Das was Du schreibst, kann ich aus eigenen Erfahrungen bestätigen.
Als Kind hatte ich natürlich Ängste. Mich haben sehr viele Dinge beunruhigt. Die Tatsache, dass ich (oh, das klingt jetzt vielleicht arrogant - sorry) ein sehr intelligenter Mensch bin hat mich natürlich dazu bewegt, viel zu lesen, mich für viele Themen zu interessieren, immer sehr aufmerksam zuzuhören und mich mit dem gehörten auch auseinanderzusetzen.
Das alles warf natürlich viele Fragen auf - gerade wenn es mich beunruhigt hat oder eine Angst entstand. Und es stimmt: Meine Eltern waren als Ansprechpartner einfach nicht da. Sie waren viel zu sehr mit ihrer Alk. und sich selbst beschäftigt.
Wenn ich dann fragen gestellt habe, wie z. B.: Mama, was passiert eigentlich, wenn wir sterben? - dann wurde ich weggeschickt. Somit war ich mit meinen Ängsten ganz alleine und hab mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht, die aber nie zu einem entgültigen Ergebnis kamen, weil es ja nur Vermutungen waren.
Aus alledem ist nun etwas entstanden, was mich im Leben massiv blockiert und mich an manchen Stellen handlungsunfähig macht. Ich bin dann gereizt, habe Schlafprobleme und auch mein Körper fängt sich an zu beschweren. Kommt dann noch Stress dazu, ist meist alles aus.
Ich habe schon erkannt, dass ich lernen muss, mit meinen Ängsten anders umzugehen. Ich muss lernen, sie realistisch zu bewerten, aber das ist eben ein langer Lernprozess.
Ich möchte meine Emotionen auch nicht begraben, darum ist es für mich immernoch schwer, überhaupt Medikamente zu nehmen, aber in der momentanen Situation bin ich froh, dass es sie gibt. Trotzdem sind sie nichts, was ich dauerhaft mit durchs Leben schleppen möchte.
Die Informationsflut durch das Internet und die anderen Medien ist natürlich überwältigend und für den Menschen teilweise gar nicht mehr zu verarbeiten. Ich hatte schon mal zu meinem ehemaligen Therapeuten gesagt: Wir kommen mit der ganzen Technik eigentlich schon lange nicht mehr mit, weil die Entwicklung einfach viel zu schnell für uns ist und wenn das so weitergeht, dann knallt es irgendwann und dann holen wir uns wieder Steintafel, Hammer und Meißel raus.
Die Offenheit habe ich zum Glück. Ich analysiere mich sehr genau und versuche alle Empfindungen und alle Erkenntnisse so gut es geht in Worte zu packen. Mir ist es einfach viel zu wichtig, diesem Teufelskreis endlich zu entkommen. Auch meinen Mitmenschen gegenüber bin ich weitesgehend offen, was meine Erkrankung (ich nenne es jetzt trotzdem mal weiter so) betrifft. Viele Menschen suchen sich aus Scham keine Hilfe, weil psychische Erkrankungen ein Tabu-Thema sind. Damit muss einfach Schluss sein. Es ist genauso ein Wehwehchen, wie eine Erkältung, ein gebrochenes Bein oder eine schlecht heilende Wunde.
So - nun hab ich schon wieder so viel geschrieben. Du siehst - es beschäftigt mich derzeit ganz extrem.