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Hallo liebes Forum.
Gerade ist meine Partnerin zusammen mit unseren drei Kindern und sowie Onkel und Tante zu ihrem Geburtstagsausflug aufgebrochen und sie werden den ganzen Tag unterwegs sein, auf einem Schiff fahren, an den Strand gehen, baden und wandern. Ich bin zu Hause geblieben, ich traue mir diesen langen Ausflug nicht zu, will diesen auch nicht bestimmen und beeinträchtigen, wenn Angst zu hoch wird und nicht aushaltbar. Mir ist schon klar, dass ich das alles nur annehme und es ganz anders laufen kann, nämlich viel besser.
Nun hatte ich sehr anstrengende Wochen, in denen ich hoch angespannt war und viel Angst über den Tag erlebte. Heute Abend bin ich für das Grillen im Garten zuständig, muss gleich noch Besorgungen machen und Vorbereitungen treffen. Ich möchte das gut erledigen und meinen Anteil am Geburtstag heute leisten. Alle Beteiligten am Ausflug wissen um meine Schwierigkeiten, meine Ängste, trotzdem konnte ich meine Tränen gerade nicht zurück halten, als meine Partnerin und meine älteste Tochter losgingen. Es macht mich so traurig, dass ich nicht genug Kraft oder Mut habe, einfach mal mitzugehen und zu schauen, was passiert. Ich habe eine generalisierte Angststörung, die im März wieder so richtig aufgegangen ist und ich bin krank geschrieben. Ich habe schon mehrmals solche Phasen gehabt, aber noch nie so heftig mit Familie. Das war alles länger her. Irgendwie freue ich mich, dass ich weinen konnte und das Gefühl herauslassen, mich darüber mitteilen konnte. Denn viel zu oft machte ich die ganze Sache mit der Angst mit mir alleine aus, inklusive Selbstmedikation und destruktiven Strategien. Diese Zeiten sind vorbei, jetzt hänge ich aber so zwischen den Seilen, immer wieder in Familiensituationen, in denen ich meine Einschränkungen besonders stark spüre. Bald beginnt eine ambulante Psychotherapie, von der ich mir erhoffe, dass ich neue Impulse gerade für Familienleben und Angst bekomme. Im Moment gehe ich durch ein tägliches Auf und Ab der Gefühle, Sorgen und Angstzustände. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder ist gerade in einer ähnlichen Situation. Ich wollte das einfach mal ins Forum stellen und freue mich über Beiträge zum Thema.
Alle einen schönen Sonntag!

16.06.2024 10:03 • 21.06.2024 x 2 #1


7 Antworten ↓


Hallo Lerdes, schön dass Du wieder (weiter) berichtest
Zitat von Lerdes:
Irgendwie freue ich mich, dass ich weinen konnte und das Gefühl herauslassen, mich darüber mitteilen konnte. Denn viel zu oft machte ich die ganze Sache mit der Angst mit mir alleine aus, inklusive Selbstmedikation und destruktiven Strategien.

Das Weinen als Ventil zuzulassen ist für viele - insbesondere Männer - ein bedeutender Schritt. Es kann einen Schlüssel darstellen zu Türen, die bislang nie geöffnet wurden.
Zitat von Lerdes:
Diese Zeiten sind vorbei, jetzt hänge ich aber so zwischen den Seilen, immer wieder in Familiensituationen, in denen ich meine Einschränkungen besonders stark spüre.

Da Du aktuell krankgeschrieben bist, dominiert nun die Familie als Spielplatz der Ängste. Du kannst diese Zeit auch nutzen, indem Du darüber nachdenkst, inwiefern sich Dein subjektives Persönlichkeitsverständnis im Familienbereich mit dem im Berufsbereich vergleichen lässt. Welche Anteile bilden in beiden Bereichen Schnittmengen, welche schwappen über, welche verkümmern usw.

Grundsätzlich ist es so, dass wir in jedem Bereich unseres Soziallebens (übrigens auch in der sogenannten Einsamkeit) ein spezielles Selbst-Verständnis entwickeln. Quasi: Im Umgang mit Kunden/Klienten bin ich ein völlig anderer Mensch als privat, usw.

Ohne dass wir es merken, bilden diese unterschiedlichen Rollen unser - meist unbewusst wirkendes - Gesamt-Selbstbild. Unser Ich-Erleben steht sozusagen auf mehreren Säulen. Je mehr Säulen unser Selbst-Bild trägt, umso besser verteilt sich die Last und desto stabiler ist die Tragfähigkeit. Bildlich gesprochen kann man also sagen: unsere Beziehungen tragen uns(er) s/Selbst.

Umgekehrt bedeutet das natürlich, dass wenige Säulen die Stabilität anfälliger machen. In Deinem Fall könnte sich durch die Krankschreibung die Anzahl der Säulen (noch weiter?) verringert haben. Die Familie dominiert notgedrungen Dein Ich-Erleben (noch mehr als bisher?).

Zitat von Lerdes:
Im Moment gehe ich durch ein tägliches Auf und Ab der Gefühle, Sorgen und Angstzustände.

Wie in einem anderem Thread von Dir schon erwähnt, glaube ich, dass Familie bei Dir ein Kernthema ist, mit dem Deine Ängste in Zusammenhang stehen. Von daher darfst Du Dir in der bevorstehenden Therapie mit großer Wahrscheinlichkeit hier heilsame Einsichten erhoffen - sofern der Therapeut entsprechend darauf hin arbeitet.

A


Angst, Familie und tiefe Traurigkeit

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@moo Lieben Dank für Deinen Beitrag!
Zitat:
Das Weinen als Ventil zuzulassen ist für viele - insbesondere Männer - ein bedeutender Schritt. Es kann einen Schlüssel darstellen zu Türen, die bislang nie geöffnet wurden.

Damit hast Du wahrscheinlich recht. Was mich mit am stärksten verunsichert hatte in den letzten Jahren, die alle im Dauerstresszustand abliefen, war der nicht vorhandene Zugang zu meinen Gefühlen. Da lag immer etwas drüber, was mich daran hinderte (Du musst aber... Du darfst nicht...) oder ich betäubte diese aufkommenden Gefühle, um sie nicht durchleben zu müssen. Dazu kam die Schonung durch Rückzug und vermeintliches Dauerausruhen im sozialen Bereich, was auch schon schlecht für das Familienleben war.

Zitat:
Da Du aktuell krankgeschrieben bist, dominiert nun die Familie als Spielplatz der Ängste. Du kannst diese Zeit auch nutzen, indem Du darüber nachdenkst, inwiefern sich Dein subjektives Persönlichkeitsverständnis im Familienbereich mit dem im Berufsbereich vergleichen lässt. Welche Anteile bilden in beiden Bereichen Schnittmengen, welche schwappen über, welche verkümmern usw. [...]
Die Familie dominiert notgedrungen Dein Ich-Erleben (noch mehr als bisher?).

Das ist ein interessanter Hinweis - das Familienleben ist jetzt der Ort, wo sich die Angst Andockpunkte sucht. Und sicherlich fällt hier einmal weg, was auf Arbeit gut funktionierte - Vorträge, Seminare abhalten, Einzelberatungen, Teamabsprachen und Zusammenarbeit - also Anzeiger für Selbstwirkamkeit und Souveränität außerhalb des Kontextes Familie. Zum anderen ist der Anspruch im Berufsleben auf die Vaterrolle und Partnerrolle übergeschwappt, wie Du es so schön ausgedrückt hast. Damit ist das hohe Engagement und der hohe Einsatz gemeint aber auch genauso das aktuelle bzw. eingeschleppte Nichterfüllenkönnen dieser Ansprüche weder auf Arbeit noch zu Hause. Und damit werde ich tagtäglich konfrontiert, vor allem durch meine eigenen Gedanken und Bewertungen. Alle wissen wie gesagt Bescheid und es kommen keine bewussten Vorwürfe, jedoch vermutet man dennoch Unzufriedenheit, hat ganz feine Antennen entwickelt oder macht sich selbst arg Druck (anstehender großer Familienurlaub).

Zitat:
Wie in einem anderem Thread von Dir schon erwähnt, glaube ich, dass Familie bei Dir ein Kernthema ist, mit dem Deine Ängste in Zusammenhang stehen.

Da ich bereits mit 7 Jahren Angst als Lebensaufgabe mitbekommen habe, war ich für die Kernfamilie auch eine Herausforderung. Folge davon war der Wunsch, mein Leben trotz Komplikationen, Auffälligkeiten durch Ängste, dennoch erfolgreich zu meistern und das hat nach einigen Anläufen auch auf dem Papier geklappt. Beruf, Studium, Familie, Kinder. Aber der Preis dafür war ziemlich hoch, das begreife ich jetzt immer mehr. Ich besitze keine hohe Stresstoleranz, habe hohe Ansprüche in Bezug auf Gerechtigkeit, bringe eine leichte ADHS mit ins Ewachsenenleben und hatte eine Neigung, zu Zeiten mit negativem Stress ungünstige Anpassungsstrategien zu wählen, die letztendlich die Angst aufrechterhalten haben. Ich denke, es gibt einige Ansatzpunkte, um weiterzukommen durch gezielte Arbeit an sich selbst.

Zitat von Lerdes:
Was mich mit am stärksten verunsichert hatte in den letzten Jahren, die alle im Dauerstresszustand abliefen, war der nicht vorhandene Zugang zu meinen Gefühlen. Da lag immer etwas drüber, was mich daran hinderte (Du musst aber... Du darfst nicht...) oder ich betäubte diese aufkommenden Gefühle, um sie nicht durchleben zu müssen.

Das Müssen bzw. Nicht-dürfen ist m. E. bereits eine Art Betäubung. Es ist, wie bei einem Narkosemittel, ein Lahmlegen der Übertragung des Schmerzimpulses.
Ich kenne dieses Müssen und Nicht-dürfen leider auch sehr gut. Es war lange ein Teil meines Selbstverständnisses. Das Müssen dominierte sogar deutlich.
In der Meditation konnte ich diesen Müssens-Trieb irgendwann besser verstehen und dadurch schwächte er sich etwas ab. Letztlich hat mich allerdings tatsächlich der Burn Out (2015) diesbezüglich körperlich rausgeholt - der Geist musste dann folgen...

Zitat von Lerdes:
Und sicherlich fällt hier einmal weg, was auf Arbeit gut funktionierte - Vorträge, Seminare abhalten, Einzelberatungen, Teamabsprachen und Zusammenarbeit - also Anzeiger für Selbstwirkamkeit und Souveränität außerhalb des Kontextes Familie.


1. Wo erkennst Du für Dich den auffälligsten Unterschied zwischen Beruf und Familie?
2. Wo erkennst Du für Dich den auffälligsten Unterschied zwischen a) Familie und Dir (als Einzelwesen)?

Zitat von Lerdes:
Zum anderen ist der Anspruch im Berufsleben auf die Vaterrolle und Partnerrolle übergeschwappt, wie Du es so schön ausgedrückt hast. Damit ist das hohe Engagement und der hohe Einsatz gemeint aber auch genauso das aktuelle bzw. eingeschleppte Nichterfüllenkönnen dieser Ansprüche weder auf Arbeit noch zu Hause. Und damit werde ich tagtäglich konfrontiert, vor allem durch meine eigenen Gedanken und Bewertungen.

Hier also wieder das Müssen und, damit verquickt, das (vermeintliche!) Nicht-können. Probiere mal testhalber, das Nicht-können einfach durch Nicht-wollen zu ersetzen. Was löst das - ganz spontan - bei Dir aus?

Zitat von Lerdes:
Alle wissen wie gesagt Bescheid und es kommen keine bewussten Vorwürfe, jedoch vermutet man dennoch Unzufriedenheit, hat ganz feine Antennen entwickelt oder macht sich selbst arg Druck (anstehender großer Familienurlaub).

Man ist auf Erfüllung von Aufgaben getrimmt. Das legt man so schnell nicht ab. Diese Konditionierung richtet unser Erleben aus. Deine Perspektive lautet: Von hier nach dort / Aufgabe - Erfüllung / Problem - Lösung / Jetzt - Später.
Die Perspektive übernimmt irgendwann unser Ich-Erleben. Wir sind die Aufgabe und deren Lösung.
Das führt dazu, dass wenn nur einer der beiden Narrative wegfällt, wir selber wegfallen. Ich verwende bewusst das Wort Narrativ, denn eine Aufgabe ist nicht per se eine Aufgabe - wir machen sie dazu. Wir wollen die Aufgabe (gestellt haben)! Und natürlich wollen wir auch ihre Lösung. Erst dann fühlen wir uns komplett, lebendig, gut.
Diese Verquickung muss man als Burn Outler verstehen lernen. Es ist zuweilen schockierend, das immer wieder bei sich selbst festzustellen, aber es ist ganz klar der Weg aus der Misere. Und, ob bewusst oder nicht, bist Du bereits daran, das zu beleuchten:

Zitat von Lerdes:
Da ich bereits mit 7 Jahren Angst als Lebensaufgabe mitbekommen habe, war ich für die Kernfamilie auch eine Herausforderung. Folge davon war der Wunsch, mein Leben trotz Komplikationen, Auffälligkeiten durch Ängste, dennoch erfolgreich zu meistern und das hat nach einigen Anläufen auch auf dem Papier geklappt. Beruf, Studium, Familie, Kinder. Aber der Preis dafür war ziemlich hoch, das begreife ich jetzt immer mehr.

Alles ganz prima erkannt - Kompliment! Aber: Angst ist keine Lebensaufgabe - rede Dir das nicht ein. Angst ist lediglich Angst. Man kann sie auch einfach so stehen lassen und nicht als Herausforderung oder Hindernis sehen.

Zitat von Lerdes:
Ich besitze keine hohe Stresstoleranz, habe hohe Ansprüche in Bezug auf Gerechtigkeit

Man muss Stress nicht tolerieren. Man muss keine Gerechtigkeitsansprüche stellen. Man darf Stress vermeiden. Man darf Ungerechtigkeiten hinnehmen. Man darf nicht zuständig sein.

Zitat von Lerdes:
Ich denke, es gibt einige Ansatzpunkte, um weiterzukommen durch gezielte Arbeit an sich selbst.

Da bin ich bei Dir sehr zuversichtlich. Lass hier jedoch nicht das Erfolgsdenken erneut Überhand nehmen. Es geht hier nicht um Meisterung einer Krankheit sondern lediglich um die Ent-Meisterung einer Etablierung (um bewusst das terminierende Wort Veranlagung zu ersetzen!).

Zitat von Lerdes:
Gerade ist meine Partnerin zusammen mit unseren drei Kindern und sowie Onkel und Tante zu ihrem Geburtstagsausflug aufgebrochen und sie werden den ganzen Tag unterwegs sein, auf einem Schiff fahren, an den Strand gehen, baden und wandern. Ich bin zu Hause geblieben, ich traue mir diesen langen Ausflug nicht zu


Das passiert mir immer wieder. Mein Rückzug hat mein Umfeld sehr gut akzeptiert, da ich mich früh geoutet habe. Ich habe mit grosser Willensstärke einiges erreicht, aber auf Dauer war die Angst stärker.

Wenn wir keine Filter hätten, würden alle unverzüglich durchdrehen. Alles, was zu viel ist, wirkt zerstörerisch, selbst wenn es für das Überleben wichtig ist. Angst ist ein Signal. Wenn dieses aber zu stark ist, verfehlt es seine Funktion.
Ich habe unzählige Stunden mit extremen Ängsten verbracht und immer wieder versucht, die Angst irgendwie zu kontrollieren. Auch habe ich der Angst verschiedene Gesichter und Aufgaben übergestülpt, um sie greifbarer zu machen. Natürlich hat es bis heute nicht funktioniert, denn wie sollte sich ein Signal auch beeinflussen lassen, wenn es wie bei einer Ampel den Verkehr reguliert.

Der wohl bedeutendste Punkt ist das Erkennen, dass man Angst hat und nicht die Angst ist. Und natürlich möchte man am Leben anderer Teil haben, aber diese Teilnahme wird vielleicht auch oft überbewertet. Jeder Mönch wäre ja ein Lebensverächter, wenn er sich aus dem Alltagsleben zieht.

Meine Frau hat gestern an einem Sonntagsbrunch auf einem Schiff teilgenommen, während ich einen Tag mehr allein in unserem Haus verbrachte. Die Kinder sind bereits alle ausgezogen. Natürlich hoffe ich, dass ich eines Tages meine Frau auch ausserhalb meines kleinen Wirkungskreises begleiten kann, nicht aber daran zu zerbrechen, wenn es nicht möglich ist. Entscheidend und eine grosse Herausforderung ist, Lebensqualität innerhalb seines Spielraums zu erreichen, aber immer mit dem Fokus, einen Schritt weiter nach draussen zu wagen.

@Tintan
Vielen Dank für Deine Antwort.
Zitat von Tintan:
Der wohl bedeutendste Punkt ist das Erkennen, dass man Angst hat und nicht die Angst ist. Und natürlich möchte man am Leben anderer Teil haben, aber diese Teilnahme wird vielleicht auch oft überbewertet.

Zitat von Tintan:
Entscheidend und eine grosse Herausforderung ist, Lebensqualität innerhalb seines Spielraums zu erreichen, aber immer mit dem Fokus, einen Schritt weiter nach draussen zu wagen.


Ich hatte nicht immer diese Einschränkungen durch meine Angst, sie kamen immer erst, wenn die Überlastung zu groß wurde. Jetzt ist es meine Aufgabe, herauszufinden, wo die Überlastung sich manifestiert hat und wie das vermieden werden kann. Du kannst Dir bestimmt vorstellen, wie innerlich zerrissen ich bin, wenn es darum geht, Familie als Teil der Überlastung zu verstehen. Denn ich liebe alle. Auf der anderen Seite fingen meine chronischen Stressprobleme dadurch an, waren seit der Gründung der Familie immer präsent, vor allem, weil beruflich parallel so viel los war. Momentan in meiner Angst gelingt es kaum, nachhaltig dieses Chaos zu ordnen, ohne neue Ängste mitzuproduzieren. Etwa die, dass ich doch kein Familienmensch sein könnte? Allein die Frage macht mich traurig. Vielleicht war ich aber auch auf die für mich nicht förderliche Art Familienmensch und es kann anders funktionieren... Insofern stimme ich Dir zu, was den jeweiligen Spielraum angeht. Dieser ist gerade ziemlich eng, aber ich muss Geduld haben. Es gab auch andere Zeiten. Das Ende letzen Jahres und der Beginn diesen Jahres waren einfach so voller negativer Faktoren, dass es mir die Beine weg gezogen hat.

Zitat von Lerdes:
Jetzt ist es meine Aufgabe, herauszufinden, wo die Überlastung sich manifestiert hat und wie das vermieden werden kann.

Richtig! Beachte dabei aber auch chronische und akute Überlastungen!

Wir neigen dazu, den (akuten) Auslöser schwerwiegender zu gewichten als das (chronische) Grundrauschen. Letzteres kann Jahrzehnte währen und Teil des Selbstbewusstseins werden. Wir sehen es dann nicht mehr, da es sich sozusagen subjektiviert hat. Und instinktiv wollen wir nichts als Überlastung sehen, was Teil unseres eigenen Erlebens ist:
Zitat von Lerdes:
Du kannst Dir bestimmt vorstellen, wie innerlich zerrissen ich bin, wenn es darum geht, Familie als Teil der Überlastung zu verstehen. Denn ich liebe alle.

Zitat von Lerdes:
Auf der anderen Seite fingen meine chronischen Stressprobleme dadurch an, waren seit der Gründung der Familie immer präsent, vor allem, weil beruflich parallel so viel los war.

Wir müssen verstehen und akzeptieren, dass das, was wir lieben wie uns selbst uns automatisch auch am meisten fordert. Ein Kind z. B. ist Glück und Sorge zugleich.
Man könnte nun oberflächlich sagen, dass man keine Familie gründen sollte, wenn man mit sich selbst nicht zu Rande kommt. Und um ehrlich zu sein, war dies genau der Grund, weshalb ich rechtzeitig dafür gesorgt habe, niemals Vater werden zu können... . Inzwischen sehe ich im menschlichen Dasein generell auch keine große Notwendigkeit. Das Leiden überwiegt stets und weshalb sollte man das ewig weitergeben?

Zitat von Lerdes:
Momentan in meiner Angst gelingt es kaum, nachhaltig dieses Chaos zu ordnen, ohne neue Ängste mitzuproduzieren. Etwa die, dass ich doch kein Familienmensch sein könnte? Allein die Frage macht mich traurig.

Chaos ist von Natur aus dazu geeignet, Ängste zu generieren. Das hat mit der Familie erst man nicht speziell zu tun. Und was ist eigentlich ein Familienmensch? Wenn Dich die Frage selbst bereits traurig macht, erhält sie ihrerseits auch schon die Antwort. Nun könnte man, statt Du bedauern, eventuell kein Familienmensch zu sein, vielmehr die eigene Definition von Familienmensch beleuchten: Stimmen die Narrative, die ich dem guten Familienvater unterstelle? Woher kommen sie?

Zitat von Lerdes:
Vielleicht war ich aber auch auf die für mich nicht förderliche Art Familienmensch und es kann anders funktionieren...

Könnte es nicht nur, sondern muss es letztendlich auch, wenn Du Dich nicht komplett aufarbeiten willst am Projekt Familie.

Ich sag jetzt mal was ganz provokantes: Nimm Dich nicht so wichtig.

Zitat von moo:
Das Weinen als Ventil zuzulassen ist für viele - insbesondere Männer - ein bedeutender Schritt. Es kann einen Schlüssel darstellen zu Türen, die bislang nie geöffnet wurden.

So schön gesagt.

Mach ich auch so , Gefühl erkennen, zulassen und “weg weinen”.

Leider kann das nicht jeder- es hilft aber so ungemein





Mira Weyer
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