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Hallo ihr Lieben.

Ich weiß gar nicht richig wo ich anfangen soll, am Besten mittendrin.

Ich werde dieses Jahr 21 und befinde mich im ersten Jahr meiner Ausbildung zur Altenpflegerin - ich liebe es mit Menschen zu arbeiten und bin unglaublich froh darüber etwas gefunden zu haben, was ich nicht als lästige Pflicht, sondern wirklich als Berufung sehe, und das bekomme ich auch von den Leuten zurück. Das einzige, was mich wirklich stört, sind die ständigen Streitereien und Lästereien unter Kolleginnen. Natürlich regt man sich einmal auf, aber das Verhalten untereinander ist teilweise so rücksichtslos und unhöflich dass ich am Liebsten schreien würde. Was ich nicht tue, ich ignoriere es meistens und sage einfach gar nichts.
Das Problem dabei ist, das sich Mobbing durch mein ganzes Leben zieht und ich mich selber unglaublich schnell in eine Opferrolle dränge - ob gerechtfertigt oder nicht. Schnell habe ich das Gefühl das alle gegen mich sind und ziehe mich zurück. In meiner Klasse habe ich mich zu anfangs wohl gefühlt, war Klassensprecherin, immer extrem gute Noten ... gegen Winter kamen dann Selbstzweifel und Erfolgsdruck, irgendwann war ich soweit dass ich mich phasenweise nicht mehr getraut habe am Unterricht teilzunehmen. Ich war wieder überzeugt davon, das alle gegen mich wären, hatte Schweißausbrüche und auch wieder Panikattacken.
Das erste Mal eine Panikattacke hatte ich auf einer Ehrenpreisverleihung, also in einem Raum in dem alle Aufmerksamkeit nach vorne gerichtet war. Seitdem habe ich verstärkt Probleme mit soetwas. Immer wieder phasenweise war es in sozialen Situationen sehr schlimm, allerdings nie mit meinen Betreuten.

Ich fühlte mich immer unwohler in sozialen Situationen, stand permanent unter Panik bei meinen prüfungsvorbereitenden Anleitungen und war dementsprechend furchtbar schlecht - was im krassen Kontrast zu meinem sonstigen Umgang mit den Leuten oder meinen Schulleistungen stand. Ich sprach meine Anleiterin darauf an, dass ich wieder vermehrt unter Panik leide - sie tat es als Ausrede ab und ich fühlte mich schlecht gemacht.
Drei Tage vor meinem Praxisbesuch brachte ich eine Dame mit einen Lifter (Sara) ins Bett.
Kurz bevor sie das Bett erreichte erschlaffte sie und die Zunge hing aus dem Mund. Auf Ansprechen reagierte sie nicht.
Ich ließ sie aufs Bett herab, ging sicher dass sie nicht fallen konnte und rannte aus dem Zimmer auf der Suche nach meinem Kollegen - der eine Zig. machte. Schnell ging ich nochmal ins Zimmer, wo die Dame putzmunter saß und mich fragte warum ich denn so plötzlich rausgerannt sei. An eine kurze Ohnmacht konnte sie sich nicht erinnern.
Als mein Kollege wieder da war mass er BZ und Vitalwerte, alles war in Ordnung.

Zuhause brach ich zusammen, der festen Überzeugung eine Halluzination gehabt zu haben.
Akkustische Halluzanioten hatte ich schon länger, wenn Leute neben mir redeten hörte ich immer wieder Sätze die gegen mich gerichtet waren. Doch sowas hatte ich vorher noch nie gehabt.

Seit Mitte Januar bin ich jetzt krankgeschrieben und warte.
In den ersten Monaten habe ich mich nicht mehr alleine aus dem Haus getraut, ein Freund musste mich zum Arzt, zum Einkaufen, sogar zum Wäsche in den Keller bringen begeliten.
Anfang Februar hatte ich mein Vorgespräch mit der Klinik, in die ich gehen wollte - gesagt wurde mir dass ich zwei Monate warten müsse. Schule und Arbeit gaben das Okay.
Zeitgleich wurde mir Trimipramin verschrieben, als Dauermedikation. Ich war ständig müde, das Zimmer ruckte nach rechts und links, aber ich ging ab und zu wieder alleine raus. Anfangs war ich noch von Panik, Stress und Schlafproblemen geplagt, doch mit dem Medikament wurde es besser.
im März merkte ich dass ich nur noch am Schlafen war und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, also setzte ich es eigenständig ab - um kurz darauf zu erfahren dass man es gar nicht als Dauermedi nehmen sollte.

Ich redete mit meiner Ärztin, die mir empfahl mein Alltagsleben wieder langsam aufzunehmen, wegzugehen etc.
Nach und nach ging ich, beschützt von meinem Freundeskreis, wieder aus dem Haus, bin mittlerweile auch meistens wieder fähig alleine Bahn zu fahren was in den letzten Wochen zu eine msofortigen Anfall führte.

Mittlerweile bin ich fünf Monate krankgeschrieben und habe mich weitestgehend stabilisiert, bin jedoch noch weit davon entfernt selbständig zu sein. Es gibt Tage an denen mich allein der Gedanke das etwas mit mir nicht stimmt zum Verzweifeln bringt. Der Klinikaufenthalt verschiebt sich immer weiter, heute rief ich an um zu erfahren dass es frühestens Mitte Juni ginge, sehr wahrscheinlich aber noch später - im August fängt mein neues Ausbildungsjahr an, ich werde wieder im ersten Jahr starten. Wenn ich einen Monat am Stück krank bin komme ich wahrscheinlich nicht auf genug Stunden für meine Helferprüfung.
Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, ich sitze nur noch zuhause und warte oder gehe etwas mit Freunden machen, wenn ich einen guten Tag habe - was aber auch schnell wieder umschlagen kann.
Ich fühle mich permanent unwohl in Gesellschaft und weiß nicht mehr wohin ich mich wenden soll. Ich habe unglaubliche Angst bei der Arbeit und der Schule anzurufen und ihnen mitzuteilen, dass es noch länger dauert.
Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll.
Ich bin mittlerweile von so einer tiefen Hoffnungslosigkeit erfüllt, dass ich gar nicht mehr weiß wo ich das alles anfangen soll.
Und dazu kommen noch etliche andere Probleme und Krankheiten mit denen ich es nicht schaffe zum Arzt zu gehen.

Es tut mir leid dass der Text so lang und unstrukturiert geschrieben ist, aber ich bin total durch den Wind. Über jegliche Hilfe oder Ratschläge freue ich mich sehr.

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05.05.2015 13:25 • 05.05.2015 #1


3 Antworten ↓


Hallo liebes reiskoernchen!

Erst mal herzlich Willkommen Ich bin auch noch gar nicht sooo lange hier, aber fühle mich pudelwohl im Austausch mit anderen Leidensgenossen und bei deinem Text gerade kann ich so viele Parallelen entdecken!
Zuerst ein mal: Mach dir keine Gedanken darüber, was die Schule/ Arbeit denkt. Davon konnte ich mich relativ schnell befreien, denn du bist krank, egal ob es nun psychisch oder organischer Natur ist. Du würdest einem Kollegen/ einer Kollegin doch auch sagen, dass die Gesundheit das Wichtigste ist und an erster Stelle stehen sollte und ihm/ ihr keine Vorwürfe machen, wenn er/ sie versucht, wieder gesund zu werden!

Ich warte aktuell auch auf einen Platz in einer psychosomatischen Klinik. Es hieß auch 8-10 Wochen Wartezeit.. jetzt bin ich schon in der 11. Wartewoche, hatte auch letzte Woche mal nachgefragt aber man konnte mir auch nix Genaueres sagen, ausser dass es eben noch etwas dauert. Bin ebenfalls seit einem halben Jahr schon aus der Arbeit raus und kenne diese Alltagsüberwältigung nur zu gut!
Tatsächlich fahre ich auch erst seit zwei Wochen (!) wieder alleine Bahn! Mein Krankheitsbild ist etwas anders, ohne da jetzt zu tief zu gehen führt es bei mir aber auch zu Panikattacken und seitdem einer an der Bushaltestelle passiert ist hatte ich lange Zeit die gedankliche Brücke geschlagen, dass Bus Bahn was mit Panik zu tun hat und generell waren alle Situationen, in denen ich nicht sofort fliehen, also aufstehen und gehen kann, die reine Qual. Also hab ich sie gemieden... mittlerweile geht es, wie gesagt. Allerdings blieb die U-Bahn letzte Woche kurz im Tunnel stehen, vermutlich weil die Bahn davor noch an der Haltestelle verweilte, aber da ging kurz die Was wenn Spirale bei mir los... Aber da es nur einige Sekunden waren, konnte ich weiter fahren... hätte das länger gedauert, wäre ich vermutlich schweißgebadet ausgestiegen

Du schreibst von guten Tagen.. genauso spreche ich auch immer! Verabredungen sage ich immer nur zu mit Ja, wenn ich einen guten Tag habe, melde mich dann noch mal ...denn ich hab auch noch viele schlechte Tage und dann möchte ich nicht raus. Allerdings ist es bei mir so, dass ich mich nicht unwohl fühle, wenn ich unter Freunden bin, sondern eher euphorisiert bin (besonders danach) ...allerdings stehe ich die ganze Zeit total unter Anspannung. Immer bereit für eine Panikattacke.. und das ist verdammt anstrengend. Deswegen brauch ich danach erst mal wieder 1-2 Tage Ruhe Zuhause.. Ich muss z.B. dringend einkaufen, konnte mich gestern schon nicht aufraffen und jetzt bringt mi meine Mutter nachher ein paar frische Lebensmittel.. und ich bin 29

Ich glaub, das Wichtigste ist wirklich, dass man akzeptiert, dass man krank ist. Man ist nicht schuld, dass man antriebslos ist, traurig etc.. und man muss ebenfalls akzeptieren, dass diese Krankheit eben nicht so schnell zu heilen ist, wie eine Fuß, den man sich bricht, vergipst und wenn der Gips ab ist, dann macht man noch ein bisschen Krankengymnastik und das ist alles wieder schick. Seitdem ich ehrlich zu mir selbst bin und auch meinen Freunden/ Familie offen erzähle, was mit mir los ist, ist auch das Verständnis da und man bekommt kein Jetzt raff ich doch mal auf, ich hatte auch einen schweren Tag, wenn man eine Verabredung absagt, sondern einem wird gut zugeredet, wenn man das will, aber ebenso ist es für alle auch ok, wenn man sagt, dass man im Moment seine Ruhe will!

Zu dem Medikament und den Halluzinationen kann ich leider nicht wirklich etwas weises zu sagen, da ich das Medikament nicht kenne und selbst mit Halluzinationen kaum bis keine Erfahrungen gemacht habe..
Das einzige, was mir schon passiert ist, ist, dass ich die schlimmsten Attacken nachts habe, seit einem Vorfall und morgens teilweise nicht mehr weiß, was Traum und was Realität war... Stimmen bzw. Dinge hören, die nicht gesagt werden, das kenn ich auch nicht... aber warst du damit denn schon mal in Behandlung? Oder ist die Klinik jetzt quasi der 1. Angang?

...ich wünsche dir auf jeden Fall schon mal alles Gute halte durch! Versuch, auch wenn sich das leicht sagt, mehr die positiven Dinge hervorzuheben, als die negativen.. also, lobe dich selbst dafür, dass du an Tag X alleine draussen warst und dies und das erledigt hast und bestrafe dich nicht, wenn du dafür mal zwei Tage nichts machst.. Jeder Schritt ist ein Erfolg, egal wie langsam.. und wenn du drei Schritte zurück machst, dann machst du dafür beim nächsten Mal halt 4 vorwärts!

A


Warten auf die Klinik mit Panikstörung

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Hallo Frollein,

erstmal danke dass du deine Erfahrungen mit mir bzw. uns teilst

Das mit dem Fluchtweg kenne ich auch, aber wie alles was ich habe ist das sehr phasenabhängig.
In der Schule war es immer schwierig für mich weil ich in der letzten Reihe sitzen muss (ich habe immer das Gefühl beobachtet zu werden und fühl mich erst hunderprozentig wohl wenn ich eine Wand im Rücken habe), aber die Tür ganz vorne ist.
Beim Bahnfahren stehe ich an schlechteren Tagen lieber. Wenn ich mich in einen Zweier setze und sich jemand versucht neben mich zu setzen stehe ich lieber auf, im Gang, also das ein Platz zum Fenster frei ist geht leider auch nicht.

Ich verstehe meine ganzen Ängste einfach nicht wirklich weil ich ansich ein sehr extrovertierter Mensch bin. Ich habe nie wirklich Probleme gehabt Leute anzusprechen, nach einer Zig. zu fragen etc., werde auch sehr oft angesprochen und quatsche eigentlich sehr gerne mit Leuten. Auch auf Feiern bin ich eigentlich die, die alle anspricht und am lautesten ist.
Dazu steht mein Verhalten an schlechten Tagen natürlich krass im Kontrast - vor kurzem war ein Konzert, ein Freund hatte für die Band gekocht und mir gesagt dass ich auch gerne etwas haben kann, allerdings musste ich dafür Backstage. Ich habe eine Stunde mit mir gerungen um dann doch in Begleitung einer verständnissvollen Freundin zu gehen die mir sogar den Teller füllen musste weil ich sosehr zitterte dass ich alles verkleckert hätte ...
Allerdings ist es sehr schön so ein verständnisvolles Umfeld zu haben (:
Finde ich auch sehr toll dass deine Mutter da für dich da ist.

Traum und Realität auseinanderhalten fällt mir auch schwer. In der Zeit in der ich das Trimipramin nahm hatte ich oft geträumt dass ich vorher in einer anderen Wohnung wohnte. Eine Zeit lang war ich mir nichtmehr sicher ob das stimmt, getraut Freunde zu fragen habe ich mich natürlich nicht - meine komplette Realität fleddert manchmal aus.
Das war für mich ziemlich krass und ich bezweifle auch, dass es mit der Panikstörung zusammenhängt - vielleicht kennt sich ja jemand von euch da aus?

Die Klinik ist der 1. richtige Angang.
ich bin sehr hypochondrisch und kenne schon die Wartezimmer aller Ärzte und Therapeuten in der Umgebung, manchmal hatte ich auch schon einen Termin für eine ambulante Psychotherapie - weiter als das Wartezimmer hatte ich es nie geschafft.

Danke für deine lieben Worte (:
Ich schaue im Moment dass ich jeden Tag einmal rausgehe, ob zur Tanke Zig. holen oder wirklich für mehrere Stunden. Ich versuche auch wenn es mir schlecht geht draußen zu bleiben und mich dem ganzen zu stellen, aber oft bin ich einfach total fahrig und unkonzentriert, kann Gesprächen kaum noch folgen, die Sonne ist zu hell, einfach eine komplette Reizüberflutung.

Im Moment weiß ich einfach nicht mehr wie es weitergehen soll.
Ich werde 21, eigentlich hätte ich mit 18 mein Abitur gemacht - wenn mir meine Psyche nicht immer wieder dazwischengefunkt wäre. Jetzt habe ich noch nicht einmal eine abgeschlossene Ausbildung und bin kaum dazu fähig selbständig zu leben. Und hier springt dann das Gedankenkarussel wieder an und die Panik bricht aus - was wenn das immer so weiter geht? Was wenn ich nie wieder arbeiten kann? Was wenn das und das und das und das....

Ich denke das Wichtigste für uns alle ist wohl zu verinnerlichen, das wir alle Menschen sind und unsere Fehler haben - niemand von uns funktioniert perfekt.

Doppelpost, sorry.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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