Zitat von Nikieagle:Mein größtes Problem ist ja leider immer noch das meine körperlichen Symptome über meinen Emotionen liegen. Ab und zu brech ich durch und fange an mit weinen und habe einfach Angst um mein Leben. Diese innere Unruhe und Anspannung machen es so schwer psychisch zu arbeiten. Ich kenne meine Probleme und Muster, ...
Das kann ich sehr gut verstehen.
Einer meiner Herzenswünsche wäre es, mich in eine Zeitmaschine setzen zu können, um zu verhindern, dass mir mit meinem Körper passiert, was mir passiert ist. Ich wünschte, ich hätte frühe angefangen, mehr auf die Signale meines Körpers zu hören. Er hat mich oft genug gewarnt, dass alles zu viel ist, dass ich auf ihn achten muss, dass ich auf die Bremse treten muss und er mit dieser permanenten inneren Hochanspannung nicht zurechtkommt. Aber ich bin darüber hinweggegangen.
Ich hätte zu der Zeit schon intensiv in Therapie gehen sollen, mich mit meinen diversen schweren psychischen Baustellen befassen sollen, hätte zu diesem Zeitpunkt schon lernen sollen, meine psychische Hochanspannung (die sich ja körperlich ausgewirkt hat) zu regulieren. Aber ich habe es damals nicht getan. Ich bin mit Volldampf unter Hochanspannung weitergeprescht, habe die Signale ignoriert, verdrängt, verdrängt und nochmal verdrängt (das beherrschen viele von uns ja in Perfektion), und irgendwann hat der Körper dann die Notbremse gezogen und mir eine körperliche Erkrankung gebracht, die mich inzwischen gezwungen hat, zu stoppen. Die ich nie wieder loswerden werde, weil sie nicht heilbar ist. Mit der ich nun gezwungen bin, möglichst achtsam mit mir und meinem Körper umzugehen, denn nur so kann ich erreichen, dass die Erkrankung möglichst mild verläuft und sich nicht so schnell verschlechtert. Und selbst zum Zeitpunkt der Diagnosestellung war ich noch nicht bereit, mein Leben umzustellen, auf meine Psyche zu achten und auf meinen Körper zu hören, ich bin einfach weitergeprescht, bis ich dann auch psychisch mit Volldampf gegen die Wand gerast bin und von einem Tag auf den anderen gar nichts mehr ging.
Ich wünschte, ich wäre schon damals anders mit all dem umgegangen. Hätte früher Therapie gemacht. Dann wäre es mir vielleicht anders ergangen.
Was ich damit sagen möchte: Die Verbindung zwischen Psyche und Körper ist stark. Diese Verbindung ist ein zweischneidiges Schwert, man kann sie zum Positiven und zum Negativen nutzen. (Unsere Gedanken sind der dritte Einflussfaktor.)
Indem Du Dich mit Deinen psychischen Symptomen auseinandersetzt, hilfst Du Deiner Psyche und Deinem Körper. (Darum gibt es ja die psycho-somatische Kliniken, die ja genau auf diese Verbindung ausgelegt sind.) Ohne Deiner Psyche zu helfen, wird es schwer, die körperlichen Symptome in Schach zu halten. Der innere Druck ist da und sucht sich ein Ventil, und dieses Ventil ist oft der Körper.
Die Anspannung, von der Du sagst, dass sie es Dir schwer macht, psychisch zu arbeiten, wird ja von Deiner Psyche verursacht. Sie ist daher genau der Punkt, an dem Du ansetzen kannst. Und das tust Du, das ist genau der richtige Weg!
Du wirst lernen, mit all diesen Problemen besser umgehen zu können. Du hast Dich auf den Weg gemacht, und das ist bereits der wesentliche Schritt zur Lösung Deiner Probleme. Und zur Heilung (bzw. Besserung).
Was Du jetzt noch benötigst, ist eine gaaaaanz große Portion Geduld und Nachsicht mit Dir und dem Prozess. Es dauert soooo viel länger als man denkt, und Rückschritte und stark aufflammende Symptome sind leider Teil davon.
Ich wünschte, ich könnte Dir etwas anderes sagen, aber der Zeitfaktor ist wirklich nicht zu unterschätzen. Die Probleme/Symptome haben sich ja auch über Jahre und Jahrzehnte entwickelt, die Genesung wird Zeit brauchen. Da langen ein paar Monate nicht aus, das dauert oftmals Jahre. Ich bin jetzt seit vielen Jahren in diesem Prozess und bin auch jetzt immer noch mal wieder überrascht, wiiiiiee lang der Weg sein kann. Wie oft bin ich schon verzweifelt, wenn ich dachte Hey, hinter dieser Kurve liegt bestimmt die Lösung, nur um hinter der Kurve festzustellen, dass der Weg tatsächlich noch länger ist, als ich vor der Kurve dachte.
Sei geduldig mit Dir und nimm' Dir die Zeit, die es braucht. Es ist gut investierte Zeit, die sich auszahlen wird. Sei geduldig mit Dir und auch mit Deinem Körper (der wird Dir bestimmt auch künftig noch Symptome schicken, es ist die Sprache, die er kennt). Die körperlichen Symptome werden irgendwann nachlassen. Wenn Du es schaffst, Deine Anspannung zu regulieren und herunterzufahren, wird Dein Körper es Dir danken, denn dann muss er es nicht mehr übernehmen, die Anspannung zu regulieren, es ist ja sein Weg, Dir helfen zu wollen oder Dir etwas mitteilen zu wollen.
Und dann kann sich eine Positiv-Spirale in Gang setzen (über die Psyche die innere Anspannung regulieren - dadurch weniger körperliche Symptome - dadurch weniger innere Anspannung - ...).
Geh' Deinen Weg mutig weiter! Auch wenn es sich nicht so anfühlt: Du machst das super! Gib' nicht auf, alles was Du gerade fühlst und erlebst ist Teil des Prozesses. Geh' Deinen Weg weiter! Es wird sich lohnen.
Alles Liebe und ganz viel Kraft
LG Silver