Hallo,
zunächst (bevor ich zu dem großen Aber komme):
Die Gefühle, die Du jetzt hast, sind ganz normal. Ganz, ganz viele Patienten vermissen die vollstationäre Klinik erstmal schmerzlich und haben Schwierigkeiten, zuhause wieder Fuß zu fassen.
Ich denke schon, dass Du Dich grundsätzlich wieder anmelden kannst, das müsstest Du mit Deiner Krankenkasse klären. Aber wenn Dein Psychiater eine erneute akut-Einweisung gut begründen kann, ist es nicht ausgeschlossen. Es hängt auch maßgeblich von den Diagnosen ab, die Du hast. Ich hatte auch einmal einen Aufenthalt, nach welchem ich gar nicht klar kam, der Psychiater hat mich dann wieder in die Klinik überwiesen. Das war 4 Wochen, nachdem ich wieder zuhause war, mit dem ganzen Genehmigungs- und Anmeldeverfahren war ich dann 8 weitere Wochen später wieder dort (es lagen also insgesamt ca. 12 Wochen zwischen meinem Entlass-Tag und meinem erneuten Wiederaufnahme-Tag).
Bei anderen Patenten habe ich solche Abstände auch schon mitbekommen, manchmal ging es sogar noch schneller. Das ist also grundsätzlich machbar. (Allerdings nur, wenn die Krankenkasse keine Tagesklinik genehmigt hat, dazu sage ich weiter unten mehr).
Zusätzlich zu dem Gespräch mit der Krankenkasse solltest Du auf jeden Fall mit der Klinik telefonieren. Wie war denn die Vereinbarung, wann Du wiederkommen sollst, gab es Gespräche darüber? Normalerweise sprechen die Ärzte und Therapeuten das zum Ende des Aufenthalts an, wenn sie es für sinnvoll erachten, dass man wiederkommt (meistens so nach 6 bis 12 Monaten).
Die Tatsache, dass Du nur 4 Wochen da warst, kann Dir bei der Krankenkasse helfen (das ist ja wirklich sehr kurz für einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik), wirft aber andererseits die Frage auf, warum der Aufenthalt so kurz war. Wie kam es dazu? Hat die Klinik auf Dich eingewirkt, länger zu bleiben, oder hat Dein/e Therapeut/in gesagt, dass 4 Wochen ausreichen? Gab es Probleme bei der Beantragung einer Verlängerung oder wurde gemeinsam vereinbart, gar nicht weiter zu verlängern? All das sind Faktoren, die bei einer eventuellen neuen Anmeldung eine Rolle spielen werden.
Jetzt aber zu dem Aber:
Nachdem, was Du so geschrieben hast, kann ich mich meinen Vorrednern nur absolut anschließen, meiner Meinung nach sind die Gründe, die Du hier aufgeführt hast, alles andere als sinnvoll, sogar nicht ganz ungefährlich.
Ich halte die Tagesklinik für Dich für die bessere Option.
Die Gefahr ist groß, dass Du Dich von dem Gefühl des Aufgehobenseins, das man in einer vollstationären Klinik hat, davon abhalten lässt, Dich zuhause wieder einleben zu wollen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es einem nach der Klinik so geht (gerade wenn es vielleicht der erste Aufenthalt war), dieses Gefühl von guter therapeutischer Betreuung und der Gemeinschaft unter den Patienten kann einem so gut tun, dass man es möglichst schnell zurückhaben und wieder fühlen möchte. Aber da besteht auch gerade die große Gefahr, zu einer Dauer-Patientin zu werden (Kliniken nennen solche Patienten Drehtür-Patienten (kaum entlassen, schon wieder drinnen)).
Ich habe einige dieser Patienten kennengelernt, und glaube mir: Das ist kein Weg, den Du gehen möchtest!
Man muss sich klar machen: Die Käseglocke, unter der man in der Klinik lebt, hat mit der Realität des realen Lebens nicht viel zu tun. Man hat wenig Verantwortung, es wird sich um einen gekümmert, alle nehmen Rücksicht aufeinander....Das alles ist schön, aber es ist nicht die Realität des Lebens. Aufenthalte enden, und dann musst Du wieder in Dein Leben zurück und Dich dort zurechtfinden. Das wird auch nach Deinem nächsten Aufenthalt so sein.
Versuche es lieber mit der Tagesklinik. Der Alltag dort und die Gemeinschaft unter den Patienten sind sehr vergleichbar mit der stationären Klinik, aber man entfernt sich nicht so weit von seinem normalen Alltagsleben.
Es ist eine gute Übergangsphase, um danach wieder besser ganz ohne Klinik klarzukommen.
Und Du kannst davon ausgehen, dass Deine Krankenkasse von Dir verlangen wird, es erstmal mit der Tagesklinik zu versuchen!
Tagesklinik ist ein teil-stationärer Aufenthalt, der auch genehmigt werden muss. Wenn die Krankenkasse also die Tagesklinik gerade genehmigt hat, wird sie auch erwarten (und verlangen), dass Du den Aufenthalt dort antrittst. Es haben ja gerade Ärzte/Therapeuten diese Maßnahme für Dich beantragt, halten Dich also für stabil genug, es dort zu schaffen. Dass wird die Krankenkasse vermutlich als Argument gegen die Genehmigung eines vollstationären Aufenthalts ins Feld führen (es sollen ja immer erst ambulante Maßnahmen genutzt werden), immer auch im Hinterkopf habend, dass Du bei einer vollständigen Dekompensation ja ohne Genehmigung als Notfall in die Psychiatrie gehen kannst.
Konzentrier' Dich erstmal in aller Ruhe auf den Start in der Tagesklinik, zieh' die erstmal durch. Wenn die Therapeuten dort das Gefühl haben, dass Du wieder vollstationär gehen solltest, werden sie Dir das sagen und dann kannst Du mit den Therapeuten dort alles weitere in die Wege leiten. Aber jetzt lass' Dich erstmal auf die Tagesklinik ein.
Mir hat diese damals sehr gut getan und mir beim Wiedereinfinden in mein reales Leben toll geholfen.
Viel Erfolg!
LG Silver
09.05.2021 01:33 •
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