@sensibelchen98 Hey du (:
Da ich aktuell in der 39. Woche schwanger bin, dachte ich, ich berichte dir über meine bisherigen Erfahrungen. Ich habe ebenfalls eine Angststörung, die sich zu 99% auf Hypochondrie bezieht. Im Dezember letzten Jahres habe ich erfahren, dass ich schwanger bin. Es ging mir vor der Schwangerschaft schon nicht sonderlich gut, weswegen ich seit einiger Zeit schon im Langzeit krank auf der Arbeit gewesen bin und Krankengeld bezogen habe. Mein Verlobter und ich haben sehr sehr hart mit uns gekämpft, ob wir das Kind behalten oder ob ein operativer Eingriff zu dem Zeitpunkt das sinnvollste ist. Wir hatten sehr sehr viele Beratungs Termine und ich war zu 90% überzeugt davon, dass es das richtige wäre, das Kind nicht zu bekommen. Allerdings habe ich es nicht übers Herz gebracht, es Weg machen zu lassen. Nun bin ich wie anfangs erwähnt in der 39. Woche schwanger und warte jede Sekunde darauf, dass die kleine Maus raus möchte.
Ich kann dir sagen, die letzten 39 waren der pure Horror für mich. Die Hormone haben meine Angstzustände auf ein Level gebracht, welches ich niemals gedacht hätte erreichen zu können. Ich habe keine einzige Sekunde meiner Schwangerschaft genießen können, sondern habe jeden Tag gebetet, dass ich das irgendwie überstehe. Irgendwann wurde es dann so schlimm, dass mir Anti Depressiver verschrieben wurden (Sertralin). Damit habe ich angefangen, hatte aber so starke Nebenwirkungen, dass ich es wieder absetzen sollte.
Meine Hypochondrie hat in der Schwangerschaft ebenfalls ein ganz neues Level erreicht. Mehr als 3 Tage habe ich es nicht ohne Arzt ausgehalten. Eine Schwangerschaft bringt nun mal leider auch viele Risiken mit sich (Thrombose, Schwangerschaft Vergiftung und und und). Dazu kommen natürlich noch etliche körperliche Symptome, die in der Schwangerschaft leider normal sind aber für einen Hypochonder kaum zu ertragen. Herzrasen, Bluthochdruck, Schwindel, Atemprobleme, erbrechen, Übelkeit. Das MUSS natürlich alles nicht auftreten aber es ist schon sehr sehr häufig der Fall. Wenn man dann Hypochonder ist und unter starken Ängsten leidet, ist es wirklich schwer, diese Symptome und körperlichen Veränderungen auszuhalten. Hinzukommt die Angst vor der Entbindung. Die ganzen Risiken, die Vorstellung, wie schmerzhaft es wird usw bereiten mir seit Tagen komplett schlaflose Nächte. Nicht nur ein mal habe ich mir enorme Vorwürfe gemacht, weil ich mich für die kleine entschieden habe. Ich liebe mein Kind jetzt schon über alles auf dieser Welt aber man darf nicht vergessen, dass das Baby im Mutterleib ALLES an Stress mitbekommt und abbekommt. So oft habe ich schon bitterlich geweint und mir gedacht: die arme Maus hat diesen Stress nicht verdient. Man macht sich Vorwürfe und das nicht zu knapp.
Man unterschätzt wirklich die hormonellen Veränderungen und auch die körperlichen Veränderungen. Das kann einen ganz ordentlich in die Knie zwingen und dann kann der Schuss echt nach hinten losgehen. Ich habe auch sehr viel Unterstützung von Familie, Freunden, Partner. Aber mich persönlich konnte keiner aus diesem Loch der Schwangerschaft holen. Genauso sieht es finanziell aus. Mein Partner verdient sehr sehr sehr gutes Geld und mein Krankengeld war auch nicht zu knapp. Aber ich kann dir sagen, wir sind mit Erstausstattung usw wirklich an unsere Grenzen gekommen. Man unterschätzt auch das finanzielle leider total.
Das klingt jetzt alles so furchtbar und so absolut negativ aber meine ehrliche Meinung: man selbst sollte gesundheitlich absolut stabil und finanziell gut abgesichert sein.
Natürlich, kann auch ein „gesunder“ Mensch in der Schwangerschaft Ängste und Depressionen entwickeln…Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, es sollte definitiv eine gesundheitliche Basis vorhanden sein. Ich würde mit meiner Erkrankung kein weiteres Mal schwanger werden und werde nach der Entbindung sehr viel Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um das emotional zu bewältigen. Diese Entscheidung sollte meiner Meinung nach also wirklich sehr sehr gut überdacht sein. ️