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Hallo Zusammen,

ich hatte vor einiger Zeit ein Thema eröffnet, weil ich mich schwer getan habe mich für eine Therapieform zu entscheiden.
Letztendlich hatte ich mich für die tiefenpsychologische Therapie entschieden, da ich Verhaltenstherapie schon 2x gemacht hat und nicht zum langfristigen Erfolg geführt hat.
Ich habe jetzt 13 Sitzungen mit meinem Therapeuten gehabt, bin also in den 2. Kurzzeittherapie-Stunden.
Bisher hat der Therapeut ein sehr konzeptloses Vorgehen, mir war auch bewusst, dass TP weniger Konzept hat als eine Verhaltenstherapie, dennoch wirkt es für mich so, als ob er überhaupt keinen Plan hat, sondern jede Stunde aufs Neue beginnt und nie versucht das Gesamtbild zu sehen.
Er beginnt jede Stunde damit mich anzusehen und zu schweigen bis ich etwas sage oder er sagt nach einiger Zeit was bringen sie heute mit?. Da ich nicht jede Woche etwas Neues mitbringe, sondern erwartet habe, dass die Therapie tiefer geht und man nicht immer ein konkretes aktuelles Problem bespricht, sondern eher das gesamte Leben sich anschaut und Zusammenhänge etc. findet, fällt es mir manchmal schwer ihm dann etwas zu liefern, das er jetzt konkret bearbeitet.
Bisher gab es Stunden, in denen man nur über Kindheit gesprochen hat, dann welche über die aktuelle Beziehung und dann wieder ganz was Anderes, aber komplett ohne Plan wann was dran ist oder wie die Therapie insgesamt ablaufen soll.
Er hat auch schon mehrmals das Thema Borderline in den Raum geworfen, aber eher so fragend, ob ich das haben könnte und dann auf meine Rückfragen gemeint, ja er würde mir auch keine ausgeprägte Borderline Diagnose geben, eher so eine funktionale. Davor gab es öfter das Thema Trauma und PTBS aus der Kindheit und allgemein habe ich gerade eine depressive Phase oder Verstimmung.
Bei der letzten Sitzung hat er dann einfach zu mir gesagt, dass es vielleicht auch einfach im Gehirn liegt und ich Medikamente nehmen sollte, wenn ich ohne bestimmten Auslöser jetzt Depressionen habe und dass er nicht mehr weiß was er da tun soll.
Mich hat das dann ganz schön aus der Bahn geworfen, weil er ja auch viele vergangene Thematiken kennt und nur weil er jetzt keinen klar erkennbaren Auslöser für eine aktuelle Depression findet, auf einmal sagt er weiß überhaupt nicht mehr was er da therapeutisch machen soll und es so darstellt als ob nur noch Medikamente bleiben.
Ich kenne es eher so, dass man gleichzeitig medikamentös was macht, aber dass ein Therapeut einem von einem auf den anderen Tag sagt, dass er glaubt die Therapie bringt nichts und das mitten in der 2. Hälfte der Kurzzeittherapie, lässt mich ganz schön ratlos da stehen. Besonders weil er anfangs gesagt hat, dass er denkt ich bräuchte mal eine längere Therapie, da ich bisher immer nur Kurzzeittherapie gemacht hatte und jetzt weiß er selbst schon nach kurzer Zeit nicht mehr weiter. Das ist natürlich nicht gerade motivierend.
Ich habe nicht das Gefühl, dass meine ganzen Themen damit gelöst werden rein medikamentös behandelt zu werden, aber ich sehe auch keinen Sinn darin zu einem Therapeuten zu gehen, der selbst sagt er weiß nicht was er mit mir machen soll und nicht besonders engagiert wirkt.
Ich weiß auch gar nicht was möglich wäre, wenn man diese Therapie jetzt abbricht/beendet. Kann man dann woanders wieder anfangen? Oder hat man dann nur noch die restlichen Stunden der Kurzzeittherapie übrig?

Wie würdet ihr an meiner Stelle vorgehen? Habt ihr Erfahrung damit, dass ein Therapeut sagt er weiß nicht mehr was er da machen soll oder so wirkt als hat er gar keine Lust das mit einem weiter zu machen?

Vielen Dank für eure Ratschläge.

09.12.2023 11:19 • 28.12.2023 x 1 #1


15 Antworten ↓


Halloechen, ich reihe mich mal auf deinem boot mit ein. Ich haenge seid ueber einem jahr in einer therapie wo der therapeut sehr unzuverlaessig ist und die stunden eher wie Kaffeeklatsch sind. Wir haben bis heute auch keinen fahrplan und er wirft auch immer nur moeglichkeiten in den raum die mich stutzig machen. Also eigentlich alles was du beschreibst empfinde ich auch.

Ich mache mir oft gedanken darueber was ich mir an theraoie vorstelle. Ich stelle mir vor, dass er mich tiefer in themen leitet. Mir gezielt fragen stellt um ein selbststaendiges erarbeiten meiner liesungen zu foerdern. Mich aus irrwegen fuehrt wenn ich zu quer denke.

Wenn du dir darueber bewusst bist wie du denkst ein gespraech fuehren zu wollen, denn bespreche das mit dem thera. Aeußere deine wuensche.. Sage ihm genau das was du hier gerade beschrieben hast, dass du oftmals keine direkten themen hast oooder sammle in der woche die dinge die dich beschaeftigt haben, die emotional etwas in dir ausgeliest haben und nehme das mit um rauszufinden woher das kommen koennte, was widerrum meist in der kindheit liegt.

Schade das du in der luft haengst. Ich dachte auch so oft ueber abbruch nach aber manchmal lieb ich auch die kaffeeklatach momente da ich doch irgendwie merke wie leicht mir manches schon faellt.

Ich hoere nebenher Podcast von verena koenig... Sie inspiriert mich und stellt solche gezielten fragen und gibt viel aufklaerung. So eine form von Therapie stelle ich mir zb vor.

Ich hatte in der klinik mal eine therapeutin, die war genau so... Ich glaube allerdings auch, dass sie eine art messlatte fuer mich geworden ist denn diese dame hat sooo viel in mir bewirkt. Sie war da einfach echt mega gut in ihrem job.

Ich wuensche dir, dass du fuer dich einen weg findest. Schoen ist es doch aber eigentlich auch, dass du dir ueberhaupt darueber gedanken machst. Denn auch das ist ein prozess. Wer weiss vielleicht ist das ja mit ein ziel von ihm? Das dir klar wird was du willst und was du denkst was du fuer dich brauchst

A


Therapeut ratlos empfiehlt rein medikamentöse Behandlung

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Ging mir auch ähnlich, deshalb habe ich die letzte abgebrochen und mich quasi selbst therapiert.
Ich habe einiges darüber lesen können, dass oft die falsche Therapieform empfohlen wird, was auch bei mir der Fall war.
Wenn Menschen immer wieder in Therapien landen oder in Kliniken, dann stimmt doch etwas nicht, dann bekomme ich nicht die richtigen tools an die Hand, wenn ich es schon selbst nicht weiß, wo ich ansetzen kann. Das war bei mir leider so, 3 Therapien, mehrere Klinken und etwa 13 verschiedene Medikamente, nichts davon hat mich irgendwie weiter gebracht. Das ärgert mich heute noch ein wenig, aber nun ja, vorbei.
Heute bin ich davon überzeugt, dass der eine oder andere es auch selbst schaffen kann, langfristig.
Bei mir wurden die Abstände auch immer geringer zwischen den Therapien und den Klinikaufenthalten und am Ende bei der letzten ging es mir noch schlechter, was sagt das? Und das nach drei Jahren. Zeitverschwendung war das für mich.
Aber jeder darf seinen eigenen Weg finden und es gibt sicher gute Therapeut*innen, die an die Ursache ran gehen und wissen, wie sie da vorgehen müssen, so dass man selbst erst einmal auf den Weg gebracht werden kann, was genau eigentlich nicht stimmig ist.

Hallo, ich habe das auch schon erlebt, dass ein Therapeut die Therapie nicht mehr fortführen wollte, weil er nicht weiter wusste und es so gar nicht passte. Weil es aber so gar nicht ohne ging, habe ich mir eine neue Therapeutin gesucht und bin jetzt hoch zufrieden! Wir kommen endlich voran und es ist rund... Es gibt auch Sitzungen, wo es mir konzeptlos vorkommt, ist es aber dann doch nicht.

Deswegen, vielleicht noch mal neu schauen.

LG Zita

Same.

Hatte auch eine tiefenpsychologische Therapie und es war genauso wie bei dir. Kein Plan, kein Hinterfragen. Wäre ich nicht kommunikativ, hätten wir 1 Stunde schweigend nebeneinander gesessen.
Letztendlich wurde die Therapie dann auch nach 12 Sitzungen von der Therapeutin beendet mit den Worten, ich würde ja gar nicht therapiert werden wollen und mich innerlich und unbewusst dagegen wehren. Bis heute habe ich keine Antwort darauf, was ich hätte unterbewusst ändern müssen

Bin jetzt wieder In einer VT.

@Juna93 Tatsächlich hatte ich das auch schon mal. Es hat mich erst sehr empört, im Nachhinein hat sich aber herausgestellt, dass es das Best war, was mir passieren konnte.

Ich hatte mit einer tiefenpsychologischen Therapie angefangen. Vom Gefühl her ging es mir genau wie Dir. Er hat mich immer erzählen lassen, aber es kam kaum ein Feedback von ihm. Ich konnte es damals noch nicht richtig greifen - heute weiß ich, dass genau das Feedback und die andere Sichtweise hilfreich sind, um aus dem Schlamassel rauszukommen. Ich habe die Therapie durchgezogen, aber gebracht hat sie mir nicht wirklich was. Wir sind gefühlt in jeder Stunde am gleichen Punkt gelandet. Ich habe das dann natürlich alles auf mich bezogen und gedacht, ich bin einfach zu doof. Nee, war ich nicht - der Therapeut hatte einfach kein Konzept, bzw. ist es bei einer tiefenpsychologischen Therapie eben das Konzept, nur den Patienten reden zu lassen.

Danach war ich bei einer Verhaltenstherapeutin. Die hat mich zwar gefühlt mit tausend Tipps und Anregungen zugeschüttet, aber ich konnte nichts davon umsetzen. Ich hatte bei keiner Stunde auch nur ansatzweise das Gefühl, dass es mich irgendwie weiterbringt. Und wieder dachte ich, dass ich einfach zu doof und unfähig sei.

Nach ein paar Monaten teilte sie mir dann auch mit, dass sie das Gefühl hätte, das sie mir nicht helfen könne. Ich fiel damals auch aus allen Wolken. Sie sagte dann aber auch, dass sie das Gefühl hätte, dass bei mir der Zugang zur Gefühlsebene komplett dicht ist und das ich eher da dran arbeiten müsse. Und sie hat mich an einen anderen Therapeuten weitergereicht der Körperpsychotherapie macht. Sie war sehr überzeugt von den Fähigkeiten dieses Therapeuten und der festen Ansicht, dass der mir weiterhelfen kann. Nachteil war, dass Körperpsychotherapie nicht von der Kasse übernommen wird. Das hat sie mir auch gleich dazu gesagt.

Im Rückblick betrachtet habe ich meine Meinung nochmal revidiert und muss sagen, dass ich das gut fand von ihr. Sie hat mir und ihr jede Menge Zeit und Frust erspart. Und der andere Therapeut konnte mir wirklich weiterhelfen - mehr als jeder andere zuvor. Infofern sieh es als Chance - Du weiß jetzt noch nicht, wozu es gut ist.

Und nochmal so allgemein zur Therapie:
Ich glaube, wir alle gehen zu sehr mit der Haltung in eine Therapie Der Therapeut ist der Fachmann und der wird schon wissen was er tut. Der löst meine Probleme. Nein - tut er nicht. Er ist der Fachmann, ja, aber er kann auch nur vor unseren Kopf blicken und nicht hinein. Wir sollten ihn nicht wie einen Arzt sehen, sondern eher als Dienstleister. Ich brauche sein Wissen und seine Kompetenz um mir selbst zu helfen. Und darum sollten wir auch nicht als Bittsteller, sondern als gleichberechtigter Partner in die Therapie gehen. Es ist unser Weg, nicht der des Therapeuten. Am Anfang muss er erst einmal die Führung übernehmen, weil wir ja noch nicht wissen wo es lang geht. Aber je länger wir zusammen unterwegs sind, je mehr können auch wir die Führung übernehmen. Auch ein Therapeut kann sich mal verrennen und die falsche Abzweigung nehmen.

Das dürfen wir dann aber nicht kommentarlos hinnehmen, weil er weiß schon, was er tut. Da ist es dann zwingend erforderlich, dass wir reingrätschen und sagen: Nein, das möchte ich so nicht. Ich brauche jetzt das und das, und mir fehlt dieses und jenes. Und wenn uns das im realen Leben schwer fällt, ist dieser geschützte Rahmen eine super Chance, es zu üben und zu lernen.

Und sollte der Therapeut damit nicht klar kommen, ist er ganz klar der falsche. Wenn er nur sein Standard-0815-Programm abziehen will - dann würde ich die Zusammenarbeit beenden.

Zitat von -IchBins-:
und es gibt sicher gute Therapeut*innen, die an die Ursache ran gehen und wissen, wie sie da vorgehen müssen, so dass man selbst erst einmal auf den Weg gebracht werden kann, was genau eigentlich nicht stimmig ist.

Ich glaube, da liegt in unserem Gesundheitssystem der Hase im Pfeffer begraben. Die Therapien, die bei uns Standard sind, gehen einfach nicht tief genug, weil jeder Therapiezweig nur einen Teilbereich abdeckt und es keine Therapieart gibt, die integrativ und ganzheitlich arbeitet. Also, es gibt sie schon, aber sie wird nicht von der Kasse bezahlt. Und es bringt mir halt auch nichts, wenn ich erst in einer Verhaltenstherapie nur lerne, wie ich mit meinen Syptomen umgehe und dann in einer tiefenpsychologischen, dass die Ursachen vielleicht in der Kindheit liegt, aber nicht, wie ich jetzt damit umgehe.

Und Klinik - das ist auch so ein Thema... im Grunde wird in den meisten Kliniken doch auch nur medikamentös eingestellt und das Gröbste aufgefangen. Bin ich wieder zu Hause, geht der Spaß wieder von vorn los. Und wir verlieren immer mehr das Vertrauen in uns selbst und die Psychotherapie, bis wir irgendwann als untherapierbar gelten.

Das finde ich echt super schade. Denn es gibt sie - die Therapeuten die sowas können und die Therapierichtung, die sowas bietet. Im Grunde passiert da genau das, was Du im Alleingang gemacht hast - eine ganzheitliche, nachhaltige Heilung von Körper, Geist und Seele. Insofern kannst Du super stolz sein auf das, was Du geschafft hast

Zitat von Kruemel_68:
Und Klinik - das ist auch so ein Thema... im Grunde wird in den meisten Kliniken doch auch nur medikamentös eingestellt und das Gröbste aufgefangen. Bin ich wieder zu Hause, geht der Spaß wieder von vorn los

Ja, trotzdem wird die Klinik immer als Allheilmittel verkauft. Ich war 2 x teilstationär und gerade das Abkoppeln vom normalen Alltag fand ich total blöd, weil ich so gar nicht mehr mit den Problematiken konfrontiert werde, die ich normalerweise habe. Hat irgendwie kein Therapeut verstanden, dass mir das nicht hilft.

Zitat von Juna93:
Hallo Zusammen, ich hatte vor einiger Zeit ein Thema eröffnet, weil ich mich schwer getan habe mich für eine Therapieform zu entscheiden. ...

Hallo
War bei mir leider auch schon so....hatte damals eine sehr gute Therapeutin,die sich leider selbstständig gemacht hat ,für Privatpatienten.
Danach hatte ich in dieser Gemeinschaftspraxis 2 Therapeuten mit denen ich auf der Stelle stand.Es kam mir so vor ,als hätten Sie keine Lust mit mir weiter zu machen,daher habe ich letztendlich die Praxis gewechselt und bin zum Glück,sehr zufrieden mit meinem neuen Therapeuten.
Drücke dir die Daumen.....

@Kruemel_68
Ich bin sehr dankbar, dass ich es so schaffen konnte. Es war nicht einfach und ich habe jeden Tag an mir gearbeitet, etwa nach drei Jahren wurde es besser und besser.

Es ist gut das der Therapeut Dir sagt, das er nicht weiter weiss und ich würde bei Ihm keine Stunden verlängern und in Ruhe weitersuchen. Manchmal passt die Chemie nicht (von Seiten des Theras) oder der Therapeut hat kein Konzept und möchte nur Kaffeegespräche führen ohne in die Tiefe zu gehen usw. oder ist mit bestimmten Krankheitsbildern überfordert /kennt sich nicht aus da zu wenig Praxiserfahrung gesammelt.

Meine erste Therapeutin hatte auch keinen Plan und nach 2 Jahren (wo es um Verlängerung ging )hat sie mir vor voher eröffnet. das sie nicht so recht weiss was sie mit mir machen sollte und ich lieber was anderes probieren sollte. Sie könne mir nicht weiterhelfen und wüsste auch nicht woher meine depressiven Episoden kommen (ich schon). Sie war 25 Jahre in ihrer eigenen Praxis und ich meine sie hatte auch keine Klinikerfahrung gemacht ausser in Praxen.

Erst zwei weitere Therapeuten die in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet haben, waren etwas fitter bei komplexen Diagnosen . Denke es kommt auch darauf an wo ein Therapeut seine Erfahrungen gesammelt hat (Klinik oder nur Praxis) und wie seine Weiterbildungsbilanz generell ist.

Zitat von Horizon:
Hat irgendwie kein Therapeut verstanden, dass mir das nicht hilft.

Ich wusste es erst, nachdem mir klar wurde, dass die Sicherheit eine Rolle spielte und in dern Kliniken fühlte ich mich sicher, weil ich in einem geschütztem Rahmen war. Als ich dann wieder zu Hause war, ging es mir jedesmal schlechter, aber mir war das alles die Jahre nicht bewusst. Besser war dann die Tagesklinik. Aber es wurde einfach nie richtig nach gefragt oder die richtigen Fragen gestellt, so dass man mal Kern auf die Spur kommen konnte. Das habe ich dann nach jahrzehntelangem Leid selbst heraus finden können.

Die Therapien sind rein verbale Therapien. Sie können die Prägungen, die in einer frühen, vorsprachlichen Lebenszeit entstanden - und zwar im Stammhirn, nicht im „Bewusstsein“ oder „Unbewussten“ - weder erreichen noch auflösen. Die Therapeuten können nicht mehr tun als sie tun. Wenn die Beziehung zwischen Patient und Therapeut gut ist, dann gibt es nach einigen Wochen einen gewissen emotionalen Therapieeffekt. Eine große Entlastung und ein besseres Gefühl. Wenn die Störung nicht so tief ist, mag das reichen, Aber bei tieferliegenden Störungen, versagt die verbale Therapie, was sowohl für Patienten als auch Therapeuten sehr frustierend ist. Dem Therapeuten die Schuld zu geben, halte ich für falsch. Meines Erachtens fehlen uns weitere Therapieformen, die tiefer gehen und auch nonverbal sind. Unsere gesamte Welt ist in Gefahr zerredet zu werden, es wird nur noch geredet und gequatscht: es kommt nichts dabei heraus. Siehe Talkshows, siehe Politiker, siehe Experten.

Zitat von Reconquista:
Meines Erachtens fehlen uns weitere Therapieformen, die tiefer gehen und auch nonverbal sind.

Da sind sie sie, allerdings nicht kassenzugelassen...

Non verbal, du sagst es. Es ist ein super wichtiger Punkt. Diese form von therapie lernte ich nur in der klinik kennen. Zusammen in einer gruppe mit andere patienten. Es sind die einfachste dinge. Dort geht es ums wahrnehmen, fuehlen und seine eigenen, ich nenne es mal befindlichkeiten und Reaktionen auf etwas beobachten und analysieren.

Eine uebung war zum beispiel einfach nur in einen begrenzten umfeld sich bewegen. Jemand lief zum Beispiel jemanden hinterher dem das vielleicht total unangenehm war, das jemand hinter einen laeuft. Nun kommt es auf die gedanken an und was fuer ein gefuehl sich breit macht. Will man weg? Oder fuehlt sich vielleicht sogar gut wenn sich dir jemand anschließt?.. Der andere koennte vielleicht hunterher gehen weils ihm sicherheit gibt oder sich verbinden moechte weil er sich sonst ausgeschlossen fuehlt.

Im nachgang wurde es ausgewertet. Jeder hat darueber gesprochen und es gab so einige AHA.. Gar die dicksten traenen. Mich hat das alles sehr bewegt. Mal bin ich total mitgenommen aus der stunde raus und mal war ich total glueckseelig.

Koerpertherapie kann ich mir gerade nicht ganz vorstellen. Also wie laeuft das ab?
Ich weiss nur das erlebnisse, erschuetterungen im koerper gespeichert sind bzw feststecken koennen. Bei mir ist es der ruecken wo etwas sehr tief sitzt. Was ich bis heute rumtrage znd mir probleme macht. Manchmal brauch ich beim rehasport nur die richtige uebung machen und ich breche unkontrolliert in traenen aus. Beim ersten mal als das passuerte war ich sehr erschrocken und die leute um mich rum auch. Mittlerweile bin ich sehr dankbar dafuer weil denn weiss ich, dass ich es loslassen kann und geb einfach den anderen bescheid. Die sollen mich denn nicht ansprechen weil mich das ablenkt

Wie dem auch sei. Fuer jeden ist es anders. Manche gehen beim malen voll auf, manche finden es dumm wenn es in einer Klinik heißt :kunsttherapie.

Klinik ist fuer jeden nicht gleich klinik. Manche muessen von zuhause rausgeholt werden um dafuer zu sorgen, dass sie aus der situation rauskommen. Die brauchen denn den blick von außen (das sind meist die, die sich nach urlaub oder einfach nur weg sein sehnen), manchen ist das weg sein zu viel weil sie ihren savespace verlassen muessen. Denen ist denn mit zu viel konfrontation nicht geholfen.
Fuer manche ist beides nicht vorstellbar und brauchen bllt zwei wochen eh ihnen klar wird das es ihnen gut tut mal zuhause raus zu sein.

Das ist sooooo individuell. Daher denke ich, dass es also ein breites spektrum braucht an therapie. Da ist man denn selbst gefragt... Ich begrueße es immer es erstmal zu probieren bevor man gleich nein schreit.

Aus einer Therapie kommt man meist ja erstmal nicht so schnell raus weil ein wechsel in heutiger Zeit sehr lange dauern kann.

Ich habe einige erfahrungen sammeln koennen, daher mach ich neben meinem kaffeeklatsch sehr viel selbst. Darum gehts ja... Therapeuten geben Hilfe zur selbsthilfe. Klar sollen sie keine vortraege halten und viel muss von einem allein kommen. Da muss der schalter kippen

Medikamente werden ja begleitend eingesetzt um eben einen besseren zu- und umgang zu ermoeglichen. Gibt ja nun auch menschen die es auf gefuehlsebene umhaut wenn sie an alte themen gehen. vielleicht schifft aber auch der patient selbst weit um seine inneren themen drum herum aus angst vor dem was passiert usw.

Ich finde physio sollte oft begleitend zur psychiotherapie angewandt werden aber das machen die aerzte nicht. Was ich sehr schade finde.

Zitat von Juna93:
Wie würdet ihr an meiner Stelle vorgehen? Habt ihr Erfahrung damit, dass ein Therapeut sagt er weiß nicht mehr was er da machen soll oder so wirkt als hat er gar keine Lust das mit einem weiter zu machen?

Vielleicht weiß er wirklich nicht was er noch machen soll um Dich dazu zu bewegen, etwas zu machen. Möglicherweise ist tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie nicht das richtige im Bezug auf Dein Krankheitsbild. Wenn es für Dich nicht tief genug geht, gäbe es noch die Psychoanalyse, aber da wird eventuell ein Therapeut noch „schweigsamer“ erscheinen.

Was die „Lust“ des Therapeuten angeht, so ist es zum Beispiel so, dass der Therapeut gegenüber dem MD der Krankenkasse begründen muss, weshalb eine Verlängerung einer Therapie sinnvoll ist und auch eine Prognose abgeben, dass es so ist. Wenn aber keine Erfolge erzielt werden, kann er das nicht. Eine Verlängerung wäre dann fraglich. Und irgendwann ist dann ohnehin das Kontingent, dass die Krankenkasse bezahlt, erschöpft. Dann bleibt nur der Wechsel in eine andere Therapieform, die von der KK übernommen wird oder eben selbst zu zahlen. Alternativ bleibt aber jederzeit die Möglichkeit in eine Klinik zu gehen und in den dort angebotenen Therapien festzustellen, welche am ehesten einen Behandlungserfolg verspricht. VT bringt ja nur was, wenn es einem möglich ist, das eigene Verhalten entsprechend anzupassen, das der Leidensdruck abnimmt und idealerweise gänzlich verschwindet. Systemische PT bringt am ehesten etwas, wenn die Problematik in der Familie zu Grunde liegt. VT und Analyse lebt von dem was der Patient aus seinem tiefsten Inneren preisgibt und zielt weniger darauf rationale Verhaltensweisen zu erlernen, sondern darauf das erlebte zu verstehen und zu akzeptieren und verarbeiten. Leider werden KPT, Kunst/Gestaltungstherapie oder Musiktherapie kaum ambulant von der Kasse übernommen, aber in Kliniken oft angeboten, neben Achtsamkeit und PMR. Da heißt es dann, kann ich es mir leisten eine solche Therapie selbst zu zahlen und bin ich es mir wert, dies zu tun, im ambulanten Setting. Aber all diese Therapieformen können unter Umständen eine Einnahme von nötigen Medikamenten nicht ersetzen, wenn die Hirnchemie es erfordert.
Und natürlich geht alles nur, wenn man selbst dies will und auch macht.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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