ich bin noch relativ neu hier und traue mich noch nicht so richtig Beiträge zu schreiben, lese eher still mit. Aber eine Frage liegt mir auf dem Herzen und ich hoffe, dass diese hier richtig plaziert ist
Ich habe meine Mutter verloren als ich 9 Jahre alt war, plötzlich und unerwartet, wie es in den Todesanzeigen immer so treffend heißt. Das hat mein Leben natürlich brutal verändert, in dem Moment starb eigentlich auch unsere Familie, nichts war mehr so wie es sein sollte. Meine Mutter starb nachts, Herzanfall, wir wurden sozusagen aus dem Schlaf gerissen. Ich war dann leider ziemlich alleine mit diesem ungeheuerlichen Erlebnis, meiner tiefen Angst und diesem eigentlich nicht auszuhaltenden Gefühl der Einsamkeit und Hilflosigkeit. Mein Vater und meine Oma waren natürlich auch völlig überfordert mit der Situation, meine beiden älteren Geschwister ebenfalls, der Notarzt kam, der Pastor (bin in einer sehr ländlichen und katholischen Gegend aufgewachsen), der Bestattungsunternehmer, später Nachbarn und Verwandte...und ich durfte nicht in das Schlafzimmer meiner Eltern, wo meine Mutter lag, sondern musste mich in das Bett meiner Oma legen, es kam immer wieder jemand nach mir schauen, aber es war für die damals 9-jährige wahrscheinlich der blanke Horror, all' die Geräusche zu hören, das Nichtverstehen ( wie kann ein kleines Mädchen sowas auch verstehen...) und kaum jemand war da, der in den Arm nahm und tröstete.
Ich erzähle meine Geschichte hier etwas ausführlicher, damit ihr versteht, warum ich auch heute, fast 40 Jahre nach diesem Ereignis, immer noch die Nachwirkungen spüre, das Trauma war danach nicht zu Ende. es folgte eine besch... Kindheit und Jugend mit einer Stiefmutter im wahrsten Sinne des Wortes, ständigen Spannungen und Streitigkeiten zu Hause, einem hilflosen Vater der Trost im Alk. suchte und später auch starb, meiner Meinung nach an gebrochenem Herzen.
Mit 20 hatte ich dann meine erste ausgewachsene Panikattacke und ich denke, ich muss hier nicht weiter beschreiben, wie der Weg weiter ging, weitere Attacken folgten, Angst vor der Angst, Medikamente, Therapien etc. etc.
Erst jetzt habe ich eine Therapeutin , mit der ich wohl den Schlüssel gefunden habe, an den Traumata zu arbeiten, körperorientierte Therapie, Arbeit mit dem inneren Kind usw. Und erst jetzt wird mir bewusst, welche Auswirkungen dieser frühe Tod der Mutter, der Verlust jeglichen Vertrauens, die brutale Erkenntnis, dass nichts sicher ist, auf meine Entwicklung und mein Leben hatte und noch hat.
Und daher möchte ich hier im Forum fragen, ob es noch mehr Betroffene gibt, die ein früher Verlust in der Kindheit aus der Bahn geworfen hat und wie sich dieses Ereignis auf deren Leben ausgewirkt hat. Ich würde mich sehr über Rückmeldungen und einen Austausch freuen, auch von Menschen, die aus anderen Gründen an tiefen Verlustängsten leiden.
Jetzt habe ich ganz viel geschrieben, danke allen fürs Lesen und muss mich jetzt nur noch trauen, auf den Absenden-Button zu klicken...
14.03.2014 10:03 • • 29.09.2017 #1