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Hallo, wollte mal meine Geschichte loswerden. Bin männlich, ein Kind der frühen 80er und habe mir letztens selbst eine generalisierte Angststörung diagnostiziert, die seit meiner Kindheit existiert.

Das irgendetwas nicht stimmt war mir schon immer klar, habe das aber jetzt erst erkannt weil sie sich überwiegend körperlich äussert. Zudem leide ich an einer bipolaren Störung. Inzwischen habe ich auch einige Themenbereiche isolieren können, in denen sie besonders ausgeprägt ist, meistens ist sie jedoch, soweit ich das aus meinem Egotunnel heraus sehen kann zumindest, nicht auf etwas bestimmtes gerichtet. Abends ist sie am schlimmsten, spätestens wenn ich glaube jetzt entspannt genug zu sein und das Licht ausmache bekomme ich Beklemmungen und Unbehagen, welche sich dann oft zu Schweissausbrüchen und Athemnot steigern. Hält dieser Zustand lange genug an, folgen ihm auch die Gedanken, wobei völlig hypothetische Ängste fiktiver Personen schon ausreichen, hauptsache meine Gedanken haben mit Angst zu tun. Tagsüber ist es meistens nicht so schlimm, oft Schwindel oder Kreislaufprobleme, was aber meistens schnell vorübergeht. In bestimmten Situationen auch mal schlimmer, nehm dann wegen einer nicht näher spezifizierbaren, diffusen Angst oft eine Vermeidungshaltung ein und bekomme deshalb auch einiges nicht gebacken.

Seit einigen Wochen *beep* ich wieder jeden Abend. Das hilft ganz gut, solange ein halber *beep* oder so genug ist um einzuschlafen (Das war für michschon immer meistens der einzige Grund) , hilft aber nicht gegen die Beschwerden am Tage und sobald es 2 oder 3 Joints werden verschlimmert es eigentlich alle Symptome und es kommen noch eine ganze Reihe unerwünschter Nebenwirkungen hinzu. Wenn ich *beep*, dann immer regelmäßig, 3-12 Monate am Stück. Manchmal nehme ich auch Benzos, ein paar Tage, das hilft auch immer richtig gut aber habe einen ausgeprägten Suchtcharakter und traue mich deshalb nicht länger, zumal sie mir auch einfach Spass machen. Aderall 35mg / Tag wirken Wunder, Ritalin ebenso, bekomme alles gebacken und fühle mich überwiegend gut. Nur, nach 2 Wochen etwa beginnt Entspannungsmangel langsam unerträglich zu werden und ich bekomme schizoide Zustände und meine sozialen Ängste nehmen zu. War auch mal süchtig (Amphetamin). Lyrica habe ich nach 2 Wochen wieder abgesetzt, war ganz furchtbar. Opiate gehen zur not auch mal für ein paar Tage, werden dann aber auch sehr schnell unerträglich, mag den Zustand einfach nicht. Jetzt bin ich kurz davor mich doch mal mit einer 3-Monatsration Xanax einzudecken weil ich einfach nicht mehr weiter weiss. Nur, was kommt danach? Sport bringt da auch nur bedingt Linderung, fahre jeden Monat 1-2 tausend Kilometer Fahrrad.

Vor 2-3 Jahren war mein Leben so beschissen das ich amphetaminsüchtig wurde, um wenigstens meinen sch... Job noch hinzubekommen. Habe aber heftige schizophrene Paranoia davon bekommen, u.A., letzten Endes erst den Job und dann die Wohnung verloren, finanziell ruiniert und obdachlos, passt aber alles wieder einigermassen. Aus dieser Zeit schulde ich meiner Krankenkasse mehrere tausend Euro, weshalb ich nicht mal eben zum Arzt rennen kann und habe wenig Lust darauf mich als psychischen Notfall einweisen zu lassen. Dumme Geschichte halt.

Das Problem ist eben, das ich praktisch Zugang zu allen Medikamenten habe, aber nicht zu einem Psychiater oder Arzt. Dabei ist mir durchaus bewusst, das Verhaltenstherapie das Mittel der Wahl und die Behandlungsmethode mit dem besten Erfolgsversprechen ist. Falls hier jemand nette Bücher etc. empfehlen kann, bitte immer her damit, hatte auch nie Probleme mit noch so trockener Fachlektüre. Falls ihr eure Gedanken dazu teilen möchtet freue ich mich natürlich!

03.05.2015 14:00 • 07.05.2015 #1


4 Antworten ↓


Hei, whitenoise, bin selbst relativ neu hier und habe vorwiegend mit Panikattacken und Todesangstzuständen zu tun. Ich habe grade ohne Klinik langsam meine Benzos ausgeschlichen und soll auf Insidon umgestellt werden. Ich tu mir recht schwer damit. Außerdem sollte ich eigentlich kein B. mehr trinken, was mich zugegebenermaßen schon manchmal beruhigt hat. Deswegen hat mich dein Bericht irgendwie neugierig gemacht. Du kommst von Amphetaminen her, hast Ritalin genossen und *beep*! Dann fährst du auch noch schwindelerregend viel Fahrrad. Ich versuche, mir das nicht allzugenau vorzustellen, unfassbar. Und irgendwie bewundernswert. Ich musste vor mehr als 30 Jahren mit dem *beep* aufhören, weil dies eben meine Todesangstattacken ausgelöst hat, und damals war das alles noch nicht so hoch dosiert. Sobald ich irgendwie in Bewegung komme, alleine Spazierengehen reicht da schon, kriege ich ebenfalls Ängste. Ich denke, unser aller individueller Stoffwechsel und Hirnstoffwechsel funktioniert so extrem unterschiedlich, dass es sich wirklich lohnt, mit einem Arzt seines Vertrauens eine vernünftige Medikation herauszufinden. Von ganzem Herzen wünsche ich dir dabei Glück, vor allem bei der Suche nach einem verständnisvollen Arzt. Die Sorge, nur noch als Psychopatient wahrgenommen und abgeschoben zu werden, kenne ich ganz gut; besonders das Arbeitsamt würde mich gerne aus dem Verkehr ziehen. In der Regel hilft da ein selbstbewusstes Auftreten mit dem Hinweis auf eigene sinnvolle Initiativen und Aktivitäten, sowie auf ein funktionierendes soziales Umfeld. Toi toi toi Hilde posting.php?mode=replyf=57t=65130#

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GAS-Neuling hier, hallo erstmal!

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Hi Hilde, vielen Dank für Deine Antwort. Herzlichen Glückwunsch, das Du es soweit geschafft hast mit den Benzos, ist ja eher die Seltenheit, darf ich fragen wie lange Du sie regelmässig genommen hast? Das mit dem Amphetamin war nur ein 3/4 Jahr bei mir. Entzogen habe ich dann cold turkey, hatte damals ein paar Opipramol die ich genommen habe wenn gerade alles zu hässlich war, und das hat auch ganz gut geholfen. Eigentlich habe ich nie so viel von uppern gehalten, aber damals konnte ich halt meinen Job noch ne weile behalten und die Depression in die ich gerade hereinschlitterte erstmal aufschieben. Inzwischen nehme ich max 50mg wenn ich sehr viel gebacken bekommen muss das ich schon lange aufgeschoben habe, aber da ich diesen Zustand der Spannung eigentlich garnicht mag versuche ich es zu vermeiden, habe auch null Verlangen nachzulegen oder so sondern sehne mich dann eher nach Entspannung. Damals waren es wohl eher mindestens 200mg um überhaupt aus dem Bett zu kommen.

Ich glaube ja das mit dem *beep* ist nach einiger Zeit bei jedem so, das es Angstzustände auslöst.

Das sich Deine Ängste durch Bewegung verschlimmern wundert mich ja ein wenig, bei mir ist es andersrum. Wenn ich ein paar Tage faul war habe ich immense Motivationsprobleme, mich zu Bewegung oder Aktivität allgemein zu zwingen, aber einen Teilzeitjob 30km entfern wo ich dann zum Glück immer mit dem Fahrrad hinfahre. Manchmal geht es mir zwar schon an die Substanz wenn ich mich zu sehr auspower, aber hilft mir sonst viel besser als progressive Muskelentspannung oder so. Auf B. will ich vor allem bei langen Touren nicht verzichten, zumal ich dann oft nicht mehr mit dem Essen nachkomme, trinke dann aber Weizen, das ich nicht mag. Grob überschlagen komme ich da schnell mal an die 10000 Kalorien und will ja lieber fahren als ständig Nudeln in mich reinzuschaufeln. Nehme keine Supplemente, außer Magnesium gegen die Krämpfe.

Meinst Du das es an der Bewegung selbst liegt, mit den Ängsten? Ich habe das manchmal wenn ich alleine Spazierengehe. Erst Langeweile, dann Ängste. Auf dem Fahrrad wird mir meistens nicht langweilig weil dann entweder die Natur an mir vorbeirauscht, oder ich zu sehr mit schwitzen beschäftigt bin. Am schlimmsten ist für meine Ängste eigentlich Inaktivität. Dabei bin ich doch so gerne Faul

Heihei, white noise, danke für Antwort, falls du in mein Profil reingeguckt hast, weißt du ja, dass ich z.Zt. ziemlich unterwegs bin. Zudem auch neu und ungeschickt am PC, deshalb nicht so aktiv. Ich fand das, was du über körperliche Bewegung geschrieben hast, ungeheuer hilfreich. Ich habe die Unterschiede zwischen den körperlichen Aktivitäten noch niemals so gesehen. Wenn du mir als Mensch, der 30km mit dem Fahrrad fährst (nur der Gedanke daran lässt mich erstarren), ein bloßes Spazierengehen auch als angst- oder besorgniserregend einstufen kannst, hilft das weitaus mehr weiter, als die ewigen Ratschläge, stressabbauendes Spazierengehen mit Anblick blühender Blümlein und Genießen der wg. Arbeitslosigkeit reichlich vorhandenen Freizeit zu genießen. Der Unterschied ist mir bei deiner Beschreibung so richtig klar geworden, zwischen sinnfreier und sinnvoller körperlicher Betätigung, ich kann es grade nicht so gut formulieren. Jedenfalls kenne ich auch Erlebnisse körperlicher Verausgabung, die mit freudiger Müdigkeit und Befriedigung einhergehen (z.B. im Wald trotz Angst rumzuschlappen und Holz sammeln, weil man sich keine Zentralheizung leisten kann, Haushaltsauflösungen machen, weil man kein ALG oder Job kriegt, stundenlang bis zum Muskelkater geschenkte Nahrung aus dem Schrebergarten für die Tiefkühltruhe vorzubereiten undundund). Bin wahrscheinlich wieder erst samstags online, nochmals liebe Grüße posting.php?mode=replyf=57t=65130#

Sas freut mich aber das ich da wohl aus Versehen mal etwas sinvvolles gesagt habe, Hilde Sinnvoll sei mal dahingestellt, auch wenn ich wohl nicht so viel fahren würde wenn ich mir nicht einreden könnte das körperliche Ertüchtigung sinnvoll ist. Ich denke Genuss ist da schon eine wichtigerer Nennwert. Bei mir ist das immer so, das vor den Ängsten die Langeweile kommt beim spazieren gehen, was bedeutet das ich nicht wirklich geniesse und daher als sinnlos empfinde. Das beeinträchtigt den entspannenden Effekt erheblich und ich denke Entspannung ist das beste gegen Angst, die ja Spannung bedeutet, wenn sie körperlich *und* geistig empfunden wird, und vermutlich das was Du freudige Müdigkeit nennst. Fahrradfahren ist für mich aus mehreren Gründen ideal. Hat mich von meinem chronischen Untergewicht befreit. Die Landschaft fliegt vorbei, was mir ein hohes Mass an Genuss und innerer Ruhe ermöglicht, das ist auch beim Auto- oder Zugfahren so, nur das man da nicht o viel riecht oder die Wärme einer Mauer auf der Haut spürt und so, es werden halt alle Sinne angesprochen. Ich habe etwas zu tun das ich als Sinnvoll empfinde. Durch die lang anhaltende Bewegung stellt sich auch eine Art Tiefenentspannung ein. Freudige Müdigkeit bei wachem, bzw klarem Geiste. Habe mir vorgenommen am WE eine längere Tour zu machen, also mit Schlafsack und so, wenn das Wetter passt. Vielleicht bringe ich ein paar Bilder mit.

Kommt mir ja alles sehr bekanntz vor, was Du so schreibst von wegen Holz sammeln und Einfrieren und so. Der ständige, zermürbende Kampf mit dem Amt. Haben damals auch immer Gemüse bei der Tafel gekauft und das dann eingmacht. Für mich hat sich das immer irgendwie sinnvoll angefühlt, auch wenn der Effekt auf meine Ängste eher schwach war. Beschäftige mich auch total gerne in der Küche.

Letztes Jahr habe ich es garnicht geschafft meinen Antrag durchzubekommen. Ein Stein nach dem Anderen, das übliche halt, und meine Ängste waren einfach stärker und ich hatte ja gerade auch eine Sucht überwunden. Daher auch mein mangelnder Versicherungsschutz. Habe dann lieber den Spargel von den Feldern geklaut, wenn die Folien entfernt wurden und so. Kartoffeln werden hier wegen ihrer Form oder so zu Tonnen auf den Feldern liegen gelassen. Die ganzen Obstbäume um die sich niemand mehr kümmert, die vielen Maronen im Wald. Ich bin schon sehr froh vom Land zu sein.





Mira Weyer
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