ist super und klingt sehr positiv! Wenn ich fragen darf, mit was hast Du gebrochen? Hast Du Dein Leben komplett umgekrempelt?

Zitat:
Klar habe ich meine Ängste im Gepäck, die werde ich auch nicht los-nicht mehr. Sie sind aber gut verschnürt. Manchmal huscht eines davon noch raus-dann muß ich den Knoten eben fester ziehen.


Aber ist das nicht eine Art von Verdrängung? Bitte jetzt nicht falsch verstehen! Möchte Deine Handlungsweise nicht in Frage stellen...
Warum meinst Du, du wirst die Ängste nicht mehr los? Wobei, wirklich ganz los wird man sie wahrscheinlich wirklich nicht, man kann nur lernen, damit umzugehen.

Ich stelle mir das allerdings ähnlich in meinem Kopf vor: Mein ganzes Leben mit allen Erfahrungen ist in massenweise Kisten gequetscht und gestapelt und jetzt sind die Kisten umgefallen, geplatzt, überfüllt und alles fällt wild durcheinander vor meine Füsse und ich muss nun aufräumen.

Ich wünsche Dir für Deinen weiteren Weg alles alles gute!

Hallo Sevens,

Zitat:
Du hast als Scheidungskind mit Alk. und Depressionen Dein Abitur gemacht und eine Ausbildung abgeschlossen. Du hast ein Kind zur Welt gebracht (und offensichtlich großgezogen?). Du hast es geschafft, Dich von Teufel Alk. loszusagen (das schaffen nicht viele, zumal in mit einer solchen belasteten Biographie). Du hast Dich von dem Mann getrennt, der Dich betrogen hat (auch das schaffen nicht viele). Du hast trotz massiven Ängsten und Todesfällen in Deiner Familie immer weiter gemacht und bist jetzt an einem Punkt, an dem Du Dich eigentlich eher Optimist nennen würdest. Ich sehe hier keinen Anhaltspunkt dafür, dass Du Dein Leben in irgend einer Weise verschwendet hast!


Vielen herzlichen Dank für Deine Worte! SO habe ich das ehrlich gesagt NIE gesehen! Für mich ist das alles nur schrecklich, peinlich, schlecht. So wie Du das jetzt schreibst, klingt das gleich ganz anders!
Ich weiß gar nicht, wie oft ich mir diesen Satz schon angesehen habe: Es sind nicht die Dinge an sich, die uns ängstigen, es ist unsere Sicht der Dinge. Ich glaube, das ist wirklich ein ganz elementarer Satz. Bei Vergangenem habe ich Ihn noch gar nicht angewendet...

Zitat:
Das, was Du Dir über die Jahre erkämpft hast, ist nicht nur ein Optimismus, sondern ein Selbstvertrauen, das Dir niemand streitig machen kann. Du hättest nämlich all das nicht überstanden, wenn Du in den entscheidenden Momenten nicht an Dich selber geglaubt hättest.


Komischerweise fühle ich dieses Selbstvertrauen aber gar nicht.
Viele Entscheidungen und Änderungen habe ich tatsächlich wegen meinem Sohn getroffen. Ich habe mir selber gesagt, wenn schon nicht für Dich, dann für Ihn. Er war sozusagen mein positiver Leiter. Nicht, das ich jetzt von Ihm Dankbarkeit verlange, eher bin ich Ihm sehr dankbar, das er einfach nur durch seine Existenz mir geholfen hat. Nichts weiter....

Zitat:
Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du hohe Erwartungen an Dich selbst. Vielleicht erwartest Du auch von Dir, dass Du genießen kannst - und dann kannst Du es nicht, weil die Erwartungshaltung den Genuss nicht zulässt?


Ich glaube eher, das ich immer das Gefühl habe, irgendwas falsch zu machen. Was falsches zu sagen, zu tun. So bin ich dauernd unter Stress, weil ich ja darauf aufpassen muss, anstatt einfach ich selbst zu sein.

Zitat:
Aber nun, da von außen offenbar weniger Druck da ist, fühlst Du Dich etwas überfordert, weil Du eine solche freie Situation vielleicht gar nicht gewohnt bist.
Hast Du schon einmal über ein Ehrenamt nachgedacht? Vielleicht gelingt es Dir, Deine Kraft (Strom und Stress) etwas zu kanalisieren, wenn Du etwas davon abgeben kannst? Wenn Du Deine Erfahrung teilen kannst?


Ja, das stimmt! Ich war es nicht gewohnt, das es mir eigentlich gut geht. Nach kurzer Zeit fingen meine Beschwerden an. Ich glaube, das ist oft so. Wenn man sich wohl, oder zumindest annähernd wohl fühlt, kommt vieles wieder hoch.
Ehrenamt so noch nicht. Da ich aber gerne mit Tieren umgehe und diese eine beruhigende Wirkung auf mich zu haben scheinen, war ich im Tierheim, um da als Beschäftiger/Streichler zu helfen. Allerdings stehe ich mir da auch gerade wieder selber im Weg und fühle mich völlig antriebslos...
An was für eine Art Ehrenamt hast Du denn gedacht?

Nochmals danke ich Dir, für diese andere Sicht der Dinge! Das war wirklich bereichernd für mich!

Viele Grüße

fraggle

Hallo Icefalki,

Zitat:
Bei mir war es letztendlich, grob gesprochen, durch Leistung Anerkennung bekommen zu wollen.

Ich musste das loslassen lernen.


Wie hast Du das denn gelernt?

Bei mir ist es so, das ich mit Konflikten gar nicht umgehen kann (Bekomme dann eine Sprechblockade, wahrscheinlich aus Angst, was Falsches zu sagen),
ein großes Harmoniebedürfnis habe (und deshalb mich oft auch nicht traue, was zu sagen oder zu tun)
eher für andere was tue, als für mich (aus Verlustangst denke ich)
fürchterlich perfektionistisch bin und
ganz schnell, auch bei banalen Dingen, unter fürchterlichen Schuldgefühlen leide.

Ich glaube, das sind alles für sich einzelnd schon Stressoren und da versuche ich langsam mal anzusetzen. Das fällt mir natürlich seeehr schwer. Manchmal gelingt es mir zumindest, mal einen Wunsch zu äussern, oder jemanden um etwas zu bitten. Es ist noch ein langer Weg...

Wenn du begreifst, dass du einerseits viel Stärke und anderseits auch Schwächen hast, kannst du das mal zusammenführen.

Wenn du nur dich selbst mal lieben, annehmen kannst, wenn du wirklich begreifst, was für ein wertvoller Mensch du bist, hast du gewonnen.

du hast in deinem Leben wirklich wahnsinnig viel erreicht. Anstelle dich an den negativen Seiten runter zu ziehen, betrachte die positiven Seiten. Setze dort an, sei stolz darauf.

Hast doch daraus gelernt. Und es ist Vergangenheit. Deine Kraft nimm sie jetzt und trage deinen Kopf aufrecht. Fehler, danke, dass ich aus ihnen lernen durfte.

Du hast ein harmoniebedürfnis? Ja und? Das bist du.
Konflikte, nun, das kann man lernen. Musst ja nicht gleich alles lösen.
Für andere da sein, prima, aber mach es, weil es dir was bringt.
Perfekt, geht nicht, also übe mal ein gesundes Mittelmaß.

Was ich dir sagen will, DU darfst dir mal ganz wichtig sein. Aus dir wird kein böser Mensch, wenn du dich selbst lieben kannst. Im Gegenteil, Mensch, sei mal so richtig stolz auf dich.

Du hast eine Vergangenheit, jetzt gestaltest du dir deine Zukunft.

Hallo Icefalki,

Zitat:
Wenn du begreifst, dass du einerseits viel Stärke und anderseits auch Schwächen hast, kannst du das mal zusammenführen.
Wenn du nur dich selbst mal lieben, annehmen kannst, wenn du wirklich begreifst, was für ein wertvoller Mensch du bist, hast du gewonnen


Ich glaube, das ist erstmal mein Hauptproblem: ich mag mich nicht. Ich wäre manchmal gerne anders und habe mitunter Schwierigkeiten mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Daher nörgele ich wahrscheinlich auch immer an mir rum und weiß manchmal gar nicht WIE ich eigentlich WIRKLICH bin. Das versuche ich jetzt raus zu finden und mich als Freundin zu sehen, nicht als Feind.

Zitat:
Du hast ein harmoniebedürfnis? Ja und? Das bist du.
Konflikte, nun, das kann man lernen. Musst ja nicht gleich alles lösen.
Für andere da sein, prima, aber mach es, weil es dir was bringt.
Perfekt, geht nicht, also übe mal ein gesundes Mittelmaß


Das habe ich auch schon irgendwo gelesen. Danke nochmal für die Erinnerung. Ich muss mir das nur immer wieder vor Augen führen. Veränderungen sind sehr schwer...
Immer, wenn ich einen schlechten Tag habe, fühlt sich das so an, als würde ich wieder am Anfang anfangen. In solchen Momenten habe ich dann immer mit der Sinnlosigkeit zu kämpfen. Aber das wird wohl vielen so gehen, oder?

Liebe Grüße

fraggle

Liebe fraggle,

auch viele kleine Schritte führen zum Ziel. Ferner denke ich nicht, das wir immer wieder am Anfang ansetzen müssen. Wir müssen ehrlich zu uns selber sein und schauen wir zurück, haben wir auch gute Tage und haben doch ne Menge mehr geschafft.
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Zitat von Vergissmeinicht:
Liebe fraggle,

auch viele kleine Schritte führen zum Ziel. Ferner denke ich nicht, das wir immer wieder am Anfang ansetzen müssen. Wir müssen ehrlich zu uns selber sein und schauen wir zurück, haben wir auch gute Tage und haben doch ne Menge mehr geschafft.


Hallo Vergissmeinicht,

Wenn ich mit einem gewissen Abstand drüber nachdenke, müssen man auch nicht wieder von vorne beginnen. Es fühlt sich nur so an für mich. Komischerweise kann man sich an Schlechtes ja viel besser erinnern, als an Gutes. Also ich zumindest. Da muss man sich schon mal selbst reflektieren und auch nach den positiven Dingen Ausschau halten. Manchmal habe ich auch den Eindruck, ich genieße das Negative. Ist vielleicht eine falsche Formulierung, mir fällt nur gerade keine bessere ein. So nach dem Motto:Siehst Du? Das wird eh nie was! Du bleibst so, wie Du bist. Finde Dich damit ab!....Wäre halt der bequemere Weg, aber der falsche...

liebe Grüße

fraggle

Hey fraggle.

Denke es liegt im Naturell von uns Menschen, das wir Glücksmomente (sagt schon der Name) immer nur kurzzeitig empfinden. Negatives, Niederlagen ö.ä. beschätigen uns hingegen mitunter sehr lange.

Nach meinem neuerlichen Einbruch vor 1 1/2 Jahren dachte ich auch, ich müsse wieder von vorne anfangen; dem ist nicht so und das unterscheidet uns von Kindern.

Wenn ich es richtig verstehe genießt Du das Negative, da Du nicht offen für Neues, Schönes ... bist. Es gibt ganz sicher auch in Deinem Alltag kleine Glücksmomente.

A


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Mira Weyer
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