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Hallo zusammen,
Ich mache zur Zeit eine therapie wegen meiner ängste. Bin aber noch ganz am Anfang. Ich beschäftige mich aber seitdem sehr mit den vermutlichen Gründen/Ursachen meiner ängste. Ich war als kind schon sehr schuechtern und zurückhaltend.in meinen jahreszeugnissen stand immer ein Satz: Due schuelerin ist zu ruhig und beteiligt sich zu wenig am Unterricht. Klar, ich hatte ja damals schon Angst was falsches zu sagen. Wir mussten im mathematikunterricht oft aufstehen und dann wurde das grosse einmaleins abgefragt. Ich war schon panisch beim Aufstehen weil ich wusste ich wuerde vor lauter Angst keine rechenaufgabe lösen können. Alle durften sich nach einer richtig beantworteten Aufgabe setzen und ich stand oft noch als letzte im klassenzimmer weil ich vor aufregung keinen klaren gedanken fassen konnte,geschweige denn eine rechenaufgabe lösen konnte. Mir schoss jedesmal die schamesröte ins gesicht und ich sagte noch weniger als vorher. Rot wurde ich wegen jeder kleinigkeit. Ich habe mich auch oft fremdgeschämt. Wir durften z.b. In der klosterschule keine Bravo zeitschriften lesen, das war eine art Todsuende bei den Nonnen. Klar hatten ein paar diese heftchen unter der bank liegen und ich bekam mit wenn mitschuelerinnen heimlich reingeschaut haben. Mein gesicht hörte gar nicht mehr auf zu glühen vor angst dass die mädchen erwischt wuerden. Ich schämte mich fuer deren suendiges verhalten. In der lehrzeit war ich auch oft so unkonzentriert vor panik etwas falsch zu machen. Und genau wegen dieser panik passierten mir dann auch viele fehler. Es war eine art teufelskreis. Stress im beruf kann ich heute auch noch sehr schlecht aushalten. Seid ihr auch eher so veranlagt (gewesen)? Trifft das auf die meisten angsthasen zu oder gibts auch welche die ihre kindheit und jugend eher als taffe und draufgängerische typen erlebt haben?

11.08.2015 18:54 • 12.08.2015 #1


10 Antworten ↓


Hey Patrizia,

wichtig finde ich, dass Du nach den Gründen für Dein Verhalten/Ängste suchst. Wie weit bist Du in der Therapie schon gekommen.
Sensibilität ist nichts schlimmes. Du solltest nur damit nicht hadern.

Ich bin 56 Jahre und es war früher eine andere Zeit. Daher kann von taff bei mir keine Rede sein.

A


Angststörung bei sensiblen menschen häufiger?

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Hallo vergissmeinnicht,
Ich bin 51 und wir wurden vermutlich beide mit der Angstmethode erzogen. Das war in unserer kindheit wohl die gängigste methode. Leider wurden da wenig unterschiede gemacht ob ein kind von haus aus ängstlicher natur war oder eher forsch. Was die eltern an ängsten nicht geschuert haben, wurde von der religiösen, sexualitätsfeindlichen christlichen erziehung im rekigionsunterricht sozusagen vollendet. Aber es gibt trotzdem mitmenschen die es geschafft haben ihren angsteinflösenden erziehungsmethoden irgendwann entflohen zu sein und heute ein selbstbewusstes glueckliches leben ohne Ängste fuehren können und das auch noch ohne Therapie. Wie kann man sowas ueberwinden und lenen positiv nach vorne zu schauen ?

Zitat von Patrizia1964:
Trifft das auf die meisten angsthasen zu oder gibts auch welche die ihre kindheit und jugend eher als taffe und draufgängerische typen erlebt haben?


Ich bin Jahrgang 1962 und war in meiner Kindheit, wie du es nennst taff und draufgängerisch. Ich liebte es im Mittelpunkt zu stehen, mich zu produzieren und hatte ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Der Einbruch kam bei mir mit der Pubertät, als mir bewusst wurde, dass ich zu dick war. Von da an schämte ich mich wegen meinem Aussehen, zumal mir meine Mutter das immer wieder vorhielt und mich auf Diät sezten wollte. Ich hatte vor allem das Gefühl durch mein Aussehen meinen Eltern Schande zu machen.
Das habe ich aber mit schulischen Leistungen kompensiert. Solange ich in meiner Bank saß, fühlte ich sicher, hatte keine Probleme, mich im Unterricht zu beteiligen und mich so zu profilieren. So ging es auch an der Uni weiter.
Ich bin überhaupt nicht streng erzogen worden und christlich schon gar nicht und habe die Bravo ganz offen kaufen und zuhause lesen dürfen Ich habe mich aber trotzdem aufgrund meines Aussehens minderwertig gefühlt und hatte Angst vor Männern.

So richtig ging meine soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung erst mit 30 los, als ich anfing als Lehrerin zu arbeiten. Während ich als Kind gerne im Mittelpunkt stand und mich produzierte, fand ich es immer schlimmer vor den Schülern zu stehen, die Blicke auf mich zu ziehen und derjenige zu sein, der das Sagen hat.

Hallo Schlaflose,
ich hab mich mit 30 erst entwickelt.Als ich meine zwei Kinder bekam und zeitgleich eine chronische Krankheit hab ich eine Selbsthilfegruppe gegründet. Ich habs geschafft Vorträge zu halten und vor Ärzten und Betroffenen frei zu reden.
Ich hab einige Ehrenämter bekleidet und war ziemlich selbstbewusst. Heute denke ich, dass ich ganz einfach mit Druck nicht umgehen kann. Sei es Druck durch den ARbeitgeber und zwar alleine durch die Tatsache dass ich Geld für meine Leistung bekommen und dadurch das Gefühl habe nie genug zu leisten um dem gerecht zu werden. Ist wohl auch eine Erziehungssache. Als kind wurde mir immer gesagt ich müsse noch mehr tun und irgendwann war ich mir sicher ich würde es nie schaffen irgendwann mal gut genug zu sein bzw. viel genug getan zu haben. Lob gabs kaum, so gut wie gar nicht.

Zitat von Patrizia1964:
Wie kann man sowas ueberwinden und lenen positiv nach vorne zu schauen ?


Liebe Patrizia,

nun es ist ein Prozess. Letztlich sind die seel. Befindlichkeitsstörungen hilfreich. Wir sehen sie nur immer als lästig und quälend an. Es gilt was zu verändern, an einigen Dingen aufzubauen und vielleicht ganz andere Wege einzuschlagen.

Hallo Schlaflose,

ich bin noch nicht so lange hier dabei. Darf ich daher fragen, wie es Dir heute ergeht?

Hm. Ich war als Kind in vielen Bereichen sehr selbstbewusst und bin es immer noch.
Ich war aber auch schon immer sensibel. Mal mehr, mal weniger. Bei mir wird diese Eigenschaft von meinen Hormonen auch noch verstärkt oder abgeschwächt. Ich bin überzeugt, dass man nur mit einer sensiblen Ader eine Angststörung bekommen kann.

In der Schule war ich übrigens auch eher zurückhaltend, wollte mich nicht melden oder an die Tafel. Während meiner Ausbildung und dem Studium war es dann eher das Gegenteil. Ich habe oft im vollen Hörsaal laut eine Frage dazwischen gestellt. Das hat mir nichts ausgemacht. So bin ich immer noch. Aber auch Situationsbedingt mal mehr, mal weniger. Wenn mir mein Gegenüber z.B. nicht gefällt trau ich mich natürlich weniger was zu sagen.

Geht mir übrigens auch bei bestimmten Berufsgruppen so. Lehrer z.B. (nichts gegen dich persönlich Schlaflose), aber da hab ich echt ein Problem. Da kann ich Jemanden noch so sympathisch finden, ich hab da irgendwie ne Hemmschwelle und sprech schon anders mit den Leuten, auch wenn die evtl. sogar jünger sind.

Zitat von Vergissmeinicht:
Hallo Schlaflose,

ich bin noch nicht so lange hier dabei. Darf ich daher fragen, wie es Dir heute ergeht?


Ich habe mich über 20 Jahre lang im Schuldienst gequält, wobei ich in den letzen Jahren immer mehr Zusammenbrüche hatte (wegen Schlafmangel), wo ich länger krank geschrieben war. Vor 6 Jahren hatte ich auch noch einen 8-wöchigen Reha-Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, der aber nichts brachte. 2011 war ich fast das ganze Jahr krank geschrieben und fing eine ambulante Therapie an. Mit Hilfe meines Therapeuten habe ich den Schritt gewagt, den Schuldienst aufzugeben und hatte das Glück eine Stelle in der Verwaltung des Bildungsministeriums zu
bekommen. Dort bin ich seit fast 4 Jahren und es gehr mir im Vergleich zu den Jahren vorher sehr gut.

@ Schlaflose

Habe auch damals den Job gewechselt und mir ging es von Tag zu Tag besser.

Schön Deine Zeilen

Das freut mich für dich

A


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Mira Weyer
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