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Hallo Zusammen

ich möchte mich erkundigen, ob es jemanden auch so geht und, was man tun kann.

Mein Problem:

Ich bin seit ein paar Monaten arbeitslos. Dieser Zustand kann nicht von Dauer sein, jedoch habe ich sehr starke Ängste, was meinen erneuten Einstieg in ein „normales Leben“ angeht: „eat-sleep-work-repeat“.

Allein der Gedanke 8,5h irgendwo zu sitzen und so zu tun als wären die Tätigkeiten wichtig für mich. Das klingt wie ein Gefägnis für mich.

Ich bin 24 und hatte bereits 2 Jobs. Einen, der mich mit Sinn erfüllt hat, jedoch nicht sehr lukrativ ist. Der zweite, richtige Vollzeitjob ging 2 Jahre. Es war schrecklich. Ich war in der Kundenakquise/ Beratung tätig.

Ich fand es sehr irritierend, wenn Kollegen begeistert von Kundentelefonaten oder dem Monatsumsatz gesprochen haben.

Denn ich fand das alles dieses „Business-Gerede“ total schrecklich und dämlich.

Ich möchte einfach nur meinem Sport nachgehen, Haustiere halten und meinem Alltag nachgehen.

Der Gedanke wieder in einem Büro zu sitzen in Meetings zu heucheln und sinnlose Aufgaben absolvieren zu müssen und dabei fröhlich dem Chef die Arbeitserlaubnisse zu Präsentieren- das ruft in mir totale Beklemmung und sehr traurige Gedanken hervor.

Ich überlege schon, ob ich irgendwann mal am Rande der Gesellschaft auf der Straße landen werden, weil ich ja offensichtlich nicht so funktioniere wie andere. Aber das ist mir alles egal, ich interessiere mich überhaupt nicht mehr für berufliche Ziele, diese kommen mir fremd vor. Ich versuche so zu tun als wäre ich normal. Ich befinde mich in Weiterbildung und erzähle Freunden von meinen Bewerbungen aber innerlich fühle ich nichts. Ich möchte einfach nur nach Hause, selbst die Weiterbildung (7h/ Tag autonom am PC) ruft tiefe Traurigkeit in mir hervor. Ich fühle mich innerlich immer leerer und entfremdet. Ich isoliere mich, denn niemand versteht mich und, wie dunkel meine Gedanken sind.

Das ganze führt dazu, dass ich mich zwar bewerbe und zu Gesprächen gehe, aber sobald es ernst wird. Kommt die Panik. Ich sehe die kahlen Büros und weiß, dass ich darin eingesperrt sein werde. In den meisten Jobs darf man nicht pünktlich gehen nein man muss 40h+ arbeiten. Ich halte diesen Gedanken nicht aus.

Ich habe das Gefühl, immer weiter abzurutschen. Früher war ich so ehrgeizig, habe ein Studium abgeschlossen. Aber jetzt ist alles weg.

Ich mache bereits eine Therapie, da ich zudem chronisch krank bin (physisch) und ein Helfersyndrom habe.

Kann mir jemand Mut machen, wie ich es schaffen kann, die nächsten 40 Jahre zu „funktionieren“.

Viele Dank und alles Gute für euch.

10.11.2022 10:45 • 02.12.2022 #1


16 Antworten ↓


Heirate reich. Ok, war zwar ein Witz, aber....

Oder zu wirst Tierpflegerin, oder Sportcoach, wenn dir Büro nicht gefällt. Du kannst doch alles ändern.

A


Angst vor Arbeit und Beruf

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@Kimi97 Hey, ich hatte davon irgendwann auch die Nase voll. Und habe darmals mein Hobby zum berufgemacht und bin selbständig geworden. Gut ich arbeite mehr als 8 Stunden am Tag, habe aber dennoch ein anderesleben, die Ausbildung müsste ich darmals natürlich machen. Arbeite doch auf eine selbstständigkeit hin? Wenn du Sport magst kannst du dich doch eventuell darin freiberuflich machen, es gibt viele Wege die du einschlagen kannst.

Da musst du dir in gewisser Weise klar werden, was du möchtest.

Büro, Karriere, gutes Einkommen, aber ein beschi*sener Job, den du hasst?
Oder
Job Nr. 2, normales bis niedriges Einkommen, erfüllt dich aber mit Stolz ihn auszuführen, du musst nicht ständig kotzen wenn du an den nächsten Arbeitstag denkst?

Also um die beiden Ausführungen von dir mal weiter zu spinnen.
Da würde ich ganz klar sagen:
Sche*ß aufs Geld.

Mach den Job, der dich glücklich macht.
Du übst den im Zweifel die nächsten 40 Jahre rund 1/3 des Tages aus.
Und das in einem Job, den du kacke findest?
Na Prost Mahlzeit.

Such dir einen für dich Sinn stiftenden Job raus.

Ich hab für mich son Mittelding gefunden.
Job ist okay. Ich jubel hier nicht auf der Arbeit, aber muss auch nicht brechen.
Verdienst vernünftig.

Zitat von Kimi97:
Ich habe das Gefühl, immer weiter abzurutschen.

Dieses ungute Gefühl kenne ich schon länger. Leider kann das tatsächlich auch passieren und passiert auch etlichen anderen Menschen. Weshalb es letztlich passiert hängt aber mit vielen unterschiedlichen Faktoren zusammen. Bei mir persönlich war eine allgemeine Unzufriedenheit, die sich schleichend entwickelte, wohl ausschlaggebend. Ich habe mich triggern lassen von dem was meinen Vorstellungen für mein Leben entsprach und der Tatsache, dass die Realität doch weit davon entfernt ist. Und von dem was als gesellschaftlich gerade angesagt oder erwartet wird und dem Denken, diesem entsprechen zu müssen. Letztlich mündete das darin, dass ich nur noch die negativen Aspekte im Fokus hatte und auch noch habe. Und ich tue mich schwer damit, sie nach und nach abzubauen, geschweige dessen, positive Aspekte zu sehen. Die Arbeitswelt ist da ein großer Faktor, dennoch bleibt sie nur ein Teil des Lebens. Heutzutage lässt sich schnell vieles vergleichen, was früher mal ganz anders betrachtet und empfunden wurde, denke ich.

Während meiner Lehre war es üblich 8 Stunden zu arbeiten. Alle meine Bekannten taten dies und ich habe das dementsprechend auch nicht in Frage gestellt. Es ging primär darum, Geld zu verdienen um für die mindestens 8 Stunden nach getaner Arbeit ordentlich Fun zu haben und mir etwas leisten zu können, woran mir etwas lag. Die Zufriedenheit holte ich mir nach Feierabend, an Wochenenden und im Urlaub. Nach der Lehre kam Samstagsarbeit in mein Leben, dafür hatte ich unter der Woche einen freien Tag. Freitags abends nicht mehr so feiern zu können war zunächst schon etwas bitter, aber ich sah relativ schnell, welche tollen Möglichkeiten mir ein freier Tag unter der Woche bot. Ich konnte Dinge erledigen, für die ich sonst einen Tag Urlaub nehmen musste. Später kam Gleitzeit und das brachte weitere Vorteile. Kurzum, Jahrzehnte lang habe ich all die Nachteile im Job, die es selbstverständlich immer auch gab, auch in Form von Konflikten, durch das positive, dass es ja auch gab, kompensieren können. Erwerbsarbeit war nur dem Zweck gestiftet, Lohn zu erhalten, den ich zum eigentlichen Leben brauche. Sinn gab mir das übrige Leben und der Wunsch, es zu leben. Gesellschaftlich wurde es anerkannt, dass man arbeitet aber natürlich wäre jedem alles recht gewesen, es nicht zu müssen. Heute wird Work Life Balance propagiert und dass Arbeit sinnstiftend sein muss oder zumindest sollte. Und ich gebe zu, diesen Gedanken hatte ich auch oft. Aber so richtig präsent wurde er, als ich arbeitslos wurde und mir schleichend verloren gegangen ist, dass ich doch früher den Sinn meines Lebens in allem außerhalb der Arbeit sah. Natürlich auch getriggert von dem Gedanken, dass ich ohne Arbeit nichts wert bin. Also muss ich arbeiten, klar, aber nun mit dem Gedanken, wenn schon dann muss die Arbeit aber auch sinnstftend sein. Warum? Weil ich nicht mehr sah, worin ich sonst Sinn finden könnte. Finde den Fehler. Für mich als mittlerweile Arbeitslosen musste ich mich erstmal wieder von diesen Konzepten befreien und Erwerbsarbeit von sinnstiftender Arbeit trennen. Auch wenn es Menschen gibt, die beides für sich kombinieren können oder es zumindest gegenüber anderen so darstellen mögen, sollte dies nicht der ausschlaggebende Faktor bezüglich Erwerbsarbeit sein, sondern der Sinn als solcher, im übrigen Leben gefunden werden. Das ist mir mittlerweile wieder bewusster geworden. Auch wenn ich es gerne anders hätte, also Sinn in der Erwerbsarbeit zu finden und darüber hinaus und am besten noch im Schlaf sinnstiftende Träume. Das wäre ja dann ein tatsächlich sinnerfülltes Leben.

Zitat von Kimi97:
ich möchte mich erkundigen, ob es jemanden auch so geht und, was man tun kann.

Mir geht es auch so. Ich hatte schon als kleines Kind Angst davor, erwachsen zu werden und arbeiten zu müssen. Weil mir nichts Besseres einfiel, habe ich dann auch nich einen Beruf ergriffen, der für mich absolut ungeeignet war (Lehrerin), zumal ich selbst sehr gerne zur Schule ging. Das Studium war toll, aber vom ersten Tag an im Beruf, konnte ich nicht schlafen. Ich hatte aber keine Wahl, da ich Geld verdienen musste und habe mich 20 Jahre lang durchgequält. Gegen Ende hatte ich mehrere Nervenzusammenbrüche und war längere Zeit krank geschrieben. Dann bekam ich vor 11 Jahren die Chance, im Ministerium eine Job in der Verwaltung zu machen. Gerne mache ich das auch nicht, aber wenigstens macht mich der Job nicht krank. Es ist halt einfach nur, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich war mein ganzes Leben alleinstehend und immer darauf angewiesen, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Jetzt freue ich mich wie Bolle, in zwei Jahren mit 63 in Rente gehen zu können. Und nachträglich bin ich stolz auf mich, dass ich die ganzen Jahre trotz allem ausgehalten habe und nicht von staatlicher Hilfe abhängig war und auch nicht sein werde.

@Kimi97 Hallo
Du hast schon sehr viel über die herausgefunden.
Nämlich was dein Leben NICHT erfüllt und was du nicht mehr machen möchtest.
Versuche in Ansätzen das zu machen was dich erfüllt und nicht das was dich kaputt macht, denn so wirst du immer Probleme haben.
Finanzielle Sicherheit wird immer wichtiger, dass verstehe ich total, aber vielleicht kannst du zumindest für eine gewisse Zeit das machen was du liebst und magst und auf Extra Einnahmen verzichten bzw. dich privat etwas zurücknehmen.
Man muss da heutzutage gerade einen ziemlichen Spagat machen und finden, dass sehe ich total.
Aber wie gesagt: Du hast den richtigen Ansatz mMn und den würde ich weitergehen.
Alles Gute!

Ich würde eine Termin beim Berufsberater empfehlen.

Vielleicht hast du noch nicht das gefunden was dir Spaß macht. Wenn du gern mit Tieren bist versuche z.B was damit zu finden und es muss ja nicht immer konventionell im Büro sein nimm dir den Druck raus und höhr auf dein Herz du wirst schon was finden was dir Spaß macht und probier mal verschiedene Dinge aus, bis es sich besser anfühlt. Viel Glück!

Zitat von Paulin:
Vielleicht hast du noch nicht das gefunden was dir Spaß macht. Wenn du gern mit Tieren bist versuche z.B was damit zu finden und es muss ja nicht immer konventionell im Büro sein nimm dir den Druck raus und höhr auf dein Herz du wirst schon was finden was dir Spaß macht und probier mal verschiedene Dinge aus, bis ...

Das hätte bei mir nichts genutzt. Sobald ich etwas machen muss, um Geld zu verdienenen, dafür fit und ausgeschlafen sein müssen, verantwortlich zu sein etc., ist der Spaß weg.

@Schlaflose Ist doch schon mal ein Ansatz wieso das bei dir so ist, dich so blockiert und wie man damit einen Umgang finden kann. Versuch da mal tiefer reinzugehen, spinn etwas rum und lass auch unmögliche Schlussfolgerungen zu. Vielleicht schreibst du uns sogar was davon hier

Zitat von Hypoxonder:
@Schlaflose Ist doch schon mal ein Ansatz wieso das bei dir so ist, dich so blockiert und wie man damit einen Umgang finden kann. Versuch da mal tiefer reinzugehen, spinn etwas rum und lass auch unmögliche Schlussfolgerungen zu. Vielleicht schreibst du uns sogar was davon hier

Ich schätze, das liegt an meiner ängstlichen (vermeidenden) Persönlichkeitsstörung. Aber das ist jetzt sowieso egal, weil ich in 2 Jahren in Rente gehe

@Kimi97 Hallo Kimi,
also, das hört sich meines Erachtens alles ziemlich gesund an. Ich kann gut verstehen, dass du mit Angst und Panik auf diese trostlose und tja... richtig deprimierenden Aussichten reagierst.
Aber du hast zwei riesige Vorteile gegenüber vielen anderen (um mal einen Vergleich anzustellen), du stehst ziemlich weit am Anfang deines Lebens, und du hast die Erfahrung eines reizvollen Berufes, der vielleicht wenig lukrativ, aber deutlichen Mehrwert mit sich bringt, bereits gemacht.
Was spricht gegen weniger Geld und mehr Glück im Leben?
So wie ich das gelesen habe, steht ja viel auf dem Spiel: Dein Leben nämlich! Davon bekommst du je nach Glauben und nicht, eines oder mehrere, aber darauf würde ich mich nicht verlassen.
Ich arbeite seit 2004 aufgrund einer mehr oder weniger schweren Erkrankung nicht mehr, und habe daher recht wenig Geld. Aber ich habe viel Zeit. Nicht immer nutze ich diese sinnvoll, aber wer viel Geld hat, nutzt dies auch nicht immer sinnvoll (so, ich hab es heute mit Vergleichen, ooookay), da scheint es Prallelen zu geben.

Was hast du denn eigentlich studiert? Und was war der Job mit dem hohen Spaßfaktor?

@Schlaflose ja du hast recht perfekt wird es nie werden und irgendwann nervt dich auch die tollste Arbeit aber dann such dir was was dir liegt und wo du dich nicht verbiegen musst um Leistungzu bringen.

Es gibt meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten:

- Man arbeitet, um zu leben
- Man lebt, um zu arbeiten

Die meisten Menschen arbeiten um zu (über-)leben und das ist auch vollkommen in Ordnung. Man nimmt den lästigen Job auf sich, weil man eben muss und hat entweder das Glück (oder den Verstand) sich einen auszusuchen, den man gerne macht oder das Pech an einen zu gelangen, den man mit den Jahren anfängt zu hassen oder zumindest zu ertragen. Und manchmal macht das auch krank.

Man kann sich aber auch für eine Arbeit entscheiden, die man wirklich gerne macht, die eigentlich keine Arbeit ist. Ich liebe meine Arbeit und wenn ich abends manchmal sage ich tu' noch ein bisschen was, dann ist das für mich so, als wenn jemand anderes sagt ich schau' noch etwas Fernsehen oder ich lese noch ein Buch. Ich kann dabei entspannen und mich wohl fühlen.

Und ja, manchmal möchte ich auch morgens liegen bleiben und ja, es gibt auch im Beruf Sachen, die ich nicht gerne mache. Und ja, es kann auch manchmal unangenehm stressig sein. Aber noch nie habe ich das was ich tue grundsätzlich angezweifelt.

Und Du bist noch so jung, dir steht noch alles offen. Tue das, was dein Herz dir sagt und nicht das Portemonnaie. Wenn Du mit Herz und Verstand hinter dem stehen kannst was Du tust, dann ergibt sich das Finanzielle von allein.

Hallo,
ich möchte mich sehr bei euch für eure Antwort und Perspektiven bedanken.

Ich habe mich durch euren Input gesammelt und mich die letzten Wochen für meinen „Herzens-Job“ (Sportbranche) beworben und es hat sich so richtig angefülhlt .

Vielen Dank!

@Kimi97 Toll! Glückwunsch, dass du diesen Schritt gegangen bist. Ich drücke die Daumen dass es klappt (falls noch nicht passiert). Und wenn nicht: Bitte nicht entmutigen lassen und weiter probieren.

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Mira Weyer
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