Hallo Mila,
ich befinde mich in einer ähnlichen Situation.
Nach einem Zusammenbruch Anfang Mai mit mehrtägiger akuter Suizidaliltät wollte ich mich einweisen lassen. Allerdings hat meine Psychiaterin mir geraten, mich selbst um eine Klinik zu bemühen, die mit Krankenhauseinweisung arbeitet. Zwei frühere Therapeuten haben mir deutlich abgeraten, eine psychiatrische Klinik aufzusuchen, solange es mein Zustand noch erlaubt.
Das gewünschte Ziel sei eine psychosomatische Klinik, die mit Krankenhauseinweisung arbeitet, da man bei dieser Form der Kostenübernahme die Aufenthaltsdauer flexibel erweitern kann, falls während der Therapie schwierige Themen aufgerissen werden und es mir schlecht geht.
Da auch für mich aufgrund sozialer Phobie nur ein Einzelzimmer infrage kommt, beginnen an dieser Stelle die Probleme, denn Doppelzimmer werden in der Praxis aus Kostengründen regelmäßig nicht einzeln belegt, es bleiben nur reine Einzelzimmer. Damit reduziert sich die mögliche Bettenzahl schlagartig um ca. 80 % (Schätz- / Erfahrungswert).
Zudem ist die Anzahl psychosomatischer Kliniken sehr überschaubar, die Nachfrage ist wesentlich größer als das Angebot und nur ein Teil dieser Kliniken arbeiten mit Krankenhauseinweisung..
Zu Deiner Frage: Ich gehe davon aus, daß Du mit Akut-Klinik ein psychiatrisches Krankenhaus meinst, welches die Regelversorgung für den Bezirk übernommen hat.
In einer akuten psychischen Krise, die eine Aufnahme binnen Tagen erfordert, ist immer die Regelversorgungsklinik zuständig. Natürlich hast Du freie Klinikwahl, aber diese Krankenhäuser müssen eine bestimmte Bettenzahl für die örtliche Akutversorgung zur Verfügung stellen und als Auswärtiger kannst nur über Wartelisten und oft mehrwöchige Wartezeit einen Behandlungsplatz bekommen.
Nun lehne ich mich mal aus dem Fenster und behaupte Folgendes: Psychiatrische Krankenhaus = schlechtes Krankenhaus. Diese Aussage ist bewußt absolut und provokativ formuliert und ich akzeptiere jede Form von Kritik.
Persönliche Erfahrungen mit einem Psychiatrie-Aufenthalt konnte ich bislang nicht machen, allerdings ist der Tenor in Artikeln, Foren und in Gesprächen mit Psychologen überwiegend negativ.
Die zeitraubende Suche nach einer geeigneten psychosomatischen Klinik hilft mir ein wenig, die Wartezeit zu überbrücken und meine Probleme soweit möglich hintenanzustellen, denn lieber beiß ich noch einige Wochen die Zähne zusammen, als daß ich mich der maßlosen Frustration einer miserablen mehrwöchigen psychiatrischen Behandlung aussetze.
Z.Zt. versuche ich herauszukriegen, inwieweit eine diagnostizierte soziale Phobie (ICD-10 F40.1) zu einer Unterbringung im Einzelzimmer aufgrund medizinischer Notwendigkeit führen kann. Sollte doch theoretisch zwingend möglich sein, in der Praxis stoße ich aber eher auf ungläubiges Kopfschütteln (Das hab ich ja noch nie gehört usw.).
Wenn Du mit Zeitdruck aufgenommen wirst, bekommst Du auch nur die Notfallversorgung, also Medikation, Gruppentherapie etc. Wirst Du geplant aufgenommen, wird die Behandlung (hoffentlich) ganz anders angegangen (Bezugstherapeut, gemeinsame Erstellung eines Behandlungsplans etc.). Vielleicht besteht für Dich auch die Möglichkeit, noch etwas durchzuhalten und Dich selbst um eine psychosomatische Behandlung zu bemühen.
Möglicherweise läßt sich auch die Wartezeit mit dem Argument verkürzen, daß eine kurzfristige Aufnahme erforderlich sei, da sonst Einweisung in das nächste Akut-Krankenhaus droht. Diese Argumentation scheint in der Klinikpraxis durchaus gebäuchlich, ich konnte aber noch nicht herausfinden, wie sie sich tatsächlich auf Wartezeiten auswirkt.
Aktuell bin ich dabei, psychosomatische Kliniken zusammenzustellen, die per Krankenhauseinweisung aufnehmen und Aufnahmeanträge vorzubereiten. Diese Infos (Adressen, Webseiten, Ansprechpartner, Formalien) stelle ich Dir gerne zur Verfügung, wenn Du eben die Möglichkeit siehst, noch durchzuhalten und Dich selbst zu bemühen.
Falls Du dennoch eine psychiatrische Aufnahme bevorzugst, kann ich das Psychiatrische Fachkrankenhaus Rickling nennen. Mir ist bekannt, daß dort Einzel- und Doppelzimmer in ähnlichem Maß vorhanden sind, allerdings weiß ich nichts über die Wartezeiten. Hier hilft Herr Köster unter 04328/18180
http://www.pkh-rickling.de/index.php?seid=8775Rickling ist ein kleines Örtchen in Schleswig-Holstein, die Klinik ist recht groß, aber nett angelegt mit viel Grün und mehreren kleineren Häusern. Die Ausstattung rangiert zwischen ordentlich und super, das Essen ist erträglich.
Viele Grüße
Marc