Guten Tag, ich bin neu hier und möchte mich gerne mit Euch austauschen. Ich leide seit vielen Jahren unter einer Angst- und Panikstörung. Bitte keinen Schreck bekommen! Ich war auch über Jahre frei von Angst-und Panikattacken. Mein Arzt hat mich damals fast überreden müssen ein Medikament zu nehmen. Ich habe dann mit Citalopram 10 mg sehr gut leben und arbeiten können. Es kam zwar immer wieder zu Verschlechterungen, aber meist war eine private oder berufliche Überforderung die Ursache. Mein Arzt ist leider schwer erkrankt und vor ca. 3 Jahren verstorben. Der Arzt, bei ich begleitend eine Psychoanalyse gemacht habe, hat mir sehr ungern das Citalopram weiter verordnet. Im Nov. 2016 kam es zu einer Verschlechterung. Und ausgerechnet dann hat sich mein Arzt geweigert mir ein weiteres Rezept auszustellen. Er sei der Meinung, dass ich es nicht brauche. Also nahm ich, ohne Ausschleichen, kein Citalopram mehr. Ich selbst wußte leider nicht, dass das Medikament ausgeschlichen werden muss. Nach 3-4 Wochen kam es nach und nach zu einer Verschlechterung. Die Absetzsymptomatik war reiner Horror. Es hat auch lange gedauert, bis ich wußte, weshalb es mir so arg schlimm ging. Ein Termin bei einem neuen Arzt erhielt ich erst Anfang April 2017. Ich möchte jetzt nicht beschreiben, wie es mir damals ging.
Die neue Ärztin war entsetzt und empört über das was passiert war. Ich erhielt Citalopram 10 mg und ein weiteres Medikament. Mir wurde auch gesagt, dass eine Besserung frühestens nach 3 Wochen zu erwarten sei und es zu einer Verschlechterung der Symptome kommen könne. Diese Symptome waren so heftig, ich konnte nicht mehr schlafen, nicht essen usw. Die Dosis wurde auf 20 mg Citalopram erhöht. Eine Besserung trat nach ca. 4 Wochen ein, ganz langsam aber ich ich war sehr froh darüber. Danach wurde eine neues Rezept über Citalopram 20 mg ausgestellt. In einer anderen Apotheke erhielt ich das Medikament, jedoch von einer anderen Pharme-Firma. Und schon ging es wieder los. Nach und nach kamen alle Symptome zurück. Ich habe das als sehr, sehr schlimm empfunden, war ich doch vorher schon so froh über die Besserung. Ich habe überlegt, wieso es zu dieser heftigen Verschlimmerung kommen konnte. Es hatte sich nur die Pharma-Firma geändert. Meine Ärztin konnte ich nicht erreichen - Urlaub. Am vergangenen Dienstag habe ich sie erreicht. Sie sagte, dass es zwar nie bestätigt wird, aber auch sie habe schon die Erfahrung machen müssen, dass ein Wechsel der Firmen eine Änderung der Wirkung von Medikamenten mit sich bringt. Jetzt nehme ich seit 4 Tagen wieder das Medikament von der 1. Firma.
ES tut mir Leid, dass diese Schilderung so ausführlich wurde. Was ich eigentlich auch sagen wollte: Ich habe auch keine Geduld mehr. Ich kämpfe gegen die Angst, die Niedergeschlagenheit. Ich muss mir immer wieder sagen, dass ich immer wieder gute Besserung erlebt habe und wieder Freude gefunden habe. Jetzt ist es so, dass ich am Morgen die Augen auf mache und sofort die Angst da ist. D.h. sofort ist ein sehr unangenehmer Druck über dem Magen da und damit beginnt der Tag. Heute ist er fast den ganzen Tag da, gestern bis Mittag. Da habe ich zufällig eine Dame kennengelernt, die fast die gleichen Beschwerden bei einer Angsterkrankung hat. Und dieses Wissen, dass es auch andere Menschen gibt, die das Gleiche mitmachen, hat mich so beruhigt, dass ich den restlichen Tag fast beschwerdefrei war. Heute hilft mir auch dieses Wissen nicht viel.
So geht es mir, wenn ich Eure Schilderungen lese. Ich fühle mich nicht alleine mit meiner Symptomatik. Meinem Magendruck, meiner Erwartungsangst, meiner Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit. Ich finde auch ganz selten die Möglichkeit meine Aufmerksamkeit, die nur mit Deuten von Befindlichkeitsstörungen (Herzklopfen, Aufsteigen von Angst usw.) beschäftigt ist, wegzulenken von mir. Ich habe Angst, dass ich morgen, übermorgen und, und, und keine Besserung haben werde und an einigen Dingen einfach nicht teilnehmen kann, weil ich die Angst und Panik nicht in den Griff bekomme.
Was ganz verrückt ist: Meist wird es gegen Abend viel besser und ich fühle mich gut. Dieses Gefühl will ich mir dann erhalten, damit ich mich am nächsten Morgen daran erinnere und es mir hilft. Leider gelingt das nicht. Ich bin traurig und niedergeschlagen.
Bitte seid nicht ungehalten, weil ich so viel geschrieben habe.
09.06.2017 17:30 •
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