würde ich fröhlich sein, würde ich euch mit Hallo liebes Forum grüßen - oder aber hier gar nichts verfassen und mit Freunden in meinen 22. Geburtstag reinfeiern der morgen ist. Allerdings habe ich keine Freunde.
Es geht mir nicht gut, es geht mir so richtig beschissen. Ich schaffe es seit Beginn des Jahres nicht, mich um eine beliebige Ausbildung zu bemühen. Nach Ablauf meiner Schulzeit bin ich umgezogen, begann ein Studium und brach es bald schon ab und bin somit quasi in die Arbeitslosigkeit und Isolation geschlittert. Seitdem wohne alleine in einer Einzimmerwohnung, wache morgens zwischen 5:30 und 6:30 auf und setze mich vor den Computer und lenke mich daran ab bis ich vor Mitternacht schlafen gehe. Ich verlasse die Wohnung nur um spärlich einzukaufen, denn ich bin genügsam. Brot mit Tomatensauce drauf, vielleicht etwas Butter - aber ich werde auch ohne Butter satt und ich esse nicht an jedem Tag. Zum Kochen kann ich mich kaum aufraffen; eingekauft wird wenn ich schwächlich werde vor Hunger.
Wie ich mir den Text nun so durchlese, stelle ich mir vor, jemand anderer hätte den Text verfasst. Ich denke: So wie der sich beschreibt - jämmerlich, erbarmenswürdig - will der nichts weiter als das Mitleid seiner Leser erwecken.
Natürlich will und provoziere ich ich das in einer gewissen Weise. Andererseits erhoffe ich mir, dass mir der Schreibprozess dieses Textes vielleicht zu einer Erkenntnis verhilft, zu einem Ansporn an dem ich mich aufrichten, aufraffen kann, um mein Leben anzupacken. Und um aus meiner verdammten Lethargie, Lähmung zu erwachen. Mein Geist ist so vernebelt, denn ich habe seit meiner Abschottung, also seit ich alleine lebe kaum Gedanken zugelassen, ich habe alles unterdrückt. Ich bin seitdem auch nicht zum Schachverein gegangen, da ich mich für meine Situation schämte und schäme. Das Schachspielen im Verein war meine einzige soziale Aktivität. Es ist ein gespenstisches Gefühl, sich selbst beobachten zu können wie die Gedanken ergebnislos kreisen, ohne etwas daran ändern zu können. Ohne etwas tun zu können.
Mit Eintritt in die Pubertät habe ich in meiner Schulklasse sozial völlig den Anschluss verloren, denn ich bin sehr schüchtern und ängstlich und ich war der Veränderung nicht gewachsen und zog mich zurück. Die Ablenkung mit dem Computer hat meine Gedanken seit der Pubertät erfolgreich vernebelt und betäubt. Ich bin zum Prototyp eines Zockers geworden. Ich bin inzwischen so betäubt, dass ich es nicht einmal mehr fertig bringe, mich für eine Ausbildung zu bewerben. Wo soll ich mich überhaupt bewerben? Keine Ausbildung die ich finde gefällt mir, aber ein Studium könnte ich bei meiner Selbstdisziplin niemals durchziehen. Was soll ich von mir berichten in einem möglichen Anschreiben? Denn da ist einfach nichts Berichtenswertes, nichts zum Anknüpfen. Irgendwie ist mein Leben Vakuum. Inzwischen bin ich bei den allermeisten Ausbildern über die Zeit, es geht ja meist im August los.
Irgendwie klingt das alles sehr ratlos (zum Verzweifeln) und der geneigte Leser wird sich fragen: Warum zwingt er sich nicht, Bewerbungen zu schreiben? Irgendwie kann ich es nicht, genauer gesagt Ich kann das nicht!. Das denke ich unaufhörlich und schrillend, wenn ich den Texteditor öffne. Leider hat mich der ununterbrochene Umgang mit dem Computer in einen Suchtsumpf geführt und es fällt mir ohnehin schon sehr schwer mich aufs Bewerben zu konzentrieren, sodass ich mich viel zu rasch ablenke und mein Vorhaben wieder aufschiebe. Ich wage mich nur morgens nach dem Aufstehen ans Bewerben, natürlich ohne schriftliches Ergebnis. Meist browse ich bloß über Seiten und Ausschreibungen. Mein Mut schwindet aber rasch und ich beginne mich abzulenken.
Seit langem verfolgt und prägt mich ein Lebensmotto: Was du heute auch tust, es wird in deinem Leben nichts ändern. Und jeden Tag ziehe ich daraus die Konsequenz, nichts zu tun. Ich habe öfters versucht, dagegen anzugehen und mir Gewohnheiten zu erarbeiten, aber weder Duschen, noch Frühstück, Zähneputzen, Beatboxen, Spatziergang oder Liegestützen sind zu einer schützenden und stützenden Gewohnheit geworden. Wer schon an diesen Kleinigkeiten scheitert kann sich kein lebenswertes Leben aufbauen und bleibt ein ausgemergelter Schatten seiner Möglichkeiten. Und das bin ich.
MfG
Ollowyn
PS: Danke fürs Lesen! Ich erhoffe mir keine Antworten, denn ich werde mich vermutlich nicht dazu aufraffen, Vorschläge umzusetzen. Bitte auch keine aufmunternden Worte á la Du schreibst so nett, Jungchen. Ich schreibe zwar sehr gerne, aber durch das Vakuum in meinem Kopf vermag ich keinerlei Geschichten zu erzählen.
03.07.2015 22:15 • • 12.09.2015 #1