ich studiere noch, durchaus schon lange. Zu lange, könnte man meinen und das stimmt auch. Die Uni setzt mir nun eine Frist, bis zu der ich alle meine Studienleistungen erbracht haben muss. Schaffe ich das nicht, fliege ich raus. Ich könnte in einem anderen Studiengang weitermachen, wäre nicht für mein Fach gesperrt - meinen angestrebten Abschluss könnte ich aber nicht mehr erreichen. Ich habe nämlich eine der letzten Chancen genutzt, noch einen Diplom-Studiengang zu beginnen, bevor der Bachelor kam. Nun muss ich mich innerhalb der nächsten paar Monate durch einen Berg an Hausarbeiten kämpfen, die ich krankheitsbedingt immer wieder aufgeschoben habe. Schaffe ich das, darf ich danach gleich die nächsten 80 Seiten schreiben und somit meine Abschlussarbeit vorlegen. Wenn nicht... dann gibt es keine Chance mehr darauf. Mir bleiben noch etwa fünf Monate, für sechs Hausarbeiten wechselnden Umfangs. Aktuell arbeite ich an einer Hausarbeit, die am Ende um die 20 Seiten haben muss, danach folgt eine im gleichen Ausmaß. Danach wird es besser, bis hin zu einfachen 12-Seitern. In dieser Situation bin ich, weil ich über Jahre hinweg nicht studieren konnte, sondern beurlaubt war und mich um meine psychische Gesundheit kümmern musste. Erst kam die Depression, dann musste ich verarbeiten, dass ich schon mein Leben lang Autistin bin (und unter anderem darum immer fachlich gut, sozial und von den Umständen aber gar nicht mit dem Studium klargekommen bin), dann kamen die Traumaerinnerungen hoch... Mein Vorstellungs-Thread erklärt das ein bisschen ausführlicher. Die Situation ist also wie sie ist, ein Wechsel in den Bachelor kommt nicht infrage - ich kann nicht noch einmal viele Kurse belegen, was ich trotz des nominell gleichen Faches aber müsste; ich kann nicht noch einmal jahrelang die Doppelbelastung aus Job und Studium tragen und finanziell unter dem Existenzminimum leben. Also muss es klappen... damit mache ich mir selbst natürlich immensen Druck - so richtig raus komme ich da aber gedanklich auch nicht. Es ist am Ende einfach das, worum ich seit Jahren kämpfe, sodass es einfach nicht aufgeben kann. Ich habe doch einen Job in Aussicht für danach und alles wäre so gut, wenn... wenn das klappen würde. Auch die Tatsache, dass ich keine alternative Perspektive habe, trägt einen Teil dazu bei: Ich wüsste nicht, was ich sonst machen soll. Ich bin halt schon fast 29, habe eine Behinderung... wenn nicht das, was dann?
Nun ist da aber ja die Angst... und die Angst möchte nicht, dass ich Hausarbeiten schreibe. Also... es ist kompliziert. Natürlich ist die Angst ein Teil von mir, also möchte ich nicht, dass ich die Hausarbeiten beende, wenn man so will. Im Moment nehme ich es aber anders wahr. Ich setze mich an den Schreibtisch, fange an zu zittern. Ich fahre in die Bibliothek und es schnürt mir die Luft ab. Ich fange an zu schreiben und kann mich nicht mehr konzentrieren. Die Angst schlägt voll zu. Mich würde interessieren, ob jemand von euch in einer ähnlichen Situation ein Studium durchgezogen hat und wenn ja, wie ihr das geschafft habt. Eigentlich müsste ich auch diese Menge an Arbeiten in der Zeit bewältigen können, mein Autismus ist da durchaus hilfreich, weil er mir eine schnelle Auffassungsgabe verleiht, ich in Mustern denke und Schreiben absurder Weise sogar mein Spezialinteresse (und Berufsziel) ist. Trotzdem schaffe ich es einfach nicht, diese intensive Angst-Mauer zu überwinden und komme auch in der Therapie damit nicht recht weiter. Die ganzen kleinen Tricks wie das Unterteilen in kleine Schritte oder das einfach, verdammt nochmal, anfangen, weil die Angst schon weggehen wird kenne ich, sie bringen mich aber gerade nicht so recht weiter. Die ständige Angst kostet halt auch Energie, die ich für die Uni bräuchte... Gibt es jemanden, der einen Weg durch das Studium mit der ständigen Angst gefunden hat?
LG,
Chaosdenkerin
23.05.2016 14:43 • • 05.07.2016 #1