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Da wir im Thema
angst-vor-krankheiten-f65/deutsche-realitaet-stirb-doch-t85120.html
doch sehr viel Frust über das deutsche Gesendheitssystem geschoben haben und zu dem Schluss kamen das vorallem die viel zu langen Wartezeiten auf eine Therapie unzumutbar sind, würde ich das Thema gerne nochmal konstruktiv aufgreifen und mit euch zusammen Überlegen was man in dieser Zeit, die ja Wochen oder Monate dauern kann für sich inzwischenzeit tun kann.

Mir fällt da vorallem Selbsthilfegruppen ein.
+Gibt es in jeder grösseren Stadt
+ Kostenlos
+ Keine Wartezeit
+ Oft unterteilt in passende Altersgruppen

- Die Qualität und Hilfe hängt vorallem von den anderen Teilnehmern ab
- Man muss erstmal den Mut aufbringen dort hinzugehn

14.04.2018 13:42 • 19.04.2018 x 1 #1


7 Antworten ↓


Ja, Selbsthilfegruppe und auch z.B Foren wie diese sind eine gute Sache. Wobei der Nutzen eher darin besteht das man sich austauschen kann. Eine echte Behandlung ist das nicht.

Davon abgesehen einfach weitermachen wie bis jetzt. In der Regel bestehen die Probleme ja nicht erst ein paar Wochen, die meisten brauchen meist einige Monate bis Jahre um zu merken das sie Hilfe brauchen. Problem an der Sache ist nur eben wenn der Punkt erreicht ist, dann ist der Druck meist am schlimmsten.

Wobei man auch dazu sagen muss ein echter Notfall der sich selbst oder andere gefährdet wird sofort behandelt. Wobei diese Behandlung dann eben nicht die normale Therapie ist und meist in keinem solchen Umfeld stattfindet. Aber besser als die Endgültige Alternative

A


Wartezeit bis zur Therapie überbrücken

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Daniels kleine Trickkiste.

1.) Selbsthilfegruppen sind super, man kommt in Kontakt mit anderen Menschen, man tauscht sich mit Leidensgenossen aus, die den Weg schon kennen und einem Tips geben können was bei seiner Erkrankung hilft und man kommt mal raus aus dem Haus und raus aus dem Grübeln. Das Gesundheitsamt kennt meist die ganzen Gruppen zu dem Thema. Stichwort: Kontaktstelle oder Selbsthilfezeitschrift. Googelt nach SHG Düsseldorf wenn ihr aus der schönsten der Städte kommt. Besucht ruhig mehrere und geht nicht nur einmal hin. Vielleicht war an dem Tag wenig los oder doofe Themen oder oder...mehrmals probieren und dann urteilen.

2.) (Ausdauer) Sport wenn möglich. Sport ist ein schöner Ausgleich, der Stress wird dadurch natürlich abgebaut und die Ängste gehen nachweisbar zurück. Sport ist der Angstkiller. Er lösst nicht das Grundproblem aber für ein paar Stunden schüttet der Körper soviel Glückshormone aus, dass an Angst nicht zu denken ist. Wer richtig ausgepowert ist hat gar keine Kraft mehr sich doofe Gedanken zu machen oder für eine PA.

3.) Meditation, PMR, Autogenes Training, Achtsamkeitsübungen. Bei youtube finden sich shöne geleitete Übungen gratis. Angststörung mit Panikattacken und ich weiss dass man anfangs gar nicht dran denken kann da ruhig zu sitzen und es dauert in der Tat etwas bis man soweit ist, dass es auch im Spannungshoch richtig wirkt, aber auch anfangs ist man in der Zeit schon besser damit dran als ohne.

4.) Ablenkung. Ihr seid am Grübeln, dann macht Euch ein entspanntes oder lustiges Hörbuch / DVD oder ähnliches an. Versucht den Fokus auf etwas anderes zu lenken. Jede Minute die ihr nicht Eure Angst mit Grübeln füttert ist super. Lesst ein Buch, wenn ihr Euch erstmal richtig drin vertieft habt hat die Angst keinen Platz mehr.

Wenn ich hier und jetzt genervt bin, eine PA habe und grübel, dann gehe ich einfach raus (auch wenn nachts) und gehe eine Runde um den Block - schnellen Schrittes. Manchmal auch 2 oder 3. Ich verändere meine Position, ich laste den Körper aus und nehme ihm mal ein bisschen Energie. Einfach etwas anderes machen als das was mir gerade nciht gut tut.

5.) Nehmt Euch irgendwas kleines vor, was Euch nachher ein kleines Erfolgserlebniss gibt:
-wischen
-alle Mülleimer leeren
-Fenster putzen
-einkaufen


Vieles ist Trainingssache und wenn der Antrieb nicht stimmt oder eine PA läuft ist schwierig aber ich habe mir eine PA auch schon wegtrainiert. Sie bleibt eh nur eine gewisse Zeit da

Ergänzung:

6.) Schreiben
Schreibt ein Glückstagebuch, wo ihr jeden Tag mindestens einen schönen Moment reinschreibt, auch wenn es nur das Schaumbad war oder die Sonne auf Eurer Haut. So macht man sich auch mal die positiven Dinge bewusst.

Oder Schreibt ein richtiges Tagebuch. Kann man online machen wie es hier einige tun oder offline am Laptop oder per Hand. Muss man gar nicht mal täglich machen. Ich habe ein Dokument auf dem Desktop wo ich das Datum reinschreibe und los tippe. Bin ich mal wütend, sauer oder frustriert schreib ich es mir von der Seele und Banne meinen Zorn auf das virtuelle Papier. Bin ich genervt von einer Person schreibe ich nieder was mich stört und was ich dieser Person gerne mal sagen würde. Oft verbanne ich dadurch die Gedanken aus meinem Kopf und fühle mich nachher wie befreit. Manchmal will man auch nur 2 Sätze schreiben und hat auf einmal eine ganze Seite voll, weil es einfach so aus einem heraus sprudelt, aber dass scheint ja dann genau richtig zu sein. Auch positives kann man niederschreiben um es in Erinnerung zu behalten und sich zu verdeutlichen.

Ein Tagebuch mit Euren Gefühlen ist auch eine gute Vorlage für Euch selbst um Eure Entwicklung zu sehen und wenn Ihr dann den Termin beim Psychiater /Psychologen habt könnt Ihr Euch anhand des Tagebuchs zu Hause Notizen machen. Gerade beim ersten Termin ist man ja sehr aufgeregt. Und wegen eines Notizzettels muss man sich nicht schämen, selbst Top Manager machen sich Stichpunkte (auch wenn digital) zu jeder einzelnen Besprechung - ohne geht gar nicht.

Schreibt Eurem inneren Kind - Wer es nicht kennt kann es sich mal erklären lassen von der Psychologin oder es googeln. Es ist eine tolle Sache mit sich selbst in Kontakt zu kommen und mit sich selbst ins reine zu kommen.

Eine Art Projekt planen.
Ich habe in einer schweren Zeit mal meine ganze Wohnung von den alten Tapeten befreit...neu tapeziert und gestrichen. Da war ich sehr lange beschäftigt. .die Bewegung und die Vorfreude auf das Neue waren super.

Wer nen Garten hat. ...diesen irgrndwie neu gestalten. Da gibts ja auch tausend Dinge zu tun.

Vorneweg, danke für das Eröffnen dieses Threads und die vielen guten Tipps.

Ich musste selbst jetzt 3 Monate warten und habe Folgendes unternommen:

- Selbsthilfegruppe. Bei meiner muss man einen geringen Beitrag zahlen, dafür gibt es aber auch Getränke und ein Buffet und alles ist super professionell. Es sind immer zwei ModeratorInnen dabei und die Gruppen sind klein mit max. 6 Personen.
- Öffentliche Angebote für psychosoziale Gesundheit: ich gehe zu einer Kunstgruppe und einer Theatergruppe. Habe auch eine Schreibwerkstatt und eine Yoga-Gruppe ausprobiert.
- Sich FreundInnen gegenüber öffnen (ist mir sehr schwer gefallen) und den eigenen Zustand offen ansprechen
- Gleichzeitig sich auch von belastenden Kontakten konsequent distanzieren bzw. Grenzen setzen
- Probieren jeden Tag mind. 1 x rauszugehen und sei es nur zum Bäcker
- Es sich in der Wohnung gemütlich machen mit Kerzen, Blumen, warmer Dusche etc.
- Nicht streng mit sich selbst sein und sich für Kleinigkeiten (Abwasch erledigt) loben
- Gut wäre es zum Sport zu gehen (habe ich in der schwersten Phase nicht mehr geschafft, obwohl ich gewusst habe, dass es mir guttut)
- Akzeptieren, dass man krank ist. Mit Grippe versucht man ja auch nicht das Matterhorn zu besteigen
- Akzeptieren, dass die Genesung Zeit braucht

Kann noch Achtsamkeit erlernen hinzufügen. Besonders auf die eigenen Gefühle und das Gedankenkreisen bezogen. Das kann auch in der Therapie ganz gut helfen, weil man schon gelernt hat seine eigenen Gefühle zu benennen bzw. weis wie man mit sich selbst umgeht. Da gibts auch viel Literatur zu dem Thema. Hab damals Gefühle im Griff gelesen da gibts auch nen Workshop teil mit dem man ein paar Wochen für sich selbst arbeiten kann.

Ansonsten hilft es mir auch immer mal wieder Literatur zum Thema Psyche zu lesen. Egal ob Wissenschaftlich oder Philosophisch.

Ich kann jedem Betroffenen ans Herz legen, es mit der psychisch funktionellen Ergotherapie zu versuchen. Ihr braucht hierfür ein Rezept, das Euch jeder Hausarzt ausstellen kann! Mir haben die Sitzungen sehr gut geholfen, einen Zugang zu mir selbst zu finden und mich öffnen zu können. Hier ein Überblick:

Eine psychisch-funktionelle Behandlung dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Störungen der psychosozialen und sozioemotionalen Funktionen und den daraus resultierenden Fähigkeitsstörungen.
Sie umfasst insbesondere Maßnahmen zum/zur
Verbesserung und Stabilisierung der psychischen Grundleistungsfunktionen wie Antrieb, Motivation, Belastbarkeit, Ausdauer, Flexibilität und Selbständigkeit in der Tagesstrukturierung
Verbesserung eingeschränkter körperlicher Funktionen wie Grob- und Feinmotorik, Koordination und Körperwahrnehmung
Verbesserung der Körperwahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung
Verbesserung der Realitätsbezogenheit, der Selbst- und Fremdwahrnehmung
Verbesserung des situationsgerechten Verhaltens, auch der sozioemotionalen Kompetenz und Interaktionsfähigkeit
Verbesserung der kognitiven Funktionen
Verbesserung der psychischen Stabilisierung und des Selbstvertrauens
Verbesserung der eigenständigen Lebensführung und der Grundarbeitsfähigkeiten.
Die psychisch-funktionelle Behandlung kann als Einzel- oder Gruppenbehandlung verordnet werden.

LG, Perle





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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