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Liebe Gruppe,
seit einigen Jahren bin ich mit einem Mann liiert, der einen 6-jährigen Sohn aus einer vorherigen Beziehung hat. Ich habe eine totale Angst entwickelt, was die Verpflichtungen und Aktivitäten daraus betrifft, z.B. Angst vor Schreiben des Anwalts wegen Unterhalt, Panik vorm Briefkasten-Öffnen, Fordern von Bekundungen, dass mein Partner sich auch so darüber ärgert wie ich etc. Die Beziehung zwischen ihm und der Ex ist voll gestört, es finden auch keine Umgangskontakte mehr statt, weil sie das systematisch unterbunden hat. Ich fühle mich trotz des begrenzten Kontaktes (also nur noch Formalien finden zurzeit statt) so was von machtlos und ihr ausgeliefert, unter Anderem weil Gesetzgebung und Rechtsprechung absolut auf Unterstützung der Mütter abzielen. Ich leide also, obwohl es ja gar nicht direkt meine Baustelle ist. Mein Partner und ich haben kein Kind zusammen und ihre Macht über meinen Partner, sein Geld und den verwehrten Umgang interpretiere ich als absoluten Vorteil für Sie und es macht mich wahnsinnig und blind vor Wut. Wie kann ich bloß gelassen werden bei dem Thema? Und woran liegt es eigentlich, dass ich so denke und fühle? Es belastet auch sehr die Beziehung - mein Partner nimmt das alles einfach so hin, wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen und weil er kapituliert hat - und das macht mich nur noch wütender.

Danke für eure Hilfe.

30.01.2010 10:16 • 30.01.2010 #1


1 Antwort ↓

Hallo,

Das klingt für mich ein wenig so, als hättest du das Bedürfnis, deinen Partner vor Ungerechtigkeit und der Ex schützen zu wollen. Ich denke, dieses Gefühl, dass man dem Anderen um jeden Preis helfen und ihn irgendwie beschützen will kennt fast jeder, der in einer Beziehung lebt. Ich ärgere mich z.B. auch tierisch, wenn ich mit bekomme, wie respektlos die Profs an der Uni mit meinem Freund umgehen. Da krieg ich oft eine riesen Wut im Hals und es ist fast so, als beträfe es mich selber und gar nicht ihn. Er tut die Sache mit einem Schulterzucken ab, aber ich muss oft aufpassen, dass ich mich nicht in Rage rede
Ein Allheilmittel hab ich dafür nicht, aber ich lerne so langsam, davon Abstand zu nehmen. Man lebt zwar in einer Beziehung und soll sich stützen und helfen, ja, aber das heißt nicht, dass man den Anderen wie eun unmündiges Baby behandeln und vor allem Bösen schützen kann. Das geht erstens nicht und zweitens zeugt es von wenig Respekt dem Partner gegenüber, weil man ihm ja irgendwie nicht zutraut, mit den Dingen alleine klar zu werden. Wenn mein Freund in letzter Zeit etwas von der Uni erzählt hat oder von seinen Eltern, die sich mal wieder unmöglich aufgeführt haben, hab ich mir enfach selbst gesagt: Hey, das ist sein Ding, nicht deines. Wenn es ihn belastet, wird er mit dir reden, und wenn es ihm egal ist, brauchst du dich auch nicht darum kümmern. Das ist sein Leben und seine Sache. Die Wut, die du jetzt investierst, zahlt sich sowieso nicht aus, denn du kannst sie nicht abladen. (Ich kann ja weder zum Prof noch zu den Eltern rennen und sagen: Lasst meinen Freund in Ruhe! Das wär lächerlich und überzogen.) Außer einem hohen Blutdruck und einem versauten Tag hast du rein gar nichts davon. -und das hilft sehr gut
Ich stell mir einfach vor, was ich im Moment am Liebsten tun würde, eben zum Beispiel den Eltern die Meinung sagen oder dem Prof. Aber hätte da mein Freund was davon, wäre das in irgendeiner Art und Weise hilfreich? - Nein. Dieser Gedankengang, dass meine Wut eh zu nichts führt außer mir selber schadet hilft mir sehr gut.
Also: Lass deinen Partner die Sache regeln, so, wie er will. Wenn es ihn belastet, dann kann er mit dir darüber reden, und wenn es ihm egal ist, sollte es dir auch egal sein. Investier nie mehr Zeit in die Probleme Anderer, als die Anderen investieren. Sonst schreibst du auf Dauer rote Zahlen und das bekommt dir nicht.


Liebe Grüße,
Bianca





Mira Weyer
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