hi, mein online-name ist ophelia - gebunden an die dragische rolle in shakespeare's stück hamlet. irgendwie schien mir der name passend.
ähnlich wie ophelia dem wahnsinn verfallen [nach lateinisch-übersetzter definition von der geraden furche abweichen, aus der spur geraten], haben meine verhaltens- und denkmuster dazu geführt, immer wieder meinen kurs zu verlassen. ich habe in all den jahren immer wieder versucht, die schuld/den schuldigen zu finden, bis ich in einem buch auf eine sehr treffende aussage gestossen bin: suche in dir selber und du wirst finden (nein, dies stammt nicht aus der bibel). übersetzt heisst dies nichts anderes, als dass ich für meine ängste selber die schuld trage. ich habe die ängste erzeugt. und nur ich kann sie wieder vernichten.
doch dies gelingt nicht im alleingang. zumindest nicht nach so langer zeit. dazu benötigt es ein sehr gutes, enges netzwerk an fachpersonen. dieses verflechtung stelle ich mir dann immer wie ein auffangnetz ähnlich dem der trapezkünstler vor. bei mir besteht dieses zurzeit aus einem psychologen und zwei synergetischen ambulanten psychiatrischen pflegfachfrauen.
an dieser stelle komme ich zum anfang meiner leidensgeschichte:
mit 30 jahren hatte ich einen stabilen, wenn auch mit grossem stress und druck verbundenen job. ich habe mich berufsbegleitend noch weiterbilden lassen. und dann kam auch noch eine neuer lebensabschnittsgefährte hinzu. diese 3 faktoren kummulierten bis zu dem punkt, wo nichs mehr miteinander vereinbar war. ich schlitterte, stolperte, kroch. bis ich nach mehrer nervenzusammenbrüchen fachliche hilfe suchte. diagnose: depression, angst- und panikstörungen. lösung: klinikaufenthalt für 3 monate sowie medikamente.
es folgten ups, in denen ich mich normal bewegen und erleben konnte. und downs, die mich schliesslich in die agoraphobie katapultierten. ja, es kam wie es kommen musste: ich konnte plötzlich nicht mal mehr vom 4. stockwerk bis zum briefkasten.
weitere therapieansätze, klinikaufenthalte und medikamentenanpassungen folgten. wieder die auf- und ab-welle, die mich sehr viel energie gekostet haben.
im sommer 2016 kam nach einem mehr oder weniger freiwilligen total-benzoentzug die krise schlechthin. wieder bei null angekommen - oder sollte ich hier schreiben: bei unter null. ich war nicht einmal mehr im stande, alleine zu wohnen. mir wurde eingeschärft, dass ich dies nicht mehr alleine schaffe und erneut einen stationären aufenthalt nahegelegt.
ich liess mich überzeugen, hatte meinen eigenen willen bereits aufgegeben - selbstbestimmung war nur noch ein fremdwort. der aufenthalt in der empfohlenen klinik war dramatisch und traumatisch zu gleich. falscher ort, falsche zeit. denn dort entwickelte ich zusätzlich phobien. eine, die jahrelang schlummerte kam dort zum vorschein: emetophobie (die angst sich zu übergeben und/oder anderen dabei zusehen zu müssen). aus dieser entstand dann auch noch eine virenphobie. die klinik warb zwar für ihre angsttherapie, die sie jedoch nicht in der erwarteten hilfe anboten, einzelzimmer jedoch keine eigene toilette/dusche. zusatztherapien in für mich unerreichbarer weite. ich konnte kaum an einer sitzung teilnhmen. ausgerechnet in dieser zeit wurden dann noch die sanitären anlagen renoviert, die wir patienten uns in minimierten form teilen mussten. und das mit emetophobie. genau 6 wochen hielt ich es aus, überredete meine eltern mit meinem damals 46 jahren (!) mich bitte für die übergangszeit in eine andere klinik bei sich aufzunehmen.
rund 40 tage wg mit meinen eltern und der anruf von einer mir bekannten klinik kam und ich konnte eintreten. aber die vergangenen 6 wochen in der erstgenannten klinik haben mich dermassen traumatisiert, dass ich auch am neuen ort nicht vorwärts kam. ich schien einen inneren riegel vorgeschoben zu haben, den ich selber nicht mehr bewegen konnte.
mehr als weitere 6 wochen an der neuen klinik übernahm meine krankenkasse nicht. so begleiteten mich meine eltern immer noch gebrochen wieder in mein eigenes heim, welches mir in zwischenzeit fremd vorkam. ich brauchte sehr lange, um das fremdheitsgefühl abzuschütteln. dabei halfen mir auf ambulantem wege v.a. die psychiatriefachfrauen. mit ihnen habe ich mein eigenes programm zusammengestellt. ich bin ja jetzt nach so vielen therapien selber zur fachfrau geworden - könnte man meinen.
in zwischenzeit kann ich mit hilfe der beiden flügeln meinen bewegungsfreiraum erschnuppern, erkunden und sogar erweitern. aber ein normales leben ist dies immer noch nicht. verankernde erfolge fehlen.
ich werde einen zusatzweg einschlagen: vor einiger zeit habe ich mich in EMDR eingelesen. und weg werde ich in den nächsten wochen beschreiten. zusätzlich bin ich an einem medikamentenwechsel (für die, die es nich kennen: es gibt einen gen-test, den sogenannten ABCB1-test, welches antidepressive wirklich wirkt - und bei mir kam heraus, dass das jenige, welches ich jahrelang einnahm, nicht passend ist).
vor einiger zeit fand ich folgendes zitat: ein mensch braucht nur drei dinge, um glücklich in dieser welt zu sein: jemanden zum lieben, eine aufgabe und etwas worauf man hoffen kann.
in diesem sinne, viel glück, liebe, interessante aufgaben und jede menge hoffnung wünscht euch,
ophelia
10.07.2019 22:54 • • 21.09.2019 x 7 #1