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Guten Abend zusammen,

meine Angststörung begleitet mich nun seit ca. 10 Jahren. Zwei Verhaltenstherapien habe ich hinter mir. Die haben natürlich geholfen. Richtige Erfolge habe ich allerdings erst mit der Einnahme von AD (Sertralin) gemacht.

Einkaufen, Essen gehen in Restaurants oder einfach nur in einem Café zu sitzen sind mittlerweile kein Problem mehr.

Mein zentrales Thema ist das Auto fahren. Speziell auf der Autobahn. Durch regelmäßiges Üben ist es mir gelungen meinen Umkreis, in dem ich mich bewegen kann zu vergrößern. Das klappt manchmal ganz gut, manchmal aber auch nicht so gut.

Demnächst muss ich Ende September berufsbedingt für ein paar Tage auf ein Seminar (Entfernung ca. 50 km, sprich 30-40 min. Fahrtzeit).
Das ist für mich eine echte Herausforderung.

Klar, meine Gedanken drehen sich dabei bereits jetzt um verschiedene Dinge:

- Wie soll ich das schaffen?
- Was soll ich machen, wenn ich eine Panikattacke auf den Weg dahin bekomme?
- Soll ich nicht doch lieber mit Bus und Bahn dahinfahren? (ca. 1,5 Std. Fahrtzeit!)
- Soll ich versuchen eine Ausrede zu finden, dort nicht hinzumüssen?

Rational betrachtet ist natürlich die einzig richtige Lösung es einfach zu machen. Ich will mich auch einfach nicht mehr davon einschränken lassen.

Ich bin froh, dass ich eine Partnerin habe, die sich freiwillig mit mir ins Auto setzen würde und die Strecke zusammen mit mir abfahren würde!

Geht es jemanden genauso? Wie geht ihr mit solchen Situationen um?

29.08.2022 19:20 • 05.09.2022 x 3 #1


5 Antworten ↓


Ich denke auch...mach mal.
50km sind überschaubar,wenn Du Stress bekommst,fährst Du rechts ran.

Wenn Du es geschafft hast,wirst Du davon profitieren.
Also...gute Fahrt.

A


Angststörung und Auto fahren

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@Shantibor Hallo,

ich hatte tatsächlich das gleiche Problem wie du. Das Autofahren war für mich auch eine meiner größten Ängste.
Auch ich habe Sertralin genommen, und schaffte es mit viel Übung selbst wieder mit dem Auto zu fahren.

Wenn ich jetzt sagen würde, dass ich mittlerweile total Angstfrei mit dem Auto durch die Gegend Düse, wäre das gelogen, aber ich mache es dennoch. Und es gibt mittlerweile sehr viele Fahrten wo die Angst keine Rolle mehr spielt.

Aber ich kann dich beruhigen, du wirst die Strecke fahren, und auch wenn du eine Panikattacke während dem fahren bekommen solltest (ist mir des Öfteren passiert), wirst du noch so viel Kraft aufwenden können um das Auto sicher zum stehen zu bringen.

Die Angst wird mit der Zeit weniger, das wichtige ist einfach dass du dran bleibst und nicht aufhörst mit dem Auto zu fahren.

Dinge die mir geholfen haben und immer noch helfen:

Ich lasse die Angst mitfahren (wäre ja langweilig ohne sie , sie darf aber nur am Rücksitz Platz nehmen.

Das wissen dass ich in Sicherheit bin und meine Angst eigentlich nichts mit dem fahren zu tun hat ( es geht hierbei um Kontrollverlust)

Affirmationen (dass mir das Autofahren Spaß macht, dass ich in Sicherheit bin)

Die Erinnerung dass ich vor meiner Angsterkrankung, jahrelang ohne Angst Auto gefahren bin. (wir können das )

Ich hab immer einen scharfen Kaugummi mit dabei, das lenkt mich ab.

Musik die mir gefällt.

5 Dinge die ich sehe, höre und spüre.

Lavendel-Duft in Form eines ätherischen Öles.

Vielleicht ist hier etwas dabei, dass dir hilft. Du schaffst das und du bist damit nicht alleine.

Liebe Grüße

Hallo LillyDream MattWurst,

vielen Dank für eure Antworten.

Lavendelöl habe ich tatsächlich auch im Auto

Das blöde ist einfach nur, wenn dann so eine Panikattacke ausbricht (ich denke ihr wisst was ich meine) fühl ich mich einfach so ausgeliefert. Und obwohl ich weiß, dass mir nichts passiert, trotz dieser ganzen Symptome, schließlich lebe ich ja immer noch, ist das in dem Moment so präsent... Und halt die Vorstellung da irgendwo auf der Strecke auf mich gestellt zu sein, das beunruhigt mich halt

Freundliche Grüße

Willkommen Shantibor!

Zitat von Shantibor:
Rational betrachtet ist natürlich die einzig richtige Lösung es einfach zu machen. Ich will mich auch einfach nicht mehr davon einschränken lassen.

Sooo rational ist die Richtigkeit dieser Lösung aber für den ängstlichen Geist nicht. Einfach machen ist ja eben durch die Angst verunmöglicht.

Mit diesem einfach baust Du subtil Druck auf Dein Selbstwertgefühl auf. Es ist nämlich (gerade) nicht einfach... Wir müssen als Ängstler akzeptieren, dass unsere Angst erst mal real ist. Und wenn man ganz genau hinschaut, sind diese Ängste auch gar nicht sooo unangemessen (z. B. bei einer Autobahnfahrt), denn wenn man sich mit 120 km/h inmitten einer Masse an Fahrzeugen über die AB bewegt, kann man nicht behaupten, dass das völlig ungefährlich wäre.

Wir Ängstler basteln allerdings einen opulenten Dramatik-Überbau darum. Dieser Automatismus ist oft eine Summe von vielen kleinen Ängsten und Sorgen, die bislang in unserem Gewahrsein nicht genügend zu Wort kamen. Was alles dazu gehört, hast Du sicherlich in den Therapien gelernt.

Viele, die Ängste mit Medikamenten begleiten, befinden sich oft für lange Zeit in einer Art Grauzone: ihnen geht es irgendwie ganz gut aber sie wissen nicht so recht, warum. Natürlich ist ihnen (hoffentlich) bewusst, dass SSRI den Neurostoffwechsel beinflussen, aber sie haben ihre Angst selber meistens nicht kennengelernt. Höchstens die Angststörung und ihre Entwicklung wurde in der Therapie verstanden, aber dieses Verstehen ist nur der halbe Weg zur Heilung. Der restliche Weg ist anstrengend und sehr individuell - und genau deshalb ist der Gang dieses Restweges eigentlich der springende Punkt: erst wenn Du Dich dazu aufmachst, die Angst kennenzulernen, wartet ihre Erfüllung auf Dich.

Die Erfüllung der Angst - Deiner Angst? Was könnte das Deiner Meinung nach sein?

Hallo moo,

danke für deine ausführliche Antwort.

Du hast natürlich recht, dass unsere Angst real ist. Und das ist auch völlig in Ordnung. Sie soll lediglich der Situation angemessen sein

Ein interessanter Ansatz, den mein Therapeut und Ich derzeit verfolgen ist, dass man eben jene angstauslösende Situation mit dem Gegenteil von Angst begegnen kann - Sprich mit Mut.

Auf die Bewertung was war und was sein könnte wird verzichtet. So gesehen wird das Mindset geändert. Denn, wenn es möglich ist mit Gedanken alleine (ohne sich in der Situation zu befinden) Ängste auszulösen, so ist es auch möglich durch positive Gedanken diese aufzulösen.

Ich bin letztes Wochenende gemeinsam mit meiner Partnerin die Strecke gefahren. Es hat wirklich gut funktioniert.





Mira Weyer
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