Liebe Psychic-Gemeinschaft,
ich hab schon echt viel hier im Forum herumgelesen und ganz viele Beiträge haben mir ein gutes Gefühl und die Hoffnung wiedergegeben, dass ich ein zufriedenes und weitgehend angstfreies Leben führen kann. Deswegen schreibe ich diesen Beitrag aus zwei Gründen. Zum Einen natürlich, damit ich mir die Sorgen und Ängste selbst ein wenig von der Seele reden kann, zum Anderen weil ich hoffe, damit auch euch ein gutes Gefühl zu geben, indem ihr euch vielleicht ein wenig wiedererkennt. Mir hat dieses Wiedererkennen nämlich ganz viel von der Angst genommen, alleine zu sein mit psychischen Problemen, die sich leider nicht so leicht fassen lassen, wie ein Knochenbruch oder ähnliches.
Bei mir fingen die Probleme nicht mit der Angst an, sondern mit dem Gefühl der Gefühlslosigkeit und fehlender Anteilnahme an den Problemen anderer. Ich habe mich als Gefühlskalt und wenig empathisch empfunden, was ich ziemlich schlimm fand, da ich gerne jemand bin, der anderen in schwierigen Situationen wieder Mut geben und sie aufheitern kann. Zudem war ich einfach mit allem was ich machte oder wie ich mich verhielt unzufrieden, obwohl ich objektiv ein ziemlich gutes Leben habe. Ich studiere in einer schönen Stadt mein Wunschfach und habe viele nette Leute kennengelernt und Freunde gefunden. Aber leider habe ich auch das recht schnell infrage gestellt. Irgendwann hat mich diese ewige Schwarzmalerei dann so gestört, dass ich mit einer Therapie (Psychoanalytisch) anfangen wollte, was ich vor ca. 3 Monaten dann auch getan habe.
Meine Therapeutin meinte, wenn sie mir eine Diagnose geben müsste, dann wäre das Dysthymie, was anscheinend eine chronische Form der Depression ist. Damit konnte ich dann etwas anfangen und zu meinem Therapieziel wurde die Stärkung meines Selbstwertes erklärt, was ich auch für sinnvoll halte. Ich bin mit sehr viel Hoffnung in die Therapie gestartet, da ich an mir selbst arbeiten und die Altlasten, die ich anscheinend unbewusst mit mir herumschleppe, loswerden wollte. Dummerweise ging ich in einer eh schon angeschlagenen Phase vor ca. 2 Monaten eine Dreierbeziehung mit zwei meiner engsten Freunde hier ein.
Ich hab dann recht schnell gemerkt, dass mir das ganz und gar nicht gut tut aber da war es leider schon zu spät. Die Angst hat sich immer weiter eingeschlichen, da ich mir schon dachte, dass das ganze keine gute Idee ist und als ich dann in einem starken Eifersuchtsmoment den Gedanken hatte Was passiert, wenn ich die Eifersucht nicht mehr kontrollieren kann und ich ihm etwas antue bekam ich Panik. Ich konnte kaum noch klar denken, die ganze Zeit sind mir Bilder durch den Kopf gezuckt, wie ich Menschen in meinem Umfeld mit einem Messer abstechen könnte und ich dachte, das kann wirklich passieren. Die ersten Tage nach diesem Ausbruch ging es mir ganz ganz mies, weil ich auch mit niemandem darüber sprechen konnte bzw. wollte, da ich Angst davor hatte, meine Freunde und Familie damit zu verängstigen, sodass sie selbst glauben ich sei dazu fähig.
Als ich dann meiner Therapeutin davon erzählen konnte, war sie mäßig beeindruckt und es stellte sich heraus, dass diese Gedanken aufgrund meiner unterdrückten Wut hochkamen, ich sie aber definitiv niemals ausführen würde. Das hat mich zumindest kurzzeitig beruhigt aber es gibt Phasen in denen diese Gedanken mir immer wieder Angst machen und ich dann denke, ich habe noch so viele Jahre vor mir, da kann noch viel passieren, vielleicht verliere ich ja wirklich die Hemmung, anderen Menschen etwas anzutun. Das finde ich schrecklich. Vor allem kommt dann noch mein gefühlt vermindertes Empathiegefühl dazu, was diese Angst noch realer werden lässt.
In den letzten Wochen gab es Tage, in denen ich vor Angst und Panik nichts machen konnte außer heulend im Bett zu liegen und meine Eltern anzurufen, um mich zu beruhigen. Das hat meistens ganz gut geklappt aber so ganz nehmen konnten sie mir die Angst nicht. Dazu kommt dann auch noch, dass ich nicht sicher bin, ob die Therapie, die ich gerade mache, mir die Angst davor nehmen kann oder ob ich die Angst überhaupt verlieren möchte, weil was könnte passieren, wenn ich die Angst vor der Aggression anderen gegenüber verliere?
Auf jeden Fall schwirren mir einfach viel zu viele Gedanken im Kopf herum und die Angst ist über die letzten Monate nie ganz verschwunden. Letzt Woche war zwar ziemlich gut, weil sie sich sehr in Grenzen gehalten hat aber ich hatte trotzdem jeden Tag mindestens einmal eine Angstphase. Immer wenn sie wieder hochkam, habe ich hier in das Forum geschaut und mir die Beruhigung geholt, die ich für den Rest des Tages gebraucht habe, dafür schonmal ein ganz großes Dankeschön an alle die hier mit ihren Beiträgen Mut machen! Ich habe auch gemerkt, dass mir Entspannung ganz gut tut, vor allem die progressive Muskelentspannung hat mir ab und zu mal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und ich habe wieder positiv nach vorne schauen können und auch bei dem Gedanken an die Menschen, die mir nah sind, hat mir ein ganz positives Gefühl gegeben.
Das gibt mir ab und zu die Hoffnung, dass ich doch noch Gefühle empfinden kann, vor allem auch freundschaftliche und liebende Gefühle, die ich so lange vermisst habe.
So jetzt habe ich euch ziemlich zugetextet und ich hätte das ganze auch noch viel länger ausführen können aber da würde sich wohl kaum jemand durchquälen wollen