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Hallo,

ich bin 44 und leide schon etwa 12 Jahre unter einer Angststörung und Depression. In der Regel habe ich alles gut im Griff; nehme Citalopram und Seroquel in Minidosierung zum Schlafen. Mache immer wieder mal Therapie.

Seit letztem Winter ist es aber irgendwie zu viel geworden. Immer war irgendwas - wir sind als Familie nie zur Ruhe gekommen. Ostern hatten wir dann alle Covid - danach habe ich mich nicht mehr richtig erholt. Meine Tochter ist Anfang Mai das erste mal auf Klassenfahrt gegangen und da hat es mich dann umgehauen - totaler Angst flash. Sie ist 12, hat eine milde Behinderung. Ich tue mir sehr schwer damit, sie da los zu lassen. Anders als sonst hatte ich keine Panikattacken, sondern viele somatische Störungen. Angst davor durchzudrehen, schlechter Schlaf, Probleme mit der Schlaf/Wachgrenze, vieles mehr. War beim Neurologen und Psychiater - die sagen es sei alles okay.

Nächste Woche fängt meine neue VT an. Nun hangel ich mich so durch. Was mich echt fertig macht im Moment ist, das ich immer wieder die Situation habe, das ich einen Gedanken habe (ganz alltägliche Dinge, oder zB in einem Gespräch zuhören) und plötzlich ist der Gedanke dazu weg und es kommt ein neuer, komplett sachfremder Gedanke. Gerne auch mal was total abwegiges. Dann höre ich zB plötzlich ein Feuerwerk explodieren. Oder ich denke so bei mir, ich bin der Hulk oder es lacht in meinem Kopf.

Das irritiert mich total. Kennt jemand das auch in der Art? Mache mir Sorgen, das ich doch plem plem bin oder sowas in der Art.

liebe Grüße,
Sven

02.06.2023 21:23 • 03.06.2023 #1


3 Antworten ↓


Grüß Dich und willkommen @svenham,

dieses von Dir beschriebene ungeplante Verschwinden von Gedanken kenne ich sehr gut als Opener meiner DP/DR-Sequenzen. Es ist da unmöglich, einen Gedanken zu halten oder zu Ende zu bringen. Die anderen, z. T. völlig skurrilen Gedanken kommen wie Wellen über den Geist und auch die können erneut nicht gehalten werden.

Das Einzige, das in diesem Stadium stabil scheint, ist der, der mitkriegt, was da im Kopf vor sich geht - und dass dies halt immense Angst auslösen kann. Denn wenn das Ego mal hautnah erlebt, wie wenig (bzw. gar keine) Kontrolle über das Denken letztendendlich überhaupt existiert, bekommt es Angst um sich selbst. Und das kommt gefühlsmäßig fast einer Todesangst gleich.

Ob ich mit meinem Beispiel bei Dir richtig liege, weiß ich nicht. Ich kann nur ahnen, dass wir da Ähnliches durchmach(t)en. Dieses totale Abwegig, brachte mich auf den Verdacht.

Ich habe diese DP/DR-Sequenzen seit nun gut 30 Jahren. Sie nehmen interessanterweise stark ab, seit ich endgültig mit Depression, Angst und Panik offen umging. Sogar wenn mit Medikamenten und Therapien gearbeitet wird, kann mancher Patient sich immer noch nicht mit den Ursachen seiner Probleme anfreunden. Und hier läge m. E. nach der wahre Schlüssel zur Lösung.

A


Komische Probleme mit dem Denken; laute Gedanken

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Moin Moo,

Danke Dir für Deinen Beitrag. Ich hatte in der Tat auch immer wieder Derealisationen in den letzten Tagen/Wochen. Meine Partnerin meint, es läge an der mangelnden Fähigkeit Fokus aufzubauen? Was meinst Du genau damit, wenn Du von einer DP/DR Sequenz sprichst? Wenn ich das habe, dann sind es meist sehr kurze Momente am Tag. Also vielleicht einige Sekunden bis max 2 - 3 Minuten. Gibt Tage, da habe ich das einmal, aber auch welche, da habe ich es dann 20 mal.

Ich verstehe Dich so, das es Dir besser geht, seit Du quasi offen bist mit Deiner Erkrankung. Korrekt?

Danke und beste Grüße,
Sven

Zitat von svenham:
Ich verstehe Dich so, dass es Dir besser geht, seit Du quasi offen bist mit Deiner Erkrankung. Korrekt?

Ja. Die Offenheit im Umgang damit wirkte bei mir wie die freiwillige Öffnung eines Ventils. Die DP/DR sehe ich heute eher als neuro-logisches Überdruckventil. Und die Inhalte (egal ob Hulk oder Kopflacher) dieser durchlaufenden Gedankenwellen sind völlig unrelevant. Lediglich die Angst, die DP/DR meistens begleitet, verleitet zu der Annahme, sie hätten Gewicht bzw. wir wären verrückt.

Zitat von svenham:
Meine Partnerin meint, es läge an der mangelnden Fähigkeit Fokus aufzubauen?

Tja, Henne oder Ei? Ich würde eher sagen, kein Ei ohne Henne...aber das kann jeder für sich zuordnen. Auch Zerstreutheit hat ihre Ursachen bzw. Korrelationen. Wer mangelnden Fokus als Ursache für DP/DR ansieht, kennt ihr überwältigendes Wesen nicht.





Mira Weyer
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