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Hallo, es geht hier um meine Tochter 9 Jahre alt mit Autismusspektrumsstörung. Sie lebt bei meinen Eltern seit ihrem 8. Lebensmonat aber haben dennoch viel Kontakt wodurch ich Dinge mitbekomme die mir große Sorgen bereiten. Mein Kind ist sehr aggressiv gegenüber Erwachsen und kommt mit einem Messer wenn etwas nicht nach ihrem Willen geht. Sie beschimpft und bedroht permanent meine Familie. Weigert sich zur Schule zu gehen da muss mein Vater von der Arbeit kommen um sie gemeinsam mit meiner Mutter zur Schule zu schleifen. Außerdem belästigt sie meinen Freund auf bedenkliche Art und Weise. Sie möchte immer Hochzeit spielen und versucht dann übergriffig zu werden und möchte ihm auf die Toilette folgen. Wir haben alle schon mit ihr geredet dass dieses verhalten merkwürdig ist und wir das nicht wollen. Sie ist schon länger in einer Psychotherapie und bekam auch Medikamente welche aber nicht geholfen haben und sie zugenommen hat. Außerdem ist sie nicht in der Lage eine Toilette zu benutzen und macht auf den Boden auch unterwegs. Meine Mutter ist völlig am Ende mit ihren Nerven weil sie keine freie Minute hat und auch noch nie ausgegangen ist weil die kleine dann die Bude zerlegt wenn sie auch nur zum Arzt geht alleine. Meine Frage ist was kann ich tun als Person die nicht jeden Tag da ist und hat jemand ähnliche Erfahrungen mit schwer erziehbaren oder autistischen Kindern? Lg

15.05.2024 12:41 • 15.05.2024 #1


12 Antworten ↓


Moin @Kiana

Die Situation hört sich so schon belastend an, von daher habt ihr auf jeden Fall erstmal mein Mitgefühl. Allerdings hör sich das für mich weniger nach Autismuis an statt vielmehr nach einer versteckten Verlustangst und Bindungsstörung, da sie nicht von dir sondern deinen Eltern großgeworden ist. Da scheint sie einen Knacks mitbekommen zu haben und es erstmal zu einem Verlust in der Mutter-Kind-beziehung gekommen ist, der such zu den anderen Sachen entwickelt haben kann.
Das Verhalten selber deutet für mich nach einer tiefen Sehnsucht nach Aufmerksamkeit hin (primär elterlichen, also dir und dem Vater/einer liebenden Vaterfigur. Siehe alleine aufs Klo gehen, nicht halten können, deinem Freund folgen - das sind eigentlich Sachen die man von den Eltzern beigebrahct bekommt und zeigt in der und anderen Situationen auch Anhänglichkeit)
Das Hochzeit spielen ist auch ein (für mich) starkes Anzeichen dafür, dass sie innerlich den starken Wunsch und Drang hat in einer richtigen, sich liebenden Familie großzuwerden und hat auch einen starken Drang nach Geborgenheit durch eine funktionierende Familie.
Dass deine Eltern sie großziehen ist dabei leider kein richtiger Ersatz und das Verhältnis deutet für mich auch dadrauf hin, dass es da auch Probleme gibt, die (unbewusst?) in die Erziehung deiner kleinen einfliessen oder Probleme (unbewusst?) passiv bei ihr ausgetragen werden, eventuell auch Frust, dass du so früh ein Kind bekommen hast.
Pillen selber werden so oder so nicht das Allheilmittel sein, Therapie ist da schon das Richtige, wenn die Richtigen Themen angesprochen werden. Eventuell beziehe auch deine Eltern in die Therapie ein um da eventuelle Grundlagen für das Verhalten abzuklären - ganz ohne Grund wird sie sich nich so verhalten und wie gesagt, für mich spricht da einiges gegen Autismus (zumindtestens die Formen die ich da auch aus meinem Umfeld kenne)

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Autismus bei Kindern

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@Marc_Sky Die Störung wurde seit Jahren diagnostiziert. Sie zeigt typische Verhaltensweisen für Autismus. Kein Interesse an gleichaltrigen,einseitige Interessen,Inselbegabung,sozial zurückgeblieben usw. Laut ihrer Psychologin projiziert sie Gedanken und Gefühle auf meinen Freund weil sie niemanden zum spielen hat in ihrem Alter. Klar ist es schwieriger bei den Großeltern aufzuwachsen aber sie weiß Bescheid warum und das ich ihre Mutter bin. Haben ja auch viel Kontakt und verbringen mehrmals die Woche Zeit miteinander.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das Kind sollte in eine passende Pflegefamilie untergebracht werden.
Das sind massive Störungen, die der Psychologe anscheinend auch nicht mehr auffangen kann.

@Kiana
Hallo Kiana,

ich habe einige Jahre ehrenamtlich in einer Anlaufstelle für Angehörige von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung gearbeitet.

Wenn Du mit dem Anliegen zu uns gekommen wärst, hätten wir vermutlich dazu geraten, nochmal mit der Psychologin des Kindes zu sprechen und dann eine Wohngruppe für die Kleine in Betracht zu ziehen.
Sie braucht eine Umgebung, die sie in dem unterstützen kann, wo sie gerade steht. Denn auch ein autistischer Mensch spürt die Anstrengungen auf allen Seiten.

Das hat für mich auch nichts mit Abschieben zu tun. Sondern damit, eine Umgebung zu schaffen, in der das Kind sich wohlfühlt und aufgefangen werden kann mit den Aggressionen usw.

@Kiana Ok, wenns offensichtolich und diagnostiziert wurde ... Trotzalledem is das (allein schon für Kinder ohne Autismus) eine schwierige Situation, viellech kannst du das ja mal ansprechen und sie nach ihren Wünschen fragen bzw ob ihr da etwas in der Richtung fehlt.

Zitat von Moon2:
Um es auf den Punkt zu bringen: Das Kind sollte in eine passende Pflegefamilie untergebracht werden.

Als ob Pflegefamilien mit solch einer extremen Störung umgehen könnten. Das sind ja keine augebildeten Erzieher oder Sozialarbeiter.

Ich bin selbst in Heimen aufgewachsen und möchte ihr das auf keinen Fall antun! Ich weiß halt auch nicht mehr weiter. Sie schläft auch erst gegen 2:00 nachts. Da kann man machen was man will. Sie wächst in einem sehr liebevollen Umfeld auf und jeder ist bemüht. Wenn man sie Abends hinlegen will steht sie immer wieder auf und wirft mit Gegenständen. Sie bekommt momentan Melatonin aber schläft trotzdem erst so spät. Das ist auch keine Vernachlässigung! Stell dir vor du sagst deinem Kind um 20:00 so jetzt geht’s ins Bett ich lese dir noch was vor und es bewegt sich einfach nicht. Irgendwann trägst du sie ins Bett und sie rastet komplett aus. Bis sie sich beruhigt hat vergeht eine Stunde. Dann versucht man es wieder usw. bis sie halt aus Müdigkeit einschläft. Diese Probleme ziehen sich durch das Leben aller Beteiligten.

@Schlaflose Selbst Sozialpädagogen können sehr viel falsch machen! Da braucht es schon Heil und Sonderpädagogik und das gibt es nicht in 0815 Heimen und schon gar nicht in einer Pflegefamilie. Auf keinen Fall kommt sie weg.

@Kiana
Ich habe Sorge, dass Du Deiner Tochter was verwehrst, aus Angst, dass ihr das Gleiche passiert wie Dir.

Natürlich möchtest Du sie beschützen. Und ich selbst habe auch nichts angriffig gemeint. Oder die Liebe und Erziehung infrage gestellt.

Es scheint nur so zu sein, dass da eben massive Überforderung herrscht. Bei der Kleinen, bei Dir, bei Deinen Eltern. Ich frage mich gerade, wohin das dann führen soll.

Das Kind scheint Bedürfnisse zu haben, die ihr (gerade?) nicht erfüllen könnt. Und das ist kein Vorwurf. Und wenn das Kind in einer spezialisierten Wohngruppe (und das ist kein Heim!) wohnt, bedeutet es nicht, dass sie weg ist. Ihr seht sie doch trotzdem so oft es geht. Werdet mit einbezogen. Oft ist es so, dass die Kinder am Wochenende zu Hause sind.
Aber dort können sie Deiner Tochter ermöglichen, was sie braucht.

Die Kleine möchte versucht auf ihre Art auch, sich anzupassen und das scheint sie ganz dolle zu überfordern. Ich würde deshalb die Idee mit der Wohngruppe ausführlich besprechen, wenn sie damit die Möglichkeit hätte, sich entwickeln zu können. In einem Rahmen, der zu ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten passt.

Zitat von Schlaflose:
Als ob Pflegefamilien mit solch einer extremen Störung umgehen könnten. Das sind ja keine augebildeten Erzieher oder Sozialarbeiter.

Es gibt sicherlich Pflegeeltern die mit solchen Kindern umgehen können und damit auch Erfahrung haben!

@Zinny Natürlich macht das Angst. Wohngruppe=WG=Heim. Hab dort wirklich grausame Erfahrungen gemacht auch durch die Pädagogen. Möchte hier auch nicht zu sehr ins Detail gehen aber hab davon eine BPS getragen und Dissoziationen. Ich hab schon an eine therapeutische Tagesklinik gedacht nur da muss meine Mutter auch mitspielen.

@Kiana
Aber Deine Erfahrungen müssen nicht die Erfahrungen Deines Kindes sein. Du passt sicherlich gut auf, wer mit Deiner Tochter wie umgeht und lässt nicht zu, dass sie von Pädagogen misshandelt wird.
Ich fänd es für Deine Tochter schade, und auch schlimm, wenn sie nicht die Ausgangssituation bekommt, die sie braucht, weil Du Deine Erfahrungen auf sie überträgst.
Ich bin mir sicher, dass das Wohl Deines Kindes für Dich über Deine eigenen Ängste gehen. Und manchmal bedeutet das, dem Kind eine andere Umgebung zu ermöglichen.
Das ist auch kein Für Immer. Sondern ein vorübergehend.

Deine Eltern werden nicht mehr jünger. Sie sind schon überfordert. Die Kleine ist es. Du bist es.
Das ist doch eine Situation, die man keinem Kind wünscht. Deshalb würde ich dazu raten, mal mit der Psychologin und Deinen Eltern zu besprechen, ob das eine Möglichkeit sein kann.

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Mira Weyer
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