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Liebe Forengemeinde,
ich schreibe da ich seit Längerem einige Probleme mit meiner Therapeutin habe und mir unsicher bin, wie ich damit umgehen soll. Ich mache seit 2013 eine Gesprächstherapie, die ich damals in der sehr angespannten Lage des Lehramtsreferendariats angefangen habe. Ich habe die Therapie auf Grund meines geringen Selbstwertgefühls, Problemen in der Arbeitsorganisation und Unzufriedenheit mit meinem Sozialleben angefangen. Dabei waren die letzten Jahre beruflich sehr schwierig für mich (Lehrproben, Abschlussprüfungen, Berufseinstieg, derzeit anhaltender Kampf mit dem Beruf), was die Therapie sicherlich in die Länge gezogen hat.
Die Therapie war von Anfang an immer wieder von ausfallenden Terminen und Absagen geprägt. Ich habe meinen Termin morgens um 8, und die Therapeutin hat mir häufiger in der Nacht vorher eine SMS geschrieben dass sie nicht kommen könnte. Bis auf wenige Ausnahmen waren es sehr verständliche, nachvollziehbare Gründe, aber es hat mich immer wieder total enttäuscht und traurig gemacht. Z.T. hat sie mir Termine am Telefon als Ersatz angeboten, was mir eigentlich nicht angenehm war. Anfangs kam sie häufiger zu spät. Häufiger war auch der Empfang vor der Sitzung für mich schwierig. Sie kommt aus einer anderen Stadt und kommt morgens mit dem Zug, wofür sie sehr früh aufsteht. Oft berichtet sie mir dann von den schwierigen Bedingungen ihrer Anfahrt oder davon, wie kalt ihr auf dem Bahnsteig geworden ist. Ich weiß in diesen Momenten nicht wirklich wie ich damit umgehen soll, schließlich nimmt sie diese Schwierigkeiten ja für mich auf sich. Insgesamt würde ich mir von ihr ein professionelleres Auftreten wünschen, das Gefühl haben zu können, dass sie jetzt für mich da ist.
Ich bin ihr gegenüber nach wie vor unsicher, suche in der Therapie viel nach den richtigen Worten und habe Angst, etwas Falsches zu sagen und verurteilt zu werden oder stehe unter Erfolgsdruck. Oft führt sie mich noch mehr in die Traurigkeit hinein, und ich bin mir unsicher, ob das an der Stelle und in meinem Fall überhaupt sinnvoll ist. Ich wünsche mir manchmal, sie würde mir eher helfen, mehr auch positive Seiten an mir und meinem Leben wahrzunehmen.
Ich bin bis hier her trotzdem bei ihr geblieben, weil
- sie sich eher schlicht kleidet und ich mich damit identifizieren kann
- ich mich in vielen anderen Bereichen mit ihr identifizieren kann
- ich kein Erbsenzähler sein möchte und selbst eher etwas chaotisch bin
- sie im Gegenzug flexibel und (telefonisch) erreichbar war
- ich aus der Therapie Stoff zum Denken mitnehmen konnte und neue Erkenntnisse hatte, so z.B. bei Problemen in der Arbeit nicht den Fehler zuerst bei mir zu suchen, oder seit Neuestem meine etwas einzelgängerische Persönlichkeit anzuerkennen und nicht mehr dagegen zu kämpfen.
Es fällt mir generell schwer, in der Therapie den Mund aufzumachen, und es sind schon einige Stunden vergangen, in denen ich kaum etwas gesagt habe (wobei es in meinem Kopf ziemlich rotiert). In die letzte Therapiestunde bin ich mit viel Traurigkeit gegangen und habe nur verzweifelt gegen die Tränen gekämpft aber kaum etwas dazu gesagt. Ich frage mich, ob meine Schwierigkeiten, in der Therapie etwas zu sagen, auch von den oben beschriebenen Problemen kommen. Und ob sie evtl. die falsche Therapeutin, bzw. das die falsche Therapierichtung ist. Wäre es sinnvoll, die Probleme noch einmal anzusprechen (auf Unpünktlichkeit und Termine absagen habe ich sie mal angesprochen)? Bin ich zu empfindlich?
Danke für Rückmeldungen, lG M.

19.03.2015 15:39 • 21.03.2015 #1


6 Antworten ↓


Seit 2013 bist du schon bei ihr?
Das ist eine lange Zeit. Hast du nicht so viel Vertrauen mittlerweile um die genannten
Probleme so direkt zu sagen?
Sonst läuft das halt so weiter, richtig gut ist es nicht, auch nicht so schlecht.
Aber es bringt dir eben auch nicht so viel. Ich habe so das Gefühl so recht voran geht es nicht
mehr gerade?

A


Probleme in der Therapie

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Liebe Lumia,
vielen Dank für die schnelle Antwort! Darf ich dir noch eine Frage stellen: findest du, dass das Kleinigkeiten sind oder nennenswerte Probleme? Ich fühle mich schon schlecht, ihr das so zu sagen, auch weil es jetzt schon so lange so läuft. Und dann frage ich mich auch, ob es eigentlich etwas bringen kann. Ja, so richtig gut ist es nicht, aber eben auch nicht schlecht, das hast du gut getroffen. Und ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass es so richtig gut ist. Ich habe eigentlich den Eindruck, dass es die ganze Zeit schon nur so mäßig viel bringt. Auch wenn ich ja Ideen mit nach Hause nehme und Sachen noch einmal anders sehen kann.

Liebe Timoleona,

nein, ich finde nicht das es Kleinigkeiten sind. Es macht dir ja Probleme und Sorgen, also du fühlst
dich ja nicht wohl so wie es läuft.
Unter dem Aspekt macht die Therapie aber nicht so viel Sinn und genau das fühlst du ja auch.
Ein Kreislauf eben.
Du solltest deine Gedanken und Gefühle schon so zum Ausdruck bringen wie sie gerade sind, dafür
ist die Therapeutin ja auch da.Schlecht fühlen musst du dich dabei nicht.
Ansonsten hat sie ja auch ein falsches Bild von dir wenn du nicht viel sagst aus Angst das Falsche zu sagen.
Oder schreib dir das alles mal auf und nimm es mit zur Theraphie und lies es ihr vor, ist vielleicht leichter.
Du wirst sehen es geht dir dann besser.

Hallo timoleona,
Zitat:
Bin ich zu empfindlich?


Auf keinen Fall.


Zitat:
Ich weiß in diesen Momenten nicht wirklich wie ich damit umgehen soll, schließlich nimmt sie diese
Schwierigkeiten ja für mich auf sich.


Das sehe ich nicht so. Für die Therapeutin ist es ein Beruf. In Deinem Beruf
ist es auch wichtig korrekt und pünktlich zu sein.

Zitat:
suche in der Therapie viel nach den richtigen Worten und habe Angst, etwas Falsches zu sagen
und verurteilt zu werden oder stehe unter Erfolgsdruck


In einer Therapie kannst Du nichts falsches sagen.
Siehe Deine Therapeutin als diejenige, der Du, bis auf harte Kritik an ihrer Person alles sagen darfst.
Deine Therapeutin darf ihre Meinung sagen. Sie ist aber nicht die Richterin, über gut oder schlecht,
richtig oder falsch.
Zitat:
Ich frage mich, ob meine Schwierigkeiten, in der Therapie etwas zu sagen, auch von den oben
beschriebenen Problemen kommen. Und ob sie evtl. die falsche Therapeutin, bzw. das die
falsche Therapierichtung ist.


Woher Deine Schwierigkeiten kommen musst Du Dir schon selbst beantworten. Machst Du nicht
gerade deshalb die Therapie. Ob die Therapeutin die richtige ist solltest Du auch selbst entscheiden.
Die Frau sollte Dir schon sympathisch sein und Vertrauen solltest Du auch zu ihr haben.
Wichtig ist, Alles was Du ihr erzählst, wird nie ein anderer erfahren.
Dies sollte Dich beruhigen.

Zitat:
Oft führt sie mich noch mehr in die Traurigkeit hinein


Na, wo soll sie Dich denn sonst hinführen. Willst du nicht erkennen, was für Dich früher so
unangenehm war. Wenn Du Deine Angst, offen über Schwierigkeiten zu reden verlieren möchtest,
solltest Du Dir doch gerade das anschauen, weswegen Du Deine Sperre im Denken aufgebaut hast.

Zitat:
Es fällt mir generell schwer, in der Therapie den Mund aufzumachen, und es sind schon einige
Stunden vergangen, in denen ich kaum etwas gesagt habe (wobei es in meinem Kopf ziemlich rotiert).


So lange Du in der Therapie nicht den Mund auf machst, also ehrlich und klar aussprichst, was Dich
innerlich bewegt und blockiert, musst Du Dich vermutlich kaum fragen, ob das die richtige Therapierichtung
und sonst anderes ist.
Rede einfach mal drauf los. Wie Du es empfindest!



Viele Grüße

Hotin

Hallo ihr zwei,
vielen Dank erstmal für eure Einschätzungen und Tipps! Es ist immer ganz gut nochmal andere Einschätzungen zu hören.
Liebe Grüße und euch einen schönen Tag!

Hallo, melde mich auch mal zu deinem Problem.

Professionelle Arbeit hat mit Disziplin zu tun. D.h Sitzungen werden pünktlich begonnen und der Zeitrahmen auch eingehalten. Das erzieht auch die Patienten, gerade im psychischen Bereich.

Vertrauen ist das a und o. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Patienten in die richtige Richtung zu leiten. Ab und an muss auch der Patient eine härtere Gangart vertragen.

Ist aber eine Sache deiner Mitarbeit. Und Gefallen musst du deiner Therapeutin nicht. Wichtig ist, dass du Fortschritte machst. Also an dir arbeitest mit der Unterstützung des therapeutens.

Also überlege dir, ob du nicht mal jemanden anders ausprobieren möchtest. Die lange Zeit müsste eigentlich ausgereicht haben, dass du diese Fragen nicht an uns stellen müsstest.

Du solltest dich angenommen fühlen.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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